Meinungen zum Ulisses-Crowdfunding

  • Brechen trifft es nicht richtig - ich bin DSA 1 bis DSA 3 Spieler gewesen (nie auf die 4er gewechselt) und dachte - vielleicht erwischt mich die 5. wieder. Über die Regeln mit diversen Bugs kann ich hinwegsehen - aber nicht über das Verlagsverhalten. Das geht "Null".

    Und nein, mir geht es da nicht um das Geld, was DSA kostet. Im Verhältnis zu meinen anderen Hobbies ist Rollenspiel echt kein Kostenfaktor ;)

    Nachtrag: Gespielt werden andere Systeme. Gesammelt auch :)

  • ich glaube, dass ich dies schon einmal geschrieben habe, aber CFs machen doch nur Sinn, wenn es offen ist, ob das Produkt oder sogar die ganze Produktreihe überhaupt Käufer findet. Daher halte ich alle CFs zu DSA für überflüssig, denn es wird immer genug Leute geben, die selbst das überflüssigste DSA-Produkt kaufen, da die Stellung von DSA auf dem deutschen Rollenspielmarkt extrem mächtig ist. Ich frage mich auch, ob all die anderen CFs zu anderen Rollenspielen des Ulisses-Verlagsprogramms ebenfalls notwendig sind. Andere Verlage greifen nicht ständig zu CFs, um einzelne Quellenbücher oder Abenteuer zufinanzieren, und können ihre Produkte trotzdem in ausreichenden Mengen verkaufen.

    Ich verstehe, dass man zu CFs greift, um ein neues Rollenspiel auf den Markt zu bringen. Aber dann sollte man es eher so machen wie Modiphius, wo per CF die ganze Reihe finanziert wird. Jedes erreichte Ziel liefert hier nicht unnötiges Werbematerial wie Poster oder Sticker, sondern zusätzliche Bücher. Der CF zu Modiphius Conan-Rollenspiel brachte das zehnfache der Grundsumme ein, was dazu führte das neben dem Regelbuch noch über 15 Bücher mit finanziert wurden. Und alles ist auch für Nicht-Unterstützer erhältlich, aber zu einem höheren Preis.

  • Im Allgemeinen sehe ich das Problem mit CFs für eine RSH ja, nur ist ja hier offenbar ein ganz spezieller Fall eingetreten. Dass Ulisses in der Lage ist, eine RSH-Flöte komplett zu finanzieren, haben sie ja bereits mehrfach unter Beweis gestellt.

    Aber hier kommt ja noch ein anderer Posten dazu: Ein Roman, mit dem doch noch eine ansonsten unvollendet gebliebene Serie abgeschlossen wird.

    Scheinbar ist dieser Roman ohne Vorfinanzierung nicht oder nur sehr schwer zu stemmen (und wir haben gesehen, wie schnell F&S und Uhrwerk in Insolvenz gehen mussten, weil man sich offenbar irgendwo verhoben und verschätzt hatte). Von daher will ich mal nicht meckern, so lange es die Ausnahme bleibt. Bei der ebenfalls in Aussicht gestellten "Dschungel-Spielhilfe" sehe ich ja momentan nicht die Gefahr, dass man da noch eine abzuschließende Roman-Reihe einbinden will (oder irre ich mich da?), so dass da sicherlich (= hoffentlich) wieder der reguläre Weg gegangen wird.

  • Letzten Endes hängt es wie bei vielen Dingen davon ab, wie jeder einzelne die Argumente für und wider für sich selber gewichtet. Ich würde generell für ein paar interessante Sichtweisen und Argumente also auch durchaus raten die alten Beiträge in diesem Thread, sowie in den anderen in der Ursprungsdiskussion verlinkten Threads zu lesen, wenn einen noch weitere Sichtweisen interessieren.

    Während ich generell Crowdfunding für eine gute Sache halte, sehe ich den Sinn insbesondere darin, dass es Dinge ermöglicht, die beim Weg über den normalen Handel einem größeren Risiko ausgesetzt wären. Das kann zum einem sein das z.B. ein kleiner Verlag etwas probieren kann, an dem er sich sonst verheben könnte oder aber auch, dass ein etwas größerer Verlag mal etwas unkonventionelles versucht und dabei abklopft welche Bereiche die Kunden interessieren. Wenn Ulisses bei seinen Crowdfundings vermehrt risikohaftere Projekte angehen würde, fände ich dies begrüßenswert.

    Bei Produkten die hingegen schon fertig gestellt sind oder aber zumindest eine äußerst sichere Käuferbasis haben, finde ich ein Crowdfunding hingegen eher suboptimal. Im Gegensatz zum normalen Kauf eines Produkts liegt das Risiko jetzt beim Kunden. Ich habe nicht mehr die Möglichkeit Rezensionen des Produktes vor dem Kauf zu lesen und die Bewertung des fertigen Produktes ist für den Verlag ohnehin weniger relevant, da die Wirtschaftlichkeit schon vor Veröffentlichung gesichert ist. Selbst wenn das Produkt in seiner Gesamtheit also noch regulär in den Markt kommt, kann die Qualität eines Produktes nicht mehr so direkt mit der Geldbörse bewertet werden wie bei einer regulären Veröffentlichung.

    Zudem fühle ich mich irgendwie an die Marketingvorlesungen und Werbefernsehen erinnert, wenn man die psychologischen Effekte betrachtet. Das trifft zugegeben auf sehr viele, wenn nicht gar alle, Wirtschaftszweige zu, aber ich begrüße diese Entwicklung in ihrer Breite eben nicht. Es entsteht ein Zeitdruck (da ja z.B. nicht immer sicher ist, ob auch alle Produkte in den normalen Handel kommen oder aber eben durch die Stretchgoals, die so ja später nicht mehr erfüllt werden können), durch Bündelung erhöhe ich die Gesamtzahl der verkauften Produkte und schöpfe als Verlag halt insgesamt mehr Konsumentenrente ab, als ich es mir normalem Vertrieb erreichen könnte. Verstärkt wird der Effekt eben noch dadurch, dass der Einzelhandel mehr oder weniger ausgeschaltet wird. Rollenspielläden haben ohnehin schon zu kämpfen, wenn dann die Brot & Butter Bücher mit halbwegs guten Verkaufszahlen weniger dort zu finden sind, wird es für die noch schwieriger.

    Und dann kommt irgendwie halt noch der Zeitfaktor dazu. Ich denke die Betreuung eines CFs, die Erstellung von Begleitmaterial etc. kosten halt doch eine gewisse Zeit. Gerade wenn bei hohen erzielten Werten da vieles zusammenkommen sollte, könnte das die Frequenz der sonstigen Erscheinungen senken. Wenn einem also z.B. die Basisinformationen reichen, könnte man sich vielleicht sagen, dass man in einem Zeitraum lieber 4 Regionalbände ohne Zusatzmaterial hätte als 3 mit. (Jetzt mal fiktiv in den Raum geworfen)

    Und dann geht es halt an das Gewichten. Man bekommt durch die Stretchgoals ja durchaus auch etwas geboten. Wenn es einem wenig ausmacht bei einem unbekanntem Produkt in Vorkasse zu gehen, man jetzt den Einzelhandel ohnehin nicht so sehr vermisst und gerne viel Zusatzmaterial haben will, geht man eben anders an die Sache heran als jemand der die Zusatzmaterialien nur als "nett" bewertet und für die Verlagerung des Risikos schon mehr sehen will. Der eine unterstützt einen Verlag, der seiner Meinung nach fast jede Unterstützung gebrauchen kann, für den anderen ist es eher ein normales Unternehmen, das in seinen Augen gerade die Konditionen verschlechtert. Beides legitim. Idealerweise findet der Verlag ein System bei dem er möglichst viel Leute mitnimmt. Ob das hier der Fall ist, kann nur die Zeit zeigen.

    Es gibt aber in meinen Augen eben nicht nur Vorteile an der Sache und je nach eigener Gewichtung können auch die Nachteile überwiegen. Ich fände es z.B. bei so etwas besser die Regionalspielhilfe ganz regulär herauszubringen und lediglich beim Zusatzmaterial zu schauen, ob hier ein Markt besteht. Also ob z.B. genug Leute an der Hjaldinger-Saga interessiert sind, ohne dass man hierfür auch die Regionalspielhilfe mit unterstützen muss. (Wieder mal ein fiktives Beispiel, weil man ja noch nicht weiß, ob es wirklich so kommt.) Da wäre dann eben die Bündelung entfernt und es ginge um etwas bei dem auch wirklich eher ein wirtschaftliches Risiko als bei einer Regionalspielhilfe zu einer der beliebtesten Regionen besteht.

  • Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Thowal RSH als CF ein "Bombenerfolg" wird. Und betriebswirtschaftlich wird der Herausgeber immer mehr den Weg des einfachsten Gewinns gehen - das ist nun einmal so. Ich erwarte, dass in einigen Jahren ein Großteil der DSA-Produkte als CFs kommen werden. Und da die DSA-Kundschaft ohne Ende mitmacht, ist das leicht verdientes Geld. Passt also für alle.

  • Ich finde die bisherigen CFs sind super gelungen gerade Havena ist eine der besten Regionalspielhilfen die ich bisher gesehen habe

    Ich finde es auch legitim das so Sachen wie der Mythos als CF umgesetzt werden.

    Auf der anderen Seite sehe ich es auch kritisch weil es so wirkt das langsam aber sicher alles zu CFs wird und dann ist es irgendwann eine abgewandelte Version des "Vorbestellens" bei Computerspielen. Jeder weiß das es kommt aber wenn du es jetzt schon kaufst dann gibts diesen Skin gratis dazu.

    ABER wenn das CF dazu führt das die Spielhilfen umfangreicher sind und eine so hohe Qualität wie Havena haben finde ich es trotzdem noch ok!

    Wenn ich aber merke das der Inhalt, der Umfang und die Qualität keinen Unterschied machen zu den normalen Regionalspielhilfen dann macht es für mich keinen Sinn mehr mich daran zu beteiligen. Dann werden die Bücher wieder normal im Shop gekauft wenn sie fertig sind.

    Und ich glaube Ulisses würde sich selbst ins Knie schießen wenn sie anfangen Sachen die durch CF finanziert worden sind danach nicht normal im Shop zu verkaufen und das werden sie deshalb nicht tun.

    Im übrigen bin ich der Meinung ,dass wir ein zweites Aventurisches Elementarium Groszes Elementharium benötigen... :)

    Nunc est bibendum!

    Jetzt hat es Rom zuweit getrieben....

  • Naja, ich verstehe beide Seiten. Man sollte aber auch nicht so tun als wenn Ulisses jetzt der Erfinder der „Vorkasse“ (ja, so hat man das früher mal in Deutschland genannt, bevor alles mit irgendwelchen Anglizismen belegt wurde) wären. Bei Möbel bestellen zT. auch bei Bestellungen bei Handwerkern ist Vorkasse schon fast immer üblich. Also das unternehmerische Risiko etwas minimieren nicht allzu sehr verteufeln.

    Wir werden hier noch Monate diskutieren können ohne zu einem für alle überzeugenden Ergebnis zu kommen.

    Wer es mag soll CF unterstützen, die anderen lassen es sowieso.

  • Thorwal ist eine sehr beliebte Region, die RSH eine sichere Sache. Bei Havena war es genauso. Bei Aranien bin ich mir hingegen nicht so sicher...

    Die Kunden hatten durch immensen Zuspruch des Havena CF der Verlagsstrategie "CFs für niedrigrisiko-Produkte" recht gegeben.

    Also bieten sich doch gerade die beliebtesten Produkte als CF an, denn für uninteressante Regionen spendieren die Kunden bestimmt nicht so viel Kohle wie für Evergreens a la Thorwal und Havena. Das CF dient lange nicht mehr dazu, Risiken zu minimieren, sondern um mehr Kohle zu machen.

    Ich beteilige mich nicht an einem CF, weil ich vom Produkt und nicht von Versprechungen überzeugt werden möchte (so ein Rollenspiel ist ja keine Auftragsarbeit). Offenbar bin ich damit aber in der Minderheit und wenn die Mehrheit solche CFs unterstützt, dann verstehe ich voll und ganz, dass der Verlag diesen Markt abzuschöpft. Gewinn - das ist die Pflicht des Unternehmens, auch gegenüber seinen Mitarbeitern.

  • Vielleicht noch eine Anmerkung zu dem unternehmerischen Risiko....ja, das mag für dieses Produkt geringer sein, aber der Verlag kann sich ja trotzdem nicht unbedingt leisten, ein "schlechtes" Produkt herauszubringen, da sonst weitere CF-Projekte gefährdet wäre. Könnte ein CF also nicht auch auf den Verlag "disziplinierend" wirken, da er selbst ein Interesse daran hat, gute bis sehr gute Produkte zu produzieren, um weitere CFs überhaupt erst erfolgreich durchführen zu können? Bei der Havena-Spielehilfe scheint das ja der Fall gewesen sein. Ich zumindest höre nur Gutes darüber und bin auch selbst von der RSH recht angetan.

  • Ich kann Havras nur zustimmen, das Risiko wird auf den Kunden verlagert. Das ist Fakt und kann niemand leugnen. Wobei ich sagen muss, dass von meiner Seite ruhig jedes Produkt per CF erscheinen könnte. Ulisses könnte dann genau abschätzen, was gefragt ist und was nicht. ABER: Wenn das Risiko auf mich als Kunde abgewälzt wird, dann will ich für mein Risiko entschädigt werden. Bei Kickstarter geschieht dies meistens durch exklusive, später nicht mehr erhältliche Produkte oder einen DEUTLICH geringen Preis. So lange Ulisses nicht mehr bietet als die paar Gimmicks ist es wirtschaftlich dumm (ich wiederhole: wirtschaftlich dumm) dabei mitzumachen. Sicherer ist es abzuwarten und die Produkte ev. nach Erscheinen zu erwerben.

  • Grundsätzlich stimmt es das CF das typische Unternehmerische Risiko auf den Endkunden auslagert und kann jegliche, daraus angebrachten Bedenken, durchaus nachvollziehen.

    Trotz allem sehe ich am Ende, zumindest auf DSA bezogen, für mich als Kunden nur Vorteile. Gerne liest man ja das Argument hier das von Produkten gesprochen werden, die sich ja auch ohne CF verkaufen würden. Das würde ich von jedem bisher über CF erschienenen Produkt unterschreiben. Eine Havena-RSH hätte sich auch ohne CF verkauft, wie sich selbst ein WdV ohne CF verkauft hätte.

    Den Einfluss den CF auf diese Produkte nun aber hat, ist der Umfang in dem sie am Ende erscheinen. Die reinen Grundprodukte hätten sich vermutlich auch so verkaufen lassen. Ohne CF wäre es dann aber auch wirklich immer nur bei diesem Grundprodukt geblieben. Über ein CF können wir als Endkunde, zumindest hier bei DSA, nicht darüber entscheiden ob etwas kommt, oder nicht. Ich glaube nach wie vor das jedes Produkt was Ulisses einstellt, in seiner Minimalform auch so erschienen wäre. Über das CF bestimmen wir am Ende dann eher in welchem Umfang wir Produkt XY haben wollen.

    Ich glaube aber auch das einige bei der ganzen Diskussion den Markt für DSA, wie auch Rollenspiele im Allgemeinen, vollkommen überschätzen. Die kürzliche Insolvenz des Uhrwerk Verlages darf man da gerne noch mal als Weckruf bewerten. Mir ist am Ende lieber jedes RSH kommt über CF, als das ich am Ende darüber nachdenken muss, was der nächste Rechteinhaber vom DSA damit wohl anstellt, so sich den ein nächster findet. Letztlich stimmt es, die RSH bekommen wir so oder so, aber oftmals bringen die CFs dann doch auch nette Erweiterungen die es sonst nicht geben würde.

  • # Läden sterben meines Erachtens durch online-Handel, nicht durch Crowdfunding.

    # Die ursprüngliche Idee des Crowdfundings wird hier gerne als Spezialmethode für ökonomisch waghalsige oder sogar sicher nicht (vor-)finanzierbare Projekte dargestellt. Das wurde nicht belegt. Die Übersetzung ist schlicht "Gruppen-" oder "Schwarm-Finanzierung". Selbst wenn eine Methode früher nur in einer Weise verwendet wurde (für CF: nicht zutreffend), ist das kein Argument eine weitere Anwendung der Methode zu auszuschließen. Das Internet wurde z.B. als dezentrale unzerstörbare Kommandostruktur der US-Streitkräfte ersonnen, heute nutze ich es als Informations- und Kommunikationsmedium; und darin sehe ich keine moralische Verwerfung.

    # Wer oder was ist eigentlich "Der Verlag"? In einem Fantasy-Verlag zu arbeiten ist nicht risikolos, das sollten aktuelle Ereignisse dem Letzten klar vor Augen geführt haben. Wenn sich eine Firma entscheiden kann zwischen einem 'voraussichtlich sicheren Projekt' und einem 'sicheren Projekt' dann ist die zweite Wahl rational besser. Die schlechtere Wahl ist das 'sichere Projekt' nur dann, wenn die Sicherheitsgeber (Backer) voraussichtlich in folgenden Projekten in größerer Zahl überhaupt nicht mehr motivierbar sind. Mein Urteil: Ulisses ist Meilen davon entfernt, den Bogen zu überspannen. Sie spannen ihn - keine Frage. Bögen spannt man ja auch, dazu sind sie da.

  • Läden sterben durch viele verschiedene Faktoren. Ich würde auch den Online Handel als größeren Faktor sehen, aber habe durchaus schon mit einigen Ladenbesitzern gesprochen, die Crowdfunding als Problem genannt haben. Insbesondere im Tabletopbereich wird es schwer Einzelminiaturen im Laden zu verkaufen, wenn da große Gesamtkonvolute schon im Crowdfunding rauskamen und das in der Gemeinschaft vor Ort dann einfach hin- und hergetauscht wird. Und bei Rollenspielsystemen sind im Laden meiner Erfahrung nach primär Regelwerke und sekundär Regionalspielhilfen beliebter Regionen gefragt, während Abenteuer und Spielleiterschirme schon mal eher zum Ladenhüter werden können. (Zumindest im Rahmen meiner begrenzten Stichprobe von 3 Läden eben) Da könnte also durch CFs durchaus noch ein gewisser Faktor hinzukommen, wenn es sich auf Dinge ausweitet, die sich bisher ganz gut verkaufen.

    Den Nutzen für die Finanzierer bei einer Schwarmfinanzierung sehe ich ansonsten zumindest höher, wenn es um etwas geht, das eben nur im Schwarm finanziert wird. Bei einem Produkt das auf konventionellem Wege bisher bereits finanziert wurde, würde ich eben für mich einen Wechsel auf Schwarmfinanzierung als schlechter bewerten, da ich nun als Finanzierer das Risiko trage. Bei der einen Variante bekomme ich etwas, was ich bisher nicht hatte als Austausch für das Risiko. Bei der anderen bekomme ich etwas was ich bisher hatte, aber dazu ein zusätzliches Risiko, das es so zuvor nicht gab. Ob es jetzt wirklich die ursprüngliche Idee ist will ich gar nicht beurteilen, aber wie oben geschrieben erfüllt es für mich auf diese Art und Weise persönlich einen Sinn. Oder es müsste bei der anderen Variante zumindest eine deutlich positivere Kompensation geben, damit es für mich persönlich aufgeht.

    Aus Verlagssicht kann ich das ganze auch vollkommen verstehen. Man ist da erst mal Anteilseignern und Arbeitnehmern gegenüber verpflichtet. Dauerhaft kann sich auch mit CF natürlich niemand leisten überwiegend schlechte Produkte rauszubringen. Im Zweifelsfall ist es aber für einen Verlag natürlich schon weniger schädlich, wenn ein schlechteres Produkt gekauft beim Kunden liegt, als wenn es ungekauft im eigenen Lager liegt und Kapital bindet. Da ich die Boni des CF bisher nicht sonderlich gut finde, ist es halt für mich aus meiner eigenen Kundensicht ein Nachteil.

    Da Ulisses ja keine GuV veröffentlicht, ist es mMn eben doch schon Spekulation wie gut oder schlecht die wirtschaftlichen Verhältnisse dort sind. Bzw. analog ist es ohne genaue Interna zu kennen eher schwer zu beurteilen was genau Uhrwerk das Genick gebrochen hat. Es ist klar, dass es da in der Branche jetzt nicht um das ganz große Geld geht, aber mMn nicht klar, ob da jetzt die bloße Existenz daran hängt, dass man mit CFs mehr als bisher abschöpfen kann.

    Und wie bereits gesagt. Je nachdem wie wichtig ich gewisse Punkte erachte, mag man da auch gerne zu einem anderen Ergebnis kommen.

  • Da ich kann ich E.C.D. soweit nur zustimmen.

    Und es gilt ja auch weiterhin, dass niemand sich an CFs beteiligen muss. Sollten CFs dann irgendwann nicht mehr rentabel sein, erledigt sich das "Problem" von selbst.

    Ich für mich bestelle eh alles schon vor (und finanziere es damit vor), damit ich es zum Release habe. Für mich persönlich bringt ein CF also - aufgrund des größeren Umfang, zusätzliche pdfs und vielleicht sogar noch einen kleinen Rabatt - nur Vorteile. Mal abgesehen von Verzögerungen, aber in der Zwischenzeit erscheinen dafür ja auch noch genug andere Dinge. Und mehr Material dauert nun mal meistens länger. Ist schade, aber das wird sich kaum ändern. Am ehesten sogar noch DURCH die CF, weil Ulisses dann eher größere Kapazitäten aufbauen kann und/oder mehr parallel entwickeln kann.

    PS: Und ich habe auch schon die Insolvenzen von Schmidt-Spiele und FanPro mitgemacht und brauche keinen weiteren dadurch ausgelösten Verlagswechsel bzw. die Ungewissheit, was mit der Marke passiert.

    Zitat

    Da Ulisses ja keine GuV veröffentlicht, ist es mMn eben doch schon Spekulation wie gut oder schlecht die wirtschaftlichen Verhältnisse dort sind. Bzw. analog ist es ohne genaue Interna zu kennen eher schwer zu beurteilen was genau Uhrwerk das Genick gebrochen hat. Es ist klar, dass es da in der Branche jetzt nicht um das ganz große Geld geht, aber mMn nicht klar, ob da jetzt die bloße Existenz daran hängt, dass man mit CFs mehr als bisher abschöpfen kann.

    Wechselbalg Sie veröffentlichen aber die Bilanz inkl. Jahresüberschuss und -fehlbetrag:

    Zum 30.06.2017 stand da ein Fehlbetrag von -41.171,90 €

    Zum 30.06.2018 gab es einen Gewinn von 30.699,69 €.

    Viel wichtiger noch ist aber das positive Eigenkapital von rund 50%, was nichts anderes bedeutet, dass es Ulisses - gottseidank - sehr gut geht und nicht ein Fehlgriff das ganze Unternehmen gefährdet. Dies wiederum spricht für eine solide wirtschaftliche Führung. Und CFs sehe ich hierbei - so wurde es ja auch in der Keynote gesagt - als durchaus wichtiger werdenden Faktor, damit dies auch in Zukunft so bleiben kann.

  • Die Bilanzen sind mir bekannt. Jedoch sagt eine Bilanz alleine eben doch nur begrenzt etwas über die wirkliche wirtschaftliche Situation eines Unternehmens aus. Ohne eine GuV und/oder entsprechende monatliche BWAs würde ich da aufgrund des vorhandenen Gestaltungspielraums zumindest selber keine Aussage treffen wollen, obwohl ich aus der Branche komme.

  • Man sollte sich auch mal die Frage stellen ob DSA und Ulisses wirklich so weit von dem entfernt sind was man gemeinhin als Indie-Entwickler einstufen würde in anderen kreativen Branchen.

    Die deutschsprachige Rollenspielszene ist inzwischen sehr überschaubar und es gibt wie Sand am Meer Supermärkte und Restaurants die sehr, sehr viel mehr Umsatz machen als der kleine Verlag Ulisses mit allen seinen Produktlinien zusammen.

    Im Videospielsektor gibt es ständig CFs in einer Größenordnung von vielen Millionen Euro - manche sehr erfolgreich andere große Flops und viel dazwischen.

    Es ist ein ganz normales Geschäftsmodell in unserer Zeit.

    Eines das sehr kundenorientiert und marktdemokratisch ist, indem es Kunden, Fans und manchmal auch regelrechten Idealisten und Puristen vermittels des Internets die Macht verleiht mit vereinten Kräften selbst zu finanzieren was sie wollen - ohne Banken und eigenkapitalstarke Großunternehmen die um ihrer Stakeholder Willen sehr konservativ und massenmarktorientiert sind bei der Auswahl der Projekte die sie finanzieren.

    Und hier stehen wir in dieser kleinen deutschsprachigen PnP-Community wo wenige Idealisten Publikationen für andere Idealisten schreiben und gestalten ohne die Aussicht oder Absicht damit reich zu werden.

    Und ein Gespenst geht hier in unserer Mitte um: die Idee eines irgendwie gearteten Gegensatzes zwischen dem klitzekleinen Unternehmen Ulisses - dem letzten richtigen Rollenspielverlag der in diesem Land noch übrig ist - und den Spielern denen eine gute Zukunft von DSA am Herzen liegt.

    Wenn die Stunde aber eines geschlagen hat dann doch wohl: als Community an diesen neuen Publikationen interessierter PnP-Fans gemeinsam an einem Strang zu ziehen, damit die Sache blüht und vorwärts und aufwärts geht.

    Natürlich muss man sich da nicht unbedingt zuzählen und beteiligen.

    Tue ich selbst auch nicht wirklich bzw. letzteres garnicht.

    Ich liebe DSA, stehe DSA5 aber eher distanziert und abwartend gegenüber.

    Aber der Groschen dass man sich da in einer Branche von Idealismus und Indie-Methoden und Zusammenrücken damit es mit DSA und deutschsprachigen PnP-Veröffentlichungen gut weitergeht befindet, der sollte doch langsam echt überall gefallen sein.

    Die Tage von Schmidt-Spiele und DSA-Boxen bei Woolworth, Vedes und Allkauf sind lange vorbei.

    Das Verständnis für das CF bei DSA5, von und mit DSA5-Fans bei Ulisses und im Kundenstamm von Ulisses - das sollte wirklich überall da sein.

    Egal, wie man selbst dazu steht oder was man selbst kaufen möchte oder nicht.

    Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen wie es nicht da sein kann und wie Leute da immer noch so ein Empfinden vom potentiell bösen und gierigen "Unternehmen" Ulisses kultivieren vor dessen Risikoauslagerung auf Kunden man auf der Hut sein sollte ... während im Hintergrund der Uhrwerk-Verlag finanziell zusammenbricht.

    Diese Mentalität ist mir so fremd ...

  • Risikominimierung ist halt nur ein Vorteil von Crowdfundings. Ein weiterer ist der Werbeeffekt der dadurch entsteht und der ist für die Rollenspielverlage, die heute kaum über ein Werbebudget verfügen, nicht zu unterschätzen. Das ist wohl auch einer der Gründe warum auch vermeintlich "sichere" Produkte als Crowdfunding realisiert werden. Ich möchte mal auf diese Diskussion zu Crowdfundings verweisen, da sitzen fünf Verlage und alle sind sich ziemlich einig über die Bedeutung von Crowdfundings.

    Ca. ab Minute 08:30 https://youtu.be/QFvk1j2b1p0?t=515

    Dass man gewissermassen die Katze im Sack kauft wenn man bei einem solchen CF mitmacht stimmt natürlich, allerdings hat z.B. Ulisses was Regionalspielhilfen betrifft für mich auch einen Vertrauensvorschuss, da sie bis jetzt immer gut abgeliefert haben. Wäre das nicht so, hätte ich bei Havena wohl nicht mitgemacht und ich denke das geht vielen so. Dementsprechend kann sich ein Verlag ja auch kaum erlauben, mehrmals schlechte Produkte per CF abzuliefern.

    Grundsätzlich bin ich auch jemand, der sich über Poster, Sticker und Plüschtiere eher mal lustig macht, wenn auch nicht gleich als öffentliche Anti-Position. Ich bin da auch eher puristisch eingestellt und bräuchte nichts weiter als ganz normale Bücher. Ich muss aber sagen, dass mich die Insolvenz von Uhrwerk diesbezüglich schon auch etwas nachdenklich gestimmmt hat. Klar bedeuten Crowdfundings oft auch eine Art von Kommerzialisierung die einem auch misfallen kann. Aber wenn sich damit die Verlage ein gewisses Polster und einen sicheren Stand schaffen können (grosse Profite liegen eh nicht drin) dann kann ich damit ehrlich gesagt gut leben. Die Kernprodukte werden damit ja nicht schlechter.

  • Ulisses ist nicht der letzte richtige Rollenspiel-Verlag. Das ist der wesentlich ältere Verlag für F&SF Spiele, der Midgard herausbringt. Dort arbeiten wirklich noch Fans für Fans und es gibt keine CFs.

  • Die Bilanzen sind mir bekannt. Jedoch sagt eine Bilanz alleine eben doch nur begrenzt etwas über die wirkliche wirtschaftliche Situation eines Unternehmens aus. Ohne eine GuV und/oder entsprechende monatliche BWAs würde ich da aufgrund des vorhandenen Gestaltungspielraums zumindest selber keine Aussage treffen wollen, obwohl ich aus der Branche komme.

    Gerade wegen des Gestaltungsspielraums ist die Bilanz viel wichtiger als die GuV. An den GuVs kannst du höchstens eine Tendenz ablesen und im besten Fall Rentabilitäten ableiten usw. Wie es dem Unternehmen aktuell geht zeigt aber keine GuV.

    Ulisses ist nicht der letzte richtige Rollenspiel-Verlag. Das ist der wesentlich ältere Verlag für F&SF Spiele, der Midgard herausbringt. Dort arbeiten wirklich noch Fans für Fans und es gibt keine CFs.

    Und weswegen sprichst du Ulisses ab, ein "richtiger Rollenspiel-Verlag" zu sein? :/

  • Schade finde ich es, wenn das Produkt-Paket (aus meiner Sicht) unpassend zusammengestellt werden. Aber wie schon andere auch hier geschrieben haben: Niemand muss am CF teilnehmen.

    Bei Havena-CF wurde die Stadt-Spielhilfe für DSA5 mit DSA1-Retro vermischt. Zumindest als PDF-Käufer gab es keine Möglichkeit das auf DSA5 zu beschränken. Ich habe danach die "Minimal-Wunschprodukte" für weniger Geld als den Paketpreis im Crowdfunding bezogen. Allerdings wäre ich ohne diese Verknüpfung auch eventuell bereit gewesen einen ähnlichen Preis für die Teilnahme und alle PDF-Zusatzprodukte zu bezahlen - halt so eine gewisse "Prinzipientreue" wollte nicht als Käufer des DSA1-Remakes zählen. Trotzdem fühlt man sich ein wenig ausgeschlossen / als Kunde nicht der Zielgruppe zugehörig. (sry weiss es nicht besser auszudrücken)

    Nun bezogen auf Thorwal, weiss ich nicht was sonst noch für tolle Ideen es gibt, die nur im Rahmen eines CF realisiert werden können und ob ich daran Interesse habe. (Wenn nicht kann ich wieder selektiv aktiv werden.)
    Nachdem Thorwal so lange schon als "nächstes oder eines der nächsten Regionalspielhilfen" angekündigt war, scheint mir aber eventuell das CF die Möglichkeit zu sein, es tatsächlich realisiert und veröffentlicht zu bekommen...