Quantum Break musste erst einmal noch warten, da ich ausprobiert habe, ob ich eine optische Maus am Retro Computer ans Laufen bekomme. Das lief leider nicht ganz so wie erhofft, aber habe dann mit der Kugelmaus ein bisschen "Warcraft: Orcs and Humans" gespielt. Als ich dann eine Info dazu suchte, stellte ich überrascht fest, dass Blizzard diese Tage wohl ein Remaster rausgebracht hat. Blizzard hat ja, meist mehr als zurecht, Kritik in den letzten Jahren erhalten, aber da ich WC1 sehr schätze und noch ein Guthaben auf dem Blizzard Account hatte, habe ich es mal riskiert.
Daher mal ein kurzes Fazit zum Original und Remaster.
Generell bin ich echt ein sehr großer Fan von Warcraft 1. Es war mein erstes Echtzeitstrategiespiel und ich finde es aus vielen Gründen unterschätzt. Zum einem mag ich die düstere Optik und den ernsteren Tonfall lieber, als die comichaftere und lustigere Ausrichtung, die dann mit Warcraft 2 eingeschlagen wurde. Zum anderen finde ich, dass aber auch zu wenig gewürdigt wird, welche Dinge Wacraft 1 in das Genre einbrachte. Meist wird ja nur Dune 2 als Urvater genannt (und Spiele wie Herzog 2 oder Command HQ, die bereits erste Elemente aufwiesen) und dann Command & Conquer und Warcraft 2, die dann die großen Innvoationen brachten. Aber auch "Warcraft: Orcs and Humans" hat schon einiges angestoßen. Es hatte z.B. schon die Möglichkeit zumindest 4 Einheiten gleichzeitig auszuwählen und etwas umständlich konnte man das auch schon über einen Rahmen machen. Auch war es das erste Spiel, bei dem man Upgrades für bestehende Einheiten erforschen konnte und hatte auch zuerst Einheiten, die unterschiedliche Fähigkeiten/Zauber anwenden konnten. Ebenfalls neu waren Missionen ohne Basenbau, bei denen man mit seinen Starteinheiten eine Art Dungeon durchquerte und dort gegen andere Einheiten als auf den normalen Karten kämpfen muss.
Aus heutiger Sicht sind natürlich auch 4 gleichzeitig zu kontrollierende Einheiten immer noch ziemlich umständlich, zumal man auch noch keine unterschiedlichen Einheitengruppen speichern konnte. Zudem schwankt der Schwierigkeitsgrad in der Kampagne doch sehr stark und die stärksten Zauberereinheiten sind gerade mit den späteren Beschwörungen viel zu stark geraten. Mit Nostalgiebonus kann man es aber durchaus noch spielen, gerade wenn man eine etwas dunklere Atmosphäre im Warcraft Universum mag.
Doch nun zum Remaster. Hier muss ich sagen, dass es leider sehr weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, aber für Leute die Warcraft 1 mögen, dennoch einen Blick wert ist. Zum einem hat das Spiel die Möglichkeit bekommen zwischen einer neuen und der klassischen Grafik zu wechseln. Die neue Grafik finde ich dabei ziemlich misslungen. Sie ist comichafter, aber wirkt vor allen Dingen auf mich eher wie aus einem billigen Browserspiel. Die Einheiten haben weniger Animationsphasen als in der alten Grafik und Gebäude und Einheiten fügen sich durch leicht veränderte Perspektiven und Kontraste nicht mehr so organisch in die Hintergrundgrafiken ein. Auch die sehr hübschen Animationen in den Missionsbesprechungen sind leider entfernt worden. Dafür sind die neuen Grafiken natürlich dann höher aufgelöst und man kann ein paar zusätzliche Details erkennen. Die Zwischensequenzen wurden durch KI hochgerechnet, wobei sich da leider auch nicht viel Mühe gegeben wurde. Es ist etwas schärfer, aber auf der anderen Seite sind auch ein paar Artefakte zu erkennen. Es wirkt einfach so, als wollte man möglichst wenig Aufwand in die optische Überarbeitung stecken.
Ich spiele daher dennoch lieber in der alten Grafik bzw. einer leicht modifizierten Version. Man kann jetzt nämlich auch weiter heraus zoomen. Dadurch hat man dann zum einem eben eine bessere Übersicht, zum anderen wirkt es herausgezoomt eben auch weniger pixelig. (So wurde es ja auch quasi bei Command & Conquer: Alarmstufe Rot und der SVGA Version vom ersten Teil gemacht).
Warum es neben dem Zoom aber dennoch für Fans von Wacraft 1 eine interessante Investition sein kann, sind die Anpassungen an modernere Steuerung. Einheitengruppen dürfen nun aus bis zu 12 Einheiten bestehen und man kann verschiedene Einheitengruppen abspeichern. Auch kann man nun sofort sehen welche Shortcuts für welchen Befehl benötigt werden, so dass z.B. das Bauen von Gebäuden und Einheiten oder der Einsatz von Zaubern spürbar leichter von der Hand geht. Zudem kann man Einheiten nun auch mit Rechtsklick direkt über die Karte bewegen. Wirklich richtig modern wird die Steuerung dadurch dann aber doch nicht. Man kann z.B. nicht mehrere Einheiten in einer Warteschlange bauen oder Sonderfertigkeiten von Einheiten innerhalb einer Gruppierung nutzen, sobald ein zweiter Einheitentyp vorhanden ist. Zuletzt sei dann noch erwähnt, dass der Soundtrack auch eine moderne Version bekommen hat, die ich durchaus gelungen finde.
Insgesamt bin ich mal wieder enttäuscht, dass Blizzard nach Warcraft 3: Reforged (das ich zum Glück nicht gekauft hatte) wieder so ein schwaches Remaster abliefert. Für alle die nicht schon vorher Warcraft 1 mochten, gibt es wenig Grund sich das Spiel anzusehen. Die neue Grafik wirkt billig, es ist steuerungstechnisch immer noch weit hinter modernen Standards und die Lore für das Warcraftuniversum ist auch noch recht überschaubar. Wenn man dagegen sieht wie viel Mühe in das Age of Empires 2 Remaster oder das Command & Conquer Remaster geflossen ist, ist es schon fast frech mit so etwas um die Ecke zu kommen. Auf der anderen Seite sind 10€ keine riesige Investition und wenn man Warcraft 1 gerne noch mal spielt, ist es schon der etwas hübschere und komfortablere Weg. Für mich passt es daher, aber ich denke für viele andere wird es leider nichts sein.