Du übersiehts z.B. dass in DSA5 plötzlich Beschrebungen vom Leben im Mittelreich auftauchten, die vom Inhalt her eher nach Thorwal passen. Auch ist die Entwicklung dorthin nicht nachvollziehbar. Urplötzlich ist das Mittelreich laut diesen Beschreibungen eine Kultur ohne Geschlechterrollen mit einer Gleichverteilung der Geschlechter in allen Berufsgruppen, und dies sei schon immer so gewesen. Und das alles nur, weil in DSA1 steht, dass in Aventurien Gleichberechtigung herrscht. Gleichberechtigung bedeutet aber nicht, dass es keine Geschlechterrollen gibt oder das eine Gleichverteilung der Geschlechter in allen Berufsgruppen existiert.
Aber das sind doch nur Nuancierungen. Umso mehr wenn es keine früheren Angaben darüber gibt wie die Verteilung unter den Brufsgruppen und Geschlechtern im Detail ist. Hier darf man nämlich nicht die Daten aus Abenteuern werten. Autoren machen eben den, durchaus menschlichen, "Fehler" aus ihrem "subjketiven Weltempfinden" heraus ihre Figuren und Geschichten zu entwickeln. Solange aber in keiner DSA1-4 Quelle steht dass die Verteilung bei Kriegern und Kriegerinnen 70:30 und bei Putzmännern und Putzfrauen hingegen 30:70 war kann es tatsächlich sein dass es schon immer so gewesen sein sollte, es Abenteuerautoren aber nicht angewendet haben. Das ist ein erheblicher Unterschied. Von retcon kannst du also nur sprechen wenn wirklich alten Aussagen widersprochen wird z.B.: Borbarad hat ein Raumschiff <> Borbarad hatte niemals ein Raumschiff.
Eine lebendige Welt ist etwas wunderbares, aber die Entwicklungen müssen nachvollziehbar sein. Es geht nicht an, dass Kulturbeschreibungen verändert werden, weil man sie den zeitgeist anpasst, aber es keine erklärung gibt, wie es zu diesen Veränderungen gekommen ist. Das fehlt nämlich bei DSA (besonders von DSA5). Da hinterlassen solche Änderungen viel zu oft den Eindruck eines Retcons. Und Retcons sollte man möglichst vermeiden. Man sollte deutlich machen, wie es zu solchen Änderungen gekommen ist. und nicht etwas ändern und dann so tun als wäre dies schon immer so gewesen.
Das mag durchaus stimmen bzw. würde dir da im Prinzip zustimmen. Deine Beispiele hingegen überzeugen mich aber eher weniger. Kannst du da expansiv tätig werden?
Dass man um jeden Preis alle möglichen Spielstile bedienen will, ist keine stärke von DSA, sondern ein Problem, welches eine in sich konsistente Welt verhindert.
Ich würde deinen Satz insofern anders lesen: "sondern ein Problem für 100%-Simulationisten, welche eine in sich absolut und vollkommen konsistente Welt verhindert sehen." Bei DSA verlierst du tatsächlich all jene nahezu-100% Vertreter der jeweiligen Spielstile, dafür gewinnst du alle im 20%-80% Bereich, die auch mal ein Auge zudrücken können, ohne dass es ihnen aufs Gemüt schlägt. Es wird da nie einen "perfekten" Weg geben. Aber den "alternativen Mädchen für alles" Weg geht DSA jetzt schon verdammt lange und verdammt konsistent.
Tsa zum Geleit!