Beiträge von Artemis500

    Läuft der Magier denn ständig in Beschwörerrobe rum? Müsste er nicht in Reisekleidung rumlaufen, wenn er gerade nicht beschwört? :/

    Wie auch immer, ein vorschriftsmäßig als solcher zu erkennender Magier wird bei den Praioten nicht auf dem Scheiterhaufen landen. Ob Elementarbeschwörung schlechter angesehen ist als andere Formen von Magie, wüsste ich jetzt nicht, aber die Verwechslung mit einem Dämonenbeschwörer wäre so dämlich, dass das eigentlich nur als Karikatur auftretenden Bannstrahlern passieren kann. (Ob es diese geben sollte, ist eine andere Diskussion ...)

    Die Bandbreite möglicher Reaktionen dürfte sich zwischen distanzierter Höflichkeit und distanzierter Unhöflichkeit bewegen. (Man könnte auch einen Brief schreiben, wenn man sich nicht dem Risiko von letzterem aussetzen will.)

    Ist der Forschungsdrang des Graumagiers denn so groß?

    Man ist ja mehr als die Summe seiner Profession und Gildenzugehörigkeit. Mancher mag finden, dass es durchaus angenehmer ist, die Tentakel gemütlich daheim zu studieren, als sich noch mal in die Nähe dieses grauslichen Dings zu begeben. :/


    Ein eher emotionsgesteuerter Graumagier mag sich denken "Bäh, Praioten, die haben was gegen mich, mit denen rede ich nicht", aber wenn man strategisch denkt, und bislang unbescholten ist, kann es doch eigentlich nichts schaden, bei den Praioten einen Stein im Brett zu haben.

    Wenn die Gruppe bei der Vernichtungsaktion nicht selbst dabei sein wird, ist es ja auch recht egal, ob man gern mit den Praioten zusammenarbeiten würde.

    Ah, verstehe. Wenn man nur durch die Gegend rennt und Monster metzelt, dann fallen natürlich nur die allergröbsten sozialen Unfähigkeiten auf.

    Vom Spiel auf den Spieler schließen ... nun ja, ich schließe von der Fähigkeit, ein Konzept umzusetzen auf den Spieler. Sich selbst spielen können alle, aber man trifft befremdlich häufig auf Leute, die sagen, dass sie z.B. einen ehrenhaften Ritter spielen wollen, und es dann um's Verrecken nicht hinkriegen, das darzustellen, weil man dafür ja eventuell mal das eigene Temperament im Zaum halten müsste. Oder Risiken eingehen, die man nicht eingehen will. Wohlgemerkt, in einem Rollenspiel. Würden sie sagen "Ich spiel einen jähzornigen Söldner ohne Manieren" dann würde man denken "Hey, tolles Charakterspiel", aber das tun sie meistens nicht, und dann kommt bei mir der unschöne Verdacht auf, dass der Spieler sein eigenes Temperament nicht mal dann im Zaum hat, wenn die Provokation nur im Spiel existiert.

    (Hat man im Larp besonders oft. Typ kommt an und pöbelt wen anders unflätig an, und man fragt sich "Ist das gespielt, oder ist der wirklich besoffen?" Leider stellte es sich in sehr vielen Fällen heraus: Ja, der ist wirklich besoffen, das ist nicht seine 1A Darstellung eines besoffenen Trottels, er versucht eigentlich einen tausende Jahre alten und unglaublich weisen Waldelf zu spielen.)

    Ich würde jemandem, der überzeugend einen schlechten Menschen spielt, nicht gleich unterstellen, dass er selbst ein schlechter Mensch ist. In dem Fall kann er auch einfach ein guter Schauspieler sein.

    Es ist die schlechte Darstellung eines guten Menschen (bzw das selektive aus-der-Rolle-fallen in bestimmten Kontexten) das mich misstrauisch macht.

    Ein Traviageweihter der gegen homosexuelle Beziehungen wettert könnte einfach Rollenspiel sein. Erwischt man ihn dann aber dabei, wie er einem heterosexuellen Ehebrecher kumpelhaft auf die Schulter klopft, und ihm sagt, man müsse das ja alles nicht so eng sehen, dann kommen doch leise Zweifel auf. :/ (Allerdings wären meine Sorgen bezüglich des Spielers eines solchen SCs vollauf beschwichtigt, wenn der SC im nächsten Abenteuer in einem finsteren Ritual seine Seele dem Namenlosen opfern würde. Kontext ist alles.:thumbsup:)

    Es kommt immer darauf an, wie extrem die unangenehmen Ansichten sind, und ob jemand sie aus dem Rollenspiel raushalten kann.

    Meiner Erfahrung nach sickert sowas, wenn es extrem ist, eigentlich immer durch, und dann kann man mit der Person auch nicht spielen. (Tatsächlich hab ich mit dem unsympathischsten SL der mir je über den Weg gelaufen ist, außerhalb des Spiels nicht viel zu tun gehabt; seine seltsamen Ansichten zeigten sich an den von ihm erfundenen Plots. Das fiel mir zwar erst nach einer Weile auf, als sich die Hinweise häuften, dass er da eine Agenda hat, aber schlussendlich fiel es eben auf.)

    Ob man Leute, die sich sozialverträglich verhalten können, aus einer Gruppe rauswerfen sollte, ist immer so die Frage ... dadurch fördert man ja die Echokammer-Mentalität. Und wenn es jemand aus dem Spiel raushalten kann, besteht ja eventuell noch Hoffnung auf Besserung. :/

    In der Hinsicht würde mich jetzt interessieren, ob der christlich-rechte Mitspieler in der Lage war, einen aventurischen Charakter glaubwürdig zu spielen. Mitsamt Polytheismus (soweit dies zur Darstellung von Zwölfgöttergläubigen nötig ist, gibt ja durchaus Strömungen die Praios als Obergott ansehen ... und es bleibt jedem unbenommen, seine Lieblingsgottheit zu haben) und nicht nur Toleranz, sondern Akzeptanz von rechtgläubigen Ausländern, seien es nun Tulamiden, Utulus oder Mohas.

    Naturgemäß merkt man bei SLs früher, dass da was nicht stimmt, als bei reinen Spielern, aber wenn jemand der mir aufgrund seiner Klolektüre verdächtig erscheint, sich im Spiel so rein gar nichts anmerken lässt, würde ich mein Urteil vielleicht noch mal überdenken.

    Es gibt nur sehr wenige Menschen, die sich über längere Zeit wirklich gut verstellen können - bei manchen scheitert es schon daran, dass ihnen gar nicht klar ist, dass man ihre Ansichten unschön finden kölnnte.

    Paladine können stürzen, wenn sie Handlungen begehen, die nicht ihrer Gesinnung entsprechen, womit sie dann auch ihre Fähigkeiten als Paladin verlieren, bis sie Buße tun.

    Linguistische Zwischenfrage: Ist "Stürzen" die offizielle Übersetzung? Ich würde annehmen, dass es mit "fallen" zu übersetzen wäre. (Analog zu "gefallener Engel"). Stürzen hat für mich eher was physisches. 🤔

    Diese Tatsache schwächt natürlich die Motivation, einen Paladin zu spielen, es sei denn, der Spieler ist von Natur aus sehr tugendhaft und fühlt sich in dieser Rolle wohl.

    Solche Leute soll es auch geben. :)

    (Allerdings können auch sehr tugendhafte Personen gerade deswegen mit der SL in Konflikt geraten, weil sie feste Ansichten darüber haben, was tugendhaft ist, und sich nicht denen von jemand anderem anpassen wollen. Die Frage ob man mit den Bösen verhandeln darf ist da nur ein Beispiel für ... einer der Gründe warum ich die Moralkodexe von DSA besser finde als das Gesinnungssystem von D&D. Mir macht das Spielen eines D&D Paladins viel Spaß, aber das liegt dran, dass ich mit der SL ziemlich einig bin was gut ist und was nicht.)

    Danke.

    Vermute ich leider auch. Also ist ein Konzept als professioneller "Hunter" nicht so ganz einfach

    Warum?

    Die Verfluchungen folgen ja durchaus gewissen Mustern. Ich würde schon annehmen, dass man das nach ein paar Mal durchschaut hat, und von da kann man dann die Vergangenheit des Vampirs erforschen, um festzustellen, welche Götter ihn verflucht haben könnten.

    Ein bisschen Detektivarbeit ist natürlich noch jedes Mal nötig, aber warum auch nicht?

    Leute die Medizin studiert haben, wissen ja auch nicht auf den ersten Blick, was dir fehlt.

    Ein Kastratenchor hätte sicherlich auch praktische Vorteile für den Arbeitgeber (weniger Ausfälle der Sänger, weniger Familienbande, weniger Ablenkungen etc.) und da wohl nicht jeder kastrierte Knabe es bis zum Opernstar schafft, könnten entsprechende Chöre nicht völlig ausgeschlossen sein.

    Mag alles sein, aber im Mittelreich kriegst du das nie gegen die Peraine- und Traviakirche durchgesetzt. (Ob die bunt verstreute Tsageweihtenschaft eine vereinte Front gegen solcherlei Praktiken mobilmachen kann wäre die andere Frage, aber die Traviakirche wird nicht dulden, dass man Kindern die Chance auf ihre eigene Familie zunichtemacht, und Peraine dürfte allgemein was gegen Körperverletzung haben.)

    Bei den Novadis schon eher. Halt überall da, wo auch die "Produktion" von Eunuchen für, äh, andere Zwecke erlaubt ist.

    Heißt natürlich nicht, dass es keine Kastraten geben kann, aber das wäre dann mindestens so am Rande der Legalität wie das Sezieren von Leichen. Mindestens.


    Dass im Mittelreich irgendeine Geschlechtertrennung in Chören aus Gründen der Sittsamkeit vorgenommen wird, halte ich für eine gewagte These, nachdem meist nicht mal die Schlafsäle in Gasthäusern nach Weiblein und Männlein getrennt sind. 🤔

    (Bei der Traviakirche? Vielleicht? Wobei die Chancen ziemlich genauso gut stehen, dass den jungen Burschen kalte Bäder, Gebet und Selbstdisziplin empfohlen werden. Immerhin werden die Zöglinge ja irgendwann auf die so gar nicht geschlechtergetrennte aventurische Gesellschaft losgelassen. Nach dem Stimmbruch gibt es dann ja einen musikalischen Grund, in Frauen- und Männerchöre zu trennen, insofern stellt sich die Frage auch nur für sehr kurze Zeit.)

    Ziemlich grimdark.

    Gibt es irgendeinen Grund, warum das mit einem gemischtgeschlechtlichen Kinderchor nicht möglich wäre?

    (Ich würde ja sagen, das geht in Aventurien nicht, aber es gibt genug offizielle Fälle von Geweihtenkorruption, dass es wohl Auslegungssache ist.)

    Ich bin sicher, dass Knabenchöre ein sehr viel weniger wichtiger Bestandteil von Tempeln in Aventurien sind als sie es von Kirchen in Deutschland und England sind.

    Aus dem simplen Grund, dass die zwölfgöttlichen Kirchen kein Problem damit haben, dass Frauen in ihren Tempeln singen.

    Also eher Kinderchor als Knabenchor, und als spezifisches Feature wahrscheinlich hauptsächlich in Tsa- und Traviatempeln. (Hesinde- und Rahjanovizen lernen sicher auch singen, aber ob sie als Kinderchor auftreten?)


    Ob es überhaupt nach Geschlechtern getrennte Kinderchöre gibt, wäre die Frage. Klingen Kinderstimmen geschlechtsbedingt überhaupt unterschiedlich? 🤔

    Reine Frauen- oder Männerchöre haben in Aventurien weiterhin ihre Existenzberechtigung, schätze ich, wenn man gern möchte, dass alle in der gleichen Höhe singen, aber bei Kindern ist das eher fraglich.

    Ja, kann es. Aber wenn der SL Diebe nutzt, um die Heldengruppe von Gegenständen zu befreien, wie so oft vorgeschlagen, dann hat er normalerweise die Diebe und Hehler usw. nicht groß ausgearbeitet und muss das alles improvisieren. Und wenn er dann auch noch Sackgasse an Sackgasse heftet in der Hoffnung, dass die Helden endlich aufgeben, hat keiner eine schöne Zeit.

    Deshalb finde ich die ganzen Hinweise in Abenteuern in der Form "ja, dieser tolle Gegenstand wird haufenweise Diebe anziehen", um plausibel zu machen, es wieder weg zu nehmen, ziemlich furchtbar. Erstens ist oft die Frage, woher die Diebe wissen, was das ist und dass die Helden es haben. Zweitens, wenn es wirklich so toll ist, werden die Helden ganz sicher nach einem Diebstahl nicht klein beigeben.

    Eben. Man kann so lange herumargumentieren, dass Verluste "realistisch" sind wie man will, sie führen halt zu entsprechenden Reaktionen. Wenn man diese Reaktionen gut findet, schön.

    Aber wenn man lieber als solche konzipierte Abenteuer erleben möchte, als das Verfolgen von Dieben, oder die blutige Rache an den Mördern des Love Interests, dann ist man gut beraten, Letzteres nicht herauszufordern.

    (Das ist übrigens auch der Grund, warum ich bei Murderhobos eher für Rauswurf als für Erziehung bin - natürlich kann man die Spielwelt realistisch reagieren lassen, und den Kerl der meint links und rechts Leute abzumetzeln, vor Gericht bringen. Wenn man aber nunmal da ist um Abenteuer zu erleben, und nicht um eine Episode von "Richterin Alrike" nachzuspielen, dann ist das dem Spielspaß eher abträglich.)

    Wenn man Sandboxgruppen spielt, wo man sich gar keinen Plot überlegt, sondern einfach nur schaut, was für Aktionen welche Reaktionen hervorbringen, kann man damit sicher auch Spaß haben, aber darauf sollte man sich dann tunlichst als Gruppe einigen.


    (Warum in Abenteuern Gegenstände vorkommen, die den Helden dann später sowieso wieder abgenommen werden sollen, verstehe ich übrigens überhaupt nicht. Warum lässt man sie dann nicht einfach weg? Oder sagt gleich, dass sie nicht zum Behalten sind? Wenn man sagt "das ist ein lang verschollenes heiliges Artefakt der Praioskirche", dann werden die meisten Helden das schon brav zurückbringen, nachdem sie es einmal verwendet haben um ihre Hintern zu retten.)

    Da wollte dan der SL erstmal mit mir unter 4 Augen reden. Nach der Eröffnung, der Parlamentär wird sterben, das AB braucht das so und mehrfachem Nachfragen war ich immernoch der Meinung (und mein SL auch) das mein SC einfach die logischte Wahl ist. So starb er unrühnlich durch Bolzen im Rücken, als er voller Überzeugung und unter einer weißen Flagge im feindliche Heerlager war. Immerhin wurde der Einzug in Angrosch Schmiede sehr schön vom SL dargestellt (der darauf ja auch 0 eingestellt war) und alle anderen am Tisch nur "wait what?"...

    Es muss also nicht unbedingt die schlechteste Art sein...

    Wenn das abgesprochen ist, und der Spieler mit dem Heldentod seines Chars einverstanden, spricht ja nichts dagegen.

    Die Debatte dreht sich so wie ich das verstehe ja eher um schlimme Dinge, die den SC ohne Einverständnis der SpielerInnen angetan werden.

    (Wobei ich es nicht besonders mag, wenn Abenteuer so gescriptet sind, dass jemand auf jeden Fall stirbt, nachdem die Helden schon da sind. Das hat immer sowas von Railroading. Wenn jemand unbedingt sterben muss, kann das auch in die Vorgeschichte, finde ich.)


    Der Sinn und Zweck des Rollenspiels ist Spaß. Manchen mag es ja auch Spaß machen, ihren SC durch die schlimmsten Schreckensszenarien zu führen. Gibt ja durchaus viel düsterere Rollenspiele als DSA.

    Hinzu kommt, dass Maßnahmen, die SCs ergreifen können, um ihre wichtigen Dinge zu sichern, oft dem sonstigen Spielerlebnis im Wege stehen.

    Das ist allgemein ein gutes Argument gegen SL-Schikane (falls es abgesehen von guten sozialen Umgangsformen noch ein weiteres braucht): Man kommt nicht wirklich zu viel, wenn alle dauernd paranoid sind, und interessantes Rollenspiel entsteht auch nicht, wenn alle SC der Liebe abgeneigte Vollwaisen ohne Geschwister sind, die ihre Pferde durchnummerieren.

    Bei aller Liebe zum Realismus, das sollte man bedenken: Im realen Leben sind die allermeisten Leute keine reisenden Abenteurer. Mit gutem Grund.

    Wenn man einen auf "das ist jetzt aber so, weil realistisch!" macht, dann sind die Reaktionen eben auch realistisch, und irgendwann bleiben die meisten SC in ihrem Heimatdorf und führen ein sicheres, langweiliges Leben.

    Da ist ein bisschen Plot Armour das geringere Übel.

    Auch Artefakte. Die Charismabrosche (+2 Charisma) wird tendentiell eher nie verschenkt. Obwohl die NSC-Bettlerin Alrike mit dem zerschnittenen Gesicht es dringender braucht, als die SC-Hexe, wird Alrike selten einmal einen Gönner erleben, der ihr sowas schenkt. Klar kann unser Held Alrik argumentieren: Das Geschenk wäre zugleich ihr Todesurteil. Der nächste Räuber nimmt ihr das sowieso ab und lässt sie verblutend zurück. Ausreden sind der Anfang vom Geiz.

    Ich hab da einen Char, der so eine Brosche (so sie denn die Narben tatsächlich einfach wegretuschieren würde - geht das?) sowohl gern hätte, als auch sie verschenken würde, wenn sie jemand wirklich dringender bräuchte.

    Wenn mir eine SL sowas zuspielen würde, mit der Info, dass da ein Plot kommt, fände ich das ziemlich cool, und hätte dann auch kein Problem, mich davon zu trennen.

    D&D ist ein System, das - zumindest in der mir bekannten Version - Gesinnungen einfach braucht - man kann Zauber wie "Schutz vor Bösem" nicht verwenden, wenn nicht bei jedem Char klar definiert ist, ob er nun böse ist oder nicht.

    Das System von DSA ist etwas feiner austariert, was auch gut ist ... aber irgendein System, das die Moral von SC misst, braucht man wohl.

    Mir ist es nämlich beim Lesen von Romanen eines der größten Ärgernisse, dass manche Leute sich einfach nicht darauf festlegen wollen, welcher Gesinnung ihr Hauptcharakter ist. Und das nervt. Es würde mich auch in einem Rollenspiel unsäglich nerven, wenn ein Char, dessen Fähigkeiten sich aus seiner Gesinnung ergeben, nicht die Gesinnung hätte, von der der Spieler sagt, dass er sie hat.

    In der Hinsicht ist das System von DSA vermutlich besser als das von D&D, weil darüber was "gut" oder "böse" ist die Meinungen stark auseinandergehen, und es mir nichts bringt, wenn der SL den Murderhobo-Paladin weiterhin als rechtschaffen gut definiert, weil er Murderhoboverhalten gut findet.

    Während in DSA die Gottheiten jeweils ihre eigenen, näher beschriebenen, Ansichten haben. Man mag drüber streiten, ob man dem Bettler besser Brot geben oder ihm Angeln beibringen sollte, aber immerhin ist klar, was das jeweils angemessene Verhalten für eine Firuni oder einen Traviageweihten (oder Laien mit entsprechendem Moralkodex) ist.

    Und zu guter Letzt: Intention matters. Warum kommt es zu dem Rückschlag, warum zu einer Demütigung, zu einem Verlust? Spielleiterwillkür? Weil er mich nicht leiden und mir als Spieler oder gezielt meinem Charakter eins auswischen will? Nicht gut. Weil die Spielleiterin mir die Möglichkeit geben will, Drama zu erzeugen und meinen Charakter auszuleben? Schon viel besser. Weil die Würfel gesprochen haben? Ganz schlimm! Aber auch ganz fair irgendwie, denn gegen die Unbillen des Schicksals sind selbst die größten Helden nicht gefeit :)

    Ja, ganz wichtig.

    Ich hatte mal einen SL, der hat mir das Love Interest meines SC auf abstruseste Weise kaputtgemacht, weil er, wie er später zugab, fand, der SC sollte kein Love Interest haben! Seitdem bin ich mit "Das ist das Love Interest meines Chars, aber mein Char hat sich noch nicht getraut seine Gefühle zu offenbaren, denk dir was aus" seeeeehr viel vorsichtiger geworden.

    Damals war ich noch vertrauensselig und dachte, alle wären so wie ich ... und für mich ist es selbstverständlich, dass ich schlimme Sachen nur passieren lasse, um ordentlich Gelegenheit für Drama zu geben. Nicht um unliebsame NSC (oder SC) loszuwerden.

    Ein aktuell gespielter Chara wurde mit einigem an Erfahrung erstellt, dem habe ich selbst einen demütigenden Vorfall in die Vorgeschichte geschrieben.

    Wie grimdark es sein darf, hängt bei mir auch vom individuellen SC ab.

    Demütigende Vorfälle dank Würfelpech machen mir nichts aus, das kriege ich meistens irgendwie so hingedreht, dass es narrativ passt. (Ein D&D Paladin, den ich in einer lockeren Spaßrunde spiele, ist schon bei dem Versuch sich anzuschleichen ausgerutscht ... na, ist ja auch unehrenhaft, sowas, das war eine gerechte Strafe. Hat bei einem Kampf dauernd danebengehauen, nachher stellte sich dann raus, dass die Gegner gehirngewaschene Kultisten waren - das Blut jener armen Irregeleiteten klebt nicht an seinen Händen, der Göttin sei Dank! Et cetera. )


    Ich würde allen SLs raten, Rückschläge an von den SpielerInnen selbst gewählte Nachteile zu knüpfen, und zwar als logische Konsequenz des Nachteils. (Der Char, dessen Love Interest kaputtgemacht wurde, hatte den Nachteil Jähzorn. Ein "Dein Love Interest findet deinen Jähzorn unattraktiv" hätte ich akzeptiert. Das war aber nicht das, was passiert ist ...)

    Es muss aber schon logisch nachvollziehbar sein. Also keine absurd konstruierten Plots, in denen verfluchtes Gold irgendwo in einem bedeutungslosen Dorf in der Pampa auftaucht, weil einer der SC Goldgier hat.

    Wer hauptsächlich auf gutes Storytelling und Drama abzielt, wird solche konstruierten Plots ganz automatisch vermeiden.

    Und am besten sind wirklich üble Erfahrungen, wenn man sie als SpielerIn schon länger kommen sieht, der Chara aber aufgrund seiner Nachteile blind - oder sehenden Auges - hineintappt. (Wäre Herr der Ringe eine DSA-Runde fände ich z.B. den Plot von Boromir völlig okay, weil es wirklich abzusehen war, und der hypothetische Spieler jederzeit die Reißleine hätte ziehen können.)

    Es gibt für die Familie neben Mord auch noch die Möglichkeit, den Partner zu verführen, und so dazu zu bringen, den Travia-Bund zu brechen.


    Das ist für die Traviakirche nicht automatisch ein Scheidungsgrund (wenn es denn trotz der durch den Traviabund entstandenen Erschwernis überhaupt gelänge)

    Tatsächlich ist das einzige genannte Beispiel das unter allen Umständen als Scheidungsgrund akzeptiert wird Dämonenpaktiererei. (Mit dem Namenlosen im Bund zu sein wohl auch)

    Das ... könnte eine entsprechend skrupellose Person natürlich auch unterzuschieben versuchen.


    Wird ein spannender Abenteuerplot, das.

    Ach, die Sache war geplant.

    In dem Fall sollte die Beschaffung entsprechenden Papierkrams (zumindest ein Brief von entsprechender Stelle sollte drin sein) sowie vertrauenswürdiger Zeugen ja möglich sein.

    Und um die heiratspolitischen Pläne (die dann ja mutmaßlich die eigene Person involviert hätten) zunichte zu machen, sollte die mündliche Aussage auf jeden Fall reichen. Die zuerst geschlossene Ehe geht vor, und mit so einem Frevel wie zu versuchen, eine bereits verheiratete Person mit jemand anderem zu verheiraten, würden sich wohl die meisten Traviageweihten nicht belasten wollen.

    (Es ist überhaupt unklar, inwiefern die Traviakirche Zwangsehen erlaubt, bzw. diese überhaupt möglich sind. Einerseits ist da der Hintergrund, mit tonnenweise arrangierten Ehen, und der Lehnseid - soweit ich mich entsinne das Praios-Äquivalent - wird definitiv aus politischem Kalkül geschworen. Dem gegenüber steht aber die Behauptung, heilige Eide seien nicht erzwingbar. Insofern scheint "Ich sag mal ja, weil mein Leben sonst sehr, sehr ungemütlich würde" durchaus möglich zu sein.)

    Ich fürchte nur das ich die Ausgangssituation falsch beschrieben habe: Es geht darum, das jemand von einer weiten Reise zurück kommt und behauptet, nun mit seiner Begleitung Traviagebunden zu sein. Da sind etwaige Trauzeugen / Mitfeiernde / Traviachroniken nicht mal eben aus dem Hut zu zaubern.

    Mal ganz hart gefragt: Juckt das irgendwen?

    Solange es kein Adliger ist, und die Eheleute beide übereinstimmend behaupten, verheiratet zu sein (man könnte natürlich beide separat befragen um zu sehen ob die Geschichten zusammenpassen ...) dürfte es in ihrem Heimatdorf keinen jucken. Dann gelten sie dort eben auch als verheiratet.

    Von dem karmalen Dings mal abgesehen besteht eine Hochzeit ja hauptsächlich aus der öffentlichen Verkündung, verheiratet sein zu wollen.

    Natürlich könnten überbesorgte Familienmitglieder nachprüfen wollen, ob diese Ehe auch karmal gesegnet ist, und Fremdgehen entsprechend erschwert, aber eigentlich kann es Belrik und Celrike ziemlich egal sein, ob Alrik und Alrike wirklich verheiratet sind, oder das nur behaupten.

    Das gegebene Wort dürfte in Aventurien einen hohen Stellenwert haben, mit "Aber wir sind ja gar nicht wirklich verheiratet" kommt man also wohl eher nicht weiter, nachdem man es vor dem ganzen Dorf verkündet hat.

    Ich kenne die meisten offiziellen DSA-Abenteuer nicht und werde wohl auch nie das Vergnügen haben, sie zu spielen (weswegen ich mich hier skrupellos spoilere) aber für mich sieht's aus als ob du das schon gut machst - wenn die SC auf die Schlacht keine Einfluss haben, ist es tatsächlich weniger frustrierend, das quasi nur aus der Mauerschau zu berichten.

    da ich sehr viel Zeit reingesteckt habe und die Vorbereitung wirklich zeitraubend und anstrengend war, sowie dass die Spielenden trotz 2er Gildenmagier mittlerweile so verbohrt sind, dass sie nur die Vernichtung des Dämonenmeisters im Sinn haben und die Hintergründe im blinden Hass untergehen.

    Nun, das wird daran liegen, dass die Ereignisse sie einfach dazu bewegt haben, diesen blinden Hass zu empfinden. :/

    Menschen reagieren in der Hinsicht meist ziemlich vorhersehbar; Hass lässt sich lenken. Persönliche Betroffenheit ist so ungefähr der größte Faktor, und in RPGs zwangsläufig vorhanden. Das würde ich nicht den Spielenden ankreiden.

    Wenn du aus irgendeinem Grund diesen blinden Hass nicht gut findest, könnten eventuell Änderungen am Plot Abhilfe schaffen? In Unkenntnis besagten Plots kann ich nicht beurteilen, ob da irgendwo ein moralischer Ereignishorizont überschritten wurde, der blinden Hass zur einzig möglichen Option macht, aber es gibt ziemlich bekannte Regeln dafür, was fiktive Charaktere hassenswert (oder sympathisch) macht, an denen man sich orientieren kann um die Publikumsmeinung in die eine oder andere Richtung zu schubsen.

    Ansonsten schließe ich mich den Vorpostern an: Einfach mal eine Pause zu machen, kann auch helfen.


    Vielleicht könnte ein selbstgebastelter Subplot helfen, dir sowohl diese Pause zu verschaffen, als auch die Perspektive der Spielenden zu verändern?