Ich sehe nicht. Das "Don't"s (Verbote) und "Do"s (Gebote). Unterschiedlich strengen Limits unterliegen.
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Von außen betrachtet sind alle, Gebote wie auch Verbote, Ideale und stehen auf einer Stufe.
Eventuell sind wir da einfach anderer Meinung. Aber nur zur Klarstellung, ich spreche nicht von Stufen und Wertigkeiten. Meinetwegen stehen Verbote, Gebote und Ideale nebeneinander. Es sind aber ganz klar abgegrenzte Konzepte.
Ein Verbot ist meist "absolut und unmissverständlich": "Fahre nicht über eine rote Ampel" - oder weil hier ja Sportmetaphern en vogue sind - "stehe nicht im Abseits."
Ein Gebot erlaubt dir normalerweise einen gewissen Ermessenspielraum: "Rechtsfahrgebot (wenn ich auf deutsche Autobahnen kucke ein ziemlich softes Gebot...)" - oder wieder FUSSI!!! (als würde irgendwas im Gehirn mancher Männer besser funktionieren wenn man es mit Fußball/Sport erklärt. ) - "Verhalte dich fair" (Fouls, Zeitschinden, etc. z.B.).
Ein Ideal hingegen ist sogar noch unkonkreter: "Es wäre ein Ideal wenn alle entspannt, vorrausschauen, zuvorkommend und freundlich im Straßenverkehr wären" - HAHAHAHAHAHA!!!! *irres Lachen* - oder wieder FUSSI!!! - "es ist klar das nur jener Europa-/Weltmeister wird der schönen, aufregenden und spannenden Fußbald fürs Auge spielt, ein Finale sollte daher das fußballerisch beste Spiel sein".
Diese Konzepte sind andersartig (die Wertigekeit ist ers mal egal). Und es ist nun mal einfacher ein Gebot oder Ideal zu "biegen" als ein klares Verbot zu brechen. Und ich denke es ergibt Sinn warum der Moralkodex so aufgebaut ist. Man soll sich damit auseinander setzen und erfahrungsgemäß haben Priester im höheren Weihegrad eine größere Souveränität und Einsicht in die "Wege Rondras" und können viel freier vom "klein-klein" des Kodex agieren. Je unmündiger und niedriger in der Weihestufe umso mehr braucht man "klein-klein Anleitungen". Einen Kodex in seiner absoluten unumstößlichen Verbindlichkeit zu überwinden und seinen Glauben direkt von der Gottheit und den persönlichen Einsichten abzuleiten ist nun mal der Weg aller "spiritueller Arbeit". (Hesinde würde das mit dem Unterschied zwischen Wissen und Weisheit erklären. Und deswegen bleibt die Feder mächtiger als das Schwert. )
Ich sehe Rondra eher als "Kontrollinstanz" außerhalb der Skala.
Auch hier habe ich eine andere Meinung bzw. lese die Quellen anders. Du hast sie sogar selbst zitiert:
Quote from Rondra Vademecum S. 83
Ehre ist die Achtungswürdigkeit eines Menschen – vor der Göttin, vor sich selbst und vor der Gemeinschaft. So sehr wir uns auch bemühen, die Natur unserer Ehre zu ergründen, sie zu mehren oder wiederherzustellen, Rondra allein besitzt das absolute Verständnis davon und die Ehre der Göttin überstrahlt in ihrer Reinheit alle individuellen Ehrbegriffe. Unter den Sterblichen gibt es viele unterschiedliche Ansichten darüber, was Ehre bedeutet. Nahezu jede Gemeinschaft folgt dabei eigenen Maßstäben und definiert eigene Verhaltensregeln, denen ihre Mitglieder verpflichtet sind.
Und damit ich auch selbst eine eigene Quelle liefere:
Quote from Wege der Götter S. 46
Rondras [...] geweihte Farben sind das [...] Weiß der makellosen Ehre Rondras.
Was auch immer die Konzepte sind die von Rondra kommen - sie selbst trägt das "makellose Ideal". Rondra ist die 10 auf der 10er Skala und alle Sterblichen sind darunter. Fällt mir schwer nachzuvollziehen wie man das anders lesen kann.
Fernkampfwaffen sind nicht per se verbotene Methoden. Wurfwaffen im besonderen sind stark umstritten, ob sie rondragefällige Waffen sind. Rondra selber führt und schleudert den Blitzspeer als Waffe. Nicht-tödliche Wurfwaffen als verbotene Methode zu bezeichnen ist ziemlich weit over the top, imho. Verboten ist eigentlich nur die Armbrust und ähnliche Schusswaffen (die Kugeln verschießen).
Da hast du natürlich Recht. Das schwerwiegendere Problem ist natürlich der Angriff in den Rücken. Auch wenn eine Fernwaffe nicht grundsätzlich verboten ist, sondern nur umstritten, ist es halt dennoch ein zusätzlich "strittiger Punkt" on top. Den Kern meiner Argumentation trifft es aber nicht, betrachte diesen Aspekt daher als nichtzwingend und gegenstandslos.
Kulturschaffenden also zu rondrianischem Verhalten zu zwingen, passt sehr wohl ins Werte-Bild von Ronnies.
Ja kurzfristig. Und ich habe auch nicht gesagt er dürfe nicht dafür sorgen dass er im Zweikampf bleibt, ich sagte nur er darf sich dabei nicht unrondrianischer Mittel bedienen. Meine Ausführungen über den Zwang war v.a. auf deine generelle Ansicht besogen es wäre ein harter Bestandteil des Kodex dafür zu sorgen dass alle Menschen nach dem rondrianischen Ideal handeln müssen. Das wäre natürlich für den Ronnie schön und nice aber läuft eben über Bekehren & Überzeugen und nicht über Überreden - um mal die beiden "Parade-Talente" als Analogie zu benutzen.
Unsere Geister scheinen sich darin auch zu spalten, was den Unterschied zwischen:
Flucht vor einem Kampf // Flucht aus einem Kampf
angeht.
Wenn sich Löwenmännchen um das Rudel duellieren wird der Verlierer auch fliehen und sich nicht totbeißen lassen (auch wenn natürlich bei solchen Kämpfen im Tierreich oft auch ein tötlicher Ausgang passieren mag). Die Natur ist voller Kampfabbrüche durch Flucht. Drum sagte ich auch vom Hasen bis zum (menschlichen) Hasenfuß. Der Zusatz der noch fehlt wäre "und alles dazwischen und außerhalb was mit Flucht zu tun hat". Flucht als Frevel anzusehen ist ziemlich daneben weil es nun mal ein Teil der Schöpfung/des Lebens ist.
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Soweit erst mal der "Quotewar". Der nächste Punkt ist vielleicht auch eher eine Verständnisfrage. Ich habe beim Szenario, welches du gezeichnet hast, angenommen es handelte sich um ein "böses Subjekt" als Gegenspieler der Gruppe (und des Rondrageweihten darin). Und vor diesem Hintergrund sind meine Ausführungen zu verstehen. Jetzt scheinst du aber eher von einer "kontrolliert ritualisierten Duellsituation" zu sprechen. Und hier ist die Situation aber eigentlich noch einfacher. Denn normalerweise hat ein Duellgegner keinen Grund zu fliehen (außer natürlich beim Kampf um Leben und Tod, der aber sowieso ein Feindbild der Rondrakirche ist). Ich bräuchte da also schon noch mal ein bisschen mehr "Fleisch" in welchen Kontext dein Beispiel genau einzubetten ist. Denn wenn ein Duellgegner fliehen sollte (bei einer Fehde, oder einem Streitkampf um Recht/Strafvollzug) dann dürfte der nächste Schritt natürlich sein dass der Rondrianer bei seiner Brug/seinem Haus auftaucht und es dann eben weiter geht bis die Ziele - auf rondrianische Weise - erreicht sind. Sollte so ein "satisfaktionsfähiges Mitglied der Gesellschaft" wirklich komplett "fahnenflüchtig" sein wird die "Vogelfreiheit" das schon lösen und seine Besitztümer werden eingezogen bzw. fallen an den Lehnsherren heim. Ich sehe da einfach überhaupt keinen Grund dem Gegenüber von hinten in den Rücken zu möllern.
Vielleicht hilft es für den Fortgang der Diskussion aus dem "Gegner" ein konkretes "Individuum" zu machen damit alle Beteiligten eine gemeinsame "Projektionsfläche" für die Debatte haben.
Aber abseits davon: soweit ich dich jetzt verstanden habe ging es dir aber gar nicht um den konkreten Fall sondern eher darum aufzuzeigen dass ein Rondrageweihter in Situationen kommt wo er in einem Dilemma steckt und so oder so nicht "sauber" raus kommt (und du hast aber nur eventuell ein unglückliches Beispiel gewählt). Und du findest das jeder der "Kodex-Bausteine" absolut gleichwertig und gleichartig zu verstehen ist und es daher völlig egal ist welche dieser "Bausteine" über Bord geworfen werden und welchen beibehalten und zu befolgen sind. Und ich glaube da irrst du dich - ich verstehe aber natürlich warum du mit deiner "Gleichartigkeitsprämisse" zu diesem Schluss kommen musst.
Soweit ich Glaube und Religion verstanden habe kommt nach dem "Heiligen Buch" die eigentliche "religiöse Praxis" und die "Lehrmeinung". Die Christen haben die Bibel und die Bischöfe/den Papst, die Juden den Tenach und das Rabbinertum, die Moslems den Koran und die Imame und bei den Rondrianer ist es eben das Rondrarium und den Schwertbund. Und so wie wir heute keine Leute mehr steinigen, oder Dieben nicht die Hände abtrennen und versuchen Frauen nicht wie ein Stück Scheiße zu behandeln (hier haben wir den größten Nachholbedarf), so wird es auch in der rondrianischen Glaubenspraxis einen Weg geben mit den "expliziten Stellen" in den heiligen Schriftstücken umzugehen. Die einzelnen Strömungen innerhalb der Krichen sind Zeuge dieses, irdisch ebenso beobachtbaren, Prozesses.
Und genau hier setzten eben die Konzepte der Verbote, Gebote und Ideale an. Es ist heute immer noch verboten jemanden zu töten (5./6. Gebot; je nach Religion/Konfession) oder zu stehlen (7./8. Gebot; je nach Religion/Konfession), aber es wird anders mit deren Bestrafung/Ächtung umgegangen. Auch die Gebote (lustig dass die Verbote der Bibel Gebote heißen. ) sind deutlich verwässert. Gläubige sind z.B. sicher nicht dazu aufgerufen die Frau des Bruders zu heiraten wenn dieser verstirbt (dafür müssen wir in Bayern neuerdings Kreuze in allen öffentlichen Gebäuden dulden, ein Gebot das sich nicht mal in der Bibel findet ). Das gleiche gilt analog für Ideale.
In meinem Verständnis wird daher das Verbot (Attacke in den Rücken) als allerletztes übertreten und vorher Abstriche bei den Geboten (ahnde jede Schmähung) und als erstes bei den Idealen (Feigheit als Feindbild) gemacht. Ein Kodex der 1.000 wahllos-gleichwertige "Satzungen" hat, die nie weiterführend in einen Kontext gebracht wurden, ist ein ziemlich schlechter und praxisuntauglicher Kodex. Genauso ein Kodex der dogmatisch verfolgt wird.
Ich hoffe auch das wir jetzt zumindest beim Verständnis und der "Projektionsfläche" auf einer Wellenlänge angekommen sind, wiewohl unsere Meinungen mutmaßlich andersartig bleiben werden. Was für mich ein absolut zufriedenstellender Zustand ist.
Hesinde zum Geleit! Rondra zur Ehr!
P.S. Danke für deine Gedanken und Einschätzungen zu der Diskussionkultur, und auch für das "Sorry". Ich stimme dir da zu und wir sind alle nur Menschen. Trotzdem schön wenn du dazu was schreibst und sagst.