Entrückung eines (geweihten) Golgariten

  • Hallo,

    ich werde vermutlich bald am Tisch die Ehre haben, einen Golgariten (geweiht) zu spielen. Der wohl spannendste Aspekt eines Geweihten, stellt für mich der Kontakt mit seiner Gottheit dar, gerade die Entrückung nach dem Wirken von Liturgien finde ich wunderbar. Bei meinem Tsa-Geweihten habe ich da auch viele Ideen zu, allerdings sieht das bei einem Boroni doch etwas anders aus.

    Wer hat gute Ideen, wie man die Entrückung auch nach außen sichtbar am Tisch darstellen kann (außer: "schalte einfach das Licht aus" ;) ). Bisherige Ideen: schweigen, aber das sollte der Kerl ja ohnehin meistens.

    Beste Grüße,
    Colo

  • Ein schwerige Sache. Ich, der ich einen Draconiter des profanen Zweiges (als Akoluth) spiele, habe meine Entrückung (wenn es sie denn mal gab) immer aus einer Mischung von Apathie, Tagträumen (die durchaus mal einige Minuten dauern können) oder Wortkargkeit dargestellt.

    Für einen Golgariten könnte sich wie du schon sagtest Schweigen anbieten, gepaart mit schweren Atmen. Vielleicht auch der Hang stille Orte aufzusuchen oder Geräusche allgemein lästig zu finden (dein Golgarit könnte beispielweise durch normale tägliche Geräusche z.B. Hühnergluckern, pfeifende Winde etc. stark belastet werden).

    Sowas könnte eventuell zu einem Boroni passen, obwohl ich mich mit Entrückung selsbt bisher nicht allzu sehr befassen musste. Nachdem mein Draconiter vielleicht seine Spätweihe geschafft hat wird es vielliecht nochmal wichtig.

  • Hey,

    danke für deinen Input.
    Der Punkt, um den es mir vorallem geht, ist dass die Gruppe irgendwie miterleben soll, dass der Golgarit gerade Hilfe von den Göttern bekommen hat und dass diese Energie durch ihn geflossen ist. Dadurch wird er ja auch selbst sehr zuversichtlich, dass alles gelingen wird. Ein "mehr an Schweigen" ist da irgendwie so ... unscheinbar.

  • Schlafwandeln wäre auch noch eine Option.

    Von Träumen berichten halte ich aber für ungeeignet, da man dafür ja reden muss, genauso wie die Rabenschreie.

    Das Rad wäre irgendwie auch stark merkwürdig... meditieren kann ein Borongeweihter denke ich auch ganz ohne Rad.

    Wobei dann natürlich das Wortspiel: "Der hat doch ein Rad ab!" nicht gebracht werden könnte.

  • Möglich wäre auch das er einmal sehr lange schläft und er nicht zu wecken ist oder er Federn in seiner Rüstung findet - Rabenfedern.

    Zumindest meine Gruppe würde das Lustig finden xD

    Fürchtet euch nicht! Elric Garlem, der Vinsalter Vagant mit Schwert und Pfote eilt zu eurer Rettung!

  • Federn wären eher vielleicht ein Merkmal einer wirkenden Liturgie, da die ja häufig von Nebeneffekten begleitet werden (können), aber nicht von Entrückung (zumindest in meinen Augen), da dies ein reiner Seelenzustand des Geweihten ist.

  • Möglich wäre auch das instinktive Suchen eines Friedhofes und darauf dann lange zu starren

    Fürchtet euch nicht! Elric Garlem, der Vinsalter Vagant mit Schwert und Pfote eilt zu eurer Rettung!

  • Egal, worum es geht, man ist überzeugt, das göttliche Wirken besser zu verstehen und überzeugt, dass die eigene Gottheit nun auf jeden Fall mit dem Betreffenden ist.

  • Ich frage mich zur Zeit selber wie man die Entrückung am besten ins Rollenspiel einbringt. Die meisten Vorschläge hier erscheinen mir aber wenig nützlich bis hin zu seltsam und albern. Für mich ist das eine erhabene, ernste Sache die keineswegs "lustige" Szenen in der Gruppe auslösen soll. Ein Geweihter der gerade wahrhaftigen Kontakt zu seiner Gottheit hatte sollte es in meinen Augen auch kaum ein Bedürfnis verspüren sich in irgendwelchen Ritualen der sterblichen zu ergehen. Eine erhabene Entschlossenheit halte ich für passend und bei einem Boroni tatsächlich noch spürbareres Schweigen. Mag sein das das unspektakulär ist, aber ich denke wenn man sich als Spieler in solchen Momenten in die Gefühlslage seines Charakters eindenkt und entsprechend handelt mag das (auf Dauer) eindrucksvoller sein als irgendwelche Effekthascherei. Letztlich ist Entrückung eine sehr private Angelegenheit des Geweihten bei welcher er kaum aktiven Drang sie mit seiner Umwelt zu teilen spüren sollte.

  • Ich kann mir bei missionierenden Kirchen (oder einem Geweihten mit eigenen solchen Interessen oder Motivationen) durchaus einen entrückten Geweihten vorstellen, der zu Menschen voller Enthusiasmus spricht und ihnen von der Herrlichkeit seiner Gottheit erzählt und gar dahingehend überzeugen möchte, ebenso zu empfinden.
    Bei Boronis oder Golgariten tatsächlich nicht, aber generell würde das zu einigen Charakteren und Kirchenrichtungen passen.

    Doch auch ein Boroni wird zuversichtlicher werden, vom Triumph der Gottheit ausgehend (gerade bei einer Problemstellung, z.B. der Warunkei gegenüber, als es die noch in voller Blüte mit all ihren Untoten gab), der Wille der Gottheit wird hinter allem entdeckt, man fühlt sich als Teil des göttlichen Plans und entsprechend motiviert, überzeugt und erfüllt und völlig bar des Zweifels.
    Das ruft er nur nicht laut und Boron preisend aus, sondern erlebt und fühlt es auf eine stillere Art. Er kann es auch durch Tonfall, Gesichtsausdruck, Gestiken, und ggf. gezielten (abgemessenen) Worte äußern.

    Entrücktheit ist halt schon ein irgendwo entzückter Seelenzustand, aber als Spieler sollte man womöglich man aufpassen, nicht in die Kategorie "bekiffte (und deshalb lustige) Person" abzurutschen.

  • Entrücktheit ist halt schon ein irgendwo entzückter Seelenzustand, aber als Spieler sollte man womöglich man aufpassen, nicht in die Kategorie "bekiffte (und deshalb lustige) Person" abzurutschen.

    Diese Aussage stimme ich voll und ganz zu. Katze hat (mal wieder) recht.

    Per noctem ad lucem.
    Durch die Nacht zum Licht.
    ____

    Pardona? Ist das nicht ein Kochrezept?

  • Wobei aber Entrückung auch nicht gleich Entrückung ist. Wenn man "nur" einen Grabsegen gesprochen hat, dann kriegt man fünf Pünktchen Entrückung, das ist noch lange kein Eskalationslevel. Hier muss man meiner Erfahrung nach doch sehr aufpassen, dass man Entrückung auch als etwas sehr graduelles spielt, damit Dinge, wie eine Karmalqueste, die bei gutem Wurf mal eben so 50 Punkte Entrückung auf einen Schlag bringt, noch irgendwie betont werden können (siehe auch Kasten WdG 245).

    Bei einem Golgariten würde ich das, wenn du noch auf kleiner Flamme kochst, wirklich nur in Richtung schweigt und will nicht angesprochen werden, dem Bedürfnis nach Einsamkeit und Ruhe oder auch dem Insistieren gefallene Gegner ordentlich zu bestatten zum Ausdruck bringen. Das ganze auch ein wenig abhängig davon, wie mystisch oder profan ihr auch als Gruppe spielt. Wenn solche Dinge bei euch seltener zum Ausdruck kommen, würde ich die Auswirkungen jetzt auch nicht überbetonen, da das dann einen Widerspruch zu eurem sonstigen Aventurien erzeugen kann*.

    Bei einem Golgariten wird vermutlich mit fortschreitender Entrückung immer mehr die Abkapselung von der "wirklichen Welt" erfolgen: zu laut, zu hektisch, zu hell, zu viel Gerede. Anders aber, wenn man sich unter Untoten aufhält, sprich in den Schwarzen Landen. Hier könnte ich mir einen zunehmend größeren "Zorn" gegen das Unleben vorstellen, so dass man als Gruppe aufpassen muss, dass der Golgarit nicht gleich nach einem Kampf zum nächsten übergeht (egal, wie verletzt er ist oder wie aussichtslos das Ganze ist). In so einer Situation kann die Zweischneidigkeit der Entrückung gezeigt werden, die einem Geweihten zwar mehr und mehr Macht verleiht, aber ihn auch zunehmend von der Welt und am Ende auch sich selbst entfernt, so dass ein Geweihter durchaus auch auf Hilfe angewiesen sein kann, um wieder "runter zu kommen" (in dieser Situation zum Beispiel in dem man ihn erst einmal zum Gräberausheben bringt, was da Teil des Moralkodexes durchaus möglich sein dürfte).

    *Wobei mystischer Spielstil immer zu bevorzugen ist und du da gerne Erziehungsarbeit leisten kannst :D

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Hallo,

    danke für die vielen neuen Antworten. Die jetzt angeführten Ideen gehen sehr viel eher in die Richtung, die ich mir vorgestellt habe. Der Seelenzustand des Boroniten ist in der Tat eine private Sache und äußert sich ja nicht durch Zeichen Borons (sonst gäbe es ja auch keine Aura der Heiligkeit).

    Mir geht es dabei aber auch, um das von Ehny angesprochene mystische. Wir sind noch keine sehr erfahrene Gruppe und unser bisher einziger Geweihter am Tisch war nicht sonderlich mystisch, aber das ist auch seine Sache. Da ich der erfahrenste Spieler bei uns bin und ich das mystische unfassbar klasse finde, würde ich halt gerne auch die andere Seite der Medaille betonen und den Golgariten doch recht mystisch spielen.

    Lustig/absurd soll es dabei aber in der Tat nicht werden, immerhin ist der Dienst im Namen Borons eine sehr ernste Sache (anders sehe ich das z.B. bei meinem Tsa-Geweihten, der wirklich extrem aufgedreht wird, je entrückter er wird). Allerdings sollte sich das mystische doch eben äußern.

    Die Abkapselung von der "wirklichen Welt" gefällt mir gut. Der Geweihte könnte ja in dem Fall einfach nicht verstehen dass jemand das Bedürfnis hat zu sprechen. Immerhin hat doch der Gott des Schweigens gerade geholfen. Entsprechend müsste ich halt völlig verständnislos reagieren und - wenn überhaupt - sehr kurz und knapp erklären, wenn die Helden überhaupt nicht locker lassen. Bei zunehmenden Grad könnte es dann auch wirklich passieren, dass der Geweihte anfängt, das Gleiche von seiner Gruppe zu verlangen. Über die tieferen Grade der Entrückung muss ich mir noch nicht so viele Gedanken machen, so weit kommt der Golgarit noch nicht, bis dahin habe ich dann auch im Spiel die Erfahrung gemacht, was wie darstellbar ist und wie ankommt. Die Spieler damit nerven will ich auf jeden Fall nicht.

  • Lustig/absurd soll es dabei aber in der Tat nicht werden, immerhin ist der Dienst im Namen Borons eine sehr ernste Sache (anders sehe ich das z.B. bei meinem Tsa-Geweihten, der wirklich extrem aufgedreht wird, je entrückter er wird). Allerdings sollte sich das mystische doch eben äußern

    Wenn meine Beispiele als lustig/absurd rübergekommen sind, dann tut mir das leid.

    Dennoch sollte Entrückung trotz aller Ernsthaftigkeit ein Zustand sein, der "vielleicht am besten mit den Gefühlen Berauschter oder Jungverliebter vergleichbar" ist (WdG, S.243). Man kann jetzt sicherlich streiten, was genau mit Rausch gemeint ist, aber ich denke, ein wesentlicher Aspekt davon ist ein gewisser Kontrollverlust. Für Boron-Geweihte ergibt sich hierbei schon das erste Problem, da das Talent für Kontrolle - Selbstbeherrschung - zu ihren Leittalenten gehört und solche eigentlich im Zustand der Entrückung leichter von der Hand gehen sollten.

    Man könnte jetzt durchaus argumentieren, dass dann Boron-Geweihte eben Glück hätten und somit keine Nachteile davontrügen. Allerdings spricht WdG von einer "unvermeidlichen Schattenseite" (S.244) nach Ende der Entrückung, da es Geweihten dann schwerer falle, sich in ihrem Alltag wiedereinzuleben. Ich folgere daraus, dass ein Boron-Geweihter, für den es praktisch Alltag ist, nichts zu reden, Schwierigkeiten damit haben wird, sich wieder daran zu gewöhnen, nichts reden zu dürfen. Folglich muss er zuvor etwas Außergewöhnliches erleben. Die Frage ist dann: Wie sieht dieses Außergewöhnliche aus? Meines Erachtens müssen zwei Kriterien erfüllt werden (und optional noch ein drittes):
    1. Der Geweihte erlebt eine Situation, die er nicht unter Kontrolle hat.
    2. Der Geweihte hat Schwierigkeiten, sich danach wieder in seinem Alltag zurechtzufinden.
    (3. Der Spieler des Geweihten hat Spaß dabei.)

    Natürlich kann man auch in die andere Richtung denken und sagen: Der Boron-Geweihte schweigt sowieso schon viel. Also muss er noch mehr schweigen. In solch einem Fall würde ich mich aber fragen, ob dann die Entrückung
    a) die Heldengruppe miterleben würde
    b) der Geweihte einen Nachteil dadurch erleidet, der laut Regeln "unvermeidlich" ist
    c) der Spieler des Geweihten auch genügend Spielspaß empfindet, wenn er mal 'nen halben Abend lang schweigen darf.

  • In Sachen üblichem Schweigen kann man ja, wie ich oben vorschlug, wenn geredet wird, sich entsprechend "markant" äußern und auch als Spieler mehr an und mit Tonfall und Gestik und Mimik arbeiten. Absolutes Schweigen würde ich da auch nicht als verpflichtend sehen, Worte wollen gut überlegt sein, aber Borons Größe darf auch zum Ausdruck gebracht werden

    Zusätzlich wird Entrückung nicht immer ganz gleich ablaufen und sich äußern (zusätzlich zu dem bereits erwähntem Umstand, dass bereits schon ein Unterschied zwischen viel und wenig Entrückung und dadurch in deren Auswirkungen besteht), da die aktuelle und spezifische Situation, durch die sie entstanden ist und was im Umfeld für den Geweihten aktuell ist, mit hinein spielen dürfte.

    Entrückung ist ja kein Zustand, der einen Automatismus im Verhalten nach sich zieht. Da darf der Boroni mal etwas mehr reden als sonst, oder noch etwas weniger, einen Boronsanger oder Tempel aufsuchen, in Träumen nach Zeichen suchen (gerade der Mystiker), andere Menschen suchen und Borons Größe verkünden, oder meiden, und was es sonst für Möglichkeiten geben mag.
    In Richtung Gegenteil der Ideale und Prinzipien (also etwas zur Labertasche im Extremfall zu werden) ausschlagen dürfte ein Verhalten unter Entrückung in meinen Augen nicht. Dazu ist Entrückung nicht als Nachteil zu betrachten, da es ja ein sehr guter Zustand ist (allerdings sollte bei sehr hoher Entrückung ruhig jemand dabei sein, der den Geweihten versucht, auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen, da Alltagsaspekte bis hin zur Unbedeutendheit verkommen und im Gegenzug zum Verbessern kultspezifischer Talente andere entsprechend nachlassen).

    Entrückung ist Kontrollverlust, aber zugleich erhöht Entrückung effektiv den TaW von Leittalenten, er wird also gleichzeitig auch noch beherrschter, was sich vielleicht gegenseitig aufheben mag, aber eben nicht dazu führen sollte in meinen Augen (und ohne Weiteres könnte), zum Gegenteil der eigenen Leitlinien umzuschlagen.

  • Ich finde die Idee bei niedriger Entrückung einfach schön leise zu reden sehr stimmig. Vielleicht auch etwas lethargischer, wenn es passt. Einfach mal auf ne Frage verzögert reagieren.

    Ansonsten kann man ihn mit steigender Entrückung zunehmend verträumter darstellen. Fordere einfach mal deine Spieler heraus. Auch wenn du an Spieltisch alles mitbekommen hast, einfach mal sagen "Hm? Entschuldigung, habt ihr was gesagt? Ich hab gerade vor mich hin geträumt."

    insane inside