• Durch eine abweichende Diskussion in einer schon länger herliegenden Diskussion und auch etwas durch Uthrubans Threads zum Thema Charakterschaffung, kam das Thema auf bei mir: Hintergrundgeschichten.

    Sind sie ein Muss? Hat jeder Charakter eine? Seid ihr chronische HG-Schreiber, oder macht ihr so etwas gar nicht? Wie ausführlich fallen sie aus?

    Manchmal lese ich, dass ein SL auf jeden Fall eine HG zu einem Charakter haben will, manchmal ist sogar eine Länge dazu angegeben, die die Geschichte mindestens haben sollte.
    Ich schließe mich der Ansicht an, dass eine HG hilft, sich mit dem Charakter zu beschäftigen. Gerade Anfängern würde ich so etwas auch empfehlen. (Gerade Anfänger schreiben dann oft - nicht immer - den Dreizeiler über bester Abgänger, Familie ermordet, rastlos unterwegs um zu rächen, aber das ist ein anderer Aspekt.)

    Aber aus meiner persönlichen Sicht ist es so, dass eine HG kein 'Muss' ist. Vor allem bietet sich in meinen Augen auch nicht jeder Charakter an, dass da wer weiß was für aufregende Dinge in seinen Kinder- und Jugendjahren geschehen sind (wenn man mal von Sachen absieht, dass die Familie abgeschlachtet wurde, man schon an der Akademie, weil man der Beste war, sich einen Neider als Feind angefangen hat und schon auf dem Hinweg zur Akademie erfolgreich drei Räuber weggeschnetzelt hat.)
    Für das Leben auf der Krieger-/Magierakademie, auf der Amazonenburg, bei der Ausbildung beim Jäger muss ich wirklich nicht eine Geschichte schreiben, die den Tagesablauf wiedergibt und den Lehrplan. Das kann ich IT auch so meinen SC erzählen lassen, anhand der Beschreibungen im Regelwerk und der eigenen Stichpunkte.
    Wenn Jurina (oder eine andere Amazone von mir^^) gefragt wird, wie das Leben so auf der Burg ist, oder worin sich die Rondrakirche der Amazonenkirche von der anderen Rondrakirche unterscheidet, dann kann man mein SC das auch beantworten, ohne dass ich als Spielerin meine HG zücke, noch mal drüber lese und das dann vortrage. (Zumal eine HG für den SL ist, und nicht für die Mitspieler.)
    Wenn ich einen Charakter spiele, informiere ich mich vorher über die äußeren Begebenheiten zu dem angedachten Umfeld (sei es regional, zur Profession oder sonst etwas), aber das dann in einem Text, der einer Geschichte (die einen Beginn hat und einen Schluss und in der etwas geschieht) entspricht zu bringen und dann dem SL zu überreichen (es IT den Charakter auf Nachfragen selber berichten zu lassen, kommt man nicht drum herum), sehe ich nicht so akut wichtig an.
    So eine Geschichte beweist, dass man sich damit beschäftigt hat, oder auch, dass man sich nicht damit beschäftigt hat (das sind dann HG, in denen in Aventurien erfundene Länder auftauchen, Orte keinen Namen haben oder der Geburtstort mit "Nahe der Mitte der Karte" beschrieben wird (habe ich alles schon gelesen), aber zumindest als Spieler, der in der Materie schon drin ist, kann meines Erachtens auch gut ohne auskommen und ist dabei trotzdem in der Lage, dem Charakter individuelle Züge zu geben und ihn über seine Herkunft und Ausbildung reden zu lassen.
    Ich habe auch HG, die teilweise aus der Sicht des Charakters geschrieben sind, oder aus der Sicht eines Familienangehörigen, oder einfach aus Sicht des Allwissenden Erzählers, aber sehr viele SC von mir haben keine niedergeschriebene Geschichte, und haben dennoch einen Hintergrund und ein Leben vor der ausgespielten Zeit gehabt. Nur keinen, den ich ausformulieren muss.


    Viel spätere EDITS:

    Andere Threads zum Thema:

    Interessante/Lustige Backgrounds

    Aber es steht doch in der Hintergrundgeschichte...

    -Hintergrundgeschichte der Charaktere vorstellen lassen

  • Also wenn ich SL bin habe ich immer schon gerne ein bisschen Hintergrund. Damit meine ich aber nicht einen kompletten Text mit hier geboren und der Papa hat damals das und das gemacht, aber erfahrungsgemäß machen sich die Spieler ja schon ein bisschen Gedanken und die kriege ich auch gerne mitgeteilt um dann wenigstens ein bisschen eventuelle unvorhergesehene Probleme zu kennen.

    Beispielsweise hatte unsere Gruppenmagierin aufgrund einer längeren Geschichte ein großes Problem mit Traviageweihten, weil sie in ihrem Hintergrund halt sehr schlechte Erfahrungen gemacht hat. Hätte mir der Spieler das nicht gesagt hätte ich ja nicht ahnen können wie er sich aufführt, wenn eine Traviageweihte auftaucht. Wenn sowas im Hintergrund drinsteckt, dann möchte ich es auf jeden Fall wissen und zwar nicht nur "ich mag keine Geweihten von XY" sondern ganz gerne auch wieso nicht, damit man darauf anspielen bzw. reagieren kann.

    Ein weiterer Punkt ist, dass ich ja auch gerne mal individuell auf die Charaktere eingehen will und dafür auch mal ein paar Bröckchen brauche, was sie denn so im Leben erreichen wollen, weswegen sie losgezogen sind und warum sie vielleicht ihre Profession gewählt haben. Beispiel wäre hier zum Beispiel ob eine Praiosgeweihter in die Kriche eintrat um das Dunkle zu bekämpfen, weil er Gerechtigkeit verbreiten wollte, vielleicht weil seine Familie selbst unter einem Fehlurteil litt, oder ob er zum Beispiel einen alten Familienfluch brechen will.


    Wenn ich selbst einen Char habe, entwickelt der oft seinen Hintergrund erst so im Spiel. Also wenn ein anderer Char fragt "und wie alt warst du als du an die Akademie gekommen bist und wie war das leben da?" dann denke ich mir in dem Moment was aus. Sofern es relevant ist wird dann natürlich auch der SL davon in Kenntnis gesetzt


    meine Langzeitcharaktere pflegen allerdings in der meist wochenlangen Erstellungsphase schon sehr ausführliche HG's auszubilden zu denen zumindest Familie, Grund für die Berufswahl, Grund für das Abenteuerleben und eine kleine Übersicht "mag ich-mag ich nicht und warum" zu den gängigen Religionen und Kulturen dabei sind.

    Noctum Triumphat

  • Persönlich bevorzuge ich auch sowohl als Spieler als auch als Spielleiter eine Hintergrundgeschichte bei den Charakteren. Diese muss nicht zwingend etwas herausragendes enthalten (genau genommen sind meistens jene herausragenden HG jene, die eher unglaubwürdig oder an den Haaren herbeigezogen klingen). Mir als Spieler/Spielleiter geht es bei der HG eher um folgendes: wie ist der Charakter in die Welt eingebunden? Für mich wichtige Informationen sind daher zunächst einmal Namen. Wie hießen die Eltern des Charakters? Was machten sie von Beruf? Leben sie noch? Wenn ja, wo? Wenn nein, warum nicht mehr? Welche Beziehung hat der Charakter zu seinen Eltern? Hat er Geschwister? Wenn ja, wie heißen sie, wie alt sind sie (im Verhältnis zum Charakter), was machen sie, welche Beziehung hat der Charakter zu ihnen? Dann kommt die weitere Familie mit Tanten, Onkeln, Großeltern, Kusinen etc. Auch der bisherige Freundeskreis ist relevant. Welche Freunde hat der Charakter außerhalb der Gruppe? Wie und wo hat er sie kennengelernt? Vielleicht ein Studienkollege (bei Akademieabgängern)? Hat der Charakter eine verflossene Liebe? Oder eine heimliche Liebe? Wie steht es um diese? Warum hat es niocht funktioniert, oder warum wird sie geheim gehalten? Ist der Charakter vielleicht schon verheiratet? Hat er Nachkommen?

    Der nächste Schritt wäre eine Erklärung, wie der Charakter zu dem wurde, was er ist. Warum wurde er z.B. Krieger? Wollte er es schon immer? Wurde er "gezwungen", diesen Ausbildungsweg zu gehen (z.B. aus Familientradition)?

    Des weiteren können weltanschauliche Punkte in die Hintergrundgeschichte aufgenommen werden. Folgt der Charakter dem für seine Kultur(Proffession üblichen Glaubensrichtlinien, oder weicht er davon ab? Wenn ja, in wieweit? Und warum? Gab es irgendwelche Schlüsselerlebnisse?

    Und, falls das erste Abenteuer sich nicht bereits damit befasst: wie kam der Charakter dorthin, wo dieses erste Abenteuer beginnt? Und warum?

    Wie wichtig die einzelnen Informationen nun sind mag von Situation zu Situation unterschiedlich sein, und nicht alle müssen von Anfang an bereits feststehen, aber je früher man als SL diese Informationen hat, desto besser. Einen Familienmenschen kann man mit "deine Schwester steckt in Schwierigkeiten" schon mal in ein AB oder eine schwierige Situation locken, wogegen es bei einem Charakter, der keine Familie mehr hat (der obligatorische "meine Sippe wurde niedergemetzelt"-Elf... wenn man sich die Menge der Hintergründe anschaut, die so beginnen, muss man sich fragen, ob es überhaupt noch irgendwo Elfen gibt) oder der sich mit seiner Familie zerstritten hat deutlich schwieriger ist.

    Auch kann man als SL alte Freunde eines Charakters in einem AB auftauchen lassen, wenn man durch die Vorgeschichte weiß, das es diese gibt und wer sie sind. Spontan einem Charakter einen alten Freund auf die Nase zu drücken, was nach Meinung des Spielers gar nicht zu diesem passt, bringt nur wieder Schwierigkeiten.

  • Solche Stichpunkte, also ein paar Namen, Überlegungen und Stichpunkte zu Famielie, Herkunft, Beweggründe, wichtige Charakterzüge, läuft bei mir unter Stichpunkte, nicht unter "Hintergrundgeschichte" (oder auch nur ausformulierte Sätze).
    Mir geht es tatsächlich um die Hintergrundgeschichte, die also zumindest richtige Sätze, die in einem gewissen Zusammanhang zueinander stehen, beinhalten soll. (Denn ohne solche Überlegungen, finde ich, kommt man nicht weit. "Woher konmmst du?" "Äh ... Al'Anfa - Nein! Andergast, etwas mit A!" - "Was machen deine Eltern?" "Pffht ... keine Ahnung." - "Magst du deine Geschwister?" "Ich weiß nicht mal, ob ich welche habe.")
    Allerdinge werden bei mir einige solcher Punkte auch schon mal erst erfunden, wenn sie nötig sind, oder sonst während des Spieles, weil dann der Charakter wesetlich näher kommt.

  • Da hast du schon recht, aber einige Details muss man finde ich noch nicht von Anfang an wissen, da man teilweise erst beim Spielen feststellt was genau man denn will.
    Ich meine jetzt: wenn ich eienn Festumer Streuner spiele, dann will ich vielleicht erstmal ein wenig rumprobieren was mir an ihm Spaß macht bevor ich festlege ob er aus dem eher Schmuggellastigen Gerberviertel, dem Glücksspielenden Hafen oder eher aus den reicheren Vierteln kommt, wo er sich mit Betrügereien durchgeschlagen hat.

    Noctum Triumphat

  • Richtig, ich schrieb ja auch selber, dass manche Dinge erst während des Spieles kommen, wenn man den Charakter auch selber etwas weiter ausloten kann.
    Dennoch geht es mir (primär) um die handelsübliche HG. Die kann man ja auch erst schreiben, wenn man den Charakter schon ein paar mal gespielt hat.

  • Hm Hintergrundgeschichten richtig schriftlich fixieren mache ich eigentlich nur bei Foren Abenteuern. Als Meister und als Spieler finde ich es gut eine zu haben, aber gerade beim P&P ist es etwas spontaner.. Eckdaten wie Name des Vaters oder des Dorfes woher der Char kommt kritzle ich mir auf den Bogen wenn ich ihn mir ausgedacht habe.. ansonsten.. *schulterzuck*
    Natürlich existiert so eine Geschichte als Grobkonzept aber ich arbeite sie nicht wörtlich aus und bin dadurch flexibler wenn sich meine Idee von dem Char verändert in den ersten Sitzungen, was ja schon mal vorkommt. Bei Foren ABs bemühe ich mich schon sie auszuformulieren, macht ja auch Spaß.. auch wenn es nicht gerade Druckreife Werke herauskommen. Aber enthalten meist auch nur Eckpunkte.. nicht nur Daten sondern auch wie der Charakter eine Situation zu dieser Zeit empfunden hat.

    Schwer wird’s wenn P&P Charaktere im Forum gespielt werden und man sich bemüht deren HG im nachhinein aufzuschreiben.. zumeist umfasst die ja bis dato auch schon erlebte Abenteuer und das ist richtig schwer finde ich.. auch weil man sich vielleicht nichtmehr so exakt erinnert.

  • Zitat von "Schattenkatze"

    Solche Stichpunkte, also ein paar Namen, Überlegungen und Stichpunkte zu Famielie, Herkunft, Beweggründe, wichtige Charakterzüge, läuft bei mir unter Stichpunkte, nicht unter "Hintergrundgeschichte" (oder auch nur ausformulierte Sätze).

    Für mich zählt das nun mal sehr wohl zur Hintergrundgeschichte. Ist halt, wie so vieles, Ansichtssache.

  • Richtig, und da mir aufging, dass ich dazwischen differenziere, die anderen, die hier geschrieben haben, aber nicht unbedingt, wollte ich das nur mal anmerken. Eine Wertung is das in keiner Weise.
    Ich dachte an ausformulierte Hintergrundgeschicthen, die auch wie Geschichten geschrieben sind, will mich aber natürlich auch nicht darauf beschränken und den Begriff daher auch gerne allgemein und umfassender halten.

  • Also ausdenken tu ich die Hintergrundgeschichten bei meinen Lieblingscharas gerne, da hab ich auch eine ziemlich genaue Vorstellung davon (weil ich teilweise auch bei der Generierung ein paar Werte etc. von der Vorgeschichte des Charas abhängig mache).
    Aufgeschrieben habe ich einmal einen Teil meines ersten Charas, aber irgendwann wurde ich dann zu faul, die laufen so vor meinem inneren Auge mittlerweile ab, aber sie entwickeln sich weiter. Mein Streuner zum Beispiel hat vier Geschwister, die anfangs alle so mehr oder minder gut zusammen gelebt haben und jetzt, vier Jahre später, hat sich bei der Familie einiges getan, sind umgezogen, der eine Bruder hat jetzt einen Job in Gareth, die eine Schwester hat geheiratet etc.
    Auch mein Ritter hat eine recht durchdachte Hintergrundstory.
    Aber aufschreiben tu ich das eigentlich nicht, obwohl ich es mir immer vornehme...
    Naja... morgen vielleicht mal anfangen :lach:
    Im Gegensatz dazu hab ich auch Charas, die einfach nur existieren. Einer hat gar keine HIntergrundstory, einer nur eine sehr grobe, ich kann auch nicht wirklich festmachen, welchem Chara ich eine Hintergrundstory gebe und welchem nicht, aber ich nehme an, dass das schon damit zu tun hat, welchen ich am liebsten spiele ^^ (denn der Streuner und der Ritter sind derzeit meine absoluten Lieblinge).

  • Das ist in unseren Spielrunden sehr unterschiedlich ausgeprägt. Ich hab für einen Magier, den ich spiele, eine sehr detaillierte Geschichte geschrieben und da auch verdammt viel der aventurischen Geschichte reingebastelt. Das war sehr aufwändig und habe ich auch erst einmal gemacht. Mag auch daran liegen, dass das ewig gebraucht hat, bis wir mal angefangen haben.

    Das hat in der Spielrunde zu lustigen Entwicklungen geführt. Unser Thorwaler hatte dann ne Heilari (schreibt man das so?) als Mama und kannte sich deswegen total gut mit Heilkräutern und so aus. Irgendwie wurde das von dem einen Spieler dann jedenfalls dazu benutzt, sich immer irgendwelche Sonderboni rauszuschinden, weil Mama ja und irgendwas.
    Das macht der gleiche Spieler mit anderem Charakter gerade wieder. Ich persönlich finde, dass dann die Hintergrundgeschichte abgedreht und mißbraucht wird.

    Sonst finde ich das auch ganz gut, wenn der Held sich selbst sozusagen in ein aventurisches Hintergrundgeschehen einordnen läßt und in sowas wie ein Beziehungsgefüge tritt. Das macht den Charakter plastischer und nicht so aus der 5. Sphäre auf Aventurien geplumpst sein.

  • Eine Hintergrundgeschichte ist für mich der Bereich, den der Char erlebt hat, oder warum er ein paar besondere Dinge kann/hatt.
    Aber keinesfalls ist eine Hintergrundgeschichte dafür da, sich möglichst viele Sonderboni, oder die unsinnigsten Ausrüstungsgegenstände zu holen.

    Ich werde bei einem Kommentar wie: 'Wieso, steht doch in der Vorgeschichte, dass ich von einem Drachen aufgezogen worden bin, der mir danach zwei magische Enduriumschwerter geschmiedet hat?' echt tobsüchtig.
    Wenn ein Spieler sich die Mühe macht, eine liebevoll formulierte Geschichte zu schreiben, baue ich diese auch gerne mit ins spiel ein.
    Wenn ich etwas konkretes in der Hand habe, dann nutze ich das auch gerne.
    Mir zu jedem Char auch noch die gesamte Familienbande zu überlegen, wird mir mit der Zeit etwas zu mühseelig. Mache ich hin und wieder auch, aber den Teil kann man mir gerne abnehmen.

    Wenn ich dann allerdings merke, dass eine Geschichte pur dazu genutzt wird, sich unfaire Vorteile zu verschaffen und desswegen eine echt unglaubwürdige/übertriebene Vorgeschichte gebastelt wird, dann lehne ich das kategorisch ab.

    Thorin: wenn so viele frauen heutzutage zur see fahren würden, dann auch nur um mailand zu plündern und mit viel stauraum für schuhe

  • Hintergrundgeschichte ist für mich das was der Charakter vor seinem Heldenleben gemacht hat und ist für mich ein absolutes Muss. Wobei ich allerdings auch "Wuchs bei seinen Eltern in baliho auf, sollte das Geschäft seines Vaters übernehmen, hat sich stattdessen geködert von einem Werber auf dem Viehmarkt in die Armee eingeschrieben, hat seinen DIenst ordnungsgemäßb beendet" als Hintergrundgeschichte ansehe, so trivial es auch sein mag. Es muss ja nicht immer der verwirrende Weltrettungsplot sein. Hintergrundgeschichte bedeutet für Werte und Besitz des Charakters gar nichts solange er es nicht regeltechnisch auch haben kann. Wenn jemand 470 mal "besonderer Besitz" nimmt und dafür halt weder stark noch klug noch schön noch sonstwas ist und auch nichts kann weil er halt keine GP mehr übrig hatte dann soll er halt seine zwei Enduriumschwerter haben (ganz davon abgesehen ob man "besonderer Besitz" 470 mal nehmen kann oder nicht). Er kann auch gerne von drachenanbetenden Dunkelelfenpaktierern ausgebildetworden sein, solange er akzeptiert, dass solche Leute schnell mal mit den Kirchen und jedem normalen Menschen/Elf/Ork/Goblin/Achaz/sonstwas aneinander rasseln und er dafür keine Boni haben will soll mir das recht sein.
    Man muss halt bei allem was man tut mit den Konsequenzen leben können....

    Requiro hoc vesperi res calidas / Etiam res calidas ista noctu / requiro hoc vesperi res calidas / Da mihi calida, da mihi amorem noctu

  • Persöhnlich finde ich Hintergrundgeschichten sehr stimmungsvoll. Meine eigenen Chars bekommen regelmäßig eine.
    Als SL freue ich mich über jede Geschichte, nur zwinge ich niemanden dazu. Wichtig ist mir beim HG, dass nicht nur Jugenderlebnisse beschrieben werden, sondern, dass der Spieler auch die Macken und Eigenheiten seines Chars beschreibt/erklärt. Als SL will ich wissen, wie man den Char hinter dem Ofen hervorlocken kann. Was sind seine Schwachstellen.

    Was gar nicht geht sind HG's, die zahlentechnische Veränderungen enthalten. ('"Alrik war schon immer mit der linken Hand so behende wie mit der rechten" => Linkshändig +10, etc.)
    Es geht mir darum, das ich (oder meine Spieler) sich Gedanken zum Char machen, damit er nicht nur eine Anhäufung von Zahlen ist, sondern lebendig wirkt.
    Da ich selber klassische Chars liebe (Krieger, Magier, ...), muss ich in dem Fall natürlich die verschiedenen Krieger von einander abgrenzen. Eine HG ist da für mich selber notwendig.
    Eine Geschichte sollte dann zwingend sein, wenn man mit einem hochgewürfelten Char anfängt. Ein Streuner der 12. Stufe sollte schon irgendwas erlebt haben. Da ist dann der SL gefragt.


    Die beste HG, die ich je gelesen habe, hat einer meiner Spieler mal verfasst. Es war ein komplettes Psychoprofil des Chars. Und ehrlich, den Char sollte man sofort einweisen!
    Er hat es geschafft, eine Geschichte zu schreiben die alles abdeckt. Der Char kann machen was er will, die HG hat den Grund dafür parat gehabt. Ob stolzes Auftreten, heimtückischer Giftmord, Blasphemie oder Diebstahl. Alles war möglich. Ein kompletter Soziopath. So was geht natürlich überhaupt gar nicht...

  • Wie ich gerade merke war meine Antwort nur auch dsa4 geeicht, jetzt mal die für DsA3:

    Zahlentechnische Veränderungen sind möglich und auch von den Regeln vorgesehen. Allerdings bedeutet das nicht, dass ich beispielsweise einem Söldner Pflanzenkunde -7, Staatskunst -6, Sternkunde - 8 etc. und dafür Hiebwaffen +10, HK Wunden +8 etc. zulassen würde. Die Änderungen müssen sich schon in einem gewissen Rahmen bewegen. Wenn mir der bethaner Magier sagt "er hatte schon immer ein gewisses Interesse in Illusionen, darum [Hauszauber]-1, Auris Nasis +2" dann kann ich damit leben und finde es in Ordnung. Kleine Änderungen an Talenten die man auch mal benutzt sind ok, dafür reicht mir auch ein "er hat halt ein Händchen dafür". Wenn aber jemand Änderungen von mehr als +/-2 haben will dann muss da schon eine echte Geschichte zu her und ich lassen keine "unwichtiges Talent weg, tolles Talent her"-Austausche zu.

    Requiro hoc vesperi res calidas / Etiam res calidas ista noctu / requiro hoc vesperi res calidas / Da mihi calida, da mihi amorem noctu

  • Hmm. Als Geschichtenerzähler, sage ich eindeutig ja. Alles muss bis zum kleinsten Detail ausgearbeitet sein, damit sich nicht nur der Leser fragt wie dieses oder jenes jetzt kam, sondern ich als Verfasser nicht ebenfalls den Faden verliere.

    Aber Rollenspielen hat eigentlich einen anderen Schwerpunkt als die Schreiberei. Das musste ich im Laufe der Jahre zwar auch lernen, aber ich denke jetzt habe ich es begriffen :lach: .

    Kurz gesagt: Ja ein Hintergrund muss sein, aber der beschränkt sich auf die wichtigsten Daten(Geburt, Geschwister, Beruf der Eltern, wie es dazu kam, wieso er dies und jenes kann) und verpacke das dann in einem ansprechenden Text, damit ich selber auch ein Bild darüber habe wie der Gute so drauf ist. Das wars.

    Allerdings versuche ich dabei die besonders traumatischen Erlebnisse und so weiter außen vor zu lassen(es sei denn es bietet sich an), denn wie soll man das steigern, wenn die Figur schon zu Beginn ihrer Geschichte tausend Erlebnisse hatte, die man allenfalls in einem Dutzend in seiner Abenteurerkarriere erlebt :zwinker:?

    So gesehen: Hintergrund ja, Details jedoch nur so weit wie sie nötig sind. Da nehme ich es auch in Kauf wenn es sich dann etwas stereotyp liest, denn der bestausgearbeitete Hintergrund nützt nichts wenn man so oder so nichts mit der Figur anfangen kann :zwinker: .

    Das Leben ist hart, unnachgiebig, brutal, langweilig, kurz, tränenreich, gefühllos,
    arm an Freude und Wundern, aus kosmischer Sicht nutzlos und schlichtweg schön.
    Gibt es einen besseren Grund um zu lächeln?

  • Den letzten Satz von Rogolan finde ich wichtig.

    Als SL möchte ich schon Hintergrundgeschichten zu den Chars, z.B. um aus dem Hintergrund die ein oder andere Abenteueridee zu stricken. Als Spieler baue ich mir gerne Hintergrundstories, bei manchen Chars geht das besser, bei anderen schlechter. Ein Magier z.B. hat den Großteil seiner Kindheit und Jugend in der Akademie verbracht, da ist kein Platz mehr für besondere Ereignisse die nichts mit der Akademie zu tun haben. (Dafür wird sein Geist von der jeweiligen Akademie geprägt)

    Was ich an Hintergrundgeschichten nicht mag:
    Wie erkläre ich dem SL mein Enduriumschwert, meine Löwen-Pferd-Chimäre und meine schwarze Plattenrüstung mit RS:7 und BE:2?

    Oder: Treffen sich zwei Chars. Fragt der eine: "Und? Wie sind Deine Eltern gestorben?"

    Viele Spieler schrecken davor zurück, eine Familie zu haben. Weil viele im Rollenspiel keine Lust auf Familiendramas haben. Man kann sich vor dem Spiel darauf einigen, dass die Familien der Chars im Hintergrund bleiben, und nur in Ausnahmefällen Gegenstand des Spiels werden. (Vielleicht wird es auch als Schwäche angesehen, wenn der KK18 Krieger seine Eltern befreien muss, und bei der Rettung so etwas wie Emotionen zeigen müsste, weil seine Eltern um Hilfe rufen, da ist die Jungfrau im Seidennachthemd doch schon wesentlich angenehmer zu retten)

    Ich lehne Hintergrundgeschichten, bei denen die Eltern ums Leben kommen nicht kategorisch ab. Ich habe selbst einen Char, die nach dem Tod ihrer Eltern zur Leibwächterin wurde.

    Ich finde es auch schwer zu urteilen, welche "Elterntode jetzt stimmig sind" und welche nicht.

    While the Wicked staind confounded
    call me with thy saints surrounded


  • Zitat von "Eggsplasher"

    Ich finde es auch schwer zu urteilen, welche "Elterntode jetzt stimmig sind" und welche nicht.

    Ich empfinde sie dann als stimmig, wenn sie für die Persönlichkeitsentwicklung des Charakters einen Einfluss haben. Man kann es schon sehr gut heraus lesen, ob Faulheit oder Dynamik der Geschichte Ursache für den Elterntod waren. Der Tod eines nahen Verwandten geht einer Person meist recht Nahe und im späteren Leben werden oft Entscheidungen auf Grund dieser Erlebnisse getroffen. Meine Achmad Sunni wäre sicher keine Achmad Sunni geworden, wenn sie nicht ihre Sippe im Khomkrieg verloren hätte. Dazu wäre sie ein ganz anderer Mensch, viel fröhlicher und nicht so verbittert.

    I ♡ Yakuban.

  • Und vor allem keine Achmad'Sunni, da da der Tod aller männlichen Sippenmitglieder sowieso Vorraussetzung ist.

    Thorin: wenn so viele frauen heutzutage zur see fahren würden, dann auch nur um mailand zu plündern und mit viel stauraum für schuhe

  • Ich denke eine HG ist kein muss aber doch sehr Hilfreich!

    Gerade für Anfänger, denke ich, eignet es sich perfekt um sich ein bisschen mit der Welt und dem Charakter auseinander zu setzten. Gerade dadurch werden die meisten Char.-Konzepte für mich erst richtig stimmig.
    Und wenn man möchte das der Char auch eingebunden wird, in die kommenden Abenteuer, so sollte man auf jeden Fall eine HG schreiben/mitteilen. Nur dann kann auch der Meister auf den Char Bezug nehmen. Ich habe selber noch nie gemeistert, kann mir aber gut vorstellen das es auch für den Meister "einfacher" ist wenn er die Beweggründe eines Helden kennt.
    Ich spiele jetzt seit 1 3/4 Jahr noch immer meinen ersten DSA Char und er ist mir in dieser Zeit richtig an Herz gewachsen. Zu Beginn habe ich damals einfach ins Blaue generiert und geschaut was dabei raus kam. Danach habe ich diesen Fragenkatalog beantwortet und habe mich durch sämtliche Bücher gelesen. Doch bis heute ist noch keine wirkliche HG zu Papier geschrieben wurden (Meister weiß alles nur durch Erzählungen von mir). Gerade im Laufe der Abenteuer ist immer mal wieder eine neue Idee dazu gekommen. Auf Fragen mit denen man sich bisher nicht beschäftigt hatte musste man plötzlich im AB antworten.
    Naja, ich denke einfach zu Anfang ist es schwer eine HG bis ins Detail genau zu verfassen. Mittlerweile bin ich sogar der Meinung das das auch nicht unbedingt nötig ist. Der Fragenkatalog und ein paar weitere fundamentale Fragen sollte man sich stellen. Alles weitere ergibt sich im Laufe des Heldenlebens. Denn um einen stimmigen Hintergrund zu kreieren, muss man sich mit DSA auskennen. Ansonsten kommen die hier viel diskutierten "Elterntode" und das übliche heraus.

    Noch kurz eine Frage die vielleicht nicht ganz hier herein passt (man möge es mir vergeben):
    Wie schafft ihr es stimmige und lesenswerte Hintergründe zu kreieren?
    Ich wollte jetzt mal die HG meines Helden niederschreiben. Vielleicht so gar als eine Art Geschichte. Aber es wäre meine erste! Gibt es irgendwo Tipps und/oder Trick worauf man beim schreiben achten sollte? Oder vielleicht no-go's?
    Sorry noch mal für's Off Topic, aber ich habe leider keinen anderen passenden Bereich dafür gefunden.

    Packt der Zwerg das Äxtlein aus, sieht's für den Magier düster aus.