Magier ohne Stab?

  • Hallo @sxbxstxxn

    Da du deinem Profil nach DSA5 spielst, nehem ich diese Regeln jetzt einmal als Grundlage für meine regelseitige Argumentation.

    Ich würde das ungefähr auf dem Level einer weißen Haarsträhne bei dunklem Haar sehen; ungefähr ein GP.

    Ganz so günstig würde ich persönlich diesen Nachteil nicht einschätzen. In der Eingangsfrage wurde ja explizit der Vergleich zum Nachteil "Kein Vertrauter" gezogen. Dies bedeutet, dass die Hexe nicht nur keinen Vertrauten hat, sondern auch in Zukunft keinen gewinnen kann. Der Zauberstab ist ein sehr mächtiges Traditionsartefakt, dessen Besitz in der Regel zum Selbstverständnis eines Magiers/einer Magierin zählt. Wenn jemand dauerhaft keinen besitzt, wirft das schon Fragen auf. Was macht es also mit dem Charakter, wenn er über diesen nicht verfügen kann? Wie reagieren die Kollegen, wenn er als einziger auf den Magierkonvents keinen Stab vorweisen kann? Wird ihm/ihr vielleicht sogar die fachliche Reputation aberkannt, wenn er/sie offenbar selbst ein solch grundlegendes Ritual nicht hinbekommt? Und wie kommt es bei den Nichtmagiern und potenziellen Auftraggebern an, für die der Stab wie Spitzhut und Robe ja doch irgendwie zum Bild eines Magiers gehören (nee, also da stelle ich doch lieber einen "echten" Magier" mit Stab ein)? Und muss man jedesmal am Stadttor warten, bis ein Kollege das Siegel auf Echtheit überprüft hat? Könnte ja eine Fälschung sein, wenn er keinen Stab trägt - auf jeden Fall stimmt mit dem irgendetwas nicht. Da gibt es also viel Spielraum für Aberglaube udn Misstrauen.

    Regeltechnisch argumentiert: Die Nachteile "Kein Vertrauter" und "keine Flugsalbe" der Hexen sind jeweils 25 AP wert. Hinzu kommt ja auch noch, dass das beides bei der Tradition eingepreist ist (Vertrauter und Flugsalbe verbilligen die Tradition Hexe daher noch einmal zusätzlich um 10 AP). Mag sein, dass bei den Hexen, beides ein deutlich stärkeres Stigma innerhalb der Gemeinschaft ist, als bei den Gildenmagiern der endgültige Verlust des Stabes. Andererseits wird der Hexenbesen in der Beschreibung der Tradition als "minderes Traditionsartefakt" bezeichnet, der Magierstab hingegen ist ein vollwertiges "Traditionsartefakt". Aus dem Bauch raus, würde ich den Nachteil "kein Zauberstab" daher mindestens 15 - 20 AP einräumen plus eine Vergünstigung der Tradition.

    Es käme also wirklich drauf an, welche Akademie.

    Ein sehr guter Punkt. Sehr passend wäre meiner Ansicht nach der Nachteil "kein Stab" für die gildenlosen Magier der Bannakademie zu Fasar. Diese verbergen ohnehin in der Regel ihren Stand, sodass der Zauberstab sehr unauffällig, oder eben nicht vorhanden sein muss.

    Und wie sieht das dann vom Background/der Geschichte aus?

    Eine gute Frage. Bei diesem Nachteil kann sich dann ruhig das Charakterkonzept darum drehen. Hierzu spontan ein paar Ideen (außer Abgängern der o.g. Akademie):

    - Der Held/die Heldin ist von einem Kobold/einer Dryade/einem Humusdjinn o.ä. verflucht worden und kann deshalb keinen Stab an sich binden. Sobald er Magie hineinfließen lässt, verwandelt sich das Holz immer in eine Schlange/fängt an wie unter Auswirkung eines Radaus auf den Magier einzuschlagen/schlägt Wurzeln und treibt aus. Den Fluch aufzuheben kann dann wiederum ein Grund sein, auf Abenteuer auszuziehen.

    - Der Held/die Heldin hatte beim Versuch, den Stab zu binden ein sehr traumatisches Erlebnis (möglicherweise hat ein Verpatztes Ritual ihn/ihr unvorbereitet einen Blick in die Niederhöllen gewährt, oder sie/ihn für kurze Zeit in den Limbus geschleudert?). Seitdem weicht er/sie dieser Aufgabe aus und kann sich nicht dazu durchringen es noch einmal zu versuchen. Allerdings bleibt dann die Frage, weshalb dies an der Heimatakademie nicht erkannt und aufgefangen wurde (bzw. wie trotz dieser Schwäche der Abschluss erlangt wurde). Vielleicht ist dies aber auch erst später, nach Verlust des ersten Stabes geschehen?

    - Der Magier/die Magierin verbindet seinen Ihren Stab mit dem Verlust einer geliebten Person/seiner ersten Schülerin, oder macht ihn sogar dafür verantwortlich. Er/Sie hat ihn daher aufgegeben und kann sich seitdem nicht dazu durchringen, einen neuen zu erstellen.

    "Es gibt keine Zufälle" M. Wittgenstein

  • Ich habe noch nie Magier gespielt, wie wichtig der Stab rein spielmechanisch ist, kann ich nicht wirklich einschätzen.

    Ein, zwei GP (die in DSA 4 viel mehr wert sind als AP; der Umrechnungskurs zu DSA 5 ist mir nicht bekannt) würden mir für die sozialen Auswirkungen passend erscheinen, zumindest wenn man da wirklich eine neue Hausregel draus machen will, die dann pauschal für alle Magier, egal von welcher Akademie gilt.

    Der Magier, der als solcher nicht zu erkennen sein will oder muss (also quasi ganz Südaventurien schon mal per se) leidet sozial ja kaum bis gar nicht unter dem Fehlen des Stabs.


    Hexen sind insofern eine ganz andere Angelegenheit als das Vertrautentier die Hexe wählt. Das ist dann weniger "Hihi, der kann sich kein Auto leisten/ Ist ein Ökospinner der kein Auto will" und mehr "Der ist ins Tierheim gegangen um einen Hund zu adoptieren und keiner der Hunde mochte ihn ... ".

    Beim Magier wäre Inkompetenz das Schlimmste, worauf man schließen könnte (Schrulligkeit wäre noch eher verzeihlich), bei der Hexe wäre Inkompetenz noch die freundlichste Erklärung.

    "Keine Flugsalbe" schließt die Hexe gar von Hexentreffen aus, die nicht gerade im Nachbardorf stattfinden. Der Magier ohne Stab kann hingegen zu jedem Magierkonvent gehen. (Die Wertung des Besens als lediglich minderes Artefakt mag sich darin begründen, dass er eben außer Fliegen nicht viel kann - aber Fliegen ist ja schon eine ziemlich tolle Sache.)

    Hinzu kommt: Alle Hexen haben Vertrautentiere, und finden diese sehr wichtig, aber wie wichtig es ist, dass der Magier stets mit Stab auftritt, variiert.

    Insofern würde ich den Nachteil "stablos" etwas geringer bepreisen.

    (Was genau der Grund ist, war noch gar nicht erwähnt worden - da sehe ich auch Unterschiede zwischen "Will nicht" und "Kann nicht". Denn ein "will nicht" würde im Endeffekt wahrscheinlich wie eine Prinzipientreue gehandhabt werden, gegen die man verstoßen kann, während ein "kann nicht" unverrückbar feststeht, auch wenn der Magier in einer Zwangslage ist, aus der er sich durch Binden eines Stabs befreien könnte.)

  • Ich greife mal ein paar Punkte auf:

    Der Besitz eines Magierstabs ist ein Vorteil an sich, wegen der vielen Möglichkeiten. Daher ist er regeltechnisch mW in die GP der Profession eingerechnet.

    Wenn ein Magier darauf verzichten möchte, bitte - aber dafür gibt es keine GP-Gutschrift, denn er kann ja jederzeit im Lauf des Spielerlebens einen neuen beschaffen und binden und würde dann auch keine GP abgezogen bekommen.

    In DSA4 gab es die Regel, dass die Kapazität des Stabs von dessen Länge abhängt, und dabei stand auch, dass manche Magier einen eher Knüppel-langen Stab bevorzugen. Auch damit ist man natürlich nicht weithin als Magier erkennbar, und auch dafür gibt es keine GP zurück.

    Der Stab ist nicht entscheidend für die Erkennbarkeit. Wenn Robe, Spitzhut und sonstiges Ornat stimmen, ist der Codex erfüllt.

    Beim Speisen in der Gaststätte werden Stab abgestellt und Hut abgesetzt. Beim Reiten tragen Zauberer den Stab nicht immer in der Hand. In einer engen Kutsche... usw.

    Aber daraus ergibt sich, dass ein Magier den Stab nicht 7x24 mit sich herumtragen muss und deshalb noch lange nicht als schrullig gelten muss. Die erste Vermutung ist immer: er hat seinen Stab irgendwo abgestellt.

    Egal, was die Frage ist - Schokolade ist die Antwort!

  • So wie ein Krieger sein Schwert ;)

    Manchmal ist ein Stab - zudem magisch - schneller einsetzbar als ein Zauber.

    Auch Begleiter könnten diesen Stab als magische Waffe benutzen - laut CS.

    Also ich würde nicht auf einen Allzweckgegenstand (u.a. Fackel, Seil, unzerbrechlich-magisch Waffe oder Flammenschwert etc.) verzichten wollen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Nicht jeder Magier kann auch mit seinem Stab gut umgehen. Er ist keine Kampfwaffe (eigentlich), sondern mit ein Standeszeichen, dessen nicht Vorhandensein (wer weiß schon, ob man ihn gerade nicht mit hat, oder gar keiner da ist). Es hat auch schon Fälle gegeben, da der Stab aus anderen Gründen weg war. Das ist natürlich bedauerlich, wenn schon Stabzauber drauf liegen, und je nach Geschichte dahinter mag dies peinlich sein oder eine großartige Geschichte.

    Magierkennzeichnung nach Außen sind, wie zitiert, nach WdZ für Gildenmagier Kleidung und sichtbares Gildensiegel, nicht der Stab, schon gar nicht ein Stab, der bestimmten optischen Kriterien entspricht, der jeden erkennen lässt: Ah, Magierstab.

    Im Gegenzug können Scharlatane auch eindrucksvolle Stäbe tragen, die vielleicht jeder für einen Magier-Stab hält, die aber 0 magisch sind.

    Auch Begleiter könnten diesen Stab als magische Waffe benutzen - laut CS.

    Das stimmt. Wenn ein Dämon kommt und es braucht eine magische Waffe, kann der Stab zum profanen Kampf auch vom Kämpfer*in benutzt werden - gesetzt den Fall, er/sie kann damit umgehen.

    (u.a. Fackel, Seil, unzerbrechlich-magisch Waffe oder Flammenschwert etc.)

    Bis er eines oder gar alle davon kann, dauert es, weil man da erst mal hin muss in Sachen Ritualwert und AP und Zeit, die alle durchzuführen (und das Beste ist ja leider eh dieser Zauberspeicher).

    Also man muss das nicht haben. Man kann sich die Stabzauber auswählen, die man möchte und wenn man AP dafür hat. Das kann je nach Prioritätensetzung eben dauern, oder teilweise auch gar nicht kommen.

    Dass der Zauberstab ein praktisches Ding ist, steht ja nicht außer Frage. Nur - man muss ihn nicht haben, und man muss keine oder nicht viele weiteren Stabzauber drauf legen und wenn man ihn nicht hat, hat man ihn nicht (und kann, wenn wie schon angeführt, irgendwann immer noch beschließen, in die Materie doch einzusteigen) und ich sehe keine allgemein gesellschaftlichen noch Magier-Stand-gesellschaftlichen Einbußen darin.

  • Worüber wird hier eigentlich noch diskutiert?

    So wie ich es sehe sind sich doch alle einig, dass der Magierstab optional für den Magier an sich ist, sowohl was die Regeln, als auch den Hintergrund angeht.

    Gleiches gilt wenn der Stab verloren geht.

    Der Magier hat sowohl regeltechnisch als auch vom Hintergrund her die Möglichkeit, aber keine zwingende Notwendigkeit, einen neuen Stab zu binden.

    Die Gründe, warum man sich gegen den Besitz eines Stabs entscheidet, sind sehr individuell.

    Ob es dem Magier als Standesnachteil ausgelegt wird, wenn er ohne Stab reist, sollte lokal unterschiedlich abgewogen werden.

    Der Kodex Albyricus wird nicht in Gesamt-Aventurien, als Gesetzesschrift betrachtet. Und die Konvent-Beschlüsse sind ebenfalls mal strenger, mal freier in der Umsetzung.

    In Gareth und Elenvina herrschen konventionelle Denkschulen, die die Kleiderordnung strikt einhalten und an die Schüler ihre Wichtigkeit vermitteln.

    In Grangor und Zorgan sieht das jedoch völlig anders aus.

    Die Magierschaft betrachte ich bei weitem nicht so geeint und konsent, wie es hier dargelegt wird.

    Kultur und politische Einbindung spielt eine große Rolle.

    Es gibt Akademien die von Krone und Reich gegründet worden sind. Die beiden Garether Schulen, Bethana und Andergast verpflichten ihre Adepten zum Militärdienst. Hier ist das Tragen von Uniform Teil des Pflichtgefühls der meisten Abgänger.

    Desweiteren hat sich "der" Magierstab über die Editionen so stark gewandelt und wurde immer wieder erweitert und unterschiedlich beschrieben.

    In DSA3 ging eine Abweichung von einer Standard-Schablone noch mit regeltechnischen Nachteilen einher.

    Das ist in DSA5 überhaupt nicht mehr der Fall.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    Einmal editiert, zuletzt von Sturmkind (25. September 2023 um 15:02)

  • Vielen Dank an alle Diskussionsteilnehmer. Ich habe einen schönen Überblick über die Meinungen bekommen...

    Man kann wohl zusammenfassend sagen: Alles kann, nichts muss ;) Im Endeffekt werde ich mit meinem Meister reden und ihm diesen Thread hier als Meinungsbild als Link mitschicken ;)

  • Du zitierst gerade die Ur-Grundregel von DSA: Die Regeln sind unsere Vorschläge, ihr könnt sie abändern, austauschen oder weglassen. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Nochmal was anderes hierzu: War es am Anfang von DSA nicht so, dass man die Bindung des Stabes auswürfeln musste? Es konnte also durchaus vorkommen, dass man die Probe nicht bestanden hat. Heutzutage kauft man sich das ja einfach, eigentlich ist es ja aber ein Ritual was vielleicht auch einfach mal nicht klappt.

  • Nochmal was anderes hierzu: War es am Anfang von DSA nicht so, dass man die Bindung des Stabes auswürfeln musste? Es konnte also durchaus vorkommen, dass man die Probe nicht bestanden hat. Heutzutage kauft man sich das ja einfach, eigentlich ist es ja aber ein Ritual was vielleicht auch einfach mal nicht klappt

    Am "Anfang von DSA" gabe es die "Bindung des Stabes" nicht.

    Die Generierungsregeln in DSA4.1 (DSA5 weiß ich nicht) gehen davon aus, dass die Bindung irgendwann klappt.

  • Mitnichten!

    Bereits 1989 hieß es: "Damit dieser Stabzauber gelingt, muß der M. drei Proben erfolgreich durchführen: zwei KL- und eine CH-Probe, wobei eine beliebige der 3 Porben um 1 erschwert ist. Oder kurz (KL/KL/CH)+1 wie bei einer Zauberprobe. Dieser Zauber kostet den M. 21 AP, wovon einer permanent verloren ist."

    Dafür entsteht der Band zw. M. und Stab (und macht ihn bereit für weitere Stabzauber), der Stab wird beinahe unzerstörbar. Zudem konnten die Strabzauber nur in strikter Reihenfolge eingegeben werden:

    Fackel, Seil, Zauberhilfe (spart bei jedem Zauber 2 ASP), Flammenschwert, Chamäleon, Rückruf (innerhalb von 7 km).

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)