Insgesamt finde ich aber, dass Elfen in einigen Punkten näher an uns modernen Mitteleuropäern sind als aventurische Menschen. Das Leben der Menschen ist von tiefem Glauben, Aberglauben und Feudalherrschaft geprägt und damit auch von strikter Autoritätsgläubigkeit. Unser Leben ist von der Aufklärung beeinflusst, demokratisch und freiheitlich. Das Leben der aventurischen Menschen ist von Krankheit, Hunger, Bedrohung durch feindliche Mächte und harte körperliche Arbeit mit wenig Freizeit geprägt. Wir haben Elektrizität, immer genug zu essen, ein gutes Gesundheitssystem mit moderner Medizin und stabilen Frieden. Das Leben der aventurischen Menschen ist durch den täglichen Kampf geprägt, der Natur das Lebensnotwendige und etwas Kompford abzutrotzen, bei uns wird Naturschutz und ein ökologisches Leben immer wichtiger.
Elfen teilen die weit verbreitete Skepsis gegenüber der Religion, durch ihre natürliche Resistenz und ihre Magie sowie Kenntnis von Heilkräutern sind sie gesünder, die Magie erreicht vieles, was uns Elektrizität bringt (Licht durch FlimFlam, Kommunikation über größere Entfernungen ohne Verzögerung...) und stellt Nahrung sicher (auch im Winter oder Frühling kann frische Nahrung herangeschafft werden), sorgt für Zeit für Müßiggang wie gemeinsames Musizieren (das für Elfen freilich mehr ist). Elfen leben in demokratischen Gesellschaften. Und die Kämpfe der Elfen der letzten Jahre sind kaum mit Thronfolgerkriegen, Orkenstürmen, Borbaradianische Invasion, Jahr des Feuers etc. zu vergleichen.
Ich denke, man betont oft, wie weit die elfische Lebensweise von der unseren entfernt ist und vergisst zugleich, wie enfernt die Lebensweise aventurischer Menschen ebenfalls von der unseren ist. Ich könnte mir vorstellen, dass gerade ein überzeugter Agnostiker, Humanist oder Atheist sich anfangs leichter tut, einen Elfen passend zu Hintergrund darzustellen als einen Menschen.
Aber das Problem mit der Religiosität, die in Aventurien Gang und Gebe ist, ist für den ,,modernen" Menschen ja nicht damit gelöst, dass die Elfen keine Götter verehren. Die Elfen, wie ich sie sehe, sind doch ein zutiefst mystisches Volk (ich kenne andererseits aber auch fast nur Dsa 5-Quellen). Wenn Elfen von solchen Dingen wie Seelenliedern, Melodien, die einem Gegenstand oder einer Tat innewohnen, reden, von einer ätherischen Lichtwelt, die jeglicher Rationalität verlustig geht und den hier zitierten Humanisten an Geschichten wie den vorzeitlichen Garten Eden oder religiös-philosophische Konzepte wie das Nirvana erinnern, wenn der Elf ohne sichtlichen Grund altert, sich zum Sterben zurückzieht und dabei lächelnd dem Ereignis entgegenzieht, dann ist das ,,uns", wenn man diesen Begriff hier überhaupt passend verwenden kann, doch genauso fremd wie das morgendliche Praios-unser, die Beichte beim örtlichen Borongeweihten oder die furchtsame Anrufung übernatürlicher Mächte angesichts natürlich erscheinender Naturereignisse. Nur weil die Elfen keine Götter verehren heißt das nicht, dass ihre Weltsicht Otto Normalverbraucher besser zugänglich wäre als zum Beispiel Platons Ideenlehre oder Kants Pflichtenethik (auf die Gefahr hin, studierten Gräzisten und Germanisten hiermit auf die Füße zu steigen).