Ja, was mir vor einigen Jahren bereits aufgefallen ist: Kritik an Publikationen führt hier doch recht oft zu bipolaren Diskussionen - auch sachliche (und sonstig konstruktive) Kritik. Ich persönlich finde es jetzt vergleichsweise gar nicht schlimm, wenn sich jemand mal über ein Produkt sehr ärgert und dies dann als "Machwerk" oder "Totalausfall" bezeichnet und dabei freundlicher Weise relativierend hinzufügt, dass "die Autorin das besser [kann]". Hier ist der aktuelle Anlass. Wer künstlerisch (und auch in anderen Bereichen öffentlichkeitswirksam) tätig ist, dürfte mit ablehnenden Meinungen bereits vertraut sein oder lernt, damit umzugehen. Es gibt ja einige, welche die Schmähungen ihrer Leistungen in diversen sozialen Medien schlicht ignorieren oder anderweitig "aushalten".
Auch für mich gibt es Grenzen des sogenannten Guten Tons, nämlich persönliche Beleidigungen, am besten noch mit diskriminierender Note. Produkte als "Scheiße" oder auch nur "Dreck" zu beschreiben, fände ich auch schon arg platt und komplett unnötig. Aber wann ist diese gewisse (und sicherlich auch für alle recht subjektiv gezogene) Linie denn nun überschritten? Wie darf ich meinen Unmut angemessen kundtun? Was müssen Ulisses-Fanboys/-girls und Ulisses-Hater aushalten können?
Und letztlich, immer wieder gerne angemerkt, glaube ich, dass sowohl dem Verlag als auch seinen Mitarbeiter*innen der Wert von Kritik bekannt ist. "Jede Beschwerde ist ein Geschenk", so heißt es auch auf meinen Fortbildungen im Dienstleistungsgewerbe. Nennt sich Beschwerdemanagement. Daher dürfte es für das geliebte Unternehmen gar nicht nötig (vielleicht sogar schädlich) sein, hier auch bei wohlformulierter Kritik das Gefühl zu vermitteln, sowas sei hier unerwünscht. Ich selbst freue mich über eine möglichst vielfältige Auseinandersetzung und erwarte von mir selbst, mich zwischen Plus-Minus-Rezensionen zurechtzufinden. Allerdings glaube ich nicht, dass Ulisses hier Strohmänner und -frauen einsetzt, um negative Äußerungen plattzuwalzen. Dafür sind sie einfach zu professionell - im Gegensatz zu uns
Also worum es mir hier geht: Was geht und was geht nicht?