Kritik und Lob bzgl. Ulisses: Was geht und was geht nicht?

  • Ja, was mir vor einigen Jahren bereits aufgefallen ist: Kritik an Publikationen führt hier doch recht oft zu bipolaren Diskussionen - auch sachliche (und sonstig konstruktive) Kritik. Ich persönlich finde es jetzt vergleichsweise gar nicht schlimm, wenn sich jemand mal über ein Produkt sehr ärgert und dies dann als "Machwerk" oder "Totalausfall" bezeichnet und dabei freundlicher Weise relativierend hinzufügt, dass "die Autorin das besser [kann]". Hier ist der aktuelle Anlass. Wer künstlerisch (und auch in anderen Bereichen öffentlichkeitswirksam) tätig ist, dürfte mit ablehnenden Meinungen bereits vertraut sein oder lernt, damit umzugehen. Es gibt ja einige, welche die Schmähungen ihrer Leistungen in diversen sozialen Medien schlicht ignorieren oder anderweitig "aushalten".

    Auch für mich gibt es Grenzen des sogenannten Guten Tons, nämlich persönliche Beleidigungen, am besten noch mit diskriminierender Note. Produkte als "Scheiße" oder auch nur "Dreck" zu beschreiben, fände ich auch schon arg platt und komplett unnötig. Aber wann ist diese gewisse (und sicherlich auch für alle recht subjektiv gezogene) Linie denn nun überschritten? Wie darf ich meinen Unmut angemessen kundtun? Was müssen Ulisses-Fanboys/-girls und Ulisses-Hater aushalten können?

    Und letztlich, immer wieder gerne angemerkt, glaube ich, dass sowohl dem Verlag als auch seinen Mitarbeiter*innen der Wert von Kritik bekannt ist. "Jede Beschwerde ist ein Geschenk", so heißt es auch auf meinen Fortbildungen im Dienstleistungsgewerbe. Nennt sich Beschwerdemanagement. Daher dürfte es für das geliebte Unternehmen gar nicht nötig (vielleicht sogar schädlich) sein, hier auch bei wohlformulierter Kritik das Gefühl zu vermitteln, sowas sei hier unerwünscht. Ich selbst freue mich über eine möglichst vielfältige Auseinandersetzung und erwarte von mir selbst, mich zwischen Plus-Minus-Rezensionen zurechtzufinden. Allerdings glaube ich nicht, dass Ulisses hier Strohmänner und -frauen einsetzt, um negative Äußerungen plattzuwalzen. Dafür sind sie einfach zu professionell - im Gegensatz zu uns ;)

    Also worum es mir hier geht: Was geht und was geht nicht?

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
    getreulich gehört auf den Hesinde-Disputen 1030 BF

    2 Mal editiert, zuletzt von Zwerg Nase (15. Mai 2020 um 18:13)

  • Was aus meiner Sicht nie, nimmer, so richtig gar nicht geht: seine persönliche Meinung als absoluten Fakt darzustellen.

    Für mich ist es ein enormer Unterschied, ob jemand schreibt "Das Abenteuer ist ein Totalausfall" oder "Ich empfinde das Abenteuer als Totalausfall".

    Ersteres ist aus meiner Sicht größenwahnsinnig & egozentrisch und deshalb schlichtweg zu ignorieren bzw. nicht ernst zu nehmen.

    (Harsche/Harte) Negative Kritik so zu formulieren, dass der Gegenüber sie nicht als übergriffig ermpfindet, ist für mich eine wahre Kunst, und ich kenne nur wenige, die diese Kunst "aus dem Lameng" beherrschen. Wenn man aber mit negativer Kritik auf offene Ohren stoßen möchte, muss man genau diese Kunst beherrschen. Bei mir klappt das wesentlich besser, wenn ich meinen Unmut 2/3 Tage sacken lasse und dann nochmal "über den Rant-Text gehe", ehe ich ihn abschicke.

    Und um damit auf Zwerg Nases Frage zurückzukommen:

    Meines Erachtens geht es nicht, jeden Hirnfurz in die Tastatur zu hauen und sofort abzuschicken, nur damit man sich mal Luft machen kann.

    Es geht aber imho, diesen Hirnfurz niederzuschreiben und abzuspeichern, aber dann mit etwas zeitlichen Abstand nochmal drüberzuschauen und so zu formulieren, dass die eigenen negativen Gefühle vielleicht eine Besserung in der Zukunft bewirken können, denn nur "angemessen formuliert" werden sie dies tun können.

    Das sind keine Augenringe. Das sind Schatten großer Taten!

    5 Mal editiert, zuletzt von Sir Gawain (15. Mai 2020 um 18:52)

  • Bei mir klappt das wesentlich besser, wenn ich meinen Unmut 2/3 Tage sacken lasse

    Definitv! Wenn ich mich so richtig ärgere, schlaf ich mindestens eine Nacht drüber. Aber ... das ist schon hohe Kunst. Viele sind halt nicht so reflektiert. Darum finde ich es noch "normal" wenn jemand da etwas ... spontaner ist.

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  • Days ist - in allen Foren (selbst inzwischen beim FAZ) leider die Norm geworden - hau in die Tasten und lasse deinen Frust los!

    Ich mußte das vor einigen Jahrne "lernen"; und da ich dazu niege doch oft längere Texte zu schreiben, gibt es mir auch die Gelegenheit am Ende zu überlegen, ob abschiicken oder ausmachen besser wäre ... und manche Texte habt ihr nie zu lesen bekommen.

    Sachlcihe Kritik ist in unserer digitalen Welt leider immer mehr in Hintertreff geraten, oft leider auch weil die Gegenstimmen lauter/agressiver wirken, bzw. Wie es in den Wald brüllt so stürmt es noch lauter zurück. Und am Ende muß dann ein Moderator dies Thema sperren - trotz vielleicht gut gemeinter Kritik ... und Ulisses ist bei weiten nicht perfekt. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Im Prinzip ist es doch ganz einfach: Ich schreibe so, wie ich auch reden würde, wenn mir die adressierte Person gegenüber stünde. Und da ich im echten Leben auch normalerweise nicht ausfallend werde, passiert mir das im Netz halt auch nicht. :lol2:

  • (Guter Rat, nur denken nicht alle so.)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Was aus meiner Sicht nie, nimmer, so richtig gar nicht geht: seine persönliche Meinung als absoluten Fakt darzustellen.

    Erstmal: Dies.

    Außerdem wären mir noch folgende Spielregeln wichtig (als Handlungsregeln an mich selbst formuliert; an einem willkürlichen Beispiel verdeutlicht):

    1.) Verwende keine ad-hominem und keine Strohmänner-Argumente. (Hierunter fallen leider praktisch alle Sätze, die mit "Ulisses will...." o.ä. beginnen.)

    2.) Vermeide es von vergangenen Produkten etc. auf Neues zu extrapolieren und kritsiere nur das Konkretum. Halte Leuten auch nicht immer wieder einen Fehler der Vergangenheit vor. Hängt mit 3.) Conformation Bias zusammen.

    3.) Versuche so unvoreingenommen wie möglich zu sein bzw. überprüfe, ob deine Kritik einem "Conformation Bias" entspringt.

    4.) Unterscheide, wo immer möglich zwischen Objektivem ("Das AB ist ein Dungeonabenteuer") und Subjektivem ("Ich mag keine Dungeonabenteuer")

    4.1) Zu Objektivem:

    (A Erkläre warum du es für einen objektiv disktuierbaren Punkt hälst)

    B Erkläre das Zustandekommen des objektiven Punkts ("Ein Dungeonabenteuer sollte einen Dungeon haben. Ein Dungeonabenteuer ohne Dungeon ist objektiv schlecht")

    4.2.) Zu Subjektivem:

    A Markiere subjektive Werturteile und erkläre sie oder besser noch die Prämissen, auf denen sie beruhen ("Mir gefällt dieses Dungeonabenteuer nicht, weil die Absurdität dieser Anlage mir die Immersion raubt, die mir persönlich sehr wichtig ist. Wieso gibt es hier weder eine Küche noch Schlafzimmer??")

    5.) Erschaffe Kategorien. Kristiere nicht einfach das Abenteuer, sondern beispielsweise die Heldenmotivation, das Setting, die Ausarbeitung der NSC, fehlende Regelmechanismen, die den Meister zu Improvisation zwingen etc.

    6.) Triff Abwiegungen und markiere diese. Wieso ist ein Punkt (die Absurdität des Dungeons) vielleicht weniger wichtig als ein anderer (die sau coolen Rätsel).

    7.) Speziell in der Rollenspielszene: Verstehe, was für unterschiedlichen Anforderungen ein Abenteuer gerecht werden muss, zwischen Powergamern, Narrativisten, Simulationisten usw.

    8.) Wo immer möglich: Sei produktiv und mache einen Verbesserungsvorschlag. ("Während das Dungeon für sich gut funktioniert, um die Rätsel und Kämpfe zu arrangieren, sollte ihm selbst etwas mehr Aufmerksamkeit in der Ausgestaltung gegeben werden, um es realistischer wirken zu lassen.")

    9.) Verstehe, dass Menschen unterschiedlich sensibel sind und unterschiedlich gut mit Kritik umgehen können. Sei also nett.

    Das heißt nicht, dass es mir auch nur ansatzweise gelingen würde, mich immer daran zu halten. Aber ich versuche es halt, so gut es geht. Wenn man das beachtet, kann es in der Konsequenz dann eigentlich kaum noch ein "Totalausfall"-Urteil geben. Zumindest kein objektives.


    Zwerg Nase Vielleicht willst du den Threadtitel noch leicht abändern. Ein "(Form)" oder sowas ergänzen. Im Moment klingt es ein bisschen, als wäre das hier der Boxclub :D

  • So, und nun schreibt das so um das es auch ein RPG-Nerd versteht. ^^

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • 4.1) Zu Objektivem:

    (A Erkläre warum du es für einen objektiv disktuierbaren Punkt hälst)

    B Erkläre das Zustandekommen des objektiven Punkts ("Ein Dungeonabenteuer sollte einen Dungeon haben. Ein Dungeonabenteuer ohne Dungeon ist objektiv schlecht")

    Ganz kurzer Einwurf: Ich würd so eine Wertung "ist objektiv schlecht" nicht als objektiv bezeichnen, da eine Wertung der Sache nach subjektiv ist.

    Aber abgesehen davon sind das sehr gute Regeln.

  • Wichtigster - und leider zu selten zu finden ist Punkt 4.1; nämlcih die nachvollziehbare Begründung.

    Eine Kritik bringt nichts wenn der Autor etc. nicht weiß, was nun am Abenteuer so "sch..." war.

    Letzter Punkt: Auch positive Kritk wird gern gelesen - und motiviert. ;)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Letzter Punkt: Auch positive Kritk wird gern gelesen - und motiviert. ;)

    Ja, das ist ein Punkt, der in der deutschen Kultur meiner Erfahrung nach leider immer viel zu kurz kommt: positives Feedback (mit deutsch meine ich hier tatsächlich Deutschland, nicht deutschsprachig, denn bzgl. Österreich, Schweiz, etc. kann ich mir kein Urteil erlauben). Es kostet nullkommagarnichts, bedeutet kaum Zeitaufwand und ist enorm wertvoll, wenn es um positive Motivation geht. Und trotzdem wird damit sehr geizig umgegangen.

    Das sind keine Augenringe. Das sind Schatten großer Taten!

  • Kritik an einer Sache oder gar einer Person muss immer sachlich bleiben. Beleidigungen haben hier nichts verloren, denn sie vergiften nicht nur die jeweilige Diskussion, sondern auch sukzessive das gesamte Forum. Und vor allem ist eines wichtig: es ist immer nur die eigene Meinung, die dargestellt wird. Natürlich ist niemand gezwungen, eine neue Veröffentlichung zu mögen. Das ist jedem selbst überlassen und was einem gefällt, missfällt einem anderen. Es ist aber ein großer Unterschied zu sagen, "das ein Totalausfall" oder "für mich ist das ein Totalausfall". Der Unterschied mag für denjenigen nicht groß erscheinen, der die Kritik ausspricht - aber für denjenigen, der diese Kritik für seine Arbeit erhält, liegen hier schnell Welten dazwischen.

    Der Orkenspalter ist ein Diskussionsforum. Wie die Bezeichnung schon verlauten lässt, sind hier Diskussionen erwünscht und sehr gerne gesehen. Diskussionen entstehen dadurch, dass zwei oder mehr Leute unterschiedliche Meinungen zu einem Thema haben. Darüber kann man sich dann gerne sachlich austauschen und begründen, wieso man selbst der Meinung ist, dass die Farbe blau schöner ist als rot, während andere vielleicht rot bevorzugen oder gar grün. Ein sachlicher Meinungsaustausch hilft, gewisse Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Mit guten Argumenten gelingt es einem vielleicht sogar, jemanden davon zu überzeugen, seine Lieblingsfarbe zu wechseln. Doch sobald jemand sagt "meine Farbe ist die einzig richtige und alle anderen haben keine Ahnung", ist das Gift für jede Diskussion. Dies ist leider ein Phänomen, das sich in den letzten Jahren immer mehr etabliert hat, nicht nur im Internet. Es bedarf einer gewissen Selbstdisziplin, nicht sofort in die Tasten zu hauen und die erstbeste Antwort zu veröffentlichen, sondern am Ende auch noch einmal seinen Text reflektiert zu lesen und sich bewusst zu machen, wie das auf jemand anderen wirken kann. Es kann auch helfen, kritische Beiträge für ein, zwei Tage ruhen zu lassen. Die Argumente, die man heute gegen etwas hat, sind in zwei Tagen sehr wahrscheinlich auch noch gültig - doch mit etwas Abstand lässt sich ein wesentlich freundlicherer Text formulieren.

    Zu sachlicher Kritik gehört nicht nur zu sagen, wenn einem etwas nicht gefällt, sondern auch klar zu benennen, was einem etwa an einer Veröffentlichung nicht den eigenen Erwartungen entspricht. Wer weiß, vielleicht helfen dann die Argumente anderer, eine Textpassage anders zu verstehen, sodass sie einem selbst doch sinnvoll erscheint? Und jeder Autor wird sich über sachliche Kritik freuen, denn nur durch Feedback kann man besser werden - und idealerweise ist es Feedback, das man dann auch gerne liest.

    Für uns auf dem Orkenspalter zählt auch dazu, dass Beiträge thematisch innerhalb dessen bleiben, was der jeweilige Faden vorgibt. Nichts ist ermüdender, als wenn jeder Faden früher oder später für die immer gleiche Grundsatzdiskussion gekapert wird, die von Emotionen und nicht von Argumenten gesteuert wird und sowieso keinen Konsens erzielen kann - da Meinungen schließlich subjektiv sind. Wir sind hier auf dem Orkenspalter auch nicht parteiisch. Uns ist es egal, ob der Community eine Veröffentlichung gefällt oder nicht. Beide Meinungen dürfen sehr gerne vertreten werden, um einen Austausch untereinander anzuregen. Doch der Ton muss gewahrt sein, sachlich und ohne Beleidigungen. Ein "Niederschreien" von anderen Meinungen hilft in keinem Fall.

    Wir wollen das der Orkenspalter eine gemütliche Heimat für Fantasy- und Rollenspielliebhaber bleibt - auch in den nächsten 20 Jahren. Daran können wir alle gemeinsam arbeiten :)

  • Und für eure tolle - und sicherlich nicht immer einfache - Arbeit hier mal ein großes DANKE !

    (Ulisses erhält von mir nur ein; das könnt ihr sicherlich besser - und haltet eure "Verspreche(r)n". ;))

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Am Besten ist eh die Fraktion:
    "DSA ist ein Haufen Mist, wie kannst du das Spielen!"
    "Wieso? Hast du die neue RSH gelesen, die ist gut."
    "Was? Nein, natürlich nicht, ich lese kein DSA."

    (Ersetze DSA mit einer Edition oder einem anderen System. Klappt immer.)

  • Was bringt es dem Kritiker dem Fan seine negative Meinung vor die Füße zu kotzen?

    Umgekehrt wird auch ein Schuh draus.

    Sachlicher Meinungsausdruck, mit Argumenten oder auch Sichtweisen unterfüttert, dann sollte es doch egal sein, ob man etwas gut oder schlecht findet. Hätten alle den gleichen individuellen Geschmack, könnte ein Forum doch gar nicht leben abseits von "Wo steht X?" oder "Geht Y regeltechnisch?"

    Daher: Ja, Kritik geht und ist unvermeidlich in meinen Augen, weil nie etwas allen gefällt, und das ist auch völlig legitim, und manchmal kann sie auch vorteilhaft sein.

  • Also meiner Meinung nach (alles nun Kommende ist meine persönliche Meinung) muss man zwischen konstruktiver Kritik sowie Kritiken als Kaufempfehlung auf der einen und Flamen, Haten, Nerdrage, Trollen, Beschimpfungen, Beleidigungen, Verhöhnungen, Verrissen und allgemein Dampfablassen auf der anderen Seite strikt unterschieden. Erstere sind immer legitime Meinungen, letztere einfach nur schlechter Stil, schlechte Kinderstube und anonym im Internet überdies feige. Ich verweise auf diesen Thread, der Richtlinien vorstellt und diskutiert, an denen man sich beim Formulieren von Kritik orientieren könnte: Konstruktive Kritik und guter (TM) Umgang miteinander

    Anzeichen, dass es keine Kritik und kein kritischer Kommentar, sondern eher Spaß an der Wut und am Hass ist, sind meiner Meinung nach wie folgt: Bewusste verwendung stark abwertender Begriffe, Schmipfworte und generelle unpräzise Behauptungen, Mangel an Details und Begründungen, einseitige Argumentation ohne Differenzierung, Mangel an Empathie (wie würde es mir gehen, wenn mir jemand schriebe, was ich jetzt zu posten gedenke?), absolute Aussagen statt Kenntlichmachung der persönlichen Meinung und Wahrnehmung (Ich-Botschaften), persönliche Angriffe bis hin zu Beleidigungen und Unterstellungen, Posts aus einem emotionalen Affekt heraus ("ich habe gerade XY gelesen und es ist eine Unverschämtheit!"), Mangelnde emotionale Distanz zum Thema (keine fundierten, ausgewogenen und sachlichen Argumente) sowie Unkenntnis, was genau denn jetzt eigentlich stört.

    Wenn mehrere dieser Anzeichen auftreten, hat es mit Kritik oder kritischen Kommentaren so viel zu tun wie die Werke Ingerimms mit den Werken Agrimoths. Meine persönliche Empfehlung für solche Fälle ist meine aktuelle Signatur:

    "Wer den Spötter belehrt, der trägt Schande davon und wer den Frevler zurechtweist, holt sich Schmach.

    Rüge nicht den Spötter, dass er dich nicht hasse, rüge den Weisen, der wird dich lieben.

    Gib dem Weisen, so wird er noch weiser werden; lehre den Gerechten, so wird er in der Lehre zunehmen.

    Spr9,7-9"

    Wer derart in Rage ist, wird selbst auch keine noch so konstruktive Kritik annehmen. Es wird zu keiner fruchtbaren Diskussion, sondern nur zu Streit kommen. Man wird selbst Opfer des Trolls oder Flamers. Einfach irgnorieren (zu sagen "Ich ignoriere dich" ist übrigens genau das Gegenteil davon, tatsächlich zu ignorieren. Es ist, als würde man sagen: "Ich schweige gerade" oder zu schreiben: "Ich schreibe im Moment nicht". Aber das nur am Rande). Aber wenn du drauf stehst - nur zu.;)

    Sich eine echte Meinung zu bilden ist Arbeit. Echte Kritik ist Arbeit. Recherche, Argumente sammeln und formulieren und zwar auf eine Weise, die den Menschen in seiner unantastbaren Würde achtet. Beleidigungen und Verleumdungen sind nicht von der Meinungsfreiheit gedeckt und haben mit Meinungen auch nichts zu tun. Und Meinungsfreiheit ist auch nicht das Recht auf Wiederspruchsfreiheit - ganz im Gegenteil. Wer seine Meinung äußert, muss mit der Darstellung einer gegenläufigen Meinung rechnen. Und wer seine "Meinung", seinen "kritischen Kommentar" wie ein Berserker in der Schlacht formuliert, braucht sich nicht zu wundern, wenn ebenso geantwortet wird. Wie man in den Wald hinein schreit, so schallt es heraus und wer sich wie die Axt im Walde benimmt, braucht sich nicht wundern, wenn ihm irgendwann ein methaphorischer Ast auf den Kopf fällt. Vor allem muss, wer austeilt, auch einstecken können. Wer jemanden angreift und auf einen Verteidiger stößt und sich dann in eine Opferrolle begibt, ist in meinen Augen wirklich nur erbärmlich. Wobei ich noch einmal für das (tatsächliche) ignorieren eintreten würde, denn einen Spiegel vorhalten bringt meiner Erfahrung nach meist gar nichts. Das eigene Verahlten wird an anderen wahrgenommen, ohne es zu erkennen und der Kritiker wird gehasst.

    Abschließen möchte ich mit der schlichten Aussage, dass wir alle nach Weisheit und einer weisen Umgangsform mit anderen streben sollten. Die österreichische Psychologin Judith Glück hat sehr schön analsysiert und heruntergebrochen, was Weisheit ist: Offenheit für Neues (Perspektiven erweitern und Schwierigkeiten als Chance sehen), ein guter Umgang mit Gefühlen (in den richtigen Dosen und den richtigen Momenten den richtigen Menschen gegenüber rauslassen sowie aus Schmerz lernen), Einfühlungsvermögen und kritisches Reflektieren (das bewusste Auseinandersetzen mit den eigenen Erfahrungen, gerade auch mit unangenehmen) und das Aufgeben von Kontrollillusionen (kenne und akzeptiere die Unserheit des Lebens, erkenne wann Handeln und wann Loslassen erforderlich ist). In diesen fünf Punkten immer besser zu werden ist harte Arbeit, aber extrem lohnend. Ein weiser Mensch ist der ideale Forist.

  • Was bringt es dem Kritiker dem Fan seine negative Meinung vor die Füße zu kotzen?

    Hmmm, ich hatte gar nicht an die Fans gedacht, sondern an den Austausch von Fans über Produkte. Wer DSA per se "scheiße" findet, ist hier glaub ich fehl am Platz. Davon ab finde ich negatives Feedback auch immer ganz interessant. Also mehr als Kotze zumindest ;)

    Im Moment klingt es ein bisschen, als wäre das hier der Boxclub

    Finde das Wort Kritik "trifft" es so ziemlich ^^ Also den Wortsinn. Feedback ist es sicher auch ...

    Glauben die Kritiker, dass Alex Spohr oder Markus Plötz hier mitlesen

    Soweit ich weiß, wird hier schon auch mitgelesen. Und ich glaube immer noch, dass sie das eine oder andere professionell als Verbesserungsvorschlag annehmen - Markus Plötz hat schließlich BWL studiert. Ist sogar schon mehrfach geschehen.

    Wen meinst du mit "die" Kritiker? Alle? Wegen:

    Ich wills nicht lesen - behaltet Eure "Kritik" für Euch!

    Ich möchte schon gerne (möglichst sachliche ) Kritik lesen. Daher lese ich ja auch Rezensionen - auch wenn ich deren Inhalten mal nicht zustimme.

    "In den Rachen der Drachen hexen die Echsen!"
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  • Was mir in der Überschrift und auch dem Ausgangsbeitrag fehlt, ist die Erweiterung dieser Frage

    Was geht und was geht nicht?

    auch auf Lob bezogen: Was geht und was geht nicht bei Lob und Bewunderung, wie kann man oder sollte man nicht dies ausdrücken?

    Wie man in den Wald hinein schreit, so schallt es heraus und wer sich wie die Axt im Walde benimmt, braucht sich nicht wundern, wenn ihm irgendwann ein methaphorischer Ast auf den Kopf fällt.

    Was mich nervt, sind diese destruktiven Pauschalkritiken mit dem Tenor von "Alles Mist". Egal ob ein ganzes Abenteuer zum "Totalausfall" erklärt wird - DSA sowieso Schrott ist oder Crowdfundings pauschal ein Werk der Erzdämonen, und Ulisses als Außenstelle von Blackrock dargestellt wird.

    Manchmal (nicht immer, wohl gemerkt, manchmal ist es auch umgekehrt) ist es die Art, wie Lob herüber gebracht wird und/oder gegen Kritik oder schlicht anderer Meinung verteidigt wird, die eine gewisse Form der Reaktion erst hervor bringt (Physik: Aktion - Reaktion), so dass die Metapher mit dem Ruf in den Wald auch in dieser anderen Richtung in meinen Augen gilt.

    Eine Medaille hat zwei Seiten, um die Phrasendrescherei etwas weiter zu führen, und manchmal bringen beide eine harsche Reaktion hervor, je nachdem, wie sie vorgetragen werden.

  • Was aus meiner Sicht nie, nimmer, so richtig gar nicht geht: seine persönliche Meinung als absoluten Fakt darzustellen.

    Für mich ist es ein enormer Unterschied, ob jemand schreibt "Das Abenteuer ist ein Totalausfall" oder "Ich empfinde das Abenteuer als Totalausfall".

    Ersteres ist aus meiner Sicht größenwahnsinnig & egozentrisch und deshalb schlichtweg zu ignorieren bzw. nicht ernst zu nehmen.

    Wenn jemand schreiben würde "Das Abenteuer ist ein Totalausfall, weil..." dann ist doch direkt die Meinung klar, da braucht es doch kein verklausuliertes "ich empfinde persönlich blablabla"