Was lest ihr im Moment!?

  • Wieso hast du das schon? War das denn nicht erst für den 09. diesen Monat angekündigt? Ich staune!

    Man lese das englische Original, dann ist das eigentlich kein Problem. Ist bei Werken des guten Sir Terry ohnehin zu empfehlen. Zwar sind die deutschen Übersetzungen auch durchwegs gelungen, aber so manches an Wortwitz kann trotzdem verloren gehen.

    Einmal editiert, zuletzt von Kearnaun (6. November 2015 um 18:52)

  • Muss sogar verloren gehen. Denke gerade an den Versuch, die Sprache der Nac Mac Feegles ins Deutsche zu bringen. Geht einfach nicht.

    "Wer mir schreibt, ich sei ein Dummkopf, der nichts versteht, ist kein Hater, sondern halt ein Dummkopf, der nichts versteht, oder ein Genie, das mich anregt."
    (Thomas Fischer)

  • FUNDBÜRO DER FINSTERNIS, von Stefan Cernohuby (Hrsg.)
    p.machinery Michael Haitel


    Diese Anthologie mit 27 Stories aktueller deutschsprachiger Autoren behandelt mittels moderner Gruselgeschichten die Konsequenzen, die sich in einer Welt, deren letzte Rätsel anerkannte Wissenschaft auch weiterhin nicht zu erklären vermag, ergeben können wenn man unverhofft etwas entdeckt, auf etwas stößt, über etwas stolpert, das es eigentlich nicht geben sollte, zumindest aber besser unentdeckt geblieben wäre.
    Mit anderen Worten: Willkommen in unserer ganz gewöhnlichen Welt, aus dem Blickwinkel schauriger Phantastik betrachtet!

    Es geht in diesem Band – der Titel legt dies bereits nahe – im großen und ganzen um das (Heraus-) Finden von etwas, und oftmals zeigt sich, dass nicht immer zweifelsfrei die Protagonisten der Geschichten die Finder von etwas sind sondern die Sache sich auch andersrum verhalten könnte, also Etwas den Protagonisten einer Geschichte aufgespürt hat und dieses Finden bzw. Gefundenwerden zumeist auf ein schlimmes Ende hinausläuft.
    Ob es sich um eine beim Antiquitätenhändler entdeckte Frisierkommode handelt, eine Postkarte von einem unbekannten Absender im Briefkasten vorgefunden wird, die Räumlichkeiten einer alten, scheinbar günstig erworbenen Villa so nach und nach ihre angesammelten Scheußlichkeiten preisgeben oder aber der Sachverständige einer Versicherung herausfinden muss, dass es nicht bloß gegen berufliche Gepflogenheiten verstoßen kann, Dinge vom Ort eines zu ermittelnden Schadensfalles zu entfernen: Das Thema dieser Anthologie wird von den Autoren gut variiert, es stellt sich beim Lesen des Buchs nicht das Gefühl ein, hier würde sich irgendetwas einfach nur eng gefasst stetig wiederholen.
    Wie bei den allermeisten Anthologien bildet sich bei diesem Band abschließend wertend bei mir die typische Glockenkurve aus: Dieses Buch enthält ordentliche, gelungene Unterhaltung. Einige der Geschichten gefallen mir richtig gut, einige weniger gut, das Gros jedoch befindet sich irgendwo dort in der Mitte beider Wertigkeiten, mal mehr zu der einen, mal mehr zu der anderen Seite angenähert.
    Meine Wertung, ob es sich bei einer Geschichte um eine mir gut oder weniger gut gefallende handelt, hing einzig von meinem ganz persönlichen Geschmack ab, welcher von dem Geschmack anderer Leser natürlich mehr oder minder deutlich abweichen kann und solche anderen Leser deshalb aufgrund ihrer persönlichen Präferenzen aus diesem Buch völlig andere Lieblingsgeschichten nennen mögen.

    Mir jedenfalls gefallen folgende am besten:

    DAS GEHEIMNIS VON BRIGUS (Susanne O'Connell)
    Im großen und ganzen wird hier wohl lediglich bestätigt, dass ein Übermaß an Neugier nicht nur der Katze zum Verhängnis wird sondern auch Menschen unrettbar zu weit treiben kann.
    Das Ende dieser Story ist sicherlich das „lustigste“ der hier gesammelten Geschichten.

    DER FUND SEINES LEBENS (Thomas Backus)
    „Klassische“ Geschichte um einen Ägyptologen, der mittels eines mysteriösen Fundes nun endlich die Anerkennung erzwingen will, die ihm seiner Meinung nach längst zusteht.

    FUNGUS (Karin Jacob)
    Die bei weitem kürzeste dieser Stories, von hoher Intensität, mit einem völlig irren, laut kreischenden Lachen auf ein heftiges Finale hinzu rasend.

    IM LICHT DES VOLLEN MONDES (Karsten Beuchert)
    Der Protagonist berichtet hier vor Gericht während seiner Aussage von schaurigen Dingen und wie sie sich in seiner erworbenen Villa, in der er ein sogenanntes SMotel, ein Sex-Hotel mit Spezialisierung für Sadomasochisten und Gothic Freaks, eingerichtet hat, zugetragen haben (sollen).
    Fakt ist: Es ist sehr schlimmes geschehen. Aber ob man den Worten des Protagonisten überhaupt Glauben schenken kann und darf?

    CARNIVORA (Chris Schlicht)
    Eine recht typische Vertreterin aus der Gruppe der Geschichten, die von Fass-es-nicht-an, Lass-es-besser-liegen und Ist-gar-nicht-gut-für-dich handeln.
    Ob die Autorin mit dieser Story vielleicht ihren aus einem Rechtsstreit resultierenden Groll gegen den Berufsstand der Versicherungssachverständigen auslebt oder doch gänzlich anders inspiriert wurde ist hier nicht von Bedeutung, die Geschichte funktioniert auch gut ohne dass der Leser über Details zu ihrer Entstehung verfügt.

    DER EINE JOB (Carsten Zehm)
    Beginnt als Ganovenstück, mutiert zu einem Western und endet mit der an Gewissheit grenzenden Furcht, dass es nirgends ein Entkommen geben wird.
    Wer dunkle Hybrid-Geschichten, wie etwa Tarantinos FROM DUSK TILL DAWN, mag könnte hier begierig nach mehr verlangen.

    DIE LOCKE (Sabrina Hubmann)
    Die Kunst dieser Geschichte liegt meines Erachtens vor allem darin, dass sie im Stile einiger der guten, alten Klassiker von Lovecraft oder Poe lediglich das Präludium zu einer Geschichte liefert, die sich erst im Anschluss, nach dem Lesen, im Kopf des Lesers zu entfalten beginnt und je nach Stärke seiner Phantasie, seiner Vorstellungskraft, zu einem Schauerstück von beliebigen Ausmaßen weiterentwickelt.
    Es ist die verbleibende Ungewissheit in einer eigentlich konkreten Situation, die hier den starken Reiz zum Weiterspinnen ausmacht: Die Entschlossenheit der Wächterin, die weiß, dass sehr Düsteres, Bedrohliches erscheinen wird, dabei aber nicht mit Gewissheit sagen kann, wann dies geschieht und wie wehrhaft sie dann noch sein wird. Eine letztlich beklommen machende Situation, ähnlich der des Atlas aus der Sage, der nicht wissen wird, wie lange er noch die riesige Last auf seinen Schultern zu tragen vermag und ob es ihm rechtzeitig gelingen kann, jemanden zu überzeugen, diese Last zu übernehmen bevor alles zusammenfällt.

    FRAU BIRGER (Nadine Muriel)
    Das Ende dieser in ihrer Gesamtheit durchaus augenzwinkernden Geschichte hätte ich mir anders, weniger schwarz erwünscht; ansonsten aber wurde hier auch ich an mein zwiespältiges Verhältnis zu bestimmten Dingen erinnert und zum nochmaligen Überdenken gewisser Ansichten angeregt.

    SIE HAT ALLES GESEHEN (Jan-Christoph Prüfer)
    Eine dermaßen starke Metapher gegen das Verschweigen und Vergessen jener Schuld, deren letzte übrige (Mit-) Verursacher in diesen Jahren gerade dabei sind, oftmals unbestraft und ohne Sühne im hohen Alter wegzusterben, habe ich bei Erwerb sicherlich nicht erwartet in einem solchen Buch vorzufinden.
    Sätze wie diese auch nicht:
    'Anne verabscheute Frauen, deren G-Punkt vom Anblick eines teuren Autos oder eines extravaganten Paares Schuhe getroffen wurde.'
    'Schuld saß wie ein kleines krallenbewehrtes Ungetüm in seinem Bauch und zerschlitzte seine Eingeweide.'
    Obschon mir der Autor bereits in anderen Anthologien aufgefallen ist.
    Vielleicht die beste Geschichte dieses Bandes.

  • Richard Stark - Ask the Parrot
    He heard the news of the arrest on the truck radio and gave the radio an ironic nod and salute in response, saying, "Well, so long, Nick." A couple of miles farther on, having thought about it some more, he nodded and told the radio, "And so long money, too."

    Kein Gramm Fett. Lean and hungry. Und das bei einem Buch, in dem ein Kapitel aus Sicht eines (stummen) Papageis erzählt wird.

    Annie Proulx - Hier hat's mir schon immer gefallen
    Für diesen Winkel der Hölle gab es keine Verschönerungsvorschläge; es war ein ehernes Gesetz, dass Ehebrecher in alle Ewigkeit kotzen und würgen mussten, und es wäre reine Zeitverschwendung, sich etwas anderes auszudenken als die Betonrinnen und Duftkerzen, die es schon gab.

    Kurzgeschichten. Fieser, bitterer, witziger als ihre frühen Sachen. Mochte ich (trotzdem).

    A. S. Byatt - Ragnarok
    If any hunter dismounted, he crumbled to dust, the child read. It was a good story, a story with meaning, fear and danger were in it, and things out of control.

    Allerdings. Fear and danger, and things out of control. Byatt erzählt das alles wunderschön nach, lässt dem Stoff seine Heavy-Metal-Wucht, seine fetten, garstigen Bilder, seine Geheimnisse, seine Archaik, und findet trotzdem überall Details und Stimmungen und Nuancen, die man erstmal finden muss. Ganz zu schweigen von der teilweise schmerzhaft schönen Sprache dafür.
    Wie die Autorin sich vorstellt, die Göttin Frigg würde mit dem Asthma, das Byatt selbst als Kind hatte, reden, wie sie mit allen Dingen auf der Welt geredet hat, und es überzeugen, ihr nicht mehr wehzutun, "...it was like roots working their way into stonework, it was a relative of the boa constrictor and the strangling fig. She had to learn how to sit, how to lie, how to hold her ribcage to accommodate its grip. She imagined Frigg speaking urgently to it – do not hurt my son – and the brief moment when it let go, to promise."
    Oder der Zwerg, der von Thor ins Feuer gekickt wird, einfach weil er gerade in Reichweite ist. "His name was Lit. This is all that is known about him, that his name was Lit, and he ran the wrong way, and was kicked into a fire that roasted him alive."
    Oder die drei Schritte, die Fenris macht, bevor er Odin tötet - nicht zwei, nicht vier, fünf scheidet völlig aus.
    Oder Loki, mit dem hat sie auch Spaß: He was intimate with secret places. He was beautiful, that was always affirmed, but his beauty was hard to fix or to see, for he was always glimmering, flickering, melting, mixing, he was the shape of a shapeless flame, he was the eddying thread of needle-shapes in the shapeless mass of the waterfall. He was the invisible wind that hurried the clouds in billows and ribbons. You could see a bare tree on the skyline bent by the wind, holding up twisted branches and bent twigs, and suddenly its formless form would resolve itself into that of the trickster.
    Möchte man vorlesen, aber wem? Lange nicht mehr so bedauert, dass ein Buch schon zu Ende ist. Obwohl ich das Ende schon kannte. Und obwohl es so perfekt ist.

    Jakob Arjouni - Chez Max
    Die Worte Freundschaft, Vertrauen, Treue, Ashcroft-Mitarbeiterpflichten,gesellschaftliche Verantwortung, Prioritäten und Gewissen hätten am Ende verkohlt, verstümmelt und blutverschmiert in der Ecke gelegen, während Chen mit Begriffen wie Eitelkeit, Feigheit, Gewinnsucht und Abgestumpftheit trommelnd und fahnenschwingend durchs Zimmer marschiert wäre.

    Liest sich leider wie sein eigener first draft. Sogar für Arjouni-Verhältnisse ein bisschen zu sorglos, da hätte er nochmal drübergehen müssen.

    David Morrell - Massaker
    "Gentlemen, wir werden, inoffiziell, versteht sich, in Mexiko einmarschieren."

    Westernroman vom Autor der Vorlage zu Rambo. Hommage an John Wayne, den man im Mentor des Erzählers wiedererkennt, ohne dass es zu aufdringlich wäre. Schönes Ding.

    Georges Simenon - Hier irrt Maigret
    In Gouins Augen zuckte ein Schimmer von Ironie auf, und Maigret wurde rot, denn dieser Blick hieß ganz eindeutig: "Was habe ich Ihnen gesagt?"

    Ja, Weltklasse wieder, was sonst.

    Jeff Lemire - The Nobody
    "Und nun ist er nicht mehr da..."

    Schöne, melancholische Kleinstadt-Coming-of-Age-Variante vom Invisible Man.

    2 Mal editiert, zuletzt von Gast (13. November 2015 um 12:51)

  • A. J. Byatt - Ragnarok
    If any hunter dismounted, he crumbled to dust, the child read. It was a good story, a story with meaning, fear and danger were in it, and things out of control.

    Uff, so leicht bringt mich ein einzelner Buchstabe also aus dem Konzept... Gemeint ist hier A. S. Byatt (S. wie Susan statt J. wie...?), gell :)

  • "Man nannte ihn Hombre" von Elmore Leonard, die Vorlage zum gleichnamigen Film. Leider wüsste ich nicht, ob ich den Film schon mal gesehen habe und so keine Vergleiche anstellen kann (auch wenn das Westernfilm-Lexikon mir suggeriert, dass es schon einige Unterschiede gibt in der Zusammenstellung der Postkutschenpassagiere). Das erste Drittel - so weit bin ich zur Zeit - liest sich gut.

  • Wieso hast du das schon? War das denn nicht erst für den 09. diesen Monat angekündigt? Ich staune!


    Neee, ich lese es natürlich als "The Shepherd´s Crown" und nicht auf deutsch, denn dann hättest du mit dem Erscheinungsdatum durchaus recht

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Ich lese gerade ein sehr faszinierendes Buch von Chris Taylor:
    'Wie Star Wars das Universum eroberte'.

    Man bekommt einen guten Einblick in die Entstehungsgeschichte der Filme. Und auch in George Lucas Leben.

    Es macht Spaß sich mit den amerikanischen Filmen der 1970er und 1980er Filmen zu beschäftigen. Interessant welche Einflüsse Lucas verarbeitet hat. Sehr lesenswert.

  • FUNDBÜRO DER FINSTERNIS, von Stefan Cernohuby (Hrsg.)
    p.machinery Michael Haitel


    Diese Anthologie mit 27 Stories aktueller deutschsprachiger Autoren behandelt mittels moderner Gruselgeschichten die Konsequenzen, die sich in einer Welt, deren letzte Rätsel anerkannte Wissenschaft auch weiterhin nicht zu erklären vermag, ergeben können wenn man unverhofft etwas entdeckt, auf etwas stößt, über etwas stolpert, das es eigentlich nicht geben sollte, zumindest aber besser unentdeckt geblieben wäre.
    Mit anderen Worten: Willkommen in unserer ganz gewöhnlichen Welt, aus dem Blickwinkel schauriger Phantastik betrachtet!
    (...)

    Der Eisvogel verlässt sich wieder einmal auf die Empfehlung des schuppigen Rezensenten. Hoffentlich trifft der Band ähnlich gut meinen Geschmack wie der der letzten Rezension, sonst könnte es zu einer unangenehmen Begegnung am nächsten Flusslauf kommen. ;)

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Ich habe mir zwischendurch die kleinen Taschenbücher von der RatCon gelesen.
    Die Novelle, Der Kristall von Al'Zul 1-5

    "Land ohne Gesetz" von Anton Weste
    "Stadt der Geister" von Martina Nöth
    "Wald der Verlorenen" von Linda Budinger
    "Am Finsterquell" von Gernot Vallendar
    "Aufs Schafott" von Florian Don-Schauen
    Leichte Lektüre und doch interessant geschrieben. Sehr kurzweilig.

  • Ich habe mir zwischendurch die kleinen Taschenbücher von der RatCon gelesen.
    Die Novelle, Der Kristall von Al'Zul 1-5

    Kurzweilig sind die Bücher wirklich und aufgrund der Kürze der einzelnen Bände für Leseunwillige Spieler ganz gut geeignet. Ich hatte die Dinger meiner Einsteigergruppe letztes Jahr zum Lesen mitgebracht und somit einige Spieler zum Lesen verleitet. Imteressant ist das Konzept der verschiedenen Charakterperspektiven in jedem verschiedenen Band. Allerdings passen die Beschreibungen der Charaktere teilweise - selbst wenn man von der unterschiedlichen Wahrnehmung des jeweiligen Hauptakteurs ausgeht - nicht zusammen. Ausserdem wimmeln die Seiten von Rechtschreibfehlern, während die Sätze oft platt und umständlich formuliert waren. Lag es am Lektorat, an meiner Wahrnehmung oder kann mir jemand erklären woran das liegt?

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Leichte Lektüre und doch interessant geschrieben. Sehr kurzweilig.

    Fand ich auch. Haben zwar sehr große Seiten mit vielen Zeilen, was die wenigen Seiten ein wenig kompensiert, aber lässt sich dennoch schnell lesen und jeder Band aus Sicht eines anderen Charakters der Gruppe geschrieben fand ich schön gemacht. Es entstand zwar bei mitunter der Eindruck, dass manche Orte nur besucht werden, Personen getroffen und Ereignisse geschehen, weil sie der Wildermark im Besonderen und Aventurien im Allgemeinen Flair-Charakter geben und nicht, weil es in unmittelbaren Bezug zur Handlung steht, aber das war so oft auch nicht der Fall.


    Allerdings passen die Beschreibungen der Charaktere teilweise - selbst wenn man von der unterschiedlichen Wahrnehmung des jeweiligen Hauptakteurs ausgeht - nicht zusammen. Ausserdem wimmeln die Seiten von Rechtschreibfehlern, während die Sätze oft platt und umständlich formuliert waren. Lag es am Lektorat, an meiner Wahrnehmung oder kann mir jemand erklären woran das liegt?

    Das war mir allerdings nicht aufgefallen.

  • In dieser Hinsicht muss ich Dir Recht geben SirAnArcho, wobei mir das Missverhältnis der Charaktere nicht so sehr aufgefallen ist wie die Schreibfehler.
    Ich hatte das schon verdrängt. Geschenke sollte man nicht so kritisch betrachten und ich bin davon ausgegangen, dass es noch überarbeitet wird.

  • VERBOTENE BÜCHER, von T. Backus, S. Hubmann, N. Horvath, E. Hantsch (Hrsg.)
    Verlag Torsten Low


    Das Erfreuliche an so mancher Reihe ist, dass sie entgegen dem mehrheitlichen Trend nicht wie andere immer mehr abflacht und an Qualität verliert sondern im Gegenteil mit jeder Fortführung ein kleines Stückchen hinzugewinnt.
    AUF DEN SPUREN H. P. LOVECRAFTS ist eine solche Reihe, der hier nun vorliegende dritte Band konnte gegenüber seinen Vorgängern, METAMORPHOSEN (Zweitplatzierte beim Deutschen Phantastik Preis 2010) und DIE KLABAUTERKATZE (gleiche Platzierung ebenda 2012), noch einmal zulegen.
    Einmal mehr darf den Herausgebern hier für ihr gutes Händchen bei der Auswahl der Geschichten gratuliert werden, von denen sich keine so liest als sei sie lediglich als Füllstoff in diese Anthologie genommen worden.
    Ohne zuviel über die Geschichten verraten zu wollen versuche ich hier zu skizzieren, was mir an diesem Band am besten gefällt.

    Fast wie ein unbekanntes, jahrzehntelang verborgen gebliebenes und gerade eben erst entdecktes Werk des Altmeisters der Horror-Literatur, der namensgebend Pate für diese Buchreihe steht, liest sich DAS ERBE DES WALTHER STUCK, geschrieben von Johannes Harstick – oder etwa doch geschrieben von... ?
    Ohne explizit zu detailliert auf den Inhalt einzugehen – es handelt sich hier um eine „klassische“ Geschichte über fast in Vergessenheit geratene, sehr unheilvolle Dinge, deren Wiederentdeckung ein typisch lovecraftsches Untergangsszenario einleitet – lässt sich hier rückblickend vielleicht anmerken: Würde es sich hier statt um eine Story um eine „Blüte“, also Falschgeld handeln so würde dieses Falschgeld beinahe echter als ein echter Geldschein wirken. Was durchaus als ein „Bravo!“ und nicht etwa als Imitatsvorwurf zu verstehen ist.
    Zu einem speziellen Detail dieser Geschichte gibt es einen gar nicht mal so kurzen, dafür möglicherweise erheiternden Exkurs, den ich mir einfach nicht verkneifen konnte und den mir hoffentlich niemand übelnehmen wird (unten am Ende dieser Rezension, mit Asterisk gekennzeichnet).

    Wirklich verrückt und komisch ist DER VERSCHOLLENE KÖNIG von Thomas Backus.
    Der Autor, dessen Geschichte um einen besessen suchenden Büchersammler so viele augenzwinkernde, teils offensichtliche teils verborgene Anspielungen auf Referenzen des Genres enthält, offenbart mit seiner Story ein geradezu beunruhigendes Insider-Wissen über einen ganz bestimmten Schriftsteller und dessen Werk, seinem genaueren Umfeld, so dass sich mir mit großem Erstaunen die Frage stellt, wie er (Backus) so leichtsinnig jenes Tabu brechen konnte, hier überhaupt von jener anderen Person – völlig gleich, mit welchem ihrer vielen Namen benannt – zu schreiben.
    Wie auch immer; da die Geschichte in der Ich-Form erzählt wird würde ich nur zu gerne mal einen Blick auf die aktuelle Tastatur des Autors werfen, welche nun ja wohl nicht mehr einzig für Finger gemacht sondern doch eher eine Spezialanfertigung sein müsste...
    Letztlich aber auch nicht so wichtig, so lange denn mal noch mehr solcher wunderbar abgedrehten Geschichten von diesem Autor kommen werden.
    Auch dieser in der Story kundgetane nützliche Hinweis wurde dankend zur Kenntnis genommen und soll fortan nicht mehr vergessen werden:
    'Die Versicherung zahlt nicht bei Brandstiftung durch den Teufel.'
    Könnte bei so manchem skrupellosen Plan noch skrupelloserer Leser nun eine Abänderung erwirken.

    Gänzlich anders als zum Lesen soll ein unheimliches Buch in FIM SCHABBAH von Sabine Frambach verwendet werden.
    In dieser Story müssen einige junge Filmemacher feststellen, dass auch ein akut klammes Budget niemals dazu führen sollte, wahllos alles sich bietende für einen Dreh zu benutzen, so lange es nur nichts zu kosten scheint.
    Diese durchaus nicht unkomische Geschichte erinnert mich ein wenig an Wes Craven und die besseren seiner Filme, in denen ja auch nicht gerade mit (selbst-) ironischen Fingerzeigen gegeizt wurde.

    Wenig zimperlich und nicht gerade um Mitgefühl für ihren überaus unsympathischen Protagonisten werbend präsentiert sich die Geschichte KÖDERWURM von Detlef Klewer, welche nun wiederum einen sehr direkten Bezug zum lovecraftschen Universum herstellt, an dem die vergangenen Jahrzehnte auch nicht spurlos vorbeigezogen zu sein scheinen. Das stets wiederkehrende Motiv einer Bedrohung durch alte, vergessene Wesenheiten aus ozeanischen Tiefen wird hier aufgegriffen; und siehe: Jene Alten – etwa durch Katastrophen wie der von Fukushima endgültig wachgerüttelt? – haben uns zwischenzeitlich scheinbar gut studiert und gehen heute sehr geplant vor.
    Seefrüchte? Danke, in nächster Zeit wohl besser nicht...

    Traditionelles Brauchtum, bei welchem der Ausspruch „Das machen wir hier schon immer so“ einen ausgesprochen schaurigen Unterton enthält, behandelt die Geschichte SAMHAIN von Julia Annina Jorges.
    Eine Forscherin beleuchtet hier alte Pfade keltischer Mythologie und wird dabei immer tiefer in dunkle Machenschaften hineingezogen.
    Eine durchaus lehrreiche Geschichte, zuletzt auch, wenn es – gänzlich ohne anmaßend erhobenen Zeigefinger – um die Entscheidungsfreiheit des menschlichen Geistes geht.

    Eine jener Geschichten, die bestens dazu geeignet sind diese Unsitte einzustellen, beim Lesen irgendwelches Knabberzeugs in sich reinzuschaufeln und dabei womöglich die Couch vollzukrümeln, ist MR. ASHSHIRES VERMÄCHTNIS von Vanessa Kaiser und Thomas Lohwasser.
    Wahrscheinlich eignet sich das wiederholte Lesen dieser Geschichte um einen Mann, der bereit ist, für seinen Nachwuchs sehr, sehr weit zu gehen, auch ausgezeichnet zum Durchhalten strenger Diäten. Bei mir hat es jedenfalls eine ganze Weile gedauert, bis ich wieder essen konnte, ohne dass meine Phantasie mich all zu unappetitliche Dinge auf dem Teller sehen ließ.
    Der wirkliche Grusel dieser Geschichte ist dabei aber selbstverständlich die Pointe, jene Entscheidung, die vom Protagonisten ganz zuletzt gefällt wird.

    Hier dann abschließend etwas über die mich am stärksten beeindruckende Story aus dieser Geschichtensammlung.
    Es geschieht nun wirklich nicht gerade oft, dass ich bereits unmittelbar nach dem vollständigen Lesen einer Anthologie wieder nach ihr greife, um nochmal etwas nachzulesen. SAMMELBAND, geschrieben von Tobias Müller, hat mich tatsächlich dazu nötigen können solches zu tun.
    Die in dieser Story enthaltene Symbolik ist bemerkenswert; ich bin mir nicht sicher in wie weit der Autor sie hier bewusst oder doch unbewusst eingesetzt hat, aber sie gewährt tiefe Einblicke. In dieser Geschichte, die uns vom Schicksal eines „Lebenskünstlers“ erzählt, welchem es nach seinem Willen auch in seinem neuen Job ein weiteres Mal gelingen soll seine Umwelt zu täuschen um sich wie vom bisherigen Leben gewohnt irgendwie durchmogeln zu können, lässt Tobias Müller einiges an Potential aufblitzen, genug jedenfalls, dass ich über diesen Autor, der mir zumindest unter diesem Namen bis dahin noch völlig unbekannt war, mehr Informationen einholte. Er scheint derzeit noch weitestgehend ein Unbekannter zu sein, aber es würde mich auch nicht sehr überraschen, wenn es dabei nicht bleiben sondern Tobias Müller künftig noch öfters irgendwo als Autor genannt werden würde (z.B. bei etwas, das derzeit, ebenfalls beim Verlag Torsten Low, wohl noch unter dem Arbeitstitel UNHEIMLICHES UNGEZIEFER in der Mache ist), weil dieser Autor sich – falls nicht längst schon unter anderen Namen geschehen – fortan im angemessen Rahmen weiter um seine schriftstellerische Karriere kümmern und kontinuierlich weiterschreiben und veröffentlichen wird. Eine Unterlassung solcher Bemühungen jedenfalls könnte irgendwann als sträfliche Talentverschwendung erkannt und bereut werden.
    Mit solchen Äußerungen bin ich üblicherweise eher vorsichtig, soll heißen: Ich meine es auch so wie ich es hier sage.


    * Widerspruch bei Datumsangabe in DAS ERBE DES WALTHER STUCK:
    Ein besonderes Schaudern, bei dem ich allerdings eher nicht davon ausgehe dass dieses vom Autor so beabsichtigt war, stellte sich bei mir durch Lesen der Datumsangaben in jenem Tagebuch ein. Und zwar aufgrund dessen, dass diese offensichtlich falsch sind, da bereits das erste dort erwähnte Datum, der 16. Juli 1854, nicht wie im Tagebuch niedergeschrieben ein Dienstag sondern eher ein Sonntag war.
    Und selbst, wenn dieser 16. Juli des Jahres 1854 etwa doch ein Dienstag (gewesen) ist und so darauf folgende Datumsangaben bis in den August mit den korrekten Wochentagen benannt werden (sollten) ergäbe sich daraus, dass das nächste erwähnte, auf August folgende Datum, der 25. September dann aber nicht wie benannt ein Donnerstag sondern nur ein Mittwoch sein kann, und deshalb auch alle darauf folgenden Datumsangaben einen falschen Wochentag benennen – es sei denn, der August des betreffenden Jahres 1854 hätte 32 statt der üblichen 31 Tage gehabt.
    Einem einstigen Kommissar des Dezernats für Kapitalverbrechen fallen solche verfänglichen Widersprüche in Aussagen regelrecht ins Auge springend auf.
    Nicht dass sich die Geschichte dadurch wesentlich verändert hätte, man mag mir dies somit als Haarspalterei auslegen, aber jemanden, dem nunmal dieser kleine Kratzer an der (Rest-) Realität – welche auch von einer Geschichte aus der Phantastik in diesem Punkt gerade durch die Authentizität vermitteln sollenden Datumsangaben für die Handlung dieser Story doch eigentlich gewahrt bleiben sollte – auffällt, stellt sich dann auch sofort die Frage, ob diese fehlerhaften Datumsangaben einer Unachtsamkeit des Autors/Lektorats geschuldet sind oder hier etwa gar in voller Absicht ein weiterer, dann aber leider vom in diesem Jahr 1854 lebenden Protagonisten, der diese dann praktisch frische Falschdatierung sicher bemerken musste, unkommentiert gebliebener Hinweis auf den immer fragiler werdenden Geisteszustand jenes Tagebuchschreibers in dieser Story gegeben wurde. Ein Rätsel, dessen Lösung für die Gesamtheit dieser Geschichte letztlich unwesentlich ist, aber eben doch gerne von mir erfahren worden wäre.
    Und ja, ich habe noch weitaus sonderlichere Hobbies als dem Nachgehen solcher Mysterien.

  • Vorgestern spontan aus der Ramschkiste gezogen, heute angefangen: Die ersten 50 Seiten von "Fledermausland" von Oliver Dierssen lesen sich sehr amüsant, witzig, schräg und interessant und machen schon Lust auf mehr, was das eine oder andere wohl bedeuten mag und worauf es hinaus laufen wird.
    Ich hoffe, es bleibt so, aber noch kommen 400 Seiten.

  • Hab kürzlich Lems "Golem 14" gelesen - eine Kurzgeschichte zwar, enthält laut dem Autor selbst aber alles Zentrale seines Denken. Erzählt wird sie von "Golem 14", einem Supercomputer, der den Menschen und seine Rolle und Entstehung in der Evolution aus einer (Lems Meinung nach) objektiv-technologischen Hinsicht darstellt. Ausführen möchte ich es nicht, da eine Kurzgeschichte notwendigerweise bereits sehr dicht Informationen wiedergibt, aber auch wenn manche seiner Thesen Parallelen zu Dawkins egoistischen Genen sowie den damit verbundenen Kontroversen aufweisen und dem Autor das square-cubed-law offensichtlich nicht bekannt ist, das einigen seiner Genetik- und Biologiethesen ein famoses Gegenargument wäre, bleibt die End- und Hauptaussage Golems unberührt: Will der Mensch die Einschränkungen hinter sich lassen, die die Natur im aufoktroyiert hat, so muss er entweder den Weg der Expansion des Verstandes beschreiten und seinen Körper im Stich lassen, oder aber zum "Blinden" werden, der von einem "Sehenden" - irgendeiner geistig überlegene Entität - geführt wird. Als letzte Möglichkeit sieht er das Verharren in einer frustrierenden Depression. Die Natur des Menschen schätzt der durch Golem sprechende Lem so ein, dass dieser dem erstgenannten Pfad folgen wird.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Seit gestern lese ich Sternenleere, die Kurzgeschichtensammlung zu DSA5. Die erste Story hat mich schon vor Freude im Sitz hüpfen lassen wie ein Kind. Zusammen mit den ereignissen aus Arivor ist die Rückkehr Shinxirs nach Aventurien nun schon fast gesicherte Tatsache.

    "Ohne DSA5 hätte es Herr der Ringe nie gegeben" - H.P.Lovecraft