Das weiße Auge? Vielfalt in der Darstellung von Menschen in DSA5

  • Eigentlich habe ich mich aus dieser Diskussion zurückgezogen, da sie extrem überflüssig ist. Aber ...

    Falls jemand denkt, dass es z.B. mit einem schwarzen Chefdesigner anders wäre. Falsch gedacht. Siehe z.B. Cyberpunk. Der Entwickler dieser Rollenspiels ist schwarz, aber alle seine Hauptfiguren sind entweder Weiße (Johnny Silverhand & Co.) oder Japaner ... :/

    Bei DSA sind die irdischen Anleihen doch sehr versteckt. Damit man halt größere Freiheiten hat und es nicht zu einer Mittelaltersimulation verkommt... Warte mal, DSA wurde doch zu einer Mittelaltersimulation... :/

    Bei Midgard z.B. sieht es ganz anders aus. Im Regelbuch gibt es eine Kurzbeschreibung jeder Kultur, und da steht auch immer das irdische Gegenstück. Trotzdem ist es keine Mittelaltersimulation geworden. Hauptsächlich wohl, weil alle Kulturen doch mehr oder wenig exotisch sind. Es gibt da keine Kultur, die dem aventurischen Mittelreich ähnlich wäre. :/

  • Als Kiesow das Bornland "erfand", soll er sich von Toistols Romane über das Zarenreich (ich zitiere jetzt aus schwammiger Erinnerung) inspiriert haben. Das beduetet nun nicbht das ich das Bornland nicht miestern könne, nur weil ich weder die ROmane noch mit dme ollen Zarenreich beschäftigt hätte.

    Die farbliche Vielfalt dürfte auch -einst- die Spielerschaft widerspeigeln, etwa 99& Hellhäutige (darunter sicherlich auch sehr nordischweiße) und geschätzt 2% Frauenanteil. Und genau dies spiegeln die Covers wieder - nur nichgt das Alter. Das istr wie im aktuellen Jumanji, Kinder (ab 14) spielen Erwachsene - schrecklich.

    Gegenfrage: Wei "Weiß" sind wir Deutschen? Also wenn mein Vater eine (!) Woche aus dem Süden kommt, ist er knusprig Braun wie ein Goldentoast. Wenn ich nach zwei Wochen aus dem Sommerurlauib komme ... hbae ich leichte bräune. Und das finde ich ungerecht. Was würde ein Hautarzt dazu sagen? Immerhin ist Bräune ja ein Schutzfaktor der Haut.

    Da werde ich mal gucken ob ich in der Vergangenhiret irgendwo den Greif treffe, immerhin ist dieser berühmte Herold ja Ebenholzschwarz - und der müßte es ja wissen. Sonnigen Praios mit Euch.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Die farbliche Vielfalt dürfte auch -einst- die Spielerschaft widerspeigeln, etwa 99& Hellhäutige (darunter sicherlich auch sehr nordischweiße) und geschätzt 2% Frauenanteil. Und genau dies spiegeln die Covers wieder - nur nichgt das Alter.

    Richtig, dies ist zwar nicht der einzige Punkt,kommt aber gewiss noch hinzu. Ich würde einen reinen Herrenausstatter auch nicht als Sexisten bezeichnen, weil er keine Büstenhalter verkauft oder auf in seinen Katalogen keine Frauen vorkommen.

  • Die farbliche Vielfalt dürfte auch -einst- die Spielerschaft widerspeigeln, etwa 99& Hellhäutige (darunter sicherlich auch sehr nordischweiße) und geschätzt 2% Frauenanteil. Und genau dies spiegeln die Covers wieder - nur nichgt das Alter.

    Richtig, dies ist zwar nicht der einzige Punkt,kommt aber gewiss noch hinzu. Ich würde einen reinen Herrenausstatter auch nicht als Sexisten bezeichnen, weil er keine Büstenhalter verkauft oder auf in seinen Katalogen keine Frauen vorkommen.

    Ein Herrenausstatter wendet sich explizit ausschließlich an "Herren". Findest du, DSA sollte sich explizit ausschließlich an Männer richten und die Bedürfnisse von weiblichen Spielerinnen ignorieren? Gleiche Frage für andere Minderheiten in der Spielerschaft?

    Ominibus ceteris caesis solum is et eius legiones steterunt.

  • Warum sollte eine Fantasywelt die Zusammensetzung ihrer Spielerschaft wiedergeben? Sie sollte die Bedürfnisse der Spielerschaft erfüllen. Es wäre doch zielführender über die Wünsche einer sich vielleicht in 30 Jahren veränderten Fangemeinde zu diskutieren und zu überlegen wie man diese erfüllen kann als über die irdische Volksangehörigkeit, Geschlecht und sonstigen "Kenndaten" zu spekulieren.

  • Der springende Punkt ist doch das Aventurien im Kern das europäische Mittelalter als Vorbild hat, also erwartet man dort überwiegend Weiße vorzufinden und genau so ist es auch. Bei einem Rollenspiel auf Basis des chinesischen Kaiserreichs würde es wohl auch niemanden verwundern wenn dort zum größten Teil Asiaten herum laufen und es Weiße nur in einer Barbarenkultur weit im Westen gibt...

  • Ein Herrenausstatter wendet sich explizit ausschließlich an "Herren". Findest du, DSA sollte sich explizit ausschließlich an Männer richten und die Bedürfnisse von weiblichen Spielerinnen ignorieren? Gleiche Frage für andere Minderheiten in der Spielerschaft?

    Nein, denn ich bezog mich dabei recht deutlich auf zakkarus Beitrag. Die Kernaussage lautet: Designe dein Produkt so, dass er deinen Kunden gefällt. Änderungen, um andere Kunden für das Produkt zu interessieren, sind aus marktwirtschaftlicher Sicht vor allem dann sinnvoll, wenn damit der Kundenkreis insgesamt vergrößert wird und er nicht schrumpft, weil viel weniger neue Kunden interessiert werden als alte aus Unzufriedenheit verschwinden.

    Wobei ich davon ausgehe, dass vielfach die Interessen weiblicher und männlicher sowie eventueller Minderheiten - tatsächlich stellen weltweit Weiße die Minderheit und ihr relativer Anteil schrumpft immer schneller - Spieler dieselben sind. Außerdem gehe ich davon aus, dass Rollenspiele, Filme, Bücher und zahlreiche andere Medien keinesfalls stets die jeweils aktuelle Bevölkerungsverteilung der USA widerspiegeln und über ein eigenes Wakanda verfügen müssen, um weder rassistisch noch bloß von einer Minderheit (gemeint ist ein kleiner Anteil, nicht Schwarze) zu interessieren.

    EDIT:

    Übrigens kenne ich unter anderem von einigen Cons, über einen RPG-Verein, in welchem ich über Jahre Mitglied war, und auch einer meiner RPG-Gruppen durchaus auch Menschen mit körperlicher oder geistiger/emotionaler Behinderung / Einschränkung, welche Rollenspiel betreiben, und nicht ein einziger von ihnen möchte unbedingt einen behinderten SC spielen, ganz im Gegenteil. Meist scheint mir, ist ihnen am liebsten, wenn sie als gleichwertig angenommen, sie im Zweifel zwar Hilfe erhalten, aber ihre Behinderung sonst nicht weiter thematisiert wird. Falls überhaupt, sprechen sie selbst ihre Behinderung an und machen auch mal Witze darüber. Weder wird eine fein ausgearbeitete "Repräsentation" oder gar eine spezielle Behindertenspielhilfe "Versehrt & gaga bei den Noioniten" gewünscht noch benötigt.

    Einmal editiert, zuletzt von Aristeas (2. November 2019 um 18:42)

  • Wenn gefühlt gut 80& aller Abenteuer in Mittelaventurien und Nachbargebiete (also Horasreich, Thorwal, Nostriandergast bis Bornland) spielt, und gerade dort die Sklaverei verboten ist, fallen schon mal beinahe automatisch alle dunkleren Hautfarben weg - wenn iwr mal die Orks und Goblins weglassen. Elfen dort wriklich anzutreffen, ist so selten wiew auf eine Gruppe Novadis zu treffen. Und auch die Zwerge tummeln isch eher in IHREN Gebieten.

    Gut etwa 5% aller weiteren Abenteuer spielen tatsächlich mal im Süden, also Al'Anfa, Brabak oder noch weiter südlich. In dne Dschungel oder eienr der vielen Insel verläuft sich selten ein Abenteuer - achja, die Echsensümpfe enden oft vor Selem. Abenteuer im Orkland oder in den Wüsten kann man sicherlich an einer Hand abzählen.

    Machen wir es und mal einfach (DSA4):

    8 RSHs in "weißen" Gebieten (inkl. Maraskaner), zwei RSHs in orientalischen Gebieten, eines im schwarzen Süden (mit weißen Sklavenjägern), eines um Zwerge (mit Weißen), eines um Orks (mit Weißen), eines um Elfen, eines im schneeweißen Norden ... hm, das macht 8 zu 7.

    Klarer Gewinn für die güldenländischen Nachfahren.

    Und ja, wir können nur über etwas schreiben oder erzählen das wir von irgendwo kennen - und jeder hat da so seinen eigenen Vorstellungen vom "Mittelalter" (und ich vermute mal das nicht alle Speiler und DSA-Atuoren Geschichte studiert haben, bzw., ein Geschichtswissen von 15+ besitzen).

    Und wäre Kiesow nicht so ein Freund von starken Frauengestalten gewesen, hätte auch das Frauenbild weitaus mittelalterlicher ausfallen können.

    Wenn ich ein Fantasyroman lesen, will ich mcih dabei entspannen, abschalten etc. Aber sicherlich nicht dabei denken, was will mir der Autor damit über das Mittelalter oder seiner Moralvorstellung sagen. Und genauso spiele ich DSA - es ist ein Fantasyspiel, und (zum Glück) mehr nicht.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

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    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ich bin lange Lurker hier im Forum gewesen, möchte mich jetzt hier aber mal zu Wort melden. Also Hallo erst mal ;D

    Denn ich habe DSA als ein sehr tolerantes und weltoffenes System kennengelernt und war immer wieder positiv überrascht ob der Selbstverständlichkeit, mit der z.B. das Mittelreich (und dem Großteil der Spielwelt) in Punkto Geschlechtergleichheit dargestellt wird. Und dass dazu noch eine Form des Genderns gewählt wurde, die ich persönlich als die angenehmste empfinde (und als Student, der Soziologie im Pensum hatte, weiß ich wie viel umständlicher man das noch machen könnte). Hier wird vom Schmied geredet im nächsten Absatz von der Gardistin. Es wird von der Heldin genauso wie vom Helden geschrieben. Die Kaiserin ist, ohne dass das ein Thema wäre, eine Frau. Selbst die Kirchen haben völlig selbstverständlich teilweise weibliche Oberhäupter. Mit Mittelalter hat das-obwohl man da auch nicht so misogyn war wie in vielen Medien gezeichnet- in Punkto Geschlechtsbild wenig zu tun.
    Ich bin zwar ein noch nicht so alter, dafür umso weißerer Mann, aber ich kann zumindest in DSA4 und gerade DSA5-Texten wirklich nicht sehen, dass sich nicht um eine geschlechtergerechte Darstellung bemüht wird.

    Das gesagt, sehe ich gerade bei der DSA5-Redaktion ein starkes Bewusstsein für die Wirkung von Worten und Beschreibungen. Wie hier schon erwähnt wurde, DSA ist eine über lange Jahre gewachsene Welt und Veränderungen innerhalb des Hintergrundes dementsprechend schwer. Aber da muss für eine angemessene Repräsentation von etwa Hautfarben gar nicht geschehen. Es reicht mMn. eine angemessene Beschreibung der jeweiligen Kulturen. Ja, Waldmenschen werden als Sklaven gehalten. Gleichzeitig wird ihnen aber im Hintergrundtext eine komplexe Kultur beschienen, die nicht zu dem klischeehaften Bild des Wilden passt. Allein der Umstand, dass die Schamanen Dinge tun können, die sich die Gildenmagier (also in etwa westliche Gelehrte) nicht erklären können, zeigt doch, dass es sich hier um keine minderwertigen, sondern eben andere Menschen handelt. Ich mache mir keine Sorgen, dass eine Darstellung in der nächsten RSH zum Süden hier ein rassistisches Bild zeichnet.

  • Also, wenn man es sich mal genau anschaut, gibt es in Aventurien eigentlich nur drei odervier menschliche Gruppen:

    1. Die Nachfahren aller Einwanderer aus Myranor bilden die mit Abstand die größte Gruppe, denn die Tulamiden stammen von den Sumurern ab, die die ersten Menschen waren, die aus dem Güldenland nach Aventurien kamen.
    2. Die Waldmenschen sind die Reste der ursprünglichen menschlichen Bevölkerung Aventuriens und bilden wohl die zweitgrößte Gruppe.
    3. Die Nivesen sind entweder mit den Waldmenschen verwandt oder vor der Errichtung des Ehernen Schwerts aus dem Riesland eingewandert.
    4. Die vom Greifen aus Uthuria nach Aventurien geführten Utulus bilden die kleinste Gruppe.

    Daher kam man davon ausgehen, dass die meisten Menschen bei DSA eher europäisch/orientalisch aussehen werden, gefolgt von Menschen, die eher indianisch oder "nordasiatisch" aussehen. Nur sehr wenige sehen afrikanisch aus. Und dies liegt an der Mischung aus sehr unterschiedlichen "Settings". In Aventurien gibt es sehr viele Settings, die auf verschiendenen europäischen Regionen und Epochen basieren, einige orientalische. Aber kein einziges schwarzafrikanisches Setting! Aber dafür hat man mit Südaventurien ein eher karibisch-/südamerikanisches Setting.

    Der springende Punkt ist doch das Aventurien im Kern das europäische Mittelalter als Vorbild hat, also erwartet man dort überwiegend Weiße vorzufinden und genau so ist es auch. Bei einem Rollenspiel auf Basis des chinesischen Kaiserreichs würde es wohl auch niemanden verwundern wenn dort zum größten Teil Asiaten herum laufen und es Weiße nur in einer Barbarenkultur weit im Westen gibt...

    Dies ist aber den Diversionsfanatikern aber so etwas von egal... X/

    Die würden sogar fördern, das es in einer Kampagne im mittelalterlichen Japan eine von allen akzeptierte schwarze Samurai gäbe, auch wenn dies wirklich nicht passt.


    Eine Sache wäre jetzt mal wirklich interessant: Welche Hautfarbe haben die Leute, die hier laut nach ethnischer Diversion schreien?

  • Du verwirrst mich. Vom Namen her bist Du ein Mann, dein akutelles schwarzweißbild zeigt dich als Frau? Halbelfin? Und wo ist dein Rotbart?

    Zurück nach Aventurien, ein Kontinent etwa so klein oder groß wie Europa - die Wiege des Weißen Mannes (wo Frauen bis vor kurzen noch in die Küche gehörten - hallöchen, Klementine - obwohl das Grundgesetz klar für die Gleichberechtigung einsteht). Wow, da ist uns mittelalterähnliches Aventurien viel weiter. Während Elisabeth I. nur König (nicht Königin) sein durfte, und dafür alles andere opferte, haben wir bereits mehrere Herrscherinnen in Aventurien gehabt, bzw. haben wir aktuell. Gut, es sind alles güldenländische Nachfahren, na und. In Aventurien tummeln sich mehr verscheidene Völker als im alten Europa, so etwas ähnliches gab es nur zur Römerzeit als auch Ägypten dazugehörte. Nur friedlicher ... gut, es brauchte seinen Zeit. Und es gibt Völker (Orks, Mohas, Troille, Goblins) die von den herrschenden Massen, ähm, Menschen klar unterschätzt werden. Leider sehr irdisch, und hat weniger mit Hautfarben sondern mit dem Wörtchen "Kultur" zu tun, bzw. primitive Kultur. Trolle sind Höhlenbewohner, bauen keine Straßen, Burgen, stellen nichts aus Metall her etc. Also sind sie dumm ... wir wissen es aber besser. Und das ist eines der entschbeidenen Punkte bie DSA - wir haben eine gewalitge Kulturvielfalt, die oberflächlich - aus menschlicher Sicht - primitiv wirkt, aber ich unterschätze schon lange keine Orks, Golbins und die Trolle nicht. Und die Achaz nicht zu vergessen. Elfen und Zwerge gibt es überall - dank Tolkien - ebenso dürfen die "edlen Wilden" nicht fehlen.

    Was der Mensch nicht kennt, fürchtet er - mag auch Erden gelten, nicht aber im dereoffene Aventurien - außer Drachen, die es auch in vielen Farben gibt. DSA ist Bunt, und das ist gut so.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Du verwirrst mich. Vom Namen her bist Du ein Mann, dein akutelles schwarzweißbild zeigt dich als Frau? Halbelfin? Und wo ist dein Rotbart?

    Das Bild zeigt einen meiner Charaktere. Ich spiele schon seit Jahren nur weibliche Charaktere. Und meistens Elfen.

  • Shokubunga in Arratistan?

    Ein Stamm macht noch kein Setting!

  • Ich finde dieses Thema durchaus für besprechenswert, denn wie bereits festgestellt wurde: Die Mehrzahl der Forennutzer sind weiße, ältere Männer (und damit repräsentieren sie die Rollenspelszene ziemlich gut). Für UNS mag es egal sein, wie oft dunklere Hautfarben dargestellt werden und in welchem Kontext des Spiels Frauen oder aventurische Völker auftauchen. Für Menschen, die im realen Leben von Ausgrenzung betroffen sind ist das nicht unbedingt egal. Und damit kann ein Rollenspielsystem sie exkludieren.

    Ich würde euch gerne eine reale Spielsituation als Beispiel an die Hand geben. Wie einige wissen, nutze ich RPG auch beruflich als SL. Die nachfolgende Szene ereignete sich in einer Gruppe männlicher DSA-Anfänger, vorwiegend mit osteuropäischem Familienhintergrund (S2 - S6). Ein Mann entstammte der kurdischen Community (S1) und spielte einen tulamidischen Krieger.

    SL: Der junge Stadtwächter begrüßt euch freundlich und etwas nervös stottert er: "A-Auszubildender Wächter A-Alrik, zu euren Diensten."

    S1: Oh Mann, schon wieder ein Alrik. Warum treffen wir nie jemanden, der Yussuf oder so heißt?

    SL: Naja, die Kleinstadt in der ihr euch befindet, liegt ziemlich nördlich, also weit weg von den tulamidischen Landen aus denen du stammst.

    S1: Aber bei uns heißen doch auch nicht alle Leute wie typische Deutsche, oder?

    SL: Naja, das musst du dir wie im Mittelalter vorstellen: Damals sind die Leute nicht soweit herumgekommen.

    S2 - S6: Können wir jetzt endlich weiterspielen?

    Fakt war, dass der junge Mann recht hatte. In meinem weißem Gehirn, war die Gegend von Weißen bevölkert. Ich suchte logische Ausreden aus der realen Welt in einem fantastischen Setting.

    Fakt war, dass die osteuropäischen Spieler sich in der weißen Spielumgebung nicht unwohl fühlten.

    Fakt war, dass das Fehlen von Identifikationsfiguren dem kurdischen Spieler Unbehagen bereitete.

    Zwischendurch hatte ich nach dem Vorkommnis überlegt, tulamidische NSC in dieser nördlichen Stadt einzubauen. Aber diese wären als Alibifiguren entlarvt worden, was sie ja auch gewesen wären. Und welche Rolle hätten diese Figuren gespielt? Händler, die sind unverfänglich, die kommen herum! Und am Besten freuen sich die Landsleute über das Treffen mit S1... Und schon hatte ich mich bei weiteren Stereotypen ertappt: Weshalb sollte ein Tulamide gerade Händler (am besten Grillspieße) sein? Weshalb nicht ehrenwerter Ratssekretär in der dritten hier lebenden Generation? Weshalb sollten Angehörige der selben Kultur sofort freudig aufeinander losstürmen: "Fo shizzle my nizzle!"?

    Ich habe das Ganze transparent outtime mit der Gruppe besprochen. Einfach ist es mir nicht gefallen, das kleine Dilemma aufzuarbeiten, das mein altes, weißes, männliches Hirn produziert hat. Lehrsam war es jedoch allemal und es hat meine Achtsamkeit geschärft.

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • SirAnArcho Dein Spielerlebnis bzw. deine Folgerungen bezeichne ich als Feintuning, die Spielwelt an die eigene Runde anpassen. DAS kann und soll ein Rollenspielbuch nicht leisten - egal ob der Arsch auf dem Cover nun weiß, braun oder schwarz ist.

    Ein Stamm macht noch kein Setting!

    In Arratistan gibts doch Savanne und Großtiere, alles a la Serengeti. Dazu Großwildjäger, Sklavenmärkte, Novadis wie damals in Mombasa. Ich finde das ganz klar an Ostafrika angelehnt.

    Einmal editiert, zuletzt von Famburasch (3. November 2019 um 00:03)

  • Dein Spielerlebnis bzw. deine Folgerungen bezeichne ich als Feintuning, die Spielwelt an die eigene Runde anpassen. DAS kann und soll ein Rollenspielbuch nicht leisten - egal ob der Arsch auf dem Cover nun weiß, braun oder schwarz ist.

    Ich glaube nicht, dass es ganz so einfach ist: sieh diese Spielszene als Analogie zu einem ganzen Spielsystem. Wenn ich als Spielleiter auf eigene "-ismen" hereinfalle, in dem ich mit meiner erzählerischen Macht eine vorwiegend weiße Welt darstelle, dann kann es eine Setzung erst recht. Unter anderem muss ein System auf seine bildliche Darstellung achten und darauf, in welchem Kontext Figuren dargestellt werden.

    Ich glaube beispielsweise, dass es einen Grund gibt, weshalb Frauen weniger oft in der jahrezehntelang gewachsenen Rollenspielerszene verteten sind: unter anderem liegt es daran, dass gerade in der Anfangszeit männliche Autoren das weibliche Geschlecht in zwei klischeebehafteten Rollen sahen. Entweder als Prinzesschen das gerettet werden musste oder als sexy Kriegerin mit Kettebikini bzw. als männermordenden magiebagbten Vamp. Man sollte immer wieder mal einen Perspektivwechsel vornehmen: wie fühlen sich Menschen in der ihnen vom System/der Spielwelt zugewiesenen Rolle, wenn sie Analogien zur realen Welt erkennen?

    Ich weiß nicht, wie eine muslimische Spielerin auf Raschtullah und die novadische Gesellschaft reagiert. Ich weiß auch nicht, wie Rollenspieler mit dunkler Hautfarbe darauf reagieren, dass Mohas und Utulus bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich als halbnackte Wilde dargestellt wurden. Oder ob alle Bayern sofort Helden aus Andergast spielen möchten, weil sie deren rückständiges Hinterwäldertum als liebevolle Persivlage auf ihr Bundesland erkennen.^^

    DSA ist imho ein eher fortschrittliches Spiel, da es geschlechtliche Gleichberechtigung propagiert und die elfische Liebe nicht nur den moralisch verdorbenen Al´Anfanern zuschreibt, sondern mehrere LBGTQ-Personen in die Setzung geschrieben hat. Diese Themen wurden bereits mehrfach diskutiert. Deshalb kann man DSA definitiv keinen Rassismus, Sexismus, Homophobie o.ä. vorwerfen.

    Dennoch sollten selbst weltoffene Personen, die einer privilegierten Gesellschaftsschicht angehören, immer wieder überprüfen, wie sehr sie unreflektiert die Normalität ihrer Privilegien nach aussen tragen und dadurch Ungleicheit zementieren. Wie der Ersteller des Fadens es bereits hat, könnte man eine Analyse von DSA-Bildmaterial und den Rollen der NSC vornehmen, um zu untersuchen, inwieweit die Setzung die von ihr propagierte Offenheit tatsächlich umsetzt.

    Und aus dem Chaos sprach eine Stimme: ´Lächle und sei froh, denn es könnte alles viel schlimmer kommen.` Also lächelte ich, war froh und es kam schlimmer...

    Im Balash gibt es auf alle Waren 19% Mherwed-Steuer

  • Ich hoff du verstehst das jetzt nicht falsch, den ich habe durch die Bank gegenteilige Erfahrungen gemacht, weswegen ich Nachfrage:

    Ging es nur um den Namen Alrik, oder das die Torwache weiß war? Hätte sich der Spieler auch daran gestört, wenn die Wache zb Praiosfried heißt und somit gar keinen namentlichen Realbezug hat ?

    Haben sich deine Osteuropäischen Spieler gestört gefühlt das die Wache jetzt nicht Dimitri heißt (ich weiß, sehr Klischeehaft, aber darum geht es ja unter anderem)?

    Wenn Spieler schon darauf bestehen zwanghaft in einem Fantasy-Setting eine real Bezug herzustellen, dann würde man wohl Aventurien mit dem Mittelalter vergleichen oder? Ich denke hier wären dann Nicht-Regionale-Namen die große Ausnahme.

    Hätte sich der Spieler dran gestört, wenn die Wache Hairan hieß, tulamidischen Ursprungs ist, Sohn von ausgewanderten Händler? Oder wäre das wieder zu Klischeehaft, da Händler?

    Was war dein Fazit aus der Diskussion? Ebenso das der Spieler?

    In erster Linie interessiert mich hier die Aussage der zwei Spielergruppen.

    Jetzt aber das wichtige für mich und zwar losgelöst von irgendwelchen Stereotypen. Offensichtlich hatte ihr ein Problem in eurer Runde. Ihr habt es angesprochen und ich denke doch auch gelöst? Das ist das wichtigste. Sind die Befindlichkeiten doch von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

    Wenn ich an meinen Umkreis denke, würden die bisher als unterrepräsentiert geltenden Personen mir den Vogel zeigen, wenn ich das Setting verbiege um real politische Quoten zu erfüllen. Ganz im Gegenteil, ich würde mich sogar der Frage stellen müssen, warum ich sie jetzt nicht mehr als Mensch, Freund und Mitspieler sehe, sonder es auf Äußerlichkeiten reduziere. Und das wäre schade.

    Angenommen es würde die Nibelungen neu verfilmt werden, oder noch besser ein Pnp dazu erstellt werden. Siegfried ist absofort Asiate. Würde sich da nicht selbige Gruppe an den Kopf fassen?

    Ich finde es wichtig das gegen Rassismus und für Gleichberechtigung gekämpft wird. Aber finde es schade, wenn selbige Bewegung dadurch lächerlich gemacht wird, wenn man sich an sowas hochzieht.

    Ich gehe sogar soweit und behaupte (allerdings bei niemanden der bisher hier gepostet hat, so mein Eindruck), das sich viele dafür künstlich einsetzten um ein paar mehr likes oder views für ihren YT Channel zu generieren oder ihrem Social Media Post. Verfolgt man ein bißchen die Streamer und Blogger hat man bei manchen den Eindruck. Und das ist dann wirklich nicht im Sinne.

    Tatsächlich habe ich hier schon diverse Diskussionen auf Turnieren geführt (angemerkt, bei Infinity wo es eine Fraktion namens Haqqislam gibt). Die Turniere waren teilweise international besucht (leider habe ich es zeitlich nie nach Vigo geschafft). Hier habe ich die Frage gestellt, warum es sowenig Spieler mit Migrationshintergrund gibt. Diese Frage habe ich sowohl den wenigen Leuten mit Migrationshintergrund als auch den "alten weißen Männer" gestellt. Die Antwort war meist immer das es ein anderes Interessengebiet sei. Nie das man es nicht spielt, weil man sich ausgeschlossen fühlt oder unterrepräsentiert fühlt. Und ich denke nicht! dass dies ein paar zusätzliche Bilder, welche dann völlig aus dem Kontext gerissen sind, ändern wird.

    SirAnArcho ahh, da haben sich unsere Beiträge überschnitten, deswegen ein Edit um einen Doppelpost zu vermeiden:

    Ich weiß nicht, wie eine muslimische Spielerin auf Raschtullah und die novadische Gesellschaft reagiert

    Hierzu habe ich tatsächlich eine Erfahrung. Allerdings wieder aus dem System Infinity und der Fraktion Haqqislam. Hier habe ich mich mit einem gläubigen Muslime darüber unterhalten was er davon hält. Ergebnis war das er sich erst geziert hatte, da er eigentlich nicht beim Spiel über den Glaube reden wollte. Dann aber erwähnte, daß er gar nichts davon hält, das dieser Fiktiver Glaube an seinen angelehnt ist. Also glaube ich weniger, daß man sich bei DSA als Muslim mit Rastullah identifiziert, sonder es eher als verballhornung ablehnt.

    Zitat

    Unter anderem muss ein System auf seine bildliche Darstellung achten und darauf, in welchem Kontext Figuren dargestellt werden.

    Da gebe ich dir Recht. Aber vermutlich aus anderem Grund. Die bildliche Darstellung soll einzig dem System und dem Setting dienen. Es soll das Darstellung, was im Setting vorgesehen ist und nicht etwas folgen, das keinen Bezug dazu hat.

    Um nochmal mehr Bezug zur DSA Spielwelt herzustellen, welcher mir gerade ein bißchen verloren geht:

    Ich gehe doch nach Thorwal, bzw leite ein Abenteuer dort, weil ich die typische Region dort kennen lernen und erleben will. Das gleiche gilt für die Tulamidenlande, die Waldinseln, Maraskan oder das Bornland.

    Das tolle an DSA ist doch, dass es gerade so vielfältige Kulturen hat, welche man erleben kann. Ist es da förderlich, wenn ich das dann aufbreche? Wenn ich diese Vielfalt vereinheitlichte? Ich rede jetzt nicht von Schmelztiegel wie Al Anfa, Festum oder Gareth, wo es eher unplausibel wäre, wenn ich ausschließlich die jeweilige Kultur zu Grunde lege.

    Man zieht doch auch nicht die Analogie zu den Orks (Schwarzpelze, Afroamerikaner) oder Goblins (Rotpelze, amerikanische Ureinwohner). Oder hat sich da ernsthaft schonmal jemand beschwert bzw Vergleiche gezogen?

    Beziehungsweise, soll man den Mittelreicher überhaupt als Europäer sehen, oder den Waldmensch als Afroamerikaner? Es ist ja schließlich DSA und da gibt es keine Europäer.

    Worauf ich hinaus will: Wenn man sich davon löst, daß Ort oder Land in DSA einem irdischen entsprechen muss, ist das ganze doch eh hinfällig? Oder übersehe ich hier was.

    3 Mal editiert, zuletzt von Tau (3. November 2019 um 02:50) aus folgendem Grund: Ergänzung

    • DSA orientiert sich an einigen Stellen an realen Gegebenheit der Geschichte und rein historisch sind schlicht gewisse Fakten gegeben. Beispielsweise wurden nicht weiße Menschen aus Amerkia nach Afrika als Sklaven verschleppt, um dort unter technologisch weit fortschrittlicheren Schwarzen zu dienen. An anderen Stellen ist DSA ein Werk reiner Phantastik und bitte auch als solches zu betrachten.

    DSA orientiert sich bei den Thorwalern auch an der Geschichte - der Bezug zu den skandinavischen Wikingern liegt auf der Hand. Doch während diese Frauen unterdrückten, Sklaven hatten und Feinde folterten, sind Frauen bei Thorwalern gleichberechtigt; darüber hinaus verachten Thorwaler Sklaverei und Folter. Sie setzen sich sogar zum Schutz der Wale ein. All das weicht massiv von der historischen Vorlage ab - und dennoch hat gerade das Thorwaler-Crowdfunding einen neuen Rekord für DSA aufgestellt. Fakt ist: Wir scheinen diese Neuinterpretation der Wikinger wohl zu mögen. Das zeigt mir ganz klar, dass Historizität kein valides Argument für diese Debatte ist.

    Das Barbarische kann ja auch durchaus positiv gezeichnet sein.

    Imho werden Waldmenschen in DSA als exotisch und gewiss technologisch rückständig dargestellt, aber nicht zwangsläufig als dumm.

    EDIT2: Dies war übrigens bereit in alten Abenteuern wie z.B. "Die Mondsilberkugel" der Fall und hat seitdem eher zu als abgenommen. Insofern sehe ich kein Problem. Falls überhaupt primär wild, gefährlich und primitiv würde ich eher die nördlichen Barabarenvölker betrachten. Doch auch die kommen nicht allzu schlecht weg und ist es nicht gerade wieder Rassismus, alles an den Maßstäben moderner westlicher Demokratien messen zu wollen, nach dem Motto: "Alle müssen so sein wie wir."?

    Ja, die nördlichen Barbarebvölker sind primitiv. Und dennoch sind die Mehrheit der weißen Bevölkerung in DSA keine Barbaren. Mit der schwarzen Bevölkerung in DSA verhält es sich hingegen genau umgekehrt.

    So gibt es zum Beispiel jede Menge hellhäutige Kriegerinnen und Magier in Aventurien. Aber gibt es auch dunkelhäutige Kriegerinnen und Magier in Aventurien? Laut offiziellem Regelwerk ist es Spielerinnen und Spielern, die einen dunkelhäutigen Charakter spielen wollen, vorenthalten, Kriegerin oder Magier zu spielen (GRW, S.108). Ja, sie können noch nicht einmal eine dunkelhäutige Geweihte spielen (ebd.).

    Zwar weist das GRW auch darauf hin, dass Regeln nur "Werkzeuge" sind (GRW, S.384), aber wer den Anspruch hat, mit offiziellen Regeln zu spielen, wird hier massivst eingeschränkt.

    Spannend wird es auch, wenn man auf die weiteren "Spezies" in Aventuriens blickt. Warum gibt es keine hellhäutigen Orks? Warum gibt es keine dunkelhäutigen Elfen oder Zwerge?

    Und es soll mir keiner damit argumentieren, dass das dem Bezug zur germanischen Mytholgie geschuldet ist. Ich denke, ich habe dieses Argument mit meinen Ausführungen über die Thorwaler widerlegt.

    Fazit: Die genannten Punkte zeigen, dass es noch ein weiter Weg bis zur aventurischen Gleichberechtigung zwischen den verschiedenen Ethnien ist. Allerdings sehe ich in DSA auch eine große Chance: Denn DSA hat bereits seit seiner Erfindung gezeigt, dass es ein Spiel sein will, das Männer und Frauen gleich behandeln möchte. Gleichheit ist also ein zentrales Element von DSA. Deshalb ist es meiner Meinung nach jetzt an der Zeit, darüber nachzudenken, wie auch die Gleichberechtigung zwischen verschiedenen Ethnien bei DSA umgesetzt werden kann.