Für mich war Aventurien in der Tat im Grundkonzept schon wenig homophob und auch ziemlich freundlich gegenüber vielen Beziehungsspielarten eingestellt, was letztlich an dem sehr freien Umgang der Elfen, aber auch dem Konzept einer Rahjakirche geschuldet war. Dort wo auch Bruder und Schwester zueinander finden können, sah ich für das gleiche Geschlecht nun wahrlich keine Schwierigkeit mehr. Das es natürlich dennoch Reibungspunkte gibt, vor allem dort wo ein Dynastiegedanke ins Spiel kommt (der sich natürlich auf eine Dynastie des Blutes ableiten muss, aber das ist in Aventurien ja beinahe überall der Fall), ist ebenso klar. Ein Herrscher, eine Herrscherin soll für seine Linie sorgen und hat damit eben bei gleichgeschlechtlicher Orientierung ein Problem.
Auch das es gegenwirkende konservative Kräfte gibt, halte ich nicht für sinnlos sondern für reizvoll, aber sie richten sich eben eher gegen die Werte, die man aufgrund eines anderen Götterbildes vertritt anstatt gegen die Homosexualität an sich. Sprich, ein Traviapriester wird sich durchaus an einem sehr ausschweifenden und treulosen Eheleben anstoßen, aber gleichgültig, ob dies von einem homosexuellen oder heterosexuellen Paar praktiziert wird. Konflikte, gerade in Sachen Glauben aber auch in Kulturen und Lebensführung, sind durchaus spannend, aber sie sollten sich eben auf Dinge beziehen, die gewählt werden.
Rassismus z.B. ist wieder eine ganz andere Baustelle. Der ist innerhalb einer Fantasywelt ziemlich unproblematisch, solange er eben nicht bestehende rassistische Tendenzen unterstreicht oder bestärkt. Ich kann Orks Goblins versklaven lassen (oder umgekehrt), ich kann auch Elfen und Zwerge einen erbitterten Krieg führen lassen und ich kann auch Nostria und Andergast wegen kleinlicher Zwistigkeiten in einem Jahrhunderte währenden, schwelenden Konflikt halten, ohne das es dabei irgendwie anstößig ist. Viel mehr sind die "normalen" Konflikte des Lebens an vielen Stellen notwendig, um spielerische Vielfalt überhaupt zu ermöglichen. Unterschiedliche Vorstellung von Moral und Kultur, unterschiedliche Lebensweisen, die eben kollidieren und sich reiben, unterschiedliche Religionen und Glaubenslehren die einander entgegenstehen und einander bekämpfen, das sind alles spannende Themen, die auch niemanden exkludieren, solange sie sich eben genau auf diese fantastischen Elemente der Spielwelt beziehen und diese Elemente in der Spielwelt auch gut eingebettet und nicht nur Kopien aus einem irdisch empfundenen Klischee sind.