Gleichgeschlechtliche Liebe & Gleichberechtigung in Aventurien

  • Für mich war Aventurien in der Tat im Grundkonzept schon wenig homophob und auch ziemlich freundlich gegenüber vielen Beziehungsspielarten eingestellt, was letztlich an dem sehr freien Umgang der Elfen, aber auch dem Konzept einer Rahjakirche geschuldet war. Dort wo auch Bruder und Schwester zueinander finden können, sah ich für das gleiche Geschlecht nun wahrlich keine Schwierigkeit mehr. Das es natürlich dennoch Reibungspunkte gibt, vor allem dort wo ein Dynastiegedanke ins Spiel kommt (der sich natürlich auf eine Dynastie des Blutes ableiten muss, aber das ist in Aventurien ja beinahe überall der Fall), ist ebenso klar. Ein Herrscher, eine Herrscherin soll für seine Linie sorgen und hat damit eben bei gleichgeschlechtlicher Orientierung ein Problem.

    Auch das es gegenwirkende konservative Kräfte gibt, halte ich nicht für sinnlos sondern für reizvoll, aber sie richten sich eben eher gegen die Werte, die man aufgrund eines anderen Götterbildes vertritt anstatt gegen die Homosexualität an sich. Sprich, ein Traviapriester wird sich durchaus an einem sehr ausschweifenden und treulosen Eheleben anstoßen, aber gleichgültig, ob dies von einem homosexuellen oder heterosexuellen Paar praktiziert wird. Konflikte, gerade in Sachen Glauben aber auch in Kulturen und Lebensführung, sind durchaus spannend, aber sie sollten sich eben auf Dinge beziehen, die gewählt werden.

    Rassismus z.B. ist wieder eine ganz andere Baustelle. Der ist innerhalb einer Fantasywelt ziemlich unproblematisch, solange er eben nicht bestehende rassistische Tendenzen unterstreicht oder bestärkt. Ich kann Orks Goblins versklaven lassen (oder umgekehrt), ich kann auch Elfen und Zwerge einen erbitterten Krieg führen lassen und ich kann auch Nostria und Andergast wegen kleinlicher Zwistigkeiten in einem Jahrhunderte währenden, schwelenden Konflikt halten, ohne das es dabei irgendwie anstößig ist. Viel mehr sind die "normalen" Konflikte des Lebens an vielen Stellen notwendig, um spielerische Vielfalt überhaupt zu ermöglichen. Unterschiedliche Vorstellung von Moral und Kultur, unterschiedliche Lebensweisen, die eben kollidieren und sich reiben, unterschiedliche Religionen und Glaubenslehren die einander entgegenstehen und einander bekämpfen, das sind alles spannende Themen, die auch niemanden exkludieren, solange sie sich eben genau auf diese fantastischen Elemente der Spielwelt beziehen und diese Elemente in der Spielwelt auch gut eingebettet und nicht nur Kopien aus einem irdisch empfundenen Klischee sind.

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  • Die nächste Frage ist ob man aus unaufgeklärten Mittelalterplots Spielspaß und Spannung gewinnt.

    Aus Geschichten voller Ignoranz, verbotener Liebe, vermiester oder unterdrückter Sexualität, Prüderie, Jungfräulichkeitskult, Unfreiheit, aggressivem Aberglauben und "Auf den Scheiterhaufen"-Mentalität.

    Ich persönlich empfinde das als einen grauseligen Krampf den ich mir ganz bestimmt nicht geben möchte in meiner Fantasy-Hobbyzeit.

    Warum muss ich immer auf dasselbe AB verweisen? Schlimm ist das :S. Also, in VeG, das kann man nicht genug betonen, ist genau so eine Geschichte das treibende Moment der Handlung. Für meine Spieler war das damals total prägend und hat sie sehr tief berührt. Rollenspiel kann auch ein Vehikel sein, um Spielern sehr reale Probleme, mit denen sie im Leben vielleicht gar nicht in Berührung kommen, vor Augen zu führen und weil es sich da um Freunde der Helden (oder sogar einen Helden der Gruppe) handelt, kann das große Auswirkungen haben und neue Perspektiven ermöglichen. Alles, was in den Nachrichten ist, ist weit weg. Wenn man aber ein Problem mal "am eigenen Leib" gespürt hat und Rollenspiel hat die Eigenschaft solche Ereignisse sehr gut zu simulieren, dann geht man das ein oder andere gesellschaftliche Thema doch anders an. Auch deshalb empfinde ich das Retcon der Traviakirche als recht mäh. Das entwertet diesen Plot im Nachgang durchaus ziemlich stark und verkleinert auch den Charakter von Irmegunde von Rabenmund, die hier einen Off-Screen Moment hatte, der ziemlich cool war.

    Für mich gehört beides ins Rollenspiel: Jeder SC sollte so sein können, wie das gewünscht ist. Schwul, lesbisch, trans, egal. Da sollte ein Fantasy-Rollenspiel keine Grenzen setzen*. Als genauso wichtig empfinde ich es aber, dass man auch Repression und Unterdrückung zeigen kann. Aventurien macht es hier aber sehr richtig, dass man dafür bestimmte Regionen vermeiden oder explizit anspielen kann und so sehr viele Facetten an- und ausspielen kann.

    *Zumal es mir ohnehin nicht in den Kopf will, wie man in einem Spiel mit einem Pantheon, wie die 12G nach mittelalterlicher Korrektheit ruft. Das größte zentrale Element des mittelalterlichen Europas einfach ändern? Kein Problem. Damit verbundene Folgen? Skandal! Will mir einfach nicht in den Kopf, sowas :/

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • *Edith blickt kurz zu den beiden starrenden Männern, als der eine dem anderen wollüstig in den Arm beißt. Sie schüttelt den Kopf und sagt leise zu sich*

    "Wieso sollten sich denn zwei Männer oder Frauen nicht lieben? Im nächsten Leben sind sie dann vielleicht schon wieder Mann und Frau. Aber warum bin ich an diesen alten Ork geraten und muss ihm immer hinterher räumen? Ach!" *Sie seufzt*

    "TSA liebt die Vielfalt! Preiset die Schönheit"

    Nietzsche und Amazeroth - Also sprach Zarathustra (zweiter Teil):

    Was erschrak ich doch so in meinem Traume, dass ich aufwachte? Trat nicht ein Kind zu mir, das einen Spiegel trug?

    "Oh Zarathustra - sprach das Kind zu mir - schaue Dich an im Spiegel!"

    Aber als ich in den Spiegel schaute, da schrie ich auf, und mein Herz war erschüttert: denn nicht mich sah ich darin, sondern eines Teufels Fratze und Hohnlachen.

  • Die Begriffe "elfisch" und "amazonisch" kamen meines Wissens spätestens während DSA3 auf. Ich weis jetzt nicht ob durch eine Spielhilfe, ein Abenteuer oder einen Boten-Artikel. Die Ursprünge dieser Begriffe sind ziemlich eindeutig und brauchen wohl keine weitere Erklärung. Obwohl, "elfisch" müsste eigentlich für bisexuell stehen...

    Lange Zeit (so weit ich mich erinnern kann) war alles ziemlich eindeutig: Die Travia-Kirche war homophob, für die Rahja- und Tsa-Kirchen galt genau das Gegenteil. Weibliche Homosexualität wurde wegen der Amazonen eher toleriert, männliche Homosexualität verband man eher mit dem dekadenten Süden. Auf Maraskan galt Homosexualität als normal, was überall sonst für Verwunderung sorgte. Maraskan war auch der einzige Ort, wo man gleichgeschlechtliche Ehen kannte. Und Elfen verstanden die ganze Aufregung nicht, denn für sie war Sex so etwas alltägliches wie eine Umarmung.

  • Ich habe elfisch und amazonisch immer nur als aventurische Synonyme für lesbisch und schwul gelesen. Weil man die Insel Lesbos in Aventurien halt nicht kennt. Bei 3000 Jahren Radscha Verehrung auf dem aventurischen Kontinent wäre anders auch irgendwie seltsam und dazu gehören ja auch die Maraskaner.

    I ♡ Yakuban.

  • Sind sie ja auch.

    Wenn man die fast ebenso lange und dazu noch viel stärkere Travia-Verehrung nimmt, sollte es eigentlich kein Wunder sein.

  • Besonders interessant finde ich dass in einer nicht-rechtsstaatlichen feudalen Ständegesellschaft wie dem MR in der es schreiende Ungleichheit und Ungerechtigkeit an jeder Ecke zu jedem Zeitpunkt gibt sobald man es wagt das ganze nicht sexistisch oder homophob zu machen manche Leute gleich daher geschrien kommen dass es dann ja überhaupt keine sozialen Konflikte mehr zu thematisieren gäbe.

    Wenn der lokale Baronserbe beschließt lieber was mit dem Bauernburschen von nebenan haben zu wollen als die vorgesehene junge Edeldame zu heiraten ist das immer noch ein gigantisches Problem und ein Skandel, auch ohne dass die Gesellschaft dafür besonders homophob sein müsste.

  • Ehny :

    So wie du das erzählst glaube ich dir sofort, dass ihr da eine intensive und gute Zeit hattet am Spieltisch.

    Nur für mich persönlich sind solche Plots halt nur bedingt was.

    Ist tatsächlich nicht einfach zu erklären.

    Gewisse Arten von Drama und Härten und erlebten Grausamkeiten machen mir im Spiel oder auch in Filmen und Serien Freude, andere Arten machen die Sache für mich weniger genießbar oder sogar ungenießbar.

    (Ich liebe z.B. Serien wie "The Sopranos" oder "Narcos" wo die Gewalt organisierter Kriminaliät ein ständiger Begleiter ist, aber von einer Serie wie "The Handmaid's Tale" würde ich nie im Leben auch nur eine Folge sehen wollen.)

    Was mir denke ich wichtig ist, ist dass die Charaktere auf ihren eigenen Beinen leben und sterben und ein Grundmaß von Würde, Stärke und Freiheit haben das ihnen nur von Gegenspielern und bösen Mächten genommen werden soll, aber nicht so sehr "von innen".

    Und manche Denkweisen die man heute so grob als "mittelalterliche Plots" umreißen kann haben ganz viel mit innerer Unfreiheit zu tun und mit innerer Kasteiung und Unterdrückung und Selbstzerstörung von Menschen.

    Gerade auch in realweltlicher Härte dargestellte Totalunterdrückung und Zerstörung der natürlichen Sexualität von Menschen finde ich so abstoßend, dass ich solche Plots im Rollenspiel niemals suchen und reproduzieren würde.

    Außer wenn klar ist, dass das das Werk einer klar abgegrenzten und bekämpfbaren bösen Macht wie Oron ist; etwas das sich durch Heldenhand nach und nach niederkämpfen und heilen lässt.

    Das ist so mein persönliches Empfinden.

    Und das andere ist eben, dass ich wie gesagt finde, dass die als "nicht-böse" deklarierten und als Identifikationsraum gedachten Hauptgebiete eines Rollenspielsettings Spielern aller Geschlechter und sexueller Orientierungen denselben Raum zur Entfaltung und Selbstverwirklichung geben sollten.

    Das schafft man entweder indem man zu Sexualität garnicht groß Stellung nimmt in den Weltbeschreibungen oder indem man die Kerngebiete der Welt bewusst frei von geschlechtlicher und sexueller Unterdrückung gestaltet.

    Und ich finde auch das macht Aventurien seit jeher gut.

    Aber da das Profil weiter zu schärfen empfinde ich nicht als Verlust.

    Im Gegenteil.

    Ich mag Travia sehr als Göttin von Herdfeuer, Familie, liebevoller Ehe und Treue und Gastfreundschaft.

    Für mich wäre sie eine der positivsten Gottheiten in Aventurien, wenn man ihr nicht das Schandmal verpasst hätte sie auch zur Göttin der Bigotterie und Prüderie zu machen.

    In meinem Aventurien hat die Traviakirche darum auch nicht das geringste Problem mit Homosexualität und Transsexualität und einem reichen, vorehelichen Geschlechtsleben und mit der Schwesterkirche der Rahja oder mit Ehescheidungen wenn es nicht anders geht oder mit dem Gewerbe im Rotlichtviertel.

    Sie schützt und verkörpert und feiert die Ehe als Ideal lebenslanger, möglichst makelloser, schöner und hingebungsvoller Liebe und Partnerschaft in eiserner Treue.

    Sie schützt und verkörpert Heim und Herd, Hinwendung und soziale Fürsorge und Familiensinn und so viele gute Werte mehr von denen gesellschaftliche Stabilität und soziale Geborgenheit ausgehen.

    Und ich finde es um so besser wenn sie zum Schutz all dessen gegen Mächte der Dunkelheit auch zu den Waffen greift als Beschirmerin der Schwachen wie mit den Gänserittern.

    So macht die Traviakirche mir Spaß und so wird der Traviageweihte für mich zu einer großartigen Rolle.

    Aber nicht als untoter Wiedergänger des Mittelalters der nichts besseres zu tun hat einem zu erklären dass Analsex und Homosexualität pfui sind und Vernunftsehe als 30-jährige Jungfrau der Weg ins Glück. ;)

    Einmal editiert, zuletzt von BardDM (15. Mai 2018 um 09:57)

  • und dazu noch viel stärkere Travia-Verehrung nimmt

    Welche Travia-Verehrung? Travina kam erst mit den Glüdenländern, in Tulamidistan hat sie, die Gegnerin der Polygamie, noch immer keinen Fuß gefasst.

    Aber in den hautsächlich Güldenländisch geprägten Gebieten schon. Da ist sie sogar viel wichtiger als Rahja.

    Auch bedeutet die Akzeptanz von Polygamie nicht gleichzeitig die Akzeptanz von Homosexualität...

  • Wenn man allerdings die Reibungspunkte innerhalb der Kirchen bzw. Kulte herausnimmt, also z.B. die Traviakirche durchaus mit der Rahjakirche und ihrer freimütigen Liebe und Schnelllebigkeit zusammenwirft, verliert man ganz viel zwischenmenschliche Reibung.

    Wenn also nur die Mächte des Dämonischen noch die Gegenspieler der Kirchen sind, dann hat man Aventurien sehr vieler Elemente beraubt, die auch spannendes Rollenspiel ermöglichen und die eine Vielfalt an Herausforderungen bieten. Wenn der Praiot also nichts mehr gegen den phexischen Diebstahl hat, weil es ja ganz in Ordnung ist, der Phexie will ja - eventuell - nur das sich die Person weiterentwickelt, wenn die Perainekirche kein Problem mehr mit dem Müßiggang der Rahjadiener hat, die man selbstverständlich mit durchfüttert, damit sie Spaß haben können und Musik machen, wenn die Firunpriester keine Schwierigkeit mit dem naiven Gnadenbegriff der Tsageweihtenschaft haben usw. usf., dann verliert man viel an Potential, denn alles was letztlich bleibt ist das das Böse um des Bösen Willens.

    Das ist übrigens auch eine beobachtbare Entwicklung in DSA. Dämonenpaktierer, namenlose Geweihte und orkische Blutpriester sind die beliebten Antagonisten. Einfach nur böse Leute. Das macht Aventurien ärmer.

    Das hat jetzt aber nur am Rande was mit der Akzeptanz von Homosexualität zu tun. Diese muss kein Reibungsthema sein, kann sogar anerkannt sein, hat aber eben dann Reibungsfläche, wenn sie mit anderen gesellschaftlichen Standards (wie der Blutdynastie) in Konflikt gerät. Und solche Konflikte sind für Rollenspiel eigentlich das Salz in der Suppe.

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  • Es kommt in meinen Augen eben wirklich darauf an was man zum Reibungsthema macht.

    Die sexuelle Orientierung von NSCs, SCs (und ihren Spielern) und natürliche Sexualität sind für mich ein schlechtes Reibungsthema, weil die Alternative dort sehr dunkel und freudlos und diskriminierend ist.

    Die anderen von Sumaro genannten Punkte sind für mich gute Reibungsthemen.

    Wobei ich sagen muss, dass ich nicht zu denen gehöre die viel "infighting" zwischen an sich guten Gottheiten und ihren Kirchen brauchen.

    Für mich sind die Zwölfgötter mehr ein gemeinsames, sich ergänzendes Lager.

  • Zitat von Rattazustra

    Romantische und sexuelle Beziehungen sind für viele Spieler ein wichtiger Spielinhalt. Gilt das denn nur für Spieler die Cis-normativ sind?! Muss eine lesbische Spielerin denn einen Mann spielen, um im Spiel Beziehungen zu Frauen zu führen? [...]. Schwule, Lesben, Trans und alles was es sonst noch gibt, sind keine "Kulturelemente" um irgendeine Spielregion einzigartig zu machen. So etwas würde LGBTQ# Menschen und Mitspieler praktisch innerhalb der Spielsituation in eine Strafkolonie verbannen.

    Zitat von Sumaro

    Rassismus z.B. ist wieder eine ganz andere Baustelle. Der ist innerhalb einer Fantasywelt ziemlich unproblematisch, solange er eben nicht bestehende rassistische Tendenzen unterstreicht oder bestärkt.

    Gerade bin ich über diesen Satz Sumaros gestolpert. Rattazustra hat (zu Recht) viele Likes bekommen für seinen Beitrag. Jetzt habe ich aber ein Problem, das ungefähr so störend ist wie ein Schluckauf.

    Um zu illustrieren, was ich meine, nehme ich mir die Freiheit und formuliere Rattazustras Satz einfach mal um:

    Ungerechtigkeit und Unterdrückung sind für viele Spieler ein wichtiger Spielinhalt. Gilt das denn nur für Spieler die weiß sind?! Muss eine nicht-weiße Spielerin denn einen Weißen spielen, um im Spiel nicht der ewige Exot zu sein? [...]. Hautfarbe ist kein "Kulturelement" um irgendeine Spielregion einzigartig zu machen. So etwas würde nicht-weiße Menschen und Mitspieler praktisch innerhalb der Spielsituation in eine Strafkolonie verbannen.

    Mir ist bewusst, dass der Titel des Fadens nicht Rassismus und Gleichberechtigung in Aventurien lautet. Nur ist Rassismus vielleicht doch ein Problem unserer gemeinsamen Fantasy-Welt, nur wir merken es nicht beziehungsweise meinen, das vom realen Leben trennen zu können. Was sicher daran liegt, dass die meisten DSA-Spieler 'weiß' sind. (Nur nebenbei: gibt es da Untersuchungen zu? Wäre mal interessant zu erfahren, wie hoch der Anteil nicht-weißer Spieler ist).

    Und schreibt bitte nicht, das ginge jetzt aber wirklich zu weit ;) Auch ich habe noch keine Lösung, will auch gar kein Friede-Freude-Eierkuchen-DSA, ich habe nur bemerkt, dass mir da etwas nicht stimmig scheint und habe deshalb hier ein bisschen laut gedacht. Bin gespannt was ihr dazu meint.

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

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  • Sind denn schwarze und weiße Hautfabre Ausdruck einer anderen "Rasse"? Im Süden haben wir genau das mit dem Setting von Al'Anfa reproduziert, was eigentlich nicht dahin gehört. Ein Setting, in dem der kluge weiße man dem wilden schwarzen Mann die Zivilisation bringt. Das hat sich aufgeweicht, aber letztlich ist es natürlich eine Reproduktion rassistischer Tendenzen. Man hätte nämlich auch eine dunkelhäutige Hochkultur und weiße Stammeskulturen bringen können oder generell gleiches mit gleichem.

    Hautfarbe sollte kein Streitthema sein müssen, einfach weil es viel extreme Abweichungen gibt. Was aber natürlich Reibungspunkte sein können und auch dürfen, sind unterschiediche Kulturen. Sprich wenn eine technologisierte Kultur eine andere unterdrückt und übernimmt, unabhängig von Hautfarbe und sonstiger biologische Ethnie, dann hat man damit einen sozialen Reibungspunkt.

    Sprich nicht die Hautfarbe ist das Kriterium für den Konflikt, sondern die Lebensweise. Nomadische Kulturen, die von expansiven sesshaften Kulturen verdrängt werden, Stammeskulturen, die aufgrund von technologischer Unterlegenheit gefangen und unterdrückt werden, als Sklaven gehalten o.ä.. Das sind Themen, die nichts mit der Rasse zu tun haben.

    Aber auch ein Rassismus im Sinne von "Elfen haben doofe Ohren" oder "Misstraue allen Echsen" lässt sich problemlos rechtfertigen und mitnehmen. Gerade wenn er Fantasyrassen betrifft.

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  • Traumweber :

    Ich persönlich sehe das nicht als Problem für ein Setting in die SC-Haut einer anderen Rasse als meiner eigenen schlüpfen zu müssen oder sogar in die Haut nichtmenschlicher Rassen.

    Mache ich dauernd.

    Aber die Beschränkung von Schwarzen in Aventurien auf entweder "edle Wilde" oder Sklaven ist auf jeden Fall ein Writing das noch keine schwarzen DSA-Spieler im Auge hatte.

    Entsprechend wurde da ja auch einiges umgeschrieben für den amerikanischen Markt in Al'Anfa und Co..

    Das ist auch wieder so ein Punkt den ich in meinem Aventurien ändere.

    Menschen mit mohischen und/oder utulischen Wurzeln sind bei mir ein normaler Bevölkerungsteil auch unter den Freien und Händlern und Mächtigen Meridianas und der Tulamidenlande.

    So nach dem Vorbild amerikanischer Fantasy.

    Bei mir erntet ein Schwarzer in Weiden neugierige Blicke, wird aber sonst einfach normal als Mensch aus der Fremde behandelt seinem Stand, seinem Auftreten und seiner Kleidung gemäß.

    Ku-Klux-Klan-Szenarien fallen bei mir auch nicht unter positive Reibung in den an sich guten Kernregionen einer Rollenspielwelt.

    Wobei das mit Nicht-Menschen wieder was völlig anderes ist.

    Dass man Orks in Weiden am nächsten Baum aufknüpft wie man sie finden kann ist stimmiger Settingbestandteil und klassische Fantasy.

  • Gibt es denn hier wirklich ein Problem für das Spiel? Steht ihr mit homosexuellen/transsexuellen Charakteren vor Abenteuern und könnte diese aufgrund dieser Eigenschaften nicht spielen, oder habt ihr euch bunte Diskriminierungsplots ausgedacht und findet in Aventurien keinen Raum dafür?

    Anpassungen die dafür im Abenteuer notwendig sind bewegen sich doch im üblichen Rahmen weiterer Anpassungen die generell an Heldengruppe notwendig sind in Bezug auf Rasse, Profession, Obrigkeitstreue, Religion, Sozialstatus.

  • Gibt es denn hier wirklich ein Problem für das Spiel? Steht ihr mit homosexuellen/transsexuellen Charakteren vor Abenteuern und könnte diese aufgrund dieser Eigenschaften nicht spielen, oder habt ihr euch bunte Diskriminierungsplots ausgedacht und findet in Aventurien keinen Raum dafür?

    Anpassungen die dafür im Abenteuer notwendig sind bewegen sich doch im üblichen Rahmen weiterer Anpassungen die generell an Heldengruppe notwendig sind in Bezug auf Rasse, Profession, Obrigkeitstreue, Religion, Sozialstatus.

    Ich sehe da jetzt auch grundsätzlich wenig konkrete Probleme. Wenn ich Orte will, an denen die Sexualität der Charaktere kein Problem darstellt, finde ich die. Wenn ich Orte suche, an denen man genau das zu einem Problem machen kann, gibt mir Aventurien da auch genug Möglichkeiten für.

  • Auch bedeutet die Akzeptanz von Polygamie nicht gleichzeitig die Akzeptanz von Homosexualität...

    Natürlich bedeutet es das nicht. Es bedeutet, dass Travia und ihre Aspekte dort keinen interessiert, weil es einen Bestandteil der Kultur verteufelt. Gastfreundschaft hatte man in Tulamidistan schon über 1000 Jahre bevor irgendein Glüdenländer einen Fuß auf aventurischen Boden gesetzt hat. Dafür braucht man keine neue Gottheit.

    Hauptsächlich geht es mir darum zu zeigen, dass aventurisches Festland nicht gleich güldenländisch geprägt ist, sondern wahnsinnig vielfältig, aber die Raia-Verehrung selbst dort existent ist. Da Raia im Gegensatz zu Travina ein Bestandteil der Oktade ist. Glydara hat zumindest ähnliche Aspekte wie Travia. Dass nur Maraskaner nicht homophob wären ist einfach unpassend. Möglicherweise sind homo-Pärchen dort präsenter, weil man halt auf der einen Seite von Meer und auf der anderen Seite von giftigen Dschungel umgeben ist. Da sitzt man mehr zusammen und sieht die Jungs halt rum knutschen. :blaeh:

    I ♡ Yakuban.

  • Zitat von BardDM

    Ich persönlich sehe das nicht als Problem für ein Setting in die SC-Haut einer anderen Rasse als meiner eigenen schlüpfen zu müssen oder sogar in die Haut nichtmenschlicher Rassen.

    Natürlich nicht. Aber darum ging es mir nicht. Etwas darzustellen, was man nicht ist, macht man im Rollenspiel ja andauernd. Es ging mir darum, wie ich mich als nicht-weißer Spieler fühlen würde in einem Setting, das Schwarze, wie du sagst, entweder als „edle Wilde“ oder Sklaven darstellt.

    Zitat von Sumaro

    Sind denn schwarze und weiße Hautfarbe Ausdruck einer anderen "Rasse"?

    Ich bin mir nicht sicher, ob das nur eine rhetorische Frage ist. Weshalb ich sie einfach mal beantworte :)

    Das Wort Rassismus bezieht sich auf Privilegien, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe haben oder eben nicht haben. Der Begriff 'Rasse' ist aus guten Gründen in Deutschland ein No-Go. Im angelsächsischen Raum wird allerdings immer noch von 'race' gesprochen, aber das Wort hat dort einen anderen Kontext. Trotzdem bin ich damit nicht glücklich. Ich halte den Ausdruck für missverständlich, vor allem wenn er in eine deutsche Diskussion eingebracht wird. In diesem Sinne sollte man vielleicht auch nicht mehr von 'Rassismus' sprechen. Es gibt soviel ich weiß nur noch keinen neuen Begriff dafür.

    Die nicht-menschlichen Wesen, Elfen, Zwerge, Orks, Achaz, nehme ich selbstredend aus meinen Überlegungen raus. Die Ärmsten haben irdisch einfach keine Lobby ;)

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

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  • Das in den Tulamidenlande Rahja verehrt wird, muss nicht bedeuten, dass man dort weniger homophob ist, als in den vom Travia-Kult geprägten Teilen Aventuriens. (Myranor ist wiederum eine ganz andere Geschichte.) Wir reden hier schließlich von einer Region mit einem strengen Patriarchat und weitverbreiteter Polygamie. Es wird schon einen Grund gehabt haben, dass die späteren Maraskaner, bei denen die Gleichberechtigung der Geschlechter sehr viel weiter geht als selbst in den weltoffensten Teilen des güldenländisch geprägten Aventuriens, nach Maraskan auswanderten. Es hat nicht nur etwas mit der Religion zu tun, sondern auch damit, dass es im Rur-und-Gror-Glauben keine Unterscheidung zwischen den geschlechtern gemacht wird. Etwas, was überall sonst bestenfalls mit Verwunderung registriert wird.