Was ich merke, was mir in dieser Diskussion halt irgendwie wiederstrebt: hier werden bei manchen Punkten so enorm ungleich die Vor- und Nachteile für beide Parteien gewichtet.
Nein, das liegt daran, dass das berücksichtigste Szenario so ungleich ist. Wenn du die Frage gestellt hättest, wie hoch die Chancen der Orks sind, sinnvoll das Mittelreich zu erobern, so wäre die Antwort ein vergleichbar deutliches Nein gewesen. Es gibt einfach viel viel viel zu wenige Orks dafür. Das Mittelreich hat ein Straßennetz, das es viel leichter macht, Truppen im Inneren zu verschieben. Und wenn der Kampf vor der Haustür ist, kann man auch sehr viel mehr Leute mobilisieren als für einen Zug ins Orkland. Außerdem müssen eroberte Gebiete auch gehalten werden, wozu die Orks auch nicht genug Leute haben. Usw.
ZitatBeispiel Geländegängigkeit: es wird einerseits gesagt, das Orkland ist so schwer passierbar (Messergras, Gebire, Steppe, Wetter, Greifengras), dass ein Mittelreichisches oder sonstig menschliches Heer kaum durchkommt, andererseits schaffen es die Orks aber in kurzer Zeit ihre Krieger aus allen Gebieten und von allen Stämmen in ein eventuelles Einsatzgebiet zu schaffen. Womöglich sogar mit Frauen, Kindern, Grishik wie hier auch irgendwo kam
Das eine sind Halbnomaden in ihrer Heimat, das andere sesshafte Bewohner aus einem völlig anderen Klima und mit immens weiten Versorgungsstrecken. Wer ist wohl deutlich mobiler ?
ZitatBeispiel Ernährungsgrundlage: es wird für das mittelreichische Heer angenommen, dass sie vor Ort im Grunde verhungern müssen, weil sie nicht genug Essen zustande bekommen. Für die Orks wird wiederrum gesagt, dass sie keine Probleme damit haben sich zu versorgen, auch wenn sie ihre Felder (die immerhin von 2/3 der Bevölkerung bestellt werden) zurücklassen müssen und während des Einsatzes wochenlang in einem Gebiet bleiben müssen dass dann total überjagt wird.
Die Orks haben einen erheblich höheren Anteil an Viehzucht und das Sammeln wilder Nahrung und die Jagd spielen eine größere Rolle der Ernährung. Das ist wesentlich ineffizienter
als mittelreichischer Ackerbau, weil die selbe Fläche viel weniger Leute versorgt, aber es schränkt in der Mobilität weniger ein.
Wieder verweise ich gern auf den Mobilisierungsgrad historischer Nomaden- und Hirtenvölker, was Kriesgzüge angeht. Völlig unerreicht von allem, was sesshaft ist bis weit in das Industriezeitalter hinein.
ZitatBeispiel "Leben aus dem Land": für die Orks wird in anspruch genommen, dass diese sich bei einem Einfall ins Reich aus dem Land ernähren können. Gleichzeitig wird angenommen, dass ein mittelreichisches Heer sich nicht vor Ort an den Vieh und Wildbeständen sowie den Feldern (wieder, 2/3 sind Grishik und Grishik bestellen ortsgebundene Felder) gütlich tun.
Ihre Herden werden die Orks logischerweise mitnehmen. Und ein Heer auf Jagd zu versorgen, ist nicht. Ein Heer muss zusammen bleiben, aber Jagd wird sehr schnell sehr unergiebig mit vielen Jägern im selben Bereich. Bleiben die paar Äcker. Die dank der ineffizienten Lebensweise der Orks sehr viel weniger Orks pro Quadratmeile versorgen können als menschliche Äcker im Mittelreich. Und sogar im Mittelreich ist es mehr als problematisch, ein Heer über Plünderungen zu ernähren.
ZitatBeispiel Versorgungslinien: es wird darauf hingewiesen, dass schon ein Einsatz in der Finstermark eine gewaltige Logistik erfordern würde um die mittelreichischen Truppen zu ernähren, aber die Orks haben keine Probleme die Nahrung aus ihrem ganzen Gebiet zur Front zu transportieren um ihre da befindlichen Krieger (+ eventuell noch Frauen, Kinder, Grishik, wenn man sie mitgenommen hat um sie nicht unbewacht zurückzulassen), zu versorgen
Zwar haben Hirtenvölker mit Herden das etwas einfacher (in der Tat sind im Orkensturm oft einfach die ganzen Stämme mit Frauen, Kindern und Vieh gewandert und haben sich dann einfach woanders, z.B. im Sveltland niedergelassen), aber in der Tat können die Orks das auch nicht. Nochmal : Auch die Orks können keine langen Kriegszüge außerhalb ihres Gebietes versorgen. Es war den orkischen Heerführern absolut klar, dass alles außer einem sehr schnellen Sieg das Ende des Feldzugs bedeuten würde. Deshalb das Abhetzen nach Gareth in dem Versuch, durch einen Sieg in einer Entscheidungsschlacht ein vorteilhaftes Ende des Krieges zu erzwingen. Aber sogar da war das orkische Heer schon halb verhungert, weil der Marsch länger als geplant gedauert hat.
ZitatBeispiel Planung/Aufklärung: es wird ganz selbstverständlich gesagt "der Aikar weiß Monate im Vorraus Bescheid", aber das Reich weiß nicht monate im Vorraus, dass die Orks sich sammeln und wo sie einfallen werden (gerade dass ist ob der mangelnden Kavalerie recht gut absehbar)
Vor dem Dritten Orkensturm hat sich das Reich einfach nicht dafür interessiert. Außerdem haben sie nicht damit gerechnet, dass das Svelltland so schnell fallen würde. Aber ja, wenn sie gewollt hätten, hätten sie es rechtzeitig bemerken können. Ich bezweifle, dass die Orks noch mal so viele Truppen sammeln können, ohne dass das Mittelreich Bescheid weiß. (Außer der Plot macht die Mittelreicher mal wieder zu Idioten. Könnte durchaus passieren, das gesagt wird "ja, Orklandüberwachung war KGIA und seit dem Jahr des Feuers haben wir das irgendwie vergessen, da der Rest der Agentur auf Haffax angesetzt wurde. Und die Greigfenfurter Herrschaft ist ja senil/intern beschäftigt " )
Ein Heer zu sammeln dauert ewig. das merkt man leicht. Und in der Tat dürfte der Aikar dank Schnitter weit mehr Spione im Mittelreich haben als umgekehrt.
ZitatBeispiel Kommunikation: es wird davon ausgegangen, dass der Aikar in kürzester Zeit alle Stämme und Unterstämme erreichen, überzeugen und instruieren kann. Dem Reich ist dies Dank Straßen, göttlicher Verständigung ihrer hunderter wenn nicht tausender Geweihter, magischer Verständigung etc. weit leichter möglich.
Ehrlich gesagt haben beide Seiten gute übernatürliche Kommunikationsmethoden, auch wenn das Mittelreich ein bisschen affig mit Bodendämonen ist. Im Vergleich zu der Zeit, die zum Sammeln und bewegen von Truppen nötig ist, fällt die Nachrichtenübermittlungszeit nicht ins Gewicht.
ZitatBeispiel "zurückziehen ins Gebirge" hier wird gesagt die Orks halten länger im Gebirge aus, als ihre (eventuell mittelreichischen) Verfolger/Belagerer im Vorgebirge. Die Orks finden also in einem Gebirge wo landwirtschaft praktisch unmöglich ist und eher wenig Wild und Wasser ist leichter eine Ernährungsgrundlage als die Menschen die im Tal bei den zurückgelassenen Feldern sind, nahe der wenigen Flüsse und bei den zurückgelassenen Viehherden.
Krieg im Gebirge ist Mist und außer den Gebirgsstämmen werden Orks das auch eher meiden. Aber ein Gebirge hilft sehr, zahlenmäßige Unterlegenheit auszugleichen und Kämpfe in die Länge zu ziehen. Deshalb ist ein Gebirge immer schlecht für den Angreifer und gut für den Verteidiger - weil eben der Angreifer die zahlenmäßige Überlegenheit hat, die er nicht nutzen kann und zusätzlich viel mehr Truppen versorgen muss.
Kulturelle Assimilation der Orks ist möglich und kommt vor. Sieht man in Uhdenberg, sieht man in Thorwal. Und auch im Sveltland wackelt das alte Kastensystem durch den ständigen Kontakt mit Menschen. Da braucht man keinen militärischen Sieg.