Hallo zusammen,
wir hatten in unserer Spielrunde kürzlich eine Szene, um die es richtig OT Streit gab.
Ihr seid sehr gut darin, mir weitere Sichtweisen auf Themen zu eröffnen, daher hätte ich gerne ein paar Meinungen dazu.
Ich bemühe mich mal darum, es so neutral und sachlich wie möglich zu beschreiben.
DSA 4.1, unser Meister ist ein langjähriger Spieler, der sich nun für 2 Abenteuer am Meistern versucht.
Dies ist das 2. Abenteuer und er macht es inzwischen wirklich anständig.
Wir sind auf dem Weg nordwärts, die nostrische Küste entlang. Jemand hat die Brücke zerstört und wir weichen ins Landesinnere aus um dein Fluss trockenen Fußes zu überqueren.
Unser Anführer schickt die Jägerin
(Dämmerungssicht, Waldkunde, Herausragendes Gehör
hat sich grade ein neues Pferd für 120D gekauft und ganz bedröppelt festgestellt, dass sich ihre Nordmähne aus ländlicher Züchtung gar nicht zu einem Schützenpferd ausbilden lässt. Trotzdem ist sie stolz auf ihr Pferd und betont dies auch im Spiel bei jeder sich bietenden Gelegenheit)
auf ihrem neuen Pferd als Kundschafterin vor, um eine Furt zu finden und damit die Gruppe nicht in einen Hinterhalt läuft. Sie schnappt sich Pferd und Jagdhund und reitet ausdrücklich wachsam voraus.
Der Meister lässt sie nach einer knappen Viertelstunde IT-Zeit eine Sinnenschärfe würfeln, ist aber mit der Anzahl der Punkte offenbar nicht zufrieden genug um konkrete Informationen zu geben. Stattdessen hat die Heldin "ein komisches Gefühl" und sieht am Rande des Sichtfeldes eine Bewegung. Die Spielerin hält daraufhin ihr Pferd an, sieht zu ihrem Hund und als der nicht anschlägt steigt sie ab und geht mit gezücktem Bogen ein paar Schritte in den Wald hinein.
Die Jägerin ist zögerlich, denn OT hat sie die Gefahr längst erahnt, sieht sich aber dennoch weiter um, weil sie nicht mit der Aussage "Ich habe einen Schatten gesehen und wollte lieber auf euch Andere warten" zum Anführer zurückkehren möchte.
Schritt für Schritt geht sie weiter in den Wald und sieht sich dabei ausführlich um. Schließlich sieht sie einen Fetzen eines Umhangs in einer Baumkrone und vermutet einen Hinterhalt. Sofort dreht sie sich um, aber da tritt schon einer der Schergen wenige Schritt vor ihr aus der Deckung und eröffnet ihr, dass 6 Bögen auf sie gerichtet wären. Er nimmt ihr die Waffe ab, geht zu ihrem Pferd und nimmt es samt Gepäck an sich. Er führt es durch die Büsche, während die Anderen Schergen sie in Schach halten. Dann läuft die Gruppe schnell hinter die Büsche und sie hört sie auf Pferden davonreiten.
Kurz darauf kommt die Gruppe an und findet die Jägerin ohne Waffen und Pferd vor. Sie berichtet und die Helden nehmen die Verfolgung auf. Nach einem Stück durch den Wald kommen sie an einen breiteren Pfad und können nicht ausmachen in welche Richtung die Ganoven geritten sind. Sie entscheiden sich für eine Richtung, der Meister würfelt verdeckt und weiter gehts. Sie kommen an einem Gasthaus vorbei, aber niemand hat den Mann gesehen auf den die Beschreibung passt, die die Jägerin ihnen nennt. Also reiten die Helden weiter und gegen Abend finden sie Hufspuren die vom Weg abweichen und ein paar Stunden alt zu sein scheinen.
Sie überraschen 4 der Ganoven an ihrem Nachtlagerplatz und nehmen sie gefangen. Der Ganove der mit der Jägerin gesprochen hat ist dabei, ihr Pferd nicht. Der Anführer (ein adeliger) verurteilt die Ganoven kurzum wegen Pferdediebstahl zum Tode um sie zum Geständnis zu bringen, wo der Rest der Gruppe hin ist. Stur sterben die Banditen ohne irgendetwas zu sagen.
Sie haben 4 Pferde bei sich, von denen eines fast tot ("Das überlebt den nächsten Tag nicht"), 2 schäbige aber Gesunde Tiere (2 Gruppenmitglieder hatten noch keine Pferde) und eines ein junger, gezüchteter, gut ausgebildeter Warunker von Ausbildungsstufe 3 war (aka, ein Pferd das sich zum Schützenpferd ausbilden lassen würde).
Eine Suche in der anderen Wegrichtung verliert sich an vielen Weggabelungen und nicht mehr lesbaren Spuren.
Die ganze Szene fand ich unfassbar unglücklich und störend.
Der Meister hat hinterher zugegeben, dass er uns ausbremsen musste, weil wir dem Zeitplan des Abenteuers einen Tag voraus waren. Damit habe ich kein problem. Ein Gespräch darüber, dass die Szene sowohl bei mir als auch bei der Jägerin nicht gut ankam verlief im Nichts und ist nun nach unserer gestrigen Sitzung so weit eskaliert, dass wir morgens um 6 mit einem schlechten Gefühl auseinander gegangen sind.
Ihr Vorschlag: "Lass uns es doch im Nachhinein so anpassen, dass alles so gelaufen ist wie es war und da stand eben nicht dieses Superpferd sondern meins. Die Ausrüstung ist dann halt weg." wurde vom Spielleiter vehement abgelehnt. Sie könne ein Pferd haben was genau so aussehe und ausgebildet sei wie ihres, aber ihres wäre weg, das habe er schließlich ausgewürfelt.
Mich störte daran:
- dass der Spielleiter (offenbar in bester Absicht) der Spielerin einen Gefallen tun wollte und ihr Pferd "aufgerüstet" hat. Diese Entscheidung hat er aber ohne Absprache mit ihr getroffen und auf eine Weise, dass sie nicht stolz darauf sein kann den mit Abstand wertvollsten Besitz erhalten zu haben den sie hat. Er hat der Heldin ein langfristiges Ziel erfüllt ohne, dass sie es sich verdienen konnte.
Noch dazu hat er ihr emotionalen Besitz abgenommen den sie nicht zurück gewinnen konnte. Die Spielerin hat rund ein Jahr echter Zeit das Geld für dieses Pferd zusammengespart und hat ihm Leckerlis gekauft, Bänder in die Mähne gebunden und bei jeder Gelegenheit mit dem Tier gearbeitet um es weiter auszubilden.
- die Jägerin hatte aus meiner Sicht keine Chance, diesem Hinterhalt zu entgehen außer nach Spielerwissen zu handeln und vor dem Wald zu warten, in dem sie ja ausdrücklich nichts außer einer flüchtigen Bewegung gesehen hat (im Wald... Da hats geraschelt!). Sie auf diese Weise abzustrafen und alles verlieren zu lassen was sie nicht am Körper trug finde ich eine unnötig harte Konsequenz für eine Zufallsbegegnung.
- Die Glaubwürdigkeit einer solchen Begegnung. Diese Banditen haben sich vor einer Jägerin in ihrem Element und ihrem Wachhund in dessen Element perfekt verborgen, so dass sie auf ein paar Schritt in ihre Falle getappt ist. Sie nehmen ihr das Pferd, aber lassen ihr den Beutel mit 30 Dukaten am Gürtel. Danach reiten sie davon und teilen sich schnell auf, obwohl sie nicht wussten dass Verstärkung unterwegs war. Schließlich ergeben sie sich nachdem sie umstellt wurden und sterben dann aber stur, anstatt den Helden jede beliebige Information anzubieten um ihr Leben zu retten. Wenigstens lügen hätten sie können! Schließlich der Austausch von Ausrüstung und völliges Unverständnis dafür, dass und wieso diese Szene nicht gut ankam.
- Ein letzter Punkt, den ich mit erwähnen will, der aber nur am Rande in meinen Ärger mit rein spielt ist, dass mein Held (ein Ritter) der Jägerin 2 OT Stunden vor diesem Hinterhalt angeboten hat, ihr ein Pferd ihrer Wahl zu kaufen, wenn sie ihm dafür die Lehenstreue schwören würde - ein Angebot das ich seit mehreren Sitzungen vorbereitet hatte. Das hatte sich mit dem Austausch des Pferdes natürlich erledigt.
Blöd gelaufen, aber mir ist klar dass es keine böse Absicht des Meisters gewesen ist.
So, Wall of Text, man möge mir verzeihen.
Mich würden ein paar Meinungen dazu interessieren.
Mir ist klar, dass der Meister es nur gut gemeint hat. Ist unser Ärger nachvollziehbar?
Hat der Meister die absolute Entscheidungsgewalt oder haben die Spieler ein Mitspracherecht?