Hallo Leute,
nachträglich frohe Weihnachten und zukünftig einen guten Rutsch ins neue Jahr!
Es tut mir leid, aber es ist ein langer Text, aber ich weiß auch nicht wie ich es kleiner schreiben sollte.
Ich suche euren Rat bzw. einen anderen Blickwinkel auf eine spielerische Situation. Ich frage mich, ob ich es möglicherweise zu eng sehe oder ob es eigentlich richtig ist, die Gruppe zu verlassen, weil es für mich einfach zu viel wird. Ich versuche, das möglichst regelneutral zu formulieren. Ich spiele eine regeltechnisch starke Magierin in einer "starken" Gruppe, und in der Welt geht es auch "dunkel" zu. Die Gruppe und ich spielen schon seit mehr als 10 Jahren zusammen, unternehmen auch ab und zu etwas außerhalb des Rollenspiels. Jedoch gibt es gelegentlich Regelstreitigkeiten und innerweltliche Diskussionen, die auch mal hitziger werden. Lassen wir einfach mal außer Acht, ob das alles von den Regeln so funktioniert (ich möchte eigentlich keine Regeldiskussion führen) und dass der Spielleiter das Abenteuer für uns angepasst hat. Eventuell merken diejenigen von euch, die es schon gespielt haben, dass es an einigen Stellen anders ist, als im Original.
Die Situation: Wir befinden uns in der Wildermarkkampagne und stehen als Gruppe vor Zweimühlen. Mein Charakter möchte sich die Stadt unter einem Widerwillen (wir spielen DSA 4.1) anschauen, um unerkannt umherzugehen. (Ursprünglich wollte er sich als Wildkatze verwandeln, um sich umzusehen, aber der Spielleiter meinte, dass das auffällig wäre, da Wildkatzen normalerweise nicht in Städten sind, usw.). Als Spieler bin ich vorsichtig und schaue mich in der Stadt um, mache einen Würfelwurf zum Klettern, um über einen Einbruch in der kaputten Palisade zu kommen, und einen Schleichwurf, aber sonst keine weiteren würfe.
Dann wollte der Spielleiter meinen Bogen haben, wahrscheinlich zum Nachschauen bezüglich der Merkmale des Zaubers. Meine Erkundung geht weiter; ich laufe einmal um die Burg herum. Als Spieler will ich auch nichts riskieren und frage nach einigen Details, wie etwa, ob die Burgmauer erkletterbar ist oder ob die Tür massiv aussieht, um einen Eindruck zu bekommen. Das dient lediglich dazu, dass ich als Spieler weiß, was uns erwartet, bzw. ich es besser visualisieren kann.
Plötzlich kommt einer der Leutnants des Hauptbösewichts um die Ecke (oder aus der Burg, an sich aber recht egal), und sein Schutzartefakt triggert. Mein Charakter bekommt einen Ignifaxius ab. Als Spieler bin ich sehr perplex, weil ich an sich nichts "Falsches" gemacht habe (nur erkundet, war vorsichtig, usw.), ich bin einerseits geschockt und sehr ungehalten…
Nachfolgend noch weitere Infos->
Einige Spieltermine zuvor, bevor die Gruppe in die Wildermark aufbrach, hatte die Gruppe einige Wochen Freizeit, die mein Charakter nutzte, um seine Mutter zu besuchen und an der Akademie zu sein, usw. (Ich als Spieler hatte alles niedergeschrieben, wo und was ich machen wollte, und es dem Spielleiter geschickt.) Mein Charakter wollte sich, weil er bereits einmal von einem „Verehrer“ (Feind mit 5 GP, der jedoch kaum vorgekommen war) von der Straße magisch weg entführt wurde, ein Schutzartefakt bauen. Dies war jedoch aufgrund von Regel/Kosten und der Antwortsdauer des Spielleiters zu Beginn der Session noch nicht fertiggestellt.
Die erste Szene des Tages war, dass mein Charakter schon wieder (zu diesem Zeitpunkt das zweite Mal) von dem NSC entführt wurde (wie gesagt, leider war das Schutzartefakt nicht vorhanden...). Er wurde mit Zaubern usw. gefügig gemacht, der Geist wurde umgedreht, sodass der Charakter glaubte, seine Frau im Traviabund zu sein, und er alle ehelichen Pflichten mit "Begeisterung" nachging sowie alle Geheimnisse verriet. Der Charakter konnte zwar nach 2 Wochen IG-Zeit (und 1 Stunde OG-Zeit) gerettet werden, und ihr Geist wurde befreit. Allerdings begann gleich darauf (IG am nächsten Tag) die Reise in die Wildermark, ohne psychologische Betreuung des Charakters.
Als Spieler fand ich das insgesamt weniger cool. Bei der Wahl zwischen "Du entführst meinen Charakter, schändest ihn und hältst mein Schutzartefakt zurück, woran ich OG wochenlang arbeite und nachfrage, wann es regelseitig fertig ist, was genau das verhindert! Geht es dir noch gut lieber SL?!" und "Es ist jetzt passiert, ich finde es nicht cool und lasse es jeden wissen, doch versuche ich irgendwie damit zurechtzukommen. Vielleicht ist es auch sicher cool, auch wenn es gefühlt aus einer Laune heraus war", versuchte ich, das "Gute" in der Szene zu sehen, obwohl für mich der emotionale Schaden bereits da war. Ich habe nichts gegen "dunkles" Spiel, aber eher nicht in der Form von "Und zack, du bist entführt und nun geschändet... und nun geht das Abenteuer weiter... und du konntest nichts dagegen machen..."
Zurück in die Wildermark->
Das Schutzartefakt des NSCs triggert (Ignifaxius auf mich), was "überraschenderweise" genau das ist, was ich einmal bauen und haben wollte, um die Schändung/Schädigung meines Charakters zu verhindern. Nicht nur, dass wiederholt ein "zufälliges" Event/Begegnung meinen Charakter schädigt, sondern die Erkundung/Mission wird durch das "Kaputt" gemacht, was ich selbst bauen wollte und vorbehalten wurde. Schlagartig ist für mich als Spieler die Lust am Spiel dahin. Ich selbst sage noch: "Ok, der Ignifaxius schlägt in mich ein, mein Charakter ist tot, ich erstelle keinen neuen mehr."
Der Spieltermin endet, aber mein Charakter hat noch ein Gardianum-Artefakt (das ist das alternative Artefakt, das mir zugestanden wurde, nachdem meine Entführung abgeschlossen war und endlich die Berechnungen gestimmt haben und es abgesegnet wurde). Dieses Artefakt würde verhindern, das der Ignifaxius in mich einschlägt, und am Ende würde mir auch nichts passieren, usw. Nur müsste ich jetzt erst einmal aus der Stadt fliehen. Das hatte ich schon davor, ich als Spieler habe es aus Frust einfach nicht mehr erwähnt.
Vor dem nächsten Spieltermin bin ich weiterhin sehr sehr ungehalten, da im Abenteuer "zufällig" wieder etwas meinem Charakter widerfährt, und zwar mit dem Objekt, das ich mir eigentlich selbst bauen wollte und ein NSC ohne Probleme hat. Der Spielleiter hatte dafür jedoch keine Zeit, wenn es den Spieler betrift, aber wenn es "gegen den Charakter geht", wird es überraschend schnell, kreativ und "zufällig". Ich habe darum (ich gebe zu, mit harten Worten, dass wenn die Szene so stehen bleibt ich keine Lust mehr habe) gebeten, die Szene zu retkonnen, sodass es nicht wie Zufall aussieht und ich nicht mit dem Artefakt abgestraft werde, das mir vorbehalten wurde, besonders nachdem mein Charakter zwei Wochen Entführung erlebt hat (Artefakt und Erlebnis sind einfach für mich als Spieler zu sehr verbunden gerade). Mir geht es nicht darum, irgendeinen Vorteil aus der Szene zu ziehen. Es fühlt sich einfach angenehmer für mich als Mensch an, wenn es nicht heißt "NSC kommt um die Ecke... Zack, die Mission ist aufgeflogen" oder "Die Mission ist aufgeflogen, ach übrigens, es ist genau dein Artefakt, von dem du nun getroffen wirst...". Ich möchte die Szene irgendwie besser für mich verkaufen können und nicht das Gefühl haben, dass egal, was ich mache/egal wie vorsichtig ich bin, es eigentlich unwichtig war, und dass ich durch vergangene Ereignisse weiterhin "traumatisiert" werde. Aber ich will explizit erwähnen, dass ich weniger ein Problem habe, aufzufliegen als wie es mir als Spieler präsentiert wird.
Meine "Bitte" wurde letztendlich nachgekommen, nachdem die Gruppe wohl lange diskutiert hat. Allerdings fühlt es sich für mich als Spieler jetzt "schrecklicher" an: Die "Lösung" besteht nun darin, dass am Tor der Burg das Artefakt angebracht ist (was an sich für mich okay ist, da es nicht mehr so zufällig für mich als Spieler wirkt). Jedoch ist es kein Ignifaxius, sondern entweder A) Brenne, Toter Stoff (neben Schaden geht auch mit Sicherheit meine Ausrüstung in Flammen auf) oder B) Krabbelnder Schrecken (schaltet mich nicht nur aus, sondern es besteht nun die Chance, eine permanente Insektenphobie zu erhalten).
Die Regelaffinen unter euch können erkennen, dass beide Zauber nicht von einem Gardianum aufgehalten werden, und der Spielleiter hat mir bestätigt, dass er diese Zauber zur Auswahl gestellt hat, weil er nun weiß, dass mein Charakter in der Szene von einem Gardianum geschützt werden würde und gegen diese wohl ich "zufällig" nicht geschützt bin (Kurz: Es ist ein expliziter Counter des SLs gegen meinen Schutz den ich in der Szene haben würde und gehabt hätte) mit meinen Schutzartefakt. Ich muss mich auch nicht sehr verrenken, um zu erkennen, dass Brennend oder Schreiend in der Ecke liegend, einer Gefangennahme nicht mehr zu entgehen ist was ,hätte ich nichts gesagt, dass ich mit der Szene ein Problem gehabt hätte, nicht passiert wäre.
Jetzt meine Frage an euch: Reagiere ich als Spieler zu stark darauf, dass ich geschockt bin und keine Lust mehr auf das Spiel/die Gruppe habe, nur weil ich etwas weniger "Willkür"/"Zufall" bzw. eine andere Darstellung der Szene haben wollte (das Ergebnis kann doch auch das gleiche sein)? Oder hätte ich als Spieler es einfach hinnehmen sollen, weiterhin das Gefühl zu haben, dass mein Charakter immer und immer wieder "rund" gemacht wird? Ich bin etwas am Verzweifeln und möchte einfach neutrale Meinungen von euch im Forum hören, wie ihr so etwas sehen und einschätzen würdet und eure Erfahrungen sind.