Die Diversität, innerhalb der einzelnen Kirchen, ist schon so hoch. Dass es hier kaum eine allgemeingültige Schnittmenge gibt.
Es gibt in meinen Augen sehr wichtige Schnittmengen aller Geweihter - sie wurden von einer Kirche oder einem Kirchenvertreter ausgebildet und haben Karmaenergie nach einer Ordination (Liturgie eines hochrangigen Geweihten) durch eine Gottheit erhalten.
Außerdem gibt es 2 Besonderheiten in DSA die ebenfalls eine Verallgemeinerung schwierig machen:
Die Spätweihe und Auserwählte.
Das macht meiner Meinung nach die Sache nicht schwieriger. Spätweihe bedeutet halt, dass ein Spätberufener erst in höheren Alter in Amt und Stand eingetreten ist und vielleicht noch andere Fähigkeiten mitbringt, die er mehr oder weniger weiter nutzen kann. Am Amt und Stand ändert das nichts. Erwählte sind eben genau das: Erwählte und keine Geweihte. Eine andere Baustelle, die man gerne an anderer Stelle diskutieren kann.
Ein Hesinde Geweihter kann sich als Lehrer verstehen, als Zensator, als Chronist, als Historiker und alles sonst was einen wissenschaftlichen akademischen Hintergrund bietet. Die allgemeingültige Schnittmenge aller Hesindegeweihter ist also "Akademiker"?! Nein – auch nicht zwangsläufig, denn Kunst ist ebenfalls ein Aspekt der Allweisen, also gibt es nicht nur die Gelehrten innerhalb der Kirche, sondern auch die handwerklichen Künstler.
In allererster Linie wird er sich als Priester verstehen. Tut er das nicht, wäre er kein Geweihter geworden. Er wäre Zensator, Chronist, Historiker usw. geworden, also ein Gelehrter, kein Geweihter. Den Berufstand gibt es ja auch. Wäre er dazu besonders fromm gewesen, wäre er vielleicht Akoluth geworden oder in einen Laienorden eingetreten. Aber ein Geweihter wäre er in meinen Augen nicht geworden. Man wird ja auch nicht Pfarrer, um sich mit historisch-kritischer Exegese zu beschäftigen und ignoriert das Gesamtpaket, das am Pfarramt dranhängt. Man wird sich mit der modernen Bibelauslegung natürlich intensiv beschäftigen. Aber das Amtsverständnis wird doch weiter gehen als nur Exeget. Ansonsten hätte man halt eine akademische Laufbahn eingeschlagen, wäre Doktorant, Assistent und schließlich Professor geworden, aber doch kein Pfarrer. OK, es gibt durchaus Pfarrer, die in die Wissenschaft gehen, aber die würde man wohl nicht als solche erkennen, wenn man es nicht weiß. In höheren Rängen werden die klassichen "priesterlichen" Aufgaben natürlich immer mehr durch Verwaltungs- und Führungspflichten ersetzt. Einen Erzprätor wird man wohl nur noch zu besonderen Anlässen predigen hören.
Wenn sich ein Spieler einen Hesindegeweihten bauen möchte, der sich selber als Maler begreift und auf Abenteuer geht, um sich "von den Wundern Aventuriens persönlich inspirieren zu lassen" aber insgeheim nach Ruhm strebt. Wollt ihr dieses Konzept verbieten, weil der Spieler nicht einsieht Punkte in "Heilkunde (Seele)" oder "Bekehren & Überzeugen" zu investieren?
Nein, würde ich nicht verbieten. Dieser junge Priester wäre für sein Amt offensichtlich (noch) ungeeignet, aber dass Hesinde ihn akzeptiere zeigt, dass das wohl noch werden wird. Vielleicht muss er in die Welt hinausziehen, seine Hörner abstoßen und kann dann in den Dienst treten, wenn er etwas reifer und erfahrener ist? Wenn er aber nach seinem eigenen Ruhm statt des Ruhmes Hesindes strebt, würde es ihm langfristig(!) bei mir ähnlich ergehen wie Rhuane von Lowangen und ich würde ihm den Karmahahn zudrehen. Karma wird nicht zum persönlichen Vergnügen oder Eigenutz des Geweihten verliehen, sondern um die Gottheit zu ehren.
An sich fände ich das Konzept aber gerade durch seine Abweichungen von der Regel interessant und spielenswert.
Wer sich definitv als Seelsorger versteht, sind die Noenoiten.
Ne, die verstehen sich eher als Seelheilkundige. Seelsorger und Psychater/Psychologen/Psychotherapeuten sind verschiedene Dinge (obwohl manche Leute beide Gebiete beherrschen und verbinden). Zudem ist es wichtig, Seelsorge nicht zu eng zu fassen. Schon irdisch hat sie über verschiedene Zeiten, Religionen und Konfessionen tausend Gesichter gezeigt und aventurisch ist das natürlich erst recht so. Der knallharte Kor-Geweihte, Söldnerhauptmann und Militärseelsorger hat sicher einen völlig anderen Ansatz als die verspielte Tsa-Geweihte. Wenn man Seelsorge zu eng fast, als Vier-Augen-Gespräch mit dem Pfarrer im Büro mit Termin (übrigens trifft dieses Klischee nur in einem geringen Prozentsatz der Seelsorgegespräche zu), wird man weder das eine noch das andere als Seelsorge erkennen. Diese Art von Ansatz wird man in Aventurien vermutlich auch eher selten sehen. Dort wird wohl Beichte und Bußleistungen eher das Mittel der Wahl sein, das man am häufigsten antrifft.
Die Noioniten haben auch eine ganze Menge Laien in ihren Reihen - bis hin zu Hexen. Das sind nicht nur Geweihte.
Wer sich definitiv als Respektsperson und Autorität versteht, sind die (bis zu 132) ordentlichen Inquisitionsräte.
Darüber, ob alle Geweihte sich auch zwingend so verstehen, wurde ja keine Aussage gemacht. Wäre auch Quatsch. Tsa-Geweihte sehen sich wahrscheinlich oft eher als Kumpels. Eine Rahja-Geweihte empfindet diese ständige Verbeugerei und "Euer Gnaden, Euer Gnaden" vielleicht sogar eher lästig, weil die attraktiven Gläubigen diese Hürde erstmal überwinden müssen, um mit ihr in Harmonie Rahja zu huldigen. Der grimmigen Firun-Geweihten ist das Verhalten vielleicht schlicht egal.
Das ist etwas, das von außen an sie herangetragen wird und ihrem Selbstverständnis entsprechen kann, aber nicht muss.
Es gibt ja sogar in bestimmten Strömungen und Orden, deren Geweihte es ablehnen sich mit der menschlichen Gesellschaft groß zu beschäftigen.
(Firungeweihte und Borongeweihte als Beispiel)
Aber auch sie sind da, wenn man sie wirklich braucht. Auch irdisch gab und gibt es eremitische Priester*innen und "heilige Leute", die sich grundsätzlich zurückziehen und von Gläubigen in der Not oder aus anderen Anlässen mühsam aufgesucht werden müssen. Die allerersten Seelsorger der Christenheit waren genau das: Die Wüstenväter, die sich in die Wildnis zurückzogen und von Gläubigen aufgesucht und um Rat gefragt wurden. Genau so sehe ich viele Firung-Geweihte (wobei es auch unter denen Tempelpriester*innen in Städten gibt). Um diese Wüstenväter bildeten sich dann einige der ersten Klöster.