Marbo zum Gruße,
im letzten Semester saß ich in einer Lektüreübung zu Thomas Macho: Das Leben nehmen. Dadurch wurde mein Interesse am Thema Suizid geweckt. In den Kleinigkeiten habe ich ja schon ein paar sehr hilfreiche Antworten bekommen:
Kennt jemand Quellen zur moralischen Bewertung von Suizid ("Selbstmord", "Freitod") in Aventurien? Mir sind diverse Beispiele teils ritueller Freitode (Flug der zehn oder bei den Orks) bekannt, aber wie stehen Kirchen wie Tsa und Boron oder auch weltliche Mächte dazu? Gibt es da Gesetze oder Vorstellungen in den verschiedenen Kulturen?
Extrem unterschiedlich, der eine Boroni mag sagen das man sich selbst nicht das Leben nehmen darf da das gegen Borons Plan verstößt, der andere mag Argumentieren das das genau Borons Plan war.
Bei Tsa ebenso, einige Glauben an die Heiligkeit des Lebens (Veganismus), andere an die Widergeburt die natürlich auch Tsagefällig ist.
Ebenso bei Rondra, sein Leben unnötig zu lassen ist Ehrenlos, sich einer Übermacht an Gegnern zu stellen zwar auch der Freitod aber wenn man dadurch hilflosen die Flucht ermöglicht ist das sehr ehrenhaft, Thalionmel sei hier als Heilige der Kirche angemerkt.
Es kommt also immer auf die die Hauptgottheit, die Kultur, die Umstände und und und und an, eine verallgemeinernde Antwort gibt es hier sicherlich nicht, selbst 2 Personen die in der selben Situation das Gleiche machen können moralisch unterschiedlich bewertet werden, der eine wird als Held verehrt, der andere bleibt für dieses törichte und unnötige Opfer eher mahnend im Hinterkopf.Ein guter Ansatz wären sicherlich die Vademecums, hab im Hinterkopf das das im Boronvademecum ein Punkt ist der angesprochen wird, hier haben wir dann aber auch nur die mittelreichische Sicht.
Der Flug vom Rabenfelsen gilt ja nicht als Selbstmord - sondern als Heiliger Akt im Sinne Borons.
"Punin verdammt den Selbstmord; Al'Anfa-Ritus sieht darin das höchste Opfer zu Bororn. Die Marbiden beugen das Gebot. je nach Situation.
Ähnlich sieht es da bei Leichenöffnungen aus." (Vadenecum, S.149)
Suizid ist einer der großen Unterschiede zwischen dem punier und al'anfanischen Ritus. Während im Süden der Freitod das größte Opfer ist, das man dem Götterfürsten geben kann, ist es bei den Puninern ein Frevel. Denn nur Boron darf über Leben und Tod entscheiden und diese Entscheidung quasi herbeizuführen ist gegen ihn.
Märtyrertum hingegen würde ich nicht als Selbstmord einstufen (auch wenn es viele Arten von Selbsmord gibt...).
Ich habe jetzt durch euch und in eigener Recherche folgendes zusammengetragen:
Bisheriger Ertrag
Suizid, auch glorifizierend Freitod oder abwertend Selbstmord genannt, bezeichnet das beabsichtigte und willentliche Beenden des eigenen Lebens. Motive können Scham und Schande, Selbstopferung, rituelle Gründe, Verzweiflung oder Machtgewinn im Nach- oder Unleben sein. Es gibt profane, magische und karmale Methoden. Den meisten Aventuriern dürfte Erhängen, Sturz aus großer Höhe, Selbstverbrennung, Vergiftung, Selbstverletzung mit Klingen (Stürzen in das eigene Schwert, Öffnen der Adern), zu Tode Fasten und Ertränken zur Verfügung stehen.
Im Einfussgebiet des Puniner Ritus gilt er als Frevel, im Al'Anfaner Ritus dagegen als höchstes Opfer. Bekanntes Beispiel ist der Flug der Zehn. Freitode geschehen oft unter dem Stern der Marbo.
Typisch ist die Selbstopferung für Druiden die sich mit der Druidenrache für einen finalen Machtakt opfern können. Angeblich entziehen sich aber einige finstere Angehörige dieser Tradition mit dem Seelenwanderung diesem Schicksal. Die potentiell unsterblichen Elfen sterben willentlich, wenn sie ihr Schicksal als erfüllt betrachten. Da das Freundschaftslied dazu führt, dass eine körperliche Trennung zum Tode führen kann und beim Tod eines Beteiligten, der andere meist noch in derselben Stunde folgt, handelt es sich möglicherweise um einen bedingten, vorbereiteten Suizid. Orks wählen bisweilen den rituellen Freitod, um sich vor dem Gott Tairach zu beweisen. Am 5. Tsa, dem 1. Rastullahellah nehmen sich gelegentlich Novadi das Leben. Auch finstere Nekromanten gehen in seltenen Fällen freiwillig in den Tod, um sich mit scheinbar ewigen Unleben erfüllen zu können, so auch der Theaterritter Zoryan zu Notmark und zu Leuenteich. Mit dem Paktgeschenk Neun Leben kann ein Paktierer der Aphasmayra nach einem Suizid zu neuem Leben erwachen. Fjarninger, die fürchten, ihrer Sippe zur Last zu fallen, begeben sich in Totenkavernen, um dort zu sterben.
Diskutabel ist, in wie weit die Teilnahme an Alveranskommandos, Märtyrertode und Seblstaufgabe für andere als Suizid zählen kann. Der Märtyrersegen erlaubt es den meisten Geweihten, den Tod leichter auf sich nehmen zu können. Mit der Liturgie Etilias Gnade (Marbos Gnade) kann einem Sterbewilligen der Tod gewährt werden. Alte Orkschamanen nehmen sich mit der Liturgie Ewiges Wissen langsam das Leben und geben ihr Wissen dabei an einen Schüler weiter. Mit Wundersames Teilen des Martyriums kann eine Rondra-Geweihte den Tod einer anderen Person auf sich nehmen. Ähnlich kann auch der Zauber Leidensbund bis zur Aufgabe des eigenen Lebens gehen. Einen "Suizid" mit magischen Mitteln wie den Imperavi zu befehlen, ist oft deutlich erschwert oder wie beim Zauberzwang ganz unmöglich.
Bekannte Beispiele
- 868 BF: Der Jungfernsprung nahe Festung Naumstein
- Najara ibn Bheraimi
- Rashid ibn Harabal
- Treson von Ilmenstein
- Flug der Zehn (nicht unbedingt alle Springenden)
- Boromjew von Ilmenstein
- Mordai ibn Dhuri
- Xagul Sohn des Xorax
- Die Vorsteherin des Therbunitenspitals zu Ragath 1041 BF
- Die Einwohner von Kaal'ash Berish
- Der Pfalzgraf von Weißengau 944 BF
- Mordai ibn Dhuri
- Ein Zauberer im Sterbehaus zu Fasar, was bei einigen Sterbenden Visionen auslöst 524 BF
- Dumurnichus
- angeblich Irgan Zaberwitz
- Sarawan al-Djehadi
- Yerodin ter Istador
- Amos Nazir Eglamour von Jurios
- Uriens (Soldat)
- Tugruk Pascha
- Khorim Uchakbar ben Dscherid Ha Qawas ibn Hairan Badawi
- Maryan di Shumir
- 502 v. BF Massenselbstmord der Jünger Nemekaths vor dem Boron-Tempel zu Kuslik
Ich habe da mal wirklich alles reingepackt, was mir so eingefallen ist. Bei einigen Beispielen kann man sicher diskutieren, ob es sich um Suizide im engeren Sinne handelt. Insbesondere Märtyrertode, wie hexe ja schon angemerkt hat, sind eher nicht das willentliche Herbeiführen des eigenen Todes, sondern die Hinnahme der Tötung durch andere. Thomas Macho übersieht diesen Unterschied übrigens. Einfach für mein persönliches Interesse (meinen Wiki-Artikel musste ich schon massiv kürzen) - was fällt euch noch so zu dem Themenfeld ein? Wie geht ihr mit diesem Tabuthema (mit Triggergefahr) in euren Runden um? Habt ihr es in Abenteuern schon aufgegriffen? Aventurische Beispiele gäbe es ja zu Hauf.