The Witcher bei Netflix

  • Frag mich nur jedes Mal, wenn ich den Ortsnamen "Riva" höre

    Warum eigentlich keine aventurischen Monsterjäger? Besonders mit all den Verheerungen der letzten Jahre, d.h. nicht nur Altlasten wie z.B. die Dämonenbrache oder selteneren Monstren wie z.B. Werwölfen, sondern der Borbarad-Krise, den schwarzen Landen, einem mehr als nur leicht lädiertem Mittelreich usw., besteht doch ein gewisser Bedarf an fähigem Personal. Vielleicht eine mundane, aber in magischen Belangen gebildete Profession oder etwas magisches bis hin zum spezialisierten Halbzauberer wäre denkbar. Die magische Bildung konzentriert sich einerseits auf Möglichkeiten, gegen magische Wesen vorzugehen (Bann des Eisens, Koschbasalt, was gegen Vampire und Werwölfe hilft, ...), und andererseits auf Schutzmaßnahmen gegen Magie (Schwer zu verzaubern, Hohe Magieresistenz I/II/III, Eiserner Wille I/II, Gedankenschutz, ...). Daneben sollte die Profession mit mindestens einer Waffe, besser einer Nahkampfwaffe und einer Fernkampfwaffe, gut umgehen können und basales taktisches Geschick besitzen sowie in der Wildnis zwar nicht brilieren, aber zu überleben fähig sein. Organisatorisch unterstehen sie den Prioaten, einer Magiergilde oder ähnlicher Organisation.

  • Ohne jede Witcher Vorbildung bin ich jetzt durch die Staffel durch. Hier mein positives Fazit:

    1. Die ersten Folgen fand ich ziemlich mühsam, ich hatte ein "Classic-Enterprise-Gefühl": in dieser Folge haben wir den Planetenperverser A, der überwunden wird, achja… irgendwie einen Metaplot gibt es auch. Und in dieser Folge den Planetenperverser B und... eine Nuance Metaplot. Aber Moment mal? wtf!

    Ich habe nur wegen Feiertags-Binge-Watching-Ambition überhaupt weiter geguckt. Zum Glück!

    2. In der Mitte der Staffel hat sich dieses Bild nämlich komplett gewandelt. Die scheinbar inkongruenten Handlungsstränge ("ist das nicht?... und müsste die nicht tot sein? Und wieso vor dem Angriff von Land soundso???") verwandeln sich in nur etappenweise aufgeklärte aber offensichtlich gewollte unterschiedliche Perspektiven, Zeitfenster und Erzählgeschwindigkeiten. Das ist - mit Verlaub - brillant gemacht. Für Yennefer wird man z.B. beim absoluten Karrierebeginn abgeholt, beim Hexer jedoch mitten hineingeworfen mit späteren Rückblenden, bei Ciri/Fiona sogar beides und nach 8 Folgen ist alles klar und die Protagonisten und ihre Beziehungen zu einander sind trotz 'leichter Altersunterschiede' im Staffelfinale relativ fertig beschrieben.

    Zum Vergleich kann man ruhig zwei recht respektable Fantasy-Epen heranziehen.

    Game of Thrones war für mich nur konsumierbar, weil ich vor jeder neuen Staffel alle bisherigen noch einmal durchgesehen habe. Zeitblenden sind dort ja eher selten, jüngere und ältere Historie jedoch durchaus relevant, aber v.a. 23 große und kleine Häuser haben mir weitaus mehr abverlangt als eben die zeitliche Einordnung beim Witcher über eine Handvoll Folgen.

    Stumpf synchron-abwechselnd zu berichten ist die Methode im LOTR (Frodo-Gondor-Frodo-Gondor…) Das ist sicherlich keine gute Lösung. Also... chronologisch sortiert hätte mir die Staffel überhaupt nicht gefallen! Im Gegenteil finde ich die Begegnung zweier Charaktere nur genau dann interessant, wenn ich von beiden schon eine Vorstellung habe. Die letzte Szene der letzten Folge fasst das Konzept doch perfekt zusammen. Alles vorher wurde erzählt für diesen einen Moment und diese eine Frage. Ich finde... das ist Kunst.

    3. Schauspielerisch triumphiert die Serie um ein Vielfaches über die Shannara - Chroniken, Xena&Herkules und reiht sich in der Kategorie 'solides Serienhandwerk' ein. Effekt-technisch soweit meine tolerante Wahrnehmung das mitbekommen hat: ebenfalls absolut zeitgemäß.

    4. Besetzungstechnisch ist für mich nichts falsch gelaufen. In der ersten Sequenz wird das Theorem aufgestellt: Hautfarbe spielt - vielleicht - keine Rolle. (Marschall schwarz und Hofzauberer weiß IIRC) Dies bleibt so. Einmal kneift man noch die Augen zusammen, weil ein Elf dunkelhäutig ist,.... nein das spielt auch keine Rolle. ok! Lange oder kurze Haare, Linkshänder oder Rechtshänder sind zufällig verteilt und können ignoriert werden. So sollte es ja wohl sein, wenn das Merkmal nicht Thema einer Erzählung ist.

    Dass ich mich (laut vorheriger Wortmeldungen) hingegen angeblich im fantastisierten Polen des Mittelalters befinde, wird mir in der Serie nicht gesagt, und deshalb ist es für mich auch nicht so. Grundlage der Bewertung ist bei mir nicht was aufgrund der Autoren- oder Mythen-Abstammung sein könnte sondern nur was ich sehe - und ich sehe eine vollständig eigenständige fantastische Welt.

    Ich würde mich vielleicht anders positionieren, wenn ich Witcher-Buch/PCgame-Vorkenntnisse hätte; deshalb gehört für mich zur Beurteilung unbedingt hinzu, dass ich vollständig unvoreingenommen gestartet bin.

    5. Der Barde. Uff. Es kommt natürlich die Frage auf, ob "Ritter aus Leidenschaft"-Klamauk sein darf. Nervtötend. Nur.... mit der Zeit fällt auf, dass dieser Charakter einfach den Nachteil 'nervtötend' hat, für uns und für seine infilmischen Mitmenschen - und damit erlangt er jedes Recht zum Mitspielen. Ich glaube nicht, dass er eine Identifikationsfigur für viele wird. Aber wer wollte bestreiten, dass in einer dargestellten Kultur wahrscheinlich nervtötende Kunstschaffende zu finden sein müssen.

    Fazit: die Serie ist für mich ein heller Silberstreif in der Finsternis. Ich habe NICHTS auszusetzen und finde einiges sehr gut.

    (z.B. machtvolle Magie, mit wenigen Pinselstrichen skizziert: der Preis den man bezahlt, und später: die Leichtfertigkeit, mit der düstere Mächte ihn bezahlen. Top!)

    Nur,... dass die zweite Staffel ZWEI Jahre auf sich warten lässt? Bis dahin ist Sphärenkonjugation mir halt unklar. Das ist lang.

    *Rechtschreibung teils übernommen, teils gegoogelt.

  • Dass ich mich (laut vorheriger Wortmeldungen) hingegen angeblich im fantastisierten Polen des Mittelalters befinde, wird mir in der Serie nicht gesagt, und deshalb ist es für mich auch nicht so.

    Viele gehen haklt davon aus, weil sowohl Author als auch die Produzenten der Computerspiele aus Polen stammen und weil viele der Monster der slawischen Mythologie entnommen wurden.

  • Das mit Rittersporn hast du richtig erkannt. Von vielen wird kritisiert dass er zu nervig ist ohne zu erkennen, dass er so sein soll.

    Er ist auch in den Büchern irgendwie ein Trottel und Geralt ist da auch recht oft genervt von ihm. Ich freue mich ja aufveine ganz bestimmte Szene mit ihm, aber die kam erst in Buch 5 (eig 7 mit den Kurzgeschichten)

  • Ich hab die meisten Bücher gelesen und die Spiele gespielt und bin insgesamt sehr zufrieden mit der Serie. Die Zeitsprünge haben es nicht ganz einfach gemacht, mit viel Hintergrundwissen kam ich schon mit, aber ich denke, dass das viele hier verwirren wird, gerade weil manche Charakter altersresistent sind, und man z.T. nur in einem Nebensatz mitbekommt, das schon wieder Jahre oder Jahrzehnte ins Land gegangen sind.

    Die Meisten Charakter finde ich hervorragend gecastet und gespielt, wenn man vom allgegewärtigen Hollywood-Nonsense mal absieht. Die Scrotum-Rüstung Nilfgards finde ich immer noch mmmmh, aber nicht so schlimm das es ablenkend wäre.

    Insgesamt finde ich das Magiesystem nicht 100% befriedigend, weil der Preis, der gezahlt werden muss, für mich ein bisschen beliebig scheint - gerade in der Serien-Finale-Schlacht. Aber das wäre auch schon das Maximum an Mecker, was ich mir ausdenken kann.

    Insgesamt bin ich sehr glücklich mit der Adaption und freue mich auf mehr!

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Die Magie funktioniert in den Büchern auch etwas anders, da basiert das mehr auf Elementen. Allerdings wird das halt erst im ersten oder zweiten Buch erklärt, wenn es mal ne "Unterrichtsstunde" für ne Protagonisten gibt.

    In den Bänden davor ist ja alles aus Geralts Sicht geschrieben und er sieht halt Zauberinnen Magie wirken, aber weiß nicht wie es geht. Also erklärt es der Autor auch nicht. (der Schreibstil ist mir eh am liebsten. Allwissende Erzähler find ich meist doof)

  • Ich kann mich nur E.C.D. anschließen, ich hatte weder die Spiele gespielt, noch die Bücher gelesen und konnte die Serie dementsprechend vollkommen unvoreingenommen betrachten. Die ersten Folgen empfand ich dabei schwach, bzw hatten durchaus den Impuls ausgelöst die Serie nicht weiter zu sehen. Ich bin aber dankbar es bis zum Ende gesehen zu haben und im Rückblick betrachtet, sind dann auch die ersten beiden Folgen gar nicht schlecht, sie funktionieren aber nur wenn man auch den Rest gesehen hat. Ich freue mich schon jetzt auf Staffel 2.

    Viel negatives hab ich bisher auch noch nicht zu Witcher vernommen und das was man so liest oder hört, sind dann eben die typischen Beschwerden weil etwas anders als im Buch oder Spiel ist. Das Problem hat aber jede Serie/Film die eben nach einem Buch oder Spiel entstanden ist. Viele sind dann nicht in der Lage den entsprechenden Film/Serie als unabhängiges Werk zu betrachten.

  • Ich hab' die erste Staffel jetzt einmal komplett gesehen. Die Bücher hab' ich auch gelesen und Witcher 3 ausführlich gezockt.

    Die Serie ist jetzt nicht furchtbar oder so - aber sie trifft bisher nicht meinen Geschmack.

    1. Ich fand die Serie bisher sehr gehetzt. Es passieren so viele Dinge Knall auf Fall, dass kaum Raum dafür war, das Geschehen einfach mal sacken zu lassen oder den Hintergrund zu erklären. So ein paar Zauberstunden an der Akademie wären für mich ganz interessant gewesen (wie funktioniert Magie in dieser Welt eigentlich?) oder etwas Hexer-Training in Kaer Morhen. Weniger Dramatik, mehr Infos - das wäre mir sehr recht gewesen.

    2. Ich hab' jetzt ein paar mal unter YouTube-Videos von Geralts Schwertkämpfen den immer gleichen Kommentar gelesen: "Also verglichen damit sieht das bei Game of Thrones ja aus, als ob zwei Besoffene umeinandertorkeln." Und der Kommentar hat mich jedes Mal genervt.

    Mir geht's in Kämpfen von Serien nicht darum, dass alles so spektakulär wie möglich aussieht. Das ist mir schlicht nicht wichtig. Ich möchte, dass ein Schwertkampf einer inneren Logik folgt, dass er nachvollziehbar wird. Und das hat mir in der Serie komplett gefehlt. Es hat nie einen Unterschied gemacht, wo Geralt verwundet wurde, wo er kämpft, gegen wie viele er kämpft, es gibt immer ein großes Schwingeling und der andere ist am Ende tot (und Geralt verwundet) ...

  • zu 2. Ich finde aber, dass die Art davon wie Geralt in der Serie kämpft sehr gut zur Beschreibung im Buch passt. Zumindest zu den späteren Stellen wo er mit Ciri übt.

    Ich hatte mir den Kampfstil von ihm wirklich so vorgestellt, natürlich sind für "realistische" Kämpfe zu viele Drehungen drin, aber er ist auch ein "Übermensch" mit gesteigerten Reflexen, das ist denke ich vor der Kamera schwerer einzufangen, als auf einer Buchseite.

    zu 1. Ja und nein. Ich hatte das bisher eher von Leuten gehört, welche die Bücher nicht kennen. Ich weiß nicht, ob es mich dann nicht vielleicht gelangweilt hätte. Kann ich nicht genau sagen. Der Geraltstrang deckt aber sehr gut die Kurzgeschichten ab, auch wenn manche weggelassen wurden. Vielleicht hätte ich alle rein und damit mehr Folgen gemacht, womit auch noch mehr Zeit für Yennefers Entwicklung gewesen wäre. Allerdings war Ciris Flucht so schon fast zu lang, da hätte ich evtl nicht in Folge 1 mit Fall von Cintra angefangen, sondern weiter vorne in ihrer Kindheit und die Brokilon-Szene damit auch so wie im Buch vor dem Krieg, wo sie bereits einmal auf Geralt trifft.

  • zu 2. Ich finde aber, dass die Art davon wie Geralt in der Serie kämpft sehr gut zur Beschreibung im Buch passt. Zumindest zu den späteren Stellen wo er mit Ciri übt.

    Ich hatte mir den Kampfstil von ihm wirklich so vorgestellt, natürlich sind für "realistische" Kämpfe zu viele Drehungen drin, aber er ist auch ein "Übermensch" mit gesteigerten Reflexen, das ist denke ich vor der Kamera schwerer einzufangen, als auf einer Buchseite.

    Da gebe ich dir Recht, der Kampfstil stammt auch so aus den Büchern (ich erinnere mich, dass immer sehr viel von "Pirouetten" geschrieben wurde) und das hat mich auch in den Büchern schon gestört. Aber darauf wollte ich auch eigentlich nicht hinaus.

    Mir geht es aber eher darum, dass in den Kämpfen selbst eine gewisse Logik fehlt.

    Jemand wird verwundet und behält trotzdem die Oberhand im Kampf.

    Geschulte Wachen stürzen einzeln ohne jede Formation auf einen überlegenen Gegner zu.

    Man kämpft in einer Seitengasse und keiner nutzt die Ecken des Kampfplatzes für seinen Vorteil aus.

    zu 1. Ja und nein. Ich hatte das bisher eher von Leuten gehört, welche die Bücher nicht kennen. Ich weiß nicht, ob es mich dann nicht vielleicht gelangweilt hätte. Kann ich nicht genau sagen. Der Geraltstrang deckt aber sehr gut die Kurzgeschichten ab, auch wenn manche weggelassen wurden. Vielleicht hätte ich alle rein und damit mehr Folgen gemacht, womit auch noch mehr Zeit für Yennefers Entwicklung gewesen wäre. Allerdings war Ciris Flucht so schon fast zu lang, da hätte ich evtl nicht in Folge 1 mit Fall von Cintra angefangen, sondern weiter vorne in ihrer Kindheit und die Brokilon-Szene damit auch so wie im Buch vor dem Krieg, wo sie bereits einmal auf Geralt trifft.

    Ich mag es einfach nicht, wenn der Plot so an einem vorbeirast. Mir war halt öfters mal bewusst, dass ich gerade nur verstehe, was in der Serie gerade passiert, weil ich die Bücher kenne.

    Ich bin mal ganz gemein und sage: ich hätte einfach Yennefers Vorgeschichte komplett weggelassen. Ihr erster Auftritt wie in den Büchern, dass sie das erste Mal in der Geschichte mit dem Djinn auftaucht. Dann hätte man in dieser Staffel mehr Zeit gehabt, in das Leben von Geralt und Ciri einzutauchen und dann in der zweiten Staffel Magie und Magierintrigen vorstellen.

  • Ja dazu gab es ein Interview von der Showrunnerin, dass sie einfach gleich alle drei Charaktere als gleich wichtig vorstellen wollen. Und ich fand das Ausarbeiten der Vorgeschichte auch interessant, die Staffel hätte nur durchaus auch mehr Folgen vertragen können.

  • Ich muss sagen, dass die Serie schlussendlich dazu geführt hat, mir die fünf Hauptbücher zuzulegen. Hatte den ersten Band der Kurzgeschichten gelesen, war aber nicht so meins. Der Beginn der Saga macht da schon mehr Laune. Die Serie an sich fand ich nicht überragend, aber gut. Da ich meiner Frau Vieles erklären musste, kann ich mir aber schon vorstellen, dass sie für Neueinsteiger nicht einfach zu packen war. Da hätte der Verzicht auf eine Linie, vielleicht Ciri, um die Geschichte zwischen Geralt und Yennefer in den Mittelpunkt der ersten Staffel zu stellen, in meinen Augen durchaus Sinn gemacht und das Erzähltempo moderater ausfallen lassen.

    "Wenn nicht zusammenstehen all jene, die noch verehren die Zwölf, werden Frevel und Unheiligkeit verhüllen das Licht für die Augen der Sterblichen."
    [Zweite Offenbarung von Balträa, 1019 BF]

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