Der, der überzeugt werden soll ist nun aber wissenschaftlich nüchtern. Deshalb muss man sich daraf einlassen, wenn man ihn überzeugen will...
In meinen Augen sind die Nekromanten und die meisten Magier in Aventurien in der Regel weder nüchtern, noch wissenschaftlich. Eine Definition von Magie selbst ist ja, dass man etwas tut und die Wirkung des Handelns zwar irgendwie voraussehen kann, aber nicht verstehen oder erklären. So wie beim Programmieren zum Beispiel
Und auch die Nekromanten in Aventurien sind alles andere als nüchtern. Schaut man sich mal den Brabaker Nekromanten Polberra an, der trotz seiner Überzeugung zur Magierphilosophie die Nekromantie eher religiös auslebt.
Nekromanten im Gefolge von Rhazzazor oder Nirraven - va. der Beschwörerkreis des Karasuk sind allesamt Paktierer - lassen sich also auch mit höheren Mächten ein, opfern Raben und andere Sachen, die den Göttern geweiht und den Göttern heilig sind.
Der "Wissenschaftler" der all dies oder auch nur teile in Kauf nimmt - Leichenschändung, Tötung von Menschen, die bewusste Abkehr von REAL existierenden Göttern deren Wirkung man EMPIRISCH nachweisen kann, Benutzung von götterlästerlichen Praktiken zur Verbesserung von Untoten usw. - und dann nichts problematisches an seiner Kunst anerkennt, der ist entweder total Weltfremd oder psychotisch.
Im realen Mittelalter galten ja schon Henker als Aussätzige, die nicht berührt werden durften. Es galt der landläufige Glaube, dass sie aber auch über Heilkräfte verfügten. Dieser Makel galt für die gesamte Familie des Henkers - seine Kinder konnten nur andere Henkerskinder heiraten, wie sich sonst niemand mit ihnen eingelassen hat. Das alles hängt damit zusammen, dass der Mensch dem Tod und alles was damit zu tun hat magisch-mystische Aspekte zuordnet. Darum haben so gut wie alle Kulturen irgendwelche Totenkulte - und Leichenschändung/Grabräuberrei war so gut wie immer geächtet.
Wie man auch gerade beim Glauben an Vampire immer wieder sieht war da auch immer ein Haufen Unwissen und Aberglauben dabei.
Aventurien funktioniert zugegebenermaßen anders, aber wenn du zu dem ganzen Aberglauben und Humbuk - der auch genauso für die Nekromanten selber gilt - die sind von solchen Irrtümern eher noch weniger gefeit als der Rest der Aventurier - noch die reale Existenz der Götter dazu nimmst, die alle Nekromantie nicht so tolle finden und Untote mit fast jeder Art von Götterwirken bekämpft werden können, und einer dann immer noch überzeugter Nekromant ist, würdest du so jemanden als normalen Menschen bzw normalen Aventurier begreifen? Würde er das selbst tun? Da gehört dann doch ein hohes Maß an Verblendung dazu, dass so eine Figur nicht mal den Hauch einer Chance wittert, dass das, was er tut eventuell irgendwie problematisch ist.
Und dann ist Magie auch noch was, für das die Menschen im Grunde gar nicht geschaffen sind. Gildenmagier geben sich als Wissenschaftler aus, aber wenn du mal über die Verbreitungsregeln bei Zaubern nachdenkst bedeutet es, dass die allermeisten Magier in ihrem Leben nur ein paar duzend Zauber überhaupt kennen - im großen und ganzen also auch keine Ahnung haben. Zauber anderer Repräsentation sind ja im Grunde nicht - wie das Regelwerk es sieht - einfach nur die gleichen Dinger, bei denen man singt statt Latein spricht, sondern völlig andere Gebilde mit komplett anderen Philosophien und Weltanschauungen dahinter, die irgendwie zufällig eine ähnliche Wirkung entfalten.
Als Geweihter hätte ich eine Menge guter Argumente, die ein Nekromant - so er einigermaßen ein normaler Mensch ist - nicht abweisen kann:
- Kann er denn sicher sein, dass die Seele des Opfers keinen Schaden nimmt, wenn er den Leib wieder erweckt?
- Götterwirken im allgemeinen stört und zerstört Nekromantie - wie kann das was gutes sein, wenn die Schöpfung selbst sich dagegen wehrt?
- Nekromantie verstößt gegen alle weltlichen und göttlichen Gesetze. Warum glaubt der Nekromant denn, es besser zu wissen und darüber erhaben zu sein?
- Magie selbst wird schon von einigen Krichen und vielen Gläubigen als götterlästerlich empfunden - muss man da noch einen drauf setzen?
- Nekromantie verbreitet Krankheit und Tod. Es gibt gesundheitliche Gründe, warum Tote immer bestattet werden.
- Die nekromantischen Rituale sind Finster und benötigen Gegenstände, welche explizit Boron zuwider sind. Golgaritenknochen sind da ziemlich super, und man muss natürlich noch die Toten ausbuddeln.
- Alle nekromantischen Zauber beinhalten nachweisbar die dämonische Komponente Thagurnitoths - dem Feind Borons und der Schöpfung
- Kaum ein Aventurier wird sein Einverständnis geben, nach dem Tod erhoben zu werden. Warum macht der Nekromant es trotzdem?
Kannst du denn sagen, wie "ein" Nekromant den insgesamt zu den Göttern und den Erzdämonen steht?
Wenn er aus der Warunkei kommt, wo Menschen versklaven, sie töten und deren Seelen und Leiber ebenfalls versklaven und schänden für ihn kein Problem ist, was hat ihm den ein Geweihter dann noch zu sagen? Wenn er ein Orkschamane ist, für den Menschen versklaven, sie töten und deren Seelen und Leiber ebenfalls zu versklaven und zu schänden kein Problem ist gilt das gleiche.
Wenn er irgendwo anders herkommt, wo sein Handeln mit unterschiedlichen Graden an Ablehnung gestraft wird und er eine Ahnung davon hat, wie seine Umwelt, die Kirchen und die Götter über sein Handeln denken, wie kann er denn selbst sich rechtfertigen?