Nachteil Vorurteile macht Probleme bei der Charakterwahl für einen Plot

  • Man kann Vorurteile haben, ohne Rassist zu sein. Da reicht schon das einfache "Nachbar X stellt seine Musik viel zu laut an, der ist doch voll asozial!". Das ist auch ein Vorurteil (was man ausschließlich mit dem Argument laute Musik begründet) und hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun. So wie manche meiner älteren Familienmitglieder Vorurteile gegen "Grufties" haben, ohne dass das rassistisch motiviert ist.

    Abgesehen davon sollte der Ritter ebenfalls gesetzestreu sein. Magier sind durch Gesetze gebunden und geschützt. Also egal, wie verdächtig ein Ritter den Kuttenschwinger findet, im Gegensatz zum europäischen Mittelalter wird er in Aventurien auf keinen Fall ermutigt, hier das "Recht" in die eigenen Hände zu nehmen und Leute abzufackeln. Insofern sehe ich hier keine gruppensprengenden Probleme, nur weil er der Meinung ist, dass man Magiern sorgfältig auf die Finger sehen sollte. Und seine persönliche Meinung, manche Magierströmungen gehören verboten, darf er ja durchaus haben, solange er nicht aktiv das Gruppenmitglied behelligt bzw. die entsprechenden Spieler am Ausspielen hindert.

    Es gibt immer einen weiteren Alrik.

  • Man kann Vorurteile haben, ohne Rassist zu sein. Da reicht schon das einfache "Nachbar X stellt seine Musik viel zu laut an, der ist doch voll asozial!". Das ist auch ein Vorurteil (was man ausschließlich mit dem Argument laute Musik begründet) und hat überhaupt nichts mit Rassismus zu tun. So wie manche meiner älteren Familienmitglieder Vorurteile gegen "Grufties" haben, ohne dass das rassistisch motiviert ist.

    Nun ja, diese Art von Vorurteil wäre wohl in DSA kein regeltechnischer Nachteil - die Vorurteile gegen Nachbar X würden sich mutmaßlich in Luft auflösen, wenn man herausfindet, dass die laute Musik gar nicht seine ist, sondern die eines anderen Nachbarn. :/

    (Kann man gegen eine einzige Person in DSA überhaupt Vorurteile haben?)

    Die Art von felsenfester Überzeugung, an der man festhält, auch wenn man andere Erfahrungen macht, hat in der Regel einen stärkeren Grund als "der nervt mich".

    Aber stimmt schon, Rassist muss man dafür keiner sein.

    Im Wesentlichen ist so eine Überzeugung entweder teilweise wahr, und wird immer wieder bestätigt (dass Magier mit schöner Regelmäßigkeit Dämonen beschwören, Untote erwecken und in anderer Weise an den Grundfesten Alverans rütteln, kann man in Aventurien kaum abstreiten), oder sie ist notwendig, um ein Verhalten zu rechtfertigen, das andernfalls zutiefst verwerflich wäre. (Wenn ich als Ritter ein paar Goblinstämme samt Frauen und Kindern abgeschlachtet habe, um mich auf ihrem Land breit zu machen, dann kann ich Goblins kaum den Status von Personen zubilligen, geschweige denn zu dem Schluss kommen, dass sie eigentlich ganz nett sind, denn dann wäre mein Selbstbild als edler Ritter, Beschützer der Schwachen, Retter von Witwen und Waisen ... ziemlich im Eimer.)

    Im Falle des diskutierten Ritters ist es wohl Variante 1 - er traut erstmal allen Magiern Dinge zu, die viele Magier halt tatsächlich tun.


    Und da sehe ich das Problem eben darin, dass die Vorurteile des Ritters in Bezug auf den besagten Magier zutreffen könnten. Sobald der Magier tatsächlich was illegales tut, wäre dann halt garantiert, dass der Ritter alles dransetzt, ihn vor Gericht zu bringen. Und wenn die Spielerin nicht davon abzubringen ist, den Magier illegale Dinge tun zu lassen ... nunja, das könnte schon Probleme geben.

    (Wenn er nur das Vorurteil hätte, dass Magier weltfremde Stubenhocker sind, wäre das natürlich kein Problem, aber ich hatte den Eindruck, er unterstellt ihnen schon Übleres)

    Wenn der Magier allerdings mit einem Praiosakoluthen befreundet ist, kann die Sache ja so arg nicht sein. ;)

    Das dürfte auch den Fall "Magier will Problem mit dämonischem Zauber lösen, Ritter ist dagegen, Gruppe kann sich nicht einigen" recht unwahrscheinlich machen.

  • Aaaalso. Ich habe das gemacht, was am k l ü k s t e n war: ich habe dem Spieler des Ritters/Söldners einen Link der Diskussion hier geschickt, damit er Anstöße für ein Nachdenken über das Thema Vorurteile und seine Charwahl bekommt; da ich hier nichts relevantes zum Plot geschrieben habe, no spoilers, konnte ich das gut machen. Er schrieb mir daraufhin, ich hätte ja ein paar gute Co-Spielleiter an der Hand. Dem kann ich nur Zustimmen. An dieser Stelle nochmal Danke für die ausführliche Diskussion :) Für mich war diese als SL im doppelten Sinne hilfreich: Einerseits habe ich unterschiedliche Perspektiven zum Thema Vorurteile mitbekommen, für mich ein Gedankenanstoß; andererseits hat das ganz konkret zu einer Entscheidung des Spielers geführt. Dieser schrieb mir, er bleibe bei dem Ritter und senke zunächst mal dessen Vorurteile auf 6, je einmal für jedes Mal, wenn die Magierin ihm in den letzten Plots das Leben gerettet hat. Es werde also wohl keine Romanze mit dem anderen Magier geben, aber wohl auch kein Blutbad.

    Bei einem Telefonat hat er mir dann auch noch erklärt, woher die Vorurteile rühren; als Teil der Vorgeschichte dieser recht neuen Figur, die erst 2 Plots hinter sich hat, hat er festgelegt, dass sein Char in den Schwarzen Landen war und dort involviert in die Konfrontation mit einem Schwarzmagier, der dort einen Herrschaftsbereich aufgebaut hatte; dabei starb seine (des Ritters) Lebensgefährtin. Das hat zu der Perspektive geführt, dass Magier zu einer Bedrohung werden können, wenn sie die Gelegenheit bekommen, Herrschaft auszuüben, und dass sie (oder viele) genau danach streben. Magier sind sehr wissenshungrig doch nicht jedes Wissen ist für die Sterblichen bestimmt. Wenn Magier aber eine Machtposition erlangen, haben sie die Möglichkeit unkontrolliert zu forschen; das darf in seinen Augen nicht passieren, da sonst die Gefahr besteht, dass dämonische Einflüsterungen auch vormals lautere Magier auf ihre Seite ziehen. Deshalb muss man ihnen auf die Finger gucken, deshalb ist er misstrauisch, aber das bedeutet nicht, dass er rumläuft und hasserfüllt nur auf eine Gelegenheit wartet, den nächsten Magier um die Ecke zu bringen.

    Soweit. Wenn das Spiel gelaufen ist, werde ich kurz berichten, wie die Sache Ritter-Magier gelaufen ist; wer weiß, vielleicht gibt’s ja doch ne Romanze^^

  • Dann laß ihn nicht Bücher aus der Zeit der Magier-Kriege lesen ^^

    (Achtung: Als Bobarad auftauchte wurden mancherorts Magier verfolgt; es gab ein Botenszenario "Tod dem Magier!" dazu. Er hat mit seinem "Vorurteil" leider nicht unrecht, was nun die Frage wäre: Ist es ein Vorurteil? :) )

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ha, sehr schön! Das hört sich an, als biete es Stoff für schöne rollenspielerische Herausforderungen, ohne antagonistisches Spiel zu befördern. Wer weiß, was da noch alles passiert.

    Aber ja, ich kann mich zakkarus nur anschließen - ist das denn wirklich ein Vorurteil oder nicht einfach ein sehr realistischer Blick auf die Wahrheit? :D

    Kommunizieren allein reicht nicht - man muss auch verstanden werden.

  • Wie hier schon angemerkt wurde: Vorurteile haben heißt, durchaus auch falsche und voreingenommene Meinungen zu haben, auf jeden Fall negative Meinungen. Vorurteile haben heißt nicht, jemanden auf Sicht anzugreifen oder mit der Faust niederknüppeln zu wollen.

    Es ist ein Nachteil, und nie mit dem Nachteil konfrontieren würde den Nachteil witzlos machen, als Spieler*in denkt man sich ja was dabei, einen Nachteil zu wählen und dann ist es eigentlich eine gute Sache, den Umgang mit dem Nachteil auch auszuspielen.

    Wenn also der Ritter seine Vorbehalte hat und die auch merken lässt, sollte das dem Magier keine Handhabe geben, mit irgendwelchen Zaubern zu kontern. Dann würde es durchaus Knies geben, wenn er Magie aus keinem gegebenen Anlass gegen einen Adligen einsetzt.

    Allerdings haben Praioten und Praios-Akoluthen auch so ihre meist nicht ganz unbefleckten Vorbehalte gegen Magie und Magiewirker, besonders, wenn es keine Weißmagier sind.

    Selbst wenn er den Spruch nutzt, stellt sich ja die Frage, ob der Ritter (und die anderen) erkennen würden, wes Geistes Kind der Spruch ist.

    So lange man Gestiken sieht und Worte hört und eine Wirkung geschieht, ist sdas womöglich schon ein kausaler Zusammenhang zu erkennen. Besonders für Leute mit Magiekunde.

    Wenn auch die Spieler*innen auf OT-Ebene sich einige darin sind, dass sie zusammen bespielen wollen, und wenn ein Praios-Akoluth geht, dann geht auch jemand mit Vorurteilen. Zumal die 8 eher unteres Mittelfeld ist und die 6 recht schwach ausgeprägt.

  • Nun ja, diese Art von Vorurteil wäre wohl in DSA kein regeltechnischer Nachteil

    Was die rein regeltechnischen Auswirkungen angeht, so bietet DSA ja nicht nur die Option "Würfel' auf den Nachteil ob etwas passiert, das der SL sich ausdenkt", sondern auch die viel sauberere Variante "Unter Einwirkung der schlechten Eigenschaft sind alle relevanten Proben um Nachteilshöhe erschwert.". Bei Vorurteilen währen das wohl alle gesellschatlichen Proben im Umgang mit Magiern und die meisten Wissensproben zu Magiern und ihrem Wirken.