Tipps für DSA mit Tochter (9) und Partnerin

  • Hallo Spalter, long time no see!

    Nachdem sich meine letzte G7 Gruppe leider sehr plötzlich und ohne Ankündigung erledigt hatte :cry: habe ich eine längere RP Pause eingelegt.

    Nun denke ich darüber nach diese zu beenden indem ich endlich meine Tochter und meine Partnerin in die unendlichen Freuden des Rollenspiels einführe.

    Mit den einschlägigen Systemen für Kinder habe ich mich beschäftigt, aber so richtig sprechen sie mich nicht an. Ausserdem kenne ich mich in DSA recht gut aus (auch wenn ein grosser Teil meines Wissens 20+ Jahre alt ist, solle aber für unsere Zwecke egal sein) und habe Aventurien immer geliebt.

    Gefunden habe ich die ziemlich guten Ideen von Zottel mit denen es nicht weiter schwer sein sollte ein einfaches DSA zu spielen. Wobei im Zweifel auch einfach DSA 1 herhalten könnte wenn ich mich an die ganz alten Zeiten richtig erinnere :thumbsup:.

    Ausrüstungs und Zauberkarten zu machen finde ich eine super Idee.

    Meine momentanen Überlegungen beziehen sich auf die Charaktere und das Setting.

    Ich denke es macht keinen Sinn meine Tochter klassisch einen Charakter bauen zu lassen, gleichzeitig möchte ich auch nicht einfach etwas vorsetzen. Und dann bin ich ja auch noch alter DSAler, und auch wenn ich häufig alle fünfe gerade sein lasse und eher ein High Fantasy DSA mag bleibt es doch eine Fäntelalter-Simulation die irgendwie Hand und Fuß haben sollte, sprich die Chars müssen ins Setting passen, sowie zueinander.

    Um den beiden ein wenig die Wahl lassen zu können würde ich mir gerne 2 oder 3 Gegenden rauspicken und die "pitchen" so das sie etwas informiert wählen können. Oder ich entscheide mich halt im Vorfeld selbst und lasse erstmal weniger Freiheiten.

    Ziemlich eindeutig ist für mich Mittelsüdaventurien (südliche freie Stätte, die Khom, Westküste) als Märchen aus 1001 Nacht. Hat viel Flair, würde Märchenhafte Plots erlauben.

    Nostergast und Umgebung hat gerade in neuerer Zeit märchenhafte Ansätze, ist irgendwie angenehm "klein" und übersichtlich. Kenn ich mich aber erstmal nicht so gut aus.

    Das Mittelreich als Rittersetting hat natürlich auch was für sich...

    Was gibts sonst da draussen das sich für meine Zwecke gut eignen würde? Thorwaler Piraten Geschichten?

    Was mir auch noch ein wenig fehlt ist der nächste Schritt, einfach Anfangsabenteuer. Irgendwelche kleinen Geschichten die erstmal die Prinzipen lernen lassen ohne die Welt zu sehr erfassen zu müssen. Ich stelle mir vor sowohl die Regeln als auch Aventurien eben langsam erleben zu lassen, vom kleinen Dorf ohne besondere Fähigkeiten bis hin...naja, wohl eher nicht zum dere-rettenden Helden, ich möchte die Erwartungen ans unsere erste Kampagne nicht zu hoch schrauben.

    Hätte auch den Vorteil das ich meine Fähigkeiten als Meister entstauben und verbessern könnte bevor ich das erste mal beschreibe wie sie durch das Gedränge eines Kunchomer Basares schieben.

    Eine grundsätzliche Frage die sich mir gerade stellt:

    Macht es Sinn meiner Tochter erstmal eine zugeschnittene Rolle zu verpassen die von Ihr nicht verlangt sich in jemanden wirklich hineinzuversetzen ( 9 jähriges Mädchen auf dem Dorf, normales Leben) und die sich dann halt noch entwickeln kann (magische Fähigkeiten z.B.) oder wäre es im Sinne von Rollenspiel sinnvoller den Charakter deutlich von Ihr zu unterscheiden?

    So, wir müssen noch raus bevor es nicht mehr geht, danke erstmal fürs lesen.

  • Willkommen zurück. :)

    Thorwaler Piraten Geschichten?

    Ergänzend: Südmeer-Piraten-Geschichten, die sind durch Filme und Bücher auch sehr bekannt und vertraut als Setting.

    Haben Deine Frau und Tochter Vorlieben?

    Möchten sie lieber 1001 Nacht, Piraten, Ritter, oder Mantel und Degen spielen (so als sehr grobe Settings Einteilungen?) Im Grunde gibt auch noch ein bisschen den "Wilden Westen" (Weiden um Baliho mit Rinderburschen und Rindern, und das Svellttal mit Fallenstellern, den hohen Nord mit Goldfunden).

    Auch gibt es ja durchaus "märchenhafte" AB, z.B. mit Feen (auch oder gerade in nördlicheren Gegenden). Diesbezüglich gab es hier mal eine Anfrage: Abenteuer für zwei Kinder-Helden gesucht

    Im Grunde musst Du das ja nicht nur nach Deinen Vorlieben entscheiden, sondern könntest auch schauen, was sie sich wünschen. Das hilft womöglich, sie zu begeistern.

    Zu letzten Frage: Nun kenne ich Deine Tochter nicht. Ich würde daher eventuell so einen Mittelweg ansetzen. Auch sie hat ja vielleicht ihre Phantasien, was sie gerne wäre. So einen Mittelweg aus dem, was ihr vertraut ist aber auch den Reiz des Fantastischen und Neuen geben kann (sei es Prinzessin, selber zaubern zu können und auch erfragen, was sie denn gerne selber könnte oder wäre).

    Eventuell könnte der Charakter Deiner Tochter auch ein Kind sein, um eben einen vertrauten und ihr bekannten Rahmen zu geben.

  • Als die Kinder meines Schwagers alt genug waren, sich für das zu interessieren, was der Papa, die Tante, der angeheiratete Onkel Honak und ein paar andere Leute da jeden Freitag am Wohnzimmertisch tun, haben wir irgendwann eine "Kinderrunde" gegründet. Meine Frau war Spielleiterin und wir haben mehr so gemütliche, bodenständige mittelaventurische Abenteuer gespielt, wie z.B. "Der Apfelwurm von Alriksfurt". Die "gruseligen" Teile wurden dabei immer der Kinder zu liebe abgeschwächt. Hat viel Spaß gemacht.

    Bezüglich der Charaktererschaffung: Das war noch mit DSA4.1, aber mein Schwager hat die Kinder einfach das Wege der Helden durchblättern lassen und etwas raussuchen, was ihnen gefällt. Ich glaube, sie haben sich mehr anhand der Bilder als der Beschreibungen entschieden, aber sei's drum.

    Ominibus ceteris caesis solum is et eius legiones steterunt.

    Einmal editiert, zuletzt von Honak (22. März 2020 um 12:59)

  • DSA4.1 ist vielleicht nicht das ideale Regelwerk, um ein Kind in diesem Alter an das Rollenspiel heranzuführen. Aventurien ist super, weil es bodenständig und zugleich bunt ist. Vielleicht profitiert deine junge junge Gruppe ja mehr von der Savage Worlds-Testfahrtfasdung oder How to be a hero? Das sind extrem einfache Regelsysteme, die sich im Internet legal und kostenlos zum Download finden. Zum "ordentlichen" Regelwerk könnt ihr dann bei Bedarf wechseln.

  • DSA4.1 ist vielleicht nicht das ideale Regelwerk, um ein Kind in diesem Alter an das Rollenspiel heranzuführen.

    Hätte ich auch gedacht, aber mein neunjähriger Neffe tut sich mit dem Regelwerk oft einfacher als manche Erwachsenen.

    Ominibus ceteris caesis solum is et eius legiones steterunt.

  • Man soltle niemals die Leidenschaft und die Energie unterschätzen, mit dem Kinder sich einem Hobby widmen können.

    Gleichzeitig sollte man gerade bei DSA aufpassen, sie nicht zu verschrecken. Gerade DSA 5 ist ja sehr reich bebildert, vielleicht also erstmal Setting aussuchen und dann über Bilder ne Profession?

  • DSA4.1 ist vielleicht nicht das ideale Regelwerk,

    Das soll ja auch nicht genutzt werden, sondern diese vereinfachte Variante für Kinder, auf die oben verlinkt ist.

  • Ich spiele mit meinen Neffen DSK und sie haben sich auch an Hand der Bilder ihren Charakter ausgesucht. Beide haben sich kampforientierte Charaktere ausgesucht (weil sie cool aussahen) und im Spiel musste ich feststellen, dass sie eigentlich am liebsten jeden Kampf vermeiden. Blöd ist, dass alle anderen Fertigkeiten total niedrig sind.

    Weggelassen habe ich Nachteile wie Jagdwut, Spieltrieb, Arroganz, Angst vor etwas etc. Zu etwas gezwungen werden ist immer blöd für die Spieler (Gefangennahme o.ä.), aber durch den eigenen schlechten Charakter zu etwas gezwungen werden ist für Kinder schwer nachvollziehbar.

    Prinzipiell hatten sie aber sehr viel Spaß daran sich ihre Hintergrundgeschichte auszudenken und ihr eigenes Geheimversteck in der Kanalisation zu zeichnen. Jetzt lasse ich sie auch eigene Vorschläge machen und baue diese dann zu einem Abenteuer zusammen.

  • Wenn ich an meinen Rollenspielanfang zurückdenke, ist der vielleicht wichtigste Grundsatz:

    Sehe es als Erwachsener vor allem als SPIEL und weniger als ROLLENspiel. Damals war z.B. der Gewaltlevel deutlich höher, als er heute bei uns im Spiel ist. Aber es war eben ein Spiel und "da stirbt und leidet nicht wirklich einer". Kämpfen und Gewinnen, das Böse besiegen, Abenteuer erleben etc. stehen deutlich mehr im Vordergrund als die charakterliche Seite und die Auseinandersetzung mit dem was man tut.

    Das ist im Prinzip ähnlich wie im Märchen: da landet Hänsel im Käfig und wird gemästet, um später gefressen zu werden und als die "Helden" die Kontrolle übernehmen landet die Hexe lebendig im Ofen... (nüchtern betrachtet mehr als brutal und wenig "Kind gerecht" ;) und dennoch ein Märchen, dass so schon die Kleinsten kennen). Aber Kinder sehen eher das Resultat: Kinder können zu ihren Eltern zurück und das Böse ist besiegt.

    Aus dieser kindlichen Perspektive sollte man auch ans Rollenspiel herangehen.

    Deine Tochter weiß sicher ganz genau, welchen Held sie spielen möchte! Lass sie die Entscheidung treffen und Du passt Dich bei der Abenteuerwahl entsprechend an.

    Wenn ihre Wahl auf ein gleichaltriges Kind fällt, dann ist das auch völlig OK. Es gibt unzählige Vorlagen, in denen Kinder große Abenteuer erleben (sind die Helden in Harry Potter nicht auch erst ca. 9 als sie ins Abenteuer aufbrechen? Basilisken, finstere Zauberer, dunkle Rituale... praktisch alles was man auch in vielen DSA Abenteuern findet, schon im ersten Schuljahr ;)). Abenteuer müssen also gar nicht so "Kindlich" sein und viele Abenteuer kann man unabhängig vom Alter des Helden spielen (man muss als SL nur die Perspektive ändern).

    Das Spiel selbst würde ich möglichst einfach halten. Mehr Regeln kann man später immer noch hinzunehmen. Eigenschaften, ein paar Talente und einfache Kampfwerte (AT/PA/RS/LE etc.) reichen völlig.

    Bei Kämpfen kannst Du auch eine Umsetzung mit Miniaturen ausprobieren. Meine Anfänge habe ich mit Hero Quest (praktisch eine Brettspielversion von "Rollenspiel") gemacht, bevor wir mit DSA einen Schritt weiter gegangen sind. Auch viele Erwachsenenrunden schätzen das unterstützende Spiel mit Figuren im Rollenspiel.

    Letztendlich solltest Du Dir gar nicht so viele Gedanken machen und einfach losspielen. So merkst Du am Besten, was gut ankommt und was nicht. Was gefällt wird ausgebaut. :thumbsup:

  • Hätte ich auch gedacht, aber mein neunjähriger Neffe tut sich mit dem Regelwerk oft einfacher als manche Erwachsenen.

    Man sagt vielen Kindern ein exzellentes Gedächtnis für Dinge nach, die sie interessieren. Seit ich beruflich öfter mit Schülern zu tun habe, weiß ich, dass manche sich wirklich ALLES merken, was sie interessiert. Startaufstellungen von Fußballvereinen, historische Daten, Kandidaten von einschlägigen Fernsehunterhaltungssendungen aber auch komplizierte (Brett-) Spielregeln. Von daher...

    Da könnten gerade hübsche Bilder weiterhelfen, um Interesse zu wecken.

    Das ist im Prinzip ähnlich wie im Märchen: da landet Hänsel im Käfig und wird gemästet, um später gefressen zu werden und als die "Helden" die Kontrolle übernehmen landet die Hexe lebendig im Ofen... (nüchtern betrachtet mehr als brutal und wenig "Kind gerecht" ;)

    Von Grimms Märchen (selbst der "entschärften" modernen Variante) würde ich aber nicht ausgehen, Leute (und besonders Kinder) sind höchst verschieden sensibel.

  • Eine momentane Lieblingsbeschäftigung meiner Jungs (7 + 9): Charaktere erstellen nach DSA 5. In wie weit alles regelkonform ist, weiß ich nicht, aber sie haben Spaß dabei.

  • Von Grimms Märchen (selbst der "entschärften" modernen Variante) würde ich aber nicht ausgehen, Leute (und besonders Kinder) sind höchst verschieden sensibel.

    Ich habe keine Ahnung wie entschärft so ein Märchen heute ist. In meinen Kindheitserinnerungen landete die Hexe jedenfalls stets im Ofen. Ist natürlich nicht auszuschließen, dass sie heute zur Strafe stattdessen von der Freundesliste gekickt wird. ;)

    Die Eltern werden aber hoffentlich wissen, was ihr Kind in der Freizeit treibt und wie sensibel es ist.

    Das Feine am Rollenspiel ist, dass man es individuell anpassen kann (und auch sollte!). Ganz egal ob Kinder oder Erwachsene spielen.

    Als wir im ähnlichen Alter angefangen haben Verliese zu plündern und Orks zu schlachten, haben wir uns jedenfalls keine Gedanken darüber gemacht, ob man den bösen Ork schonen sollte. Ganz anders als heute...

    Den Flammentod der Hexe würde ich heute übrigens auch in einer erwachsenen Spielrunde nicht groß ausgestalten. An den grausamen Details besteht bei uns einfach kein Interesse (mehr). Ich wollte auch eher darauf hinaus, dass sich Shandrahel nicht wundern muss, wenn die Spieler in Form ihrer Helden die Hexe umbringen... es ist eben ein "Spiel" und das sollte allen (also auch den Kindern) klar sein.

  • Ich meine entschärft im Vergleich zur Ursprungsversion (also immer noch mit Ofen), Grimms Märchen waren im Original noch wesentlich heftiger.