Ich habe für die Diskussion je länger je weniger Verständnis. Der Markt für Bücher ist ein enorm schwieriger, das hat sich mit der jetzigen Krise nochmals verstärkt. Erst recht schwierig ist es, Rollenspielbücher zu verlegen. Wir leben in Zeiten des PDFs und während man vielleicht davon zurückschreckt, einen 300-Seiten-Roman als PDF zu lesen, ist das bei den meisten Rollenspielbüchern überhaupt kein Problem. (Ja, auch PDFs kann man verkaufen, aber die Marge wird da nochmals deutlich kleiner sein und so gross ist der Markt nicht.)
Wieviele deutsche Rollenspielverlage gibt es überhaupt noch? Die meisten sind sozusagen Ein-Mann-Verlage, Pegasus dagegen verdient sein Geld mit Brettspielen. Nebst Ulisses gibt es vielleicht noch Uhrwerk, die ähnlich aufgestellt sind. Die sind momentan zum zweiten Mal innert wenigen Jahren in finanzieller Schieflage und mussten einen Grossteil ihrer Angestellten entlassen - letztlich gibt es auch hier wieder eine Entwicklung zum kleinen Ein-Mann-Verlag. Diese kleinen Verlage finde ich übrigens toll aber man muss dann auch bedenken, was das für die Anzahl Publikationen bei DSA bedeuten würde.. Hier wird sich bereits regelmässig darüber beklagt, dass nicht drei RSH pro Jahr erscheinen. Für Splittermond ist seit zwei Jahren kein Abenteuer mehr erschienen..
Ich habe ehrlich gesagt grossen Respekt vor Ulisses, dass sie sich in diesem schwierigen Bereich überhaupt so gut schlagen. Sie können damit DSA aktiv und präsent halten und das finde ich toll. Es wurde in diesem Stream erklärt, dass sich ein Crowdfunding-Produkt doppelt so gut verkauft wie ein reguläres - Ja bitte, dann macht doch so weiter. Man muss sich halt irgendwie den aktuellen Begebenheiten anpassen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Splittermond-Romane erscheinen z.B. nur noch in teuren Luxus-Ausgaben, weil sich das ganze sonst nicht mehr rentiert. Alle versuchen irgendwie zu schauen, dass sie die Arbeit, die sie offensichtlich mit Leidenschaft machen, auch noch in 5 Jahren machen können. In diesem Kontext jemandem "Gier" vorzuwerfen, finde ich absurd. All diese Verlage können mit ihren Einnahmen ihre Löhne bezahlen und wenn es gut läuft einige Rückstellungen machen, um ein bisschen Polster zu haben. Offenbar hatte das Uhrwerk bei ihrer Insolvenz leider nicht. Und wenn mal so viel Überschuss da ist, dass eine weitere Redakteurin eingestellt werden kann oder mehr Geld für Werbung da ist, sind wir doch die letzen die sich beklagen? Von Gier kann man bei den Firmen sprechen, in denen der Gewinn irgendwelchen Aktionären ausgeschüttet wird, die null mit der Arbeit zu tun haben. Bei kleinen Rollenspielverlagen finde ich das Realitätsfremd.
Und als Ergänzung: Wenn mit diesen neuen Mitteln und Vertriebswegen schlechte Produkte herauskommen, dann gehören die auch kritisiert. Und ich finde es ist auch unsere Aufgabe, als Community Bedürfnise zu artikulieren, die vielleicht finanziell etwas weniger abwerfen. Lange hat es geheissen, Regelwerke verkaufen sich halt besser. Nun gibt es CF zu Hintergrundbänden und Kampagnen und das liegt sicher auch daran, dass genau sowas oft gefordert wurde und der Verlag darauf reagiert hat. Wir sollten eine kritische Stimme sein aber doch da wo die Kritik auch umsetzbar ist. Und immer auch mit dem Wissen um die allgemeinen zeitlichen Umstände und mit dem Bewusstsein, dass die verantwortlichen Leute da zum Glück die gleiche Leidenschaft teilen wie wir.