Dort wird also ein Stück Pappe verkauft und kostet so viel wie ganze Publikationen. Gepaart mit den Worten von Nico Hoch aus dem Redax Insight vom Juni 22´ wird mir dazu sogar kotzübel und die klangen in etwa so : "Der Trend geht zur Zweitkampagne." Oder auch die Aussage:" Wenn mein Schuber beschädigt wird, dann kaufe ich einen zweiten."
Diese Sätze waren sehr, sehr eindeutig ironisch und augenzwinkernd gemeint, und ich finde es offen gesagt bedenklich, sowas den Leuten vorzuwerfen, weil der Effekt muss dann konsequenterweise sein, dass alles von offizieller Seite nur noch im Business-Marketing-Stil daher kommt, jedes Wort möglichst juristisch abgesichert und seriös-bürokratisch ist. Das kann eigentlich niemand wollen.
"Der Trend geht zum Zweitbuch" war in meiner Jugend ein abgelutschter Kalauer, und auch ohne den ironischen Unterton in Nikos Stimme müsste jedem, der das kennt, klar sein, worauf er sich da bezogen hat.
Aus meinen Augen gesehen ist das der größte Schnitzer, den Ulisses sich in ihrer zerstückelten Produktpolitik bis jetzt geleistet hat. 30 Euro für etwas bunt angemalte Pappe. Der Wert von zwei DSA 5 Abenteuern, wofür ein Autor viele Stunden investiert. Die ebenfalls gedruckt werden und voll farbig sind. In meinen Augen scheint es dort ein brutales Ungleichgewicht bei den Preisen zu geben.
Wir leben ja in einer kapitalistischen Marktwirtschaft, und da bestimmen (auch) Angebot und Nachfrage den Preis, neben den Betriebskosten, den Produktionskosten, den Ressourcenkosten, etc. Wenn Ulisses errechnet hat, dass so ein Schuber den Preis X in der Produktion kostet und deswegen den Preis Y im Verkauf rechtfertigt, dann ist das erstmal ihre Entscheidung und auch ihr Problem, wenn anschließend die Käufer der Meinung sind, dass es ihnen die Sache nicht wert ist. Niemand braucht einen Schuber. Niemand muss in Sack und Asche gehen, wenn er sich entscheidet, ein Produkt aus dem Portfolio von Ulisses nicht zu kaufen.
Wenn ich ins Kino gehe, dann kann ich jederzeit auch völlig frei entscheiden, neben der 10-Euro-Kinokarte nicht noch die 5 Euro für das Popcorn und die 4 Euro für den Softdrink zu zahlen, weil selbstverständlich völlig klar ist, dass das komplett überteuerte Preise sind und hier eine Querfinanzierung stattfindet, und die Kinos von den Eintrittspreisen alleine nicht überleben könnten. Trotzdem darf ich das alles weglassen, und ich muss mich auch über deren Kalkulation nicht aufregen, weil das ist nicht mein Problem. Und wer einen Preis für etwas bezahlt, dem war es die Sache offenbar wert. Wem es nicht wert ist, soll es nicht kaufen.
Möglicherweise finanziert sich Ulisses über solche Produkte die teure Produktion von Print-Publikationen. Möglicherweise auch nicht, und die Dinger sind halt so teuer in der Produktion. In jedem Fall wäre Ulisses sehr blöd, wenn sie Produkte zu teuer verkaufen, denn wenn sie sie nicht loskriegen, bleiben sie auf Produktions- und Lagerkosten sitzen. Es ist also, Kapitalismus sei Dank!, im ureigenen Interesse jedes Herstellers, einen Preis zu finden, der von möglichst vielen Menschen auch tatsächlich bezahlt und als angemessen empfunden wird.
Insofern darf jeder hier auch kundtun, dass er einen Preis als zu hoch empfindet. Das wird Ulisses aushalten müssen. Dass jemandem aber dann "kotzübel" wird und man sich ernsthaft aufregt, verstehe ich ehrlich gesagt nicht. Ignoriere es doch einfach? Wozu brauchst du einen Schuber mit Aufdruck, wenn er dich offenkundig nicht so sehr interessiert, dass du den entsprechenden Preis zahlen möchtest?