Da vermischt du jetzt aber einiges und da gerät eine ganze Menge durcheinander an Halbwissen.
Mythos
Ich denke eine Wüste ist viel zu unwirtlich und im speziellen Fall auch noch zu klein um allerhand vielfältige Kulturen zu bekommen. Ich bin zwar kein Experte aber dürfte das irdische Pendant, die arabische Wüste, nicht gerade durch relativ homogene kulturelle Eigenschaften glänzen? Vielfältigkeit erwarte ich in Regionen wie dem fruchtbaren Halbmond (Mesopotamien) und co.
Das Problem beginnt ja zunächst einmal damit, dass es in Aventurien eben vergleichsweise wenig Wüsten gibt, also eben nur die eine. Irdisch haben wir weite Teile der Welt als Wüste, das fällt uns nur nicht so sehr auf, weil die Industrienationen, auf die wir schauen, sich eher in fruchtbaren Gebieten entwickelt haben. Du hast die Sahara, die Arabische Wüste, die Kalahari, ein riesiges Wüstengebiet in Zentralasien mit der Karakum, du hast die Gobi in China, du hast fast komplett Australien, du hast den Westen Nordamerikas mit der Sonora und in Südamerika hast du Atacama und Patagonia. Und wenn dir (und anderen) einige dieser Namen nichts sagen, ist das schon mal ein erster Hinweis darauf, wie sehr wir im Alltag über Wüsten hinweg sehen und wie beschränkt unser Wissen darüber ist, denn vermutlich könnten die meisten Leute problemlos die zehn wichtigsten Gebirge der Welt aufsagen.
Jedenfalls: Wer in Aventurien in einer Wüste spielen will, hat nur die Khôm, mehr nicht. Wer "europäisches Mittelalter" spielen will, hat das komplette Mittelreich plus Almada, wer Dschungel spielen will, hat so verschiedene Orte wie Chorhop, Al'Anfa, Brabak oder die Inseln oder die Dschungelregionen selbst, aber wer Wüste spielen will, hat eben nur die Khôm. Das ist vergleichsweise schade für eine Region, die so spannend und faszinierend ist, wie die Wüste.
Irdisch leben über eine Milliarde Menschen in Wüstenregionen und deren Gesellschaften sind schon seit historischen Zeiten extrem divers, auch in ein und derselben Wüste. Du hast schon seit Beginn der Zeitrechnung unter Wüstenvölkern eine Aufspaltung in Jäger/Sammler, in Viehwirtschaft und eben auch in landwirtschaftlich geprägte Völker. Allein daraus ergeben sich Unterschiede. In verschiedenen Wüsten gibt es teilweise ganz unterschiedliche Nahrungsmittel, auf die sich Jäger/Sammler-Völker spezialisiert haben, das klassische Beispiel dafür sind in Südafrika die Mongongo-Nuss und die Nara-Samen, die sich beide auch relativ gut lagern lassen und zum Grundnahrungsmittel geworden sind. Häufig grenzen Wüsten auch an Küsten, dadurch entwickeln sich wiederum ganz eigene Kulturen von Küstenbewohnern, die sich (auch) durch Fischfang ernähren können.
Das was wir Mitteleuropäer klassischerweise popkulturell als "Wüstenvolk" assoziieren, nämlich Völker wie die Beduinen, sind ja Herdentier-Bewirtschafter, die vor allem an den Wüstenrändern leben und sehr mobil sind. Also schon mal gar nicht die klassischen Jäger/Sammler-Völker. Da gibt es aber auch eine riesige Varietät, die Mongolen, viele Turkvölker, die Drokba, die Tuareg... auch hier wieder gibt es Namen, die würden wie erfunden klingen, weil wir meistens nur sehr selektiv Wüstenvölker wahrnehmen. Wer Herdentiere bewirtschaftet muss sich meist sehr stark an den Gegebenheiten und der Umgebung anpassen, dadurch entstehen in der Tat sehr unterschiedliche Gesellschaften, je nachdem, welche Umgebung du hast. Je nachdem wo sie ihre Weidegründe haben, können Beduinen teilweise sehr unterschiedliche Lebensweisen haben.
Dann wiederum gibt es Gesellschaften oder Völker, die Kanalsysteme entwickelt haben und Bewässerung nutzen. Das verändert selbstverständlich ebenfalls deren Gesellschaftsmodelle, Glaubenssystem und Kultur radikal im Vergleich zu Pastoralisten (Herdentier-Bewirtschafter) oder Sammlerkulturen. Und je nachdem, welches System du entwickelt hast, beeinflusst das auch wieder. Die terrassenbauförmige Jessr-Landwirtschaft in Tunesien ist was völlig anderes als das Fogarra-System mit unterirdischen Kanälen; beides aber in der nördlichen Sahara. Von den Systemen in Persien, Südamerika, China fangen wir jetzt gar nicht erst an.
Also: Nein, Wüstenregionen müssen nicht "homogen" sein, kulturell und gesellschaftlich, und waren und sind es irdisch gesehen auch nie, auch nicht ein und dieselbe Wüste. Sie sind uns nur aus unserer mitteleuropäischen Sicht so fern, dass wir die Vielfalt gar nicht wahrnehmen, mal ganz abgesehen davon, dass diverse "Wüstengeschichten" halt so einflussreich und stilprägend sind, dass dahinter die realen Wüsten völlig verblassen. So wie ja bis heute das Bild der Apachen vor allem durch Karl May geprägt ist, der nie einem Apachen begegnet ist. In unseren Schulen lernen wir jedenfalls (fast) nix über Wüstenvölker und Wüstenkultur. Siehe oben, die Namen der größten Wüsten der Welt.
Jetzt ist alleine der Teil schon so lange geworden, ich arbeite hier mal weiter und sage eventuell zu dem ganzen Komplex rund um Gleichberechtigung später noch was...