Nein, das kann noch immer getan werden. Allerdings ist das nun eine radikale Auslegung, die einem beliebten Erzdämon recht nahe kommt (was auch schon vorher der Fall war, nur ignoriert wurde).
Ist nur sinnig, dass Kor sich klarer Richtung 12G positioniert, immerhin ist Karmakorthäon und an Rondras Schwertspitze ist noch Platz.
Wobei ich aber ergänzend anmerken würde, dass schon Wege der Helden und Wege der Götter in meinen Augen ein ambivalentes Bild der Kor-Kirche zeichnen, wie ich hier darzustellen versucht habe. Aber gerade diesen Satz finde ich interessant:
"Die Geweihten, die der Richtung des guten Kampfes folgen beschreiten einen eher mythischen Weg des Glaubens. Sie versuchen, den uralten Pfaden des Gottes zu folgen und arbeiten meist nur für sich selbst und Kor. [...] Einige von ihnen haben sich in die schwarzen Lande begeben, um dort das Wort Kors zu verbreiten. Sie haben sich nicht davon abschrecken lassen, dass dort auch Xarfai angebetet wird, ganz im Gegenteil. Entweder haben diese Geweihten es sich zur Aufgabe gemacht, die borbaradianischen Söldner wieder auf den rechten, also Kors Pfad zu führen, oder aber sie wurden bereits von der Macht Xarfais korrumpiert, haben all ihre karmale Macht verloren und unterstützen die Machthaber der schwarzen Lande." (WdG56)
Hier werden zwei extrem unterschiedliche Gruppen beschrieben: Die einen versuchen, die Söldner der Heptarchen zu retten (nicht etwa niederzumetzeln!), die anderen haben sich zu nahe an den Abgrund der Niederhöllen gewagt und sind abgestürzt.
Ich sehe in Kor stets den Kämpfer in vorderster Front, der in der sechsten Sphäre den Kosmos gegen die Niederhöllen verteidigt. Er hält sich seine Freunde nah, aber seine Feinde noch näher. Wie der alte Nitzsche schon sagte: "Wer mit Ungeheuern kämpft, mag zusehn, daß er nicht dabei zum Ungeheuer wird. Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."
Rondra ist "die Wächterin auf Alverans Zinnen" und Shinxir steht auf seinem göttlichen Feldherrenhügel. Kor aber steht an vorderster Front und sein Wesen näherst sich darum den Niederhöllen, an deren Rand er stets steht, an. Er macht sich dreckig, wo die anderen beiden sauber bleiben.
Als auf diese Weise "verdorbene" Gottheit liefert er freilich keine vollkommene Ethik. Als Anleiter für die Menschheit sind die anderen beiden sicher besser. Aber ich halte Kor für wichtig. Er ist die erste Verteidigung gegen das Chaos, die überhaupt erst ermöglicht, dass die anderen Kriegsgottheiten so ruhmreich strahlen können.
Aber wie die Phex-Kirche hat auch die Gemeinde des Chors 50 Grauschattierungen von "fast noch Rondra" bis "fast schon Belhalhar". Kaum überraschend bei einer Gottheit, die zwischen diesen beiden Entitäten steht und sie damit trennt.