Rollenspielregel: Evolution oder Revolution

  • Evolution oder Revolution? 19

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    Wie man bei jeder neuen Regeledition sehen, kann setzen manche Verlage auf eine Evolution der Regel, also sie ändern nur das, was wirklich geändert werden muss, während andere Verlage auf eine Revolution setzen, also sie nur die elementarsten Regel unagetastet lassen und sonst alles ändern. DSA3, AD&D 2, Pathfinder sind Beispiele für eine Regelevolution, während DSA4, D&D 4e, Pathfinder 2e Beispiele für eine Regelrevolution sind. Was ist Eure Meinung dazu: Sollten die Verlage auf Evolution oder auf Revolution setzen? Stimmt ab und begründet Eure Entscheidung.

  • So wie du die Frage stellst, habe ich mich für Evolution entschieden. Denn wenn ich ein System spiele, möchte ich nicht das es sich radikal verändert.

    Wenn ich aber z.B. ein System bisher gemieden habe, weil mir die RFegeln nicht passten, dann freue ich mich natürlich, wenn die Regeln revolutioniert werden, weil ich dann vielleicht einen guten Grund haben, das System auszuprobieren oder wieder dahin zurück zukehren. D&D5 ist dafür ein sehr gutes Beispiel.

  • Ich bin da in den meisten Fällen für Revolution.

    Warum?

    Wenn es in einem funktionieren Regelsystem Feintuning zu tun gibt, dann kann das optimal geschehen - und geschieht in der Regel auch - innerhalb der jeweiligen Edition.

    So war es bei der revised edition von AD&D2e, bei D&D3.5e, bei DSA4.1.

    Dafür braucht man schlichtweg keine neue Edition.

    Da sehe ich garkeinen spielerischen Nutzen (einen betriebswirtschaftlichen natürlich schon^^) eine neue Edition aufzulegen wenn im wesentlichen alles gleich bleibt.

    Im Gegenteil: ich bin für einen langen offiziellen Support für Editionen.

    Ich wünsche mir persönlich D&D5e bis in die 2030er Jahre und DSA5 wünsche ich dasselbe, auch wenn ich letzteres nicht spiele.

    Und ich bin für eine Abfolge oder wie ich es auch gerne nenne ein "Menü/Buffet der Editionen" in dem jede Edition ihre Daseinsberechtigung und ihren (in Zeiten von DrivethruRPG und Ebay für mich völlig zeitlosen) Nutzen am Spieltisch daraus zieht klare Alleinstellungsmerkmale zu haben und ein anderes Produkt zu sein als der Rest!

    Es wäre für mich im Gegenteil absolut schade, wenn AD&D2e, D&D3.5e und D&D5e im Grunde dasselbe Spiel wären.

    Denn dann hätte man sich die Aufteilung in Editionen sparen können.

    Ein Problem ist das vielleicht für Spieler die es so empfinden als gäbe es immer nur eine aktuelle Edition und Sachen die vor 10 oder 20 Jahren veröffentlicht worden sind wären inzwischen irgendwie "alt" und aus obskuren Gründen nicht mehr spielbar, weil ja nicht mehr die aktuelle Edition etc. ...

    Das Denken habe ich nie verstanden.

    Das ist wie "Ich kann nicht mehr Star Trek TOS oder TNG schauen, weil es Discovery gibt." Oder "Baldurs Gate II oder Dragon Quest 8 sind jetzt alt und können nicht mehr gespielt werden, weil es Dragon Quest 11 und bald Baldurs Gate III gibt."

    Aber dieses Denken existiert und es führt dazu, dass Spieler der gerade aktuell herausgegebenen Edition all ihre Erwartungen aufladen ohne zu prüfen ob andere Editionen für ihre Vorlieben nicht vielleicht viel besser geeignet sind.

    Und daraus kommt dann auch das Denken: "Verändert nicht zu viel, denn sonst ist mein Spiel ja nicht mehr was es war."

    Dabei ist das Spiel was man im Schrank stehen oder auf digitalen Speichermedien verstaut hat noch genau dasselbe und wird auch in 30 Jahren noch genau dasselbe sein, wenn man mit Büchern und Daten pfleglich umgeht.

    Man hat es doch und kann gerade bei RPGs alles damit machen: Welten, Heimkampagnen-Abwandlungen existierender Settings und Dungeons in Unendlichkeit.

    So viel wie die eigene Kreativität und Myriaden von 3rd-Party-Publikationen da draußen hergeben.

    Dass man darüber hinaus zu jeder Edition seine Meinung hat ist aber natürlich auch klar. ;)

  • Ich habe zwar einige Systeme - auch in unterschiedlichen Editionen - gespielt, kann mir aber von der Blicktiefe bei den non-DSA-Systemen ein Urteil über Editions-Gradienten nicht erlauben.

    Ich spreche also über DSA-Ereignisse.

    Revolution:

    - wahrscheinlich muss ich einen Großteil der Regeln neu erlernen. Bei einem komplexen System ist das eine Menge Stoff. Oder ich beginne wieder auf sehr niedrigem Detailgrad, dann ist die Revolution aber gefühlt nicht zunächst komplett neu sondern komplett beschnitten. Und vom Auto- und Programmbau wissen wir: das neue Modell fällt eher durch Bugs auf als durch Inspiration.

    Evolution:

    - wahrscheinlich muss ich ebenso viel Material neu anschaffen, wie bei der Revolution. Dafür erhalte ich voraussichtlich wenig Neues, und ökonomisch ist die bloße Evolution ein Schlag in die Magengrube.

    Für beide Strategien gilt:

    - wenn etwas geändert wird, ist das outcome natürlich letztendlich abhängig von der Qualität der Änderungen, nicht von der Quantität.

    Auf DSA bezogen:

    Es hat für mich eine revolutionäre und eine anschließende evolutionäre Neuedition gebraucht.

    Die Jahre dazwischen waren furchtbar. Und nein, 4.1 war keine auch nur halbwegs ausreichende Evolution.

    DSA5 andererseits ohne die Neuerungen der vierten Edition wäre aber auch nur hübsch angemalte olle Kamelle.

    Die Lösung ist für mich also vielleicht: abwechselnd. :cool: (gewählt habe ich: egal, Hauptsache spielbar)

  • Ist Evolution nicht Revolution in kleinen Schritten? Die beiden Sachen gehen oft Hand in Hand. Evolution heißt, dass ich mich an die neuen Umstände anpasse, bei Computerspielen sind das oft die neuen Technologien, aber auch die Spielerschaft verändert sich mit der Zeit. Mich schrecken ältere Spiele - Brettspiele wie Computerspiele - hin und wieder ab, wenn das Interface oder das Inventar zu fummelig sind. Da ist man von modernen Spielen schnell mal verwöhnt...

    Bei Rollenspielen ist das ja so ähnlich meine ich. Von den Ursprünglichen, hoch technischen Wargames ist man ja schon relativ weit weg, wobei sich die Geister ja dann doch am grad der Simulation, die sie gerne hätten, scheiden.

    Das Problem mit der Evolution ist, dass man niemals auf einen grünen Zweig kommt. Irgendwas gibt es immer, und sehr schnell hat man viele verschiedene Gruppen mit einem unterschiedlichen Anpassungsgrad. Und vom Flickschustern an allen Enden ist es halt die Frage, ob dann da am Schluss was einheitliches bei rauskommt.

    Manchmal braucht es eine Revolution, auch um sich der ganzen Altlasten zu entledigen. D&D 5 hat das finde ich sehr gut gemacht. Da steht ein einheitliches System, und selbst mit Regeln, die man nicht perfekt kann, kommt man Intuitiv oft auf das selbe Ergebnis wie die Regeldesigner. Die DSA-typischen Listen mit Mini-Boni und Mali sind dem Vorteil/Nachteil-System gewichen, was ich persönlich genial finde.

    Auf der anderen Seite steht da in meinen Augen DSA, wo auch die 5. Edition eher viele kleine Revolutionen war als eine einheitliche. Das Regelsystem trägt so viele Konventionen von früher mit herum, die oft mit neueren Regelmechanismen schlecht zu vereinheitlichen sind. DSA 4 und 4.1 hat ja auch schon zur Verwirrung beigetragen, und viele Flufftexte werden ja wohl schon über viele Editionen hinweg mitgetragen. Hausregeln sind ein sehr großer Teil von DSA - schon immer gewesen, und das ist auch gut, weil man das Spiel an sich anpassen kann. Es ist halt weit weg von einem einheitlichen Regelmechanismus - in der Regel hat man ausnahmen :P Ich habe bei vielen DSA 4.X-Abenteuern raten müssen, in welcher Edition die NPCs wohl generiert worden sind, oder wo so manche Probenerschwernisse herkommen.

    Ich hätte mir von DSA ein bisschen mehr Mut gewünscht beim Editionswechsel, also mehr Revolution also. In meinen Augen geht das Rollenspiel ohnehin eher in die Richtung zu einfachen Regeln mit wenig Simulation, einfach weil das die Computer inzwischen viel besser können, und man sich am Tisch lieber auf das Konzentriert, was das Erlebnis bei P&P einzigartig macht im vergleich zu gescripteten Videospielen. Und da hat D&D 5 mehr richtig gemacht als DSA 5, wenn man die beiden vergleichen möchte.

    Along the shore the cloud waves break,
    The twin suns sink behind the lake,
    The shadows lengthen
    In Carcosa.

  • Die Fragestellung ist meiner Meinung nach wirklich schon zu allgemein formuliert.


    Wenn ich ein System mag und mir demnach Setting und Regelwerk gefallen, bin ich wahrscheinlich gegen jegliche Änderungen! ;) Hier könnte ich maximal mit einer Evolution leben, sofern diese sich nicht negativ auf das Spielerlebnis auswirkt.

    Wenn mir ein System jedoch regeltechnisch nicht gefällt: Viva la revolución! ^^