Wenn die Gruppengröße zum Problem wird, hilft nur gegenseitige Rücksichtnahme und Disziplin am Tisch oder eine Verkleinerung.
Vielleicht findet ein SL schon eher Gefallen an seinem Job, wenn er nicht auch noch den "bösen oder überforderten Papa" spielen muss?
Ansonsten könnte es vielleicht helfen, wenn der SL sein Wunschprojekt leiten könnte:
Als SL gebe ich häufig die "Umstände" vor und die Spieler steuern dann passende Helden bei bzw. Helden werden speziell für die Kampagne generiert. So kommen nur passende Helden ins Szenario oder man hat gleich eine schöne Themengruppe, was das Spiel durchaus intensivieren kann. Wenn alles passt, macht das Leiten auch schon wieder mehr Spaß. Für mich gilt dabei: "So wenig Einschränkung wie möglich, so viel Freiheit und Auswahl für die Spieler wie möglich."
Bei der Auswahl der Kampagne hat man dann auch weitgehende Freiheiten (wobei diese natürlich die Spieler schon interessieren sollte, was man am Besten im Vorgespräch mit der Gruppe klären sollte, bevor man an die Vorbereitung geht). Wenn man nicht nur irgendein Abenteuer leitet, sondern sein Wunschthema anregen konnte, wird so ein Projekt schnell zum geliebten "Baby".
Ich persönlich habe besonders zu Kampagnen aus eigener Feder eine tiefere Bindung. Auch offizielle Abenteuer und Fanwork aus dem Netz integriere ich gerne mal in diesen größeren Rahmen.
Lokale Kampagnen sind meiner Erfahrung nach besonders intensiv. Man hat wiederkehrende Orte und NSC, welche sich irgendwann schon fast so wie ein eigener Held anfühlen, nur das man nicht nur einen sondern mehrere davon spielt ^^. Eher früher als später wächst einem dann die Region und ihre Bewohner ans Herz und man freut sich darauf, wenn man seiner "Familie" eine neue Fassette hinzu fügen kann.
Auch den Spielern hat diese besondere Art Abenteuer bisher immer gut gefallen und während die vielen kleinen Abenteuer und auch epische Kampagnen im Laufe der Zeit oft verblasst sind, kann man sich an viele Dinge aus den lokalen Kampagnen noch sehr lebhaft erinnern. Das macht einen nicht zu Letzt auch als Spielleiter stolz und motiviert immer neue Kapitel zur Geschichte hinzu zu fügen.
Mein aktuelles Baby - eine lokale Kampagne auf den Zyklopeninseln*, bei der man Kinder bis ins Heldenalter und darüber hinaus spielt (momentan sind die Kids jünger als 14) - macht zwar momentan "Pause" (weil wir die Quanionsqueste angefangen haben, hier bin ich nicht der SL), aber selbst Spieler welche die Gruppe verlassen haben wollen zurück kommen, wenn sie weiter geht. Die Sogwirkung dieser Kampagene ist dabei so stark, dass viele der Dinge (NSCs, Ereignisse, Orte...) die ich ins Leben gerufen habe, ihren Weg mit den ausgestiegenen Spielern sogar in andere Runden gefunden haben und dort ebenfalls blühen und gedeihen...
Für mich fühlen sich diese Dinge längst ebenso "stark" an, wie ein Held. Vielleicht gar stärker und ich freue mich schon darauf meinen Spielern neue Irrungen und Wirrungen zu präsentieren. Unabhängig davon habe ich natürlich auch eigene Helden, welche ich dann in anderen Abenteuern spiele, denn auch wir wechseln uns beim Leiten ab. Je nach Umfang der Kampagne werden auch für deren Abenteuer spezielle Helden generiert. Für kleinere, v.a. unabhängige Abenteuer greifen wir hingegen auf eine Heldensammelmappe zurück. Je nachdem was eben gebraucht wird. Die Helden kennen sich meist schon aus irgendwelchen Abenteuern - leben und kämpfen also in verschiedenen Heldengruppen, was mir deutlich besser gefällt als ein "Mark the Red".
->
Vielleicht liegt es auch bei Euch gar nicht so sehr an der "Schwere der Meisterwürde" sondern einfach daran, dass noch kein Aushilfs SL sein eigenes Baby zur Welt bringen konnte. Ihr solltet mal in der Gruppe das Thema ansprechen, bestimmt bekommt ein SL Lust dieses "Wagnis" ein zu gehen. Bis er so weit ist, kann man sich die Zeit mit Einzel Abenteuern vertreiben. Auch in "Nachschreib-" und "Abenteuer pauken Phasen", sollte man den SL natürlich wechseln. Was ihr vielleicht als zusätzlichen Anreiz setzen könntet: Wer hin und wieder (s)ein Baby hütet, ist von der normalen SL Rotation befreit!
So ein "Baby" muss natürlich keinesfalls immer selbst geschrieben werden. Man kann auch eigentlich unabhängige Abenteuer von Fremdautoren zu einer ganz eigenen Geschichte verweben, indem man sie in einen eigenen Rahmen verpackt. Ich denke ihr werdet auch die Erfahrung machen, dass "leiten" so ganz angenehm und spannend sein kann und mehr ist als der "Job den keiner machen möchte".
Am Ende ein Gewinn für jeden einzelnen!
*Hier war die Auflage z.B. nur Helden mit einem Kulturhintergrund "Zyklopeninseln" und möglichst keine Exoten (wobei ich auch dies versucht hätte zu ermöglichen, wenn es der unbedingte Herzenswunsch des Spielers ist - schließlich soll jeder Spaß haben). Klar alle Helden sollten Kinder aus dem gleichen kleinen Dorf sein. Trotzdem hat man noch sehr viele Auswahlmöglichkeiten, so dass kein Spieler auf einem Exoten beharrt hat.