Amazonen, die Kirche der Amazonen und der Rest der Welt

  • Ich weiss Aventurien ist nicht das Mittelalter - Menschen haben eine realistische Chance das Greisenalter zu erreichen, Frauen werden nicht wie Nutzvieh gehalten sondern sind gleichberechtigt, Kindersterblichkeit ist sehr gering und auch Schlachtfelder erscheinen weniger blutig zu sein als es realistisch wäre, dennoch denke ich, dass gewisse Punkte der Mentalität greifen.

    Das heisst man ist erstmal pragmatisch. Ob ein Baue ein Volk mag oder nicht liegt erstmal daran ob es ihm nützt oder schadet. Wenn die Amazonen die Gegend sicher machen ist jedem Scheissegal ob die ihre Söhne aussetzen, umoperieren oder auffressen. Wenn sie Überfälle machen können sie auch die liebevollsten Mütter der Welt sein und sie werden gehasst wie die Pest.
    Dann ist da die "was juckts mich" Sache - wen kümmerts? Der Bauer ist kein Amazonensohn also kann ihm wurscht sein was mit denen passiert. der Mittelreicher wird sich ja auch kaum darüber aufregen weil die Bronnjaren ihre Leibeigenen nicht zuvorkommend umsorgen und der Leibeigene hat bei den 12en genug Sorgen - er hat gar keine Zeit sich Gedanken zu machen was die Amazonen so anstellen. Er muss erstmal Vorräte für den Winter anschaffen, dann seine Steuern zahlen sein Vieh hüten und ein verstorbenes Schaf wird ihm deutlich näher gehen als ein getötetes Amazonenbaby. Wenns um Goblins geht ist es den Leuten doch auch egal.

    Da es in Aventurien zumeist kein Patriarchat gibt wird sich auch der Neid oder die Furcht die eigenen Frauen könnten aufbegehren in Grenzen halten. Und die Amazonen sind doch rondragefällige und brave Kämpfersleut. Jeder Held hat so seine Macken. Der eine strahlende Kriegsheld verbringt seine Freizeit in Hurenhäusern, der Nächste säuft sich die Birne weg und wieder ein Anderer tötet gnadenlos alles was man als Gegner bezeichnen könnte. Und im Gegensatz zu den genannten Helden die ja in der eigenen Gesellschaft bedenklich sind, sind die Amazonen ja schön weit weg und daher...da geht dann im Zweifel das Rechtfertigen los - sollte man wirklich den Überkriegshelden der einen Heptarchen zerlegt hat und wertvolle Hilfe gegen Weitere bietet verurteilen nur weil er ein paar Frauen vergewaltigt? Ist es wirklich so schlimm, dass der überreiche Händler dessen Steuern quasi due ganze Stadt finanzieren Sklaven hält? Kann man den Bronjaren zur Rechenschaft ziehen nur weil er bei der Jagd gelegentlich mal einen der Treiber erschiesst? Da sind wir beim Sozialstatus und relativer Rechtsprechung - je nach Verdiensten nimmt man schon auch was hin. Töten die Amazonen halt ihre Kinder, sind ja ihre nicht die von Anderen.
    Der eigenen Gesellschaft entsteht durch sie ja kein Schaden nur Nutzen also wen juckts.

    Ich denke auch nicht, dass sich ein Söldner drüber aufregt, dass Fjarninger Menschenopfer betreiben wenn dieser ihm in der Schlacht den Arsch rettet. Ist doch die übliche Propaganda Sache - wenn die Amazonen mal lästig werden dann wird man da fleissig auf den Kindermorden rumreiten und sie als Dämoninnen darstellen. Aber selbst wenn sie dieses Problem nicht hätten würde man einfach Gründe erfinden um die Bevölkerung gegen sie aufzubringen.

    Zumal Rassismus in Aventurien ja sehr milde ausgestaltet ist und kulturelle Differenzen ausserhalb der Praioskirche ja auch eher ignoriert werden. Manche der 12 stehen Andersgläubigen ja relativ freundlich gegenüber wen stört da ein etwas spezielles Rondrabild? Auch der Rondrianer wird sich denken, ein Mann kann ja auch Rondragefällig sein ohne ihr gleich sein zu müssen - man kann ja auch die Freuden Rahjas geniessen ohne lesbisch zu sein.

    Generell befürworte ich die Ausgestaltung in der Gruppe. Es ist EUER Aventurien die offiziellen Werke sind Richtlinien, geben Ideen aber die Geschichte entsteht in eurer Spielrunde. Wenn ihr meint Amazonen müssen männerhassende Mannweiber ohne Emotionen sein - bitte. Wenn ihr meint Amazonen sind auch ganz normale Frauen und Mütter - warum nicht. Es geht ja letztlich um den Spielspass und daher lasse ich als Meister meine Spieler ihre iegenen Kulturen so auslegen, dass sie Spass daran haben

  • Ach ja...und die Samenspender natürlich nicht vergessen. Irgendwann wird einer von denen geredet haben und sei es im Suff (etwaige abstruse Versprechungen/Schwüre hin oder her...)


    Da kann man notfalls mit der „Karmakeule“ nachhelfen. Ein Eidsegen sorgt für erschwerte Proben, wenn man bewußt gegen den Eid verstoßen will – gegen unbeabsichtigte Verstöße sollte er da erst recht helfen. Nach meinem Verständnis davon, wie Geweihte mit ihren Kräften umgehen (sollten) ist das als Standardmethode nicht unbedingt angebracht, aber es wäre eine Möglichkeit.

    Da es in Aventurien zumeist kein Patriarchat gibt wird sich auch der Neid oder die Furcht die eigenen Frauen könnten aufbegehren in Grenzen halten.


    Bei den Amazonen sicher nicht. In gewissen Gegenden (z.B. bei Tulamiden und Ferkinas) aber durchaus. Und das Amazonen und Ferkinas ab und an aneinandergeraten wurde in diesem Thread bereits erwähnt. :zwinker:

    „Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, daß die Beschwörung eines Humus-Elementars nicht ganz so funktioniert, wie man sich das vorstellt. Aber wie, bei allen Zwölfen, kann man versehentlich einen Elefanten beschwören?“ (aus dem DSA4 Forum)

  • Und Novadi, mit denen sie auch regelmäßig aneinander geraten. Und die Orks, mit denen sie hin und wieder aneinander geraten. :D

  • Zitat

    Da kann man notfalls mit der „Karmakeule“ nachhelfen. Ein Eidsegen sorgt für erschwerte Proben, wenn man bewußt gegen den Eid verstoßen will – gegen unbeabsichtigte Verstöße sollte er da erst recht helfen. Nach meinem Verständnis davon, wie Geweihte mit ihren Kräften umgehen (sollten) ist das als Standardmethode nicht unbedingt angebracht, aber es wäre eine Möglichkeit.


    Es steht beim Eidsegen, meine ich, schon bei, dass man ihn nicht erzwingen darf. Dazu brauch es eine Geweihte für den Eidsegen und neben 1-2 Blutlöwinnen gibt es es höchstens 3-4 Löwinnen. Das wird zwar ausreichen, jedes Mal, wenn eine Kriegerin ausgeschickt wird, eine Tochter zu zeugen, eine Geweihte mitzuschicken, aber irgendwie halte ich es dann doch für übertrieben, dafür dann die karma-Keule auszupacken.
    Die offizielle Festlegung, dass da kein Schwur, weder profan noch karmal abgelegt wird und die Männer sich u.U. tatsächlich einen Ast freuen und es herum erzählen, finde ich dahin gehend schon vernünftig.
    Dass Amazonen Männer brauchen, um Kinder zu zeigen, sehen vermutlich nicht mal Amazonen als Geheimnis an.^^

    Eide werden fällig, wenn es um Amazonen Interna geht, um den Weg zur Burg, die Burg und was mit ihr zusammenhängt.
    Es ist kein Schwur fällig, wenn man mal unterwegs einer Amazone begegnet, aber kein Wort oder nichts von Belang geredet wird. Oder eine Amazone gerne möglichst eine Tochter haben möchte und sich dazu einen Mann sucht.

  • Es steht beim Eidsegen, meine ich, schon bei, dass man ihn nicht erzwingen darf.


    Ja, das stimmt. Aber mir ging es eher darum, daß der Eid helfen sollte zu verhindern, daß sich jemand unabsichtlich verplappert. Wenn es darum geht, daß es Amazonen gibt und die gelegentlich Männer brauchen, um für Nachwuchs zu sorgen, fände ich das auch arg übertrieben. Bei echten Geheimnissen kann ich mir das aber durchaus vorstellen. Die Frage ist: Was machen die Amazonen mit Leuten, die etwas internes erfahren haben (OK, passiert sicher selten genug), aber nicht bereit sind, einen Eid zu leisten?

    „Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, daß die Beschwörung eines Humus-Elementars nicht ganz so funktioniert, wie man sich das vorstellt. Aber wie, bei allen Zwölfen, kann man versehentlich einen Elefanten beschwören?“ (aus dem DSA4 Forum)

  • Bei "echten" Geheimnissen (etwas: wie geht es zur Burg? Wie sieht es da aus? Was erfährt man konkret über Amazonen und ihr Interna?) wird ein Schwur verlangt.

    Jedem, der überhaupt von den Amazonen vorgelassen/mitgenommen wird zu einer Burg, wird vorher gesagt, dass sie schwören sollen (muss ja nicht ein karmaler Eid sein, der profane auf die Seele und allem, was einem heilig ist, gilt als der heiligste (profane) Schwur), bevor es los geht (bzw. wenn man relativ nah ist). Niemand, der nicht doch unrechte Absichten hat, wird so einen Schwur verweigern, weil er ja nichts Unrechtes vorhat.
    Einmal auf der Burg, wird vielleicht auch ein Eidsegen angeboten, oder eine sonstige Untermauerung des profanen Schwurs

    Dazu werden ja ohnehin wenig genug Leute mit hin genommen/finden von sich aus dorthin.
    Und wer unerwartet von selbst hin gefunden hat: Nun, man (frau) muss ihn ja nicht reinlassen. Yppolita zumindest hat eben auch schon mal Audienzen vor der Burg in einem Zelt gegeben.

    Und wie ich gerade sehe (einer der Widersprüche innerhalb einer Publikation): Wenn Fremde überhaupt vor Kurkum auftauchten oder über die Reichsgrenze kamen, wurden sie eher als Freunde/gutwillige Besucher betrachtet, da eben nur Leute mit guter Absicht den Weg finden können (so wurde es angesehen).
    Dem steht aber gegenüber, dass nicht jeder, der uneingeladen herfindet, überhaupt eingelassen wird oder überhaupt dazu kommt, mit irgendwem Wichtigem zu reden.

  • Aus einem anderen Thread die relevanten Zitate hier her kopiert:

    Die Amazonen gehören nicht zur 12-Göttlichen Kirche, die sind vor Jahrhunderten ausgetreten und haben danach ihren eigenen Laden aufgemacht. Sie leugnen zwar nicht die anderen Götter, die spielen aber gar keine Rolle bei ihnen und mancherlei Aspekte werden kurzerhand auf Rondra übertragen.

    Wo steht, dass die Amazonen "ausgetreten" sind? Kann frau das überhaupt, da es ja keine offizielle übergeordnete 12-Götterkirche gibt? Für mich gehören die Amazonen zum Randbereich der 12-Göttergläubigen bzw. dessen, was daraus hervorgegangen ist, ähnlich wie die Dualisten, da sie sich gewisse Teile aus dem Gesamtpantheon rausgepickt haben, andere Teile des Glaubenskonstrukts ablehnen.

    Verschworene Gemeinschaften, S. 10.; KKO, S. 36; GKM, S. 37; WdG, S. 53.

    Konkret: Sie akzeptieren vor allem die Kirche nicht, sind nicht Teil der Hierarchie.

    Amazonen akzeptieren aber niemand anderes als Autoritätspersonen. Sie sehen schon andere Rondrianer als schwach an, die anderen Kirchen und Götter haben für sie keinerlei Bedeutung. Und falls man als Mann und nicht als Frau vor sie tritt hat man sowieso die Arschkarte.

    Die Amazonen sind da eigentlich sehr wie die Priesterkaiser damals. Rondra Vult, alles andere ist irrelevant.


    Formulierungen wie "Der Rondra-Glauben der Amazonen [ist] deutlich archaischer [...] als in der zwölfgöttlichen Rondra-Kirche" (VG, S. 10), "dem Zwölfgötterkult abgeschworen" VG, S. 10), "Enttäuscht von von den Dienern des Sonnengottes und der eigenen Kirche, schworen die Kriegerinnen und Priesterinnen dem Kult ab und gründeten einen eigenen Kult" (WdG, S. 53) zeigen in meinen Augen ganz eindeutig: Die Amazonen-Kirche ist keine der zwölfgöttlichen Kirchen, denn die (späteren) Amazonen sind aus der der Rondra-Kirche und dem gesamten Zwölfgötter-Kult ausgetreten, haben ihm abgeschworen (sinngemäß: "Das ist nicht mehr unsere Kirche") und sie akzeptieren den Schwertbund auch nicht als ihre Kirche und damit irgendeine Autorität vom SdS.
    Sie haben ihre eigene Rondra-Kirche und eigenen Rondra-Kult gegründet.

    Natürlich ist ihre Rondra so ziemlich die Rondra aus der zwölfgöttlichen Kirche, und sie glauben auch an alle 12. Wer Praios über so lange Zeit so aufrecht verabscheut hat, kann nur daran glauben. Aber die anderen 10 (Praios spielt eine sehr wichtige Rolle in ihrem Kult, nur keine Rolle der Verehrung und als Negativposten) spielen faktisch keine Rolle.

    Da sie obendrein ihr eigenes Königinnenreich der Amazonen haben, das von den anderen Reichen akzeptiert und anerkannt wird, müssen sie tatsächlich niemanden als Autorität über sich in ihrem eigenen Reich anerkenne außer die jeweils höher Instanz (Offizierinnen, Geweihte, zweifach Geweihte, Burgkönigin, Hochkönigin).
    In anderen Reichen sieht das natürlich anders aus, wenn frau sich dort etwas zuschulden kommen lassen sollte.

    "Arschkarte" ist zwar grundlegend richtig, aber da sollte man zwischen den Damen aus Yeshinna und Keshal Rondra unterscheiden, die jeweils individuelle Amazone berücksichtigen und eben auch, dass Männer es eben schwieriger haben, sich den Respekt einer Amazone zu erkämpfen (auf welche Art auch immer) als eine Frau, dass dies aber schlussendlich keineswegs unmöglich ist.

  • Wahrscheinlich ist es hilfreich, zwischen den 12-Götterkirchen als Institutionen und dem 12-Götterglauben selbst zu unterscheiden. Mit ersteren haben die Amazonen nichts oder nicht mehr viel zu tun (sie haben z.B. ihre eigene, unabhängige Rondrakirche), ihr Glaube ist aber aus letzterem hervorgegangen, bzw. gehört noch dazu, wenngleich er sehr extrem ausgestaltet ist.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Die Zwölfgöttiche Kirche (als Gesamtheit, die es gibt, z.B. hat sich ja der Schwertbund deren Schutz auf die Fahnen geschrieben und auch in anderen Kontexten wird sich auf die Zwölfgöttliche Kirche bezogen) und eine Zugehörigkeit zu ihr unterscheide ich ebenfalls von einem Glauben an der 12er Pantheon.
    Dass die Amazonen an die 12 Götter als solche und als Ganzes glauben (in deutlichen Abstufungen und mit wenig Bedeutung der meisten) ist völlig unbestreitbar.