Rückblende am Spieltisch spielen

  • EDIT Schattenkatze: Dieses Thema wurde aus den Kleinigkeiten ausgegliedert.

    Ganz allgemein gefragt:

    Statt meinen Spielern in nem Gespräch zu erzählen, was irgendwer erlebt hat, würde ich es sie gerne selbst erleben lassen. Eine spielbare Rückblende quasi, die sie mit anderen Charakteren bestreiten, passend zur Szene. Das ganze sollte in 1-2 Stunden abgefrühstückt sein, eine kleine Hetzjagd durch nen Wald, Festnahme in Höhle und anschließender Hinrichtung.

    Wie sind eure Erfahrungen mit sowas?

  • Kann gut ankommen, wenn sich die Spieler im Klaren darüber sind, dass das Ganze recht railroadig ablaufen muss.

    Siehst reiten Du, jene neune? Die finster und verloren sind.

    Ash nazg durbatulûk, ash nazg gimbatul,

    ash nazg thrakatulûk agh burzum-ishi krimpatul.

  • Am besten funktioniert es wenn man einen der Spieler zum shill macht, genau so wie es ein Schlangenölhändler tut. Zusätzlich hilft es den Spielern konkrete Motivationen und ggf. Zielvorgaben zu setzen. Das reduziert den Spielspaß ein wenig, hat aber den Vorteil enorm viel Zeit zu sparen und zu einer höheren, dramaturgischen Dichte zu führen. Beides wiederum ist dann dem eigentlichen Ziel dienlicher als maximale Freiheit und Authentizität.

  • Das mit der Rückblende kann gut ankommen. Railroading kann man entschärfen, indem man ihnen kleine Freiheiten lässt, etwa indem man sie dann wieder mit den eigenen Charakteren entdecken lässt, dass die Handlungen mit den Rückblende Charakteren nicht ohne Konsequenzen geblieben sind.

  • Soll wie folgt ablaufen:

    König Efferdan nimmt die Spieler mit auf Jagd, erzählt ihnen, auf dem Weg zum Jagdgebiet eine Geschichte aus seiner Vergangenheit, konkret geht es um die Jagd auf den blinden Seher, der für viel Trubel bei der Königsfamilie gesorgt hat. Der König selbst jagt dabei mit einigen Begleitern durch den Wald, um den Seher Dingfest zu machen und ihm seine Strafe zuzuführen... Öffentlichkeitswirksam...

    Die Spieler sollen dabei die Rollen der Begleiter des Königs übernehmen. Kurzer Ritt durch den Wald, Planung und Zugriff an einer Lichtung/Höhle...mal sehen, kurzer Rückweg und Hinrichtung. Dat sollte in 1-2 Stunden machbar sein, oder?

  • Ich erkenne nicht so ganz den Zweck in diesem Fall, das zu spielen. Du hast die Sache in wenigen Sätzen zusammengefasst. Ich für meinen Teil sehe ich in dieser Zusammenfassung nichts Besonderes, was den Mehrwert heben würde, wenn es ausgespielt werden würde, statt es eben so zusammenzufassen.

    Mich Pech versammeln die ihre reiten-Proben oder Sinnenschärfe und der andere versteckt sich so gut, und schon geht alles anders aus. Oder sie fangen an, den König zu beknien, den Mann nicht an Ort und Stelle hinzurichten, sondern erst Verhandlung, etc.

    Wenn aber sowieso alles gelingt und geschieht, weil ja vorgegeben ist, was sein soll, fehlt da für mich der Mehrwert, und die Spieler länger brauchen, sich zu entscheiden, wer wen spielt, wie er aussieht und heißt, als die Sache gegessen ist, ohne dass sie da viel machen können, außer das zu tun, was diese Figuren in jedem Fall tun.

  • Schattenkatze

    Mir geht's darum eine andere Erzähltechnik einzusetzen, ein anderes Stilmittel auszuprobieren und die Spieler auf diese Art und Weise auf anderem Wege zu unterhalten. Natürlich kann ich die ganze Nummer in drei Sätzen abhandeln, und in einem Monolog alles abhandeln, aber wir treffen uns doch zum Spielen...

    Fehlgeschlagenen Proben müssen doch nicht gleich bedeuten, dass das ein Unterfangen in Gänze scheitert? Ein Reitfehler kann doch auch einfach nur Zeit kosten, die der Fliehende, zum Beispiel, dazu nutzt, um sich besser zu verstecken, oder ihm Zeit gibt sich besser auf eine Konfrontation vorzubereiten. Schlechte Ergebnisse haben Nachteile zur Folge, aber welche Nachteile, dass liegt doch letztlich in meinem Ermessen, oder? Ob die Jagd geglückt ist oder nicht, was genau dort damals passiert ist wissen die Spieler nicht. Die Spannung ist auf jeden Fall da. Wieso sollte ich dann die Option des völligen Versagens der Spieler in Betracht ziehen? Das macht keinen Sinn, jedenfalls in meinem Verständniss von Rollenspiel.

    Dann würde mich noch interessieren, was es daran auszusetzen gibt, dass die Spieler den König auf eine Jagd begleiten? Die Jagd soll im Anschluss an die Kampagne rund um den weißen Berg stattfinden. Ich interpretiere die Figur Efferdans so, dass er Interesse hat an den alten Geschichten und Mythen, die sich um ihn herum, in seinem Reich, ereignen, und er darin versucht zu erkennen, was seinem Volk an eben jenen Mythen liegt, die Efferdan selbst fern sind. Die Ereignisse um den weißen Berg dürften das Interesse des Königs durchaus geweckt haben, um eine solche Einladung als Belohnung auszusprechen. So sehe ich das und so möchte ich es meinen Spielern präsentieren.

    Den letzten Punkt, nämlich dass die Spieler womöglich sofort eine Hinrichtung wollen oder ähnliches, ließe sich doch mit einem eindeutigen Befehl entgegenwirken. Die sind schließlich mitm König unterwegs. Der König wird zu sowas seine besten Männer mitnehmen. "Beste Männer" arbeiten effektiv und widersprechen nicht ;)

    (Für die wäre ein Ritt durch den Wald meiner Meinung nach zudem Routine, was dann keine Proben erfordere...)

    Einmal editiert, zuletzt von lollo84de (28. Juli 2017 um 14:32)

  • Mich Pech versammeln die ihre reiten-Proben oder Sinnenschärfe und der andere versteckt sich so gut, und schon geht alles anders aus.

    Und? Dann läuft die Suche eben anders ab. Oder er kann gar nicht erst gut würfeln, weil bereits vorher feststand das er schlecht gewürfelt hatte.

    Oder sie fangen an, den König zu beknien, den Mann nicht an Ort und Stelle hinzurichten, sondern erst Verhandlung, etc.

    Was wäre das Problem dabei? Das ist exakt der Pitch mit dem fast jedes Rollenspiel seine Existenz begründet.

    Tatsächlich wäre das sogar das exakte Gegenteil eines Problems, sondern vielmehr der beste Grund so etwas überhaupt zu tun. Ich kann mich zudem spontan, wenn auch recht vage, an bestimmt ein Dutzend Filme, Serien und Buchgeschichten erinnern in denen ein inkorrekter Gedächtnisrapport ein zentrales Plotelement darstellte.

    "Du sagtest ihr habt ihn noch am selben Abend gefasst. Jetzt erzähltest du mir aber gerade das die Sonne aufging."

    "Sagte ich das? Hm... Ich denke ich meinte wir nahmen noch am selben Abend seine Spur auf. Die Hatz selbst dauerte natürlich länger. Ich hatte das vorhin nur etwas vereinfacht."

    "Und der Bär! Herr, ihr habt den Bär ja völlig vergessen!"

    "Das war doch gar nicht wichtig. Ich fand den Teil nie wichtig. Deshalb lasse ich den auch immer weg."

    "Aber Herr, ihr irrt! Der Bär war wichtiger als ihr glaubt. Lasst mich erzählen weshalb!"

    "Am Ende kommt noch Alrik und erzählt wieder diesen Quatsch von den Harpyen, die angeblich auch noch eine Rolle spielten."

    "Soll ich?! Ihr glaubt mir ja doch alle nicht. Aber die Harpyen..."

    Wie schon geschrieben, fand ich gerade deinen Beitrag in dem Unsinns-Bereich als missglückt. Mag sein, dass ich uberreagiere, aber mit dem Beitrag eines hilfesuchenden Anfänger so umzugehen, finde ich, gerade als Moderator, nicht besonders einladend.

    Da bezog sich lediglich auf Spieler vs. Charaktere. Der König reitet mit den Charakteren aus, nicht mit den Spielern. Die Spieler sitzen mit dem Spielleiter am Tisch.

    Viele Leute sagen versehentlich mal Spieler, wenn sie Charaktere meinen. Das ist völlig normal und banal, sowie ein weit über Rollenspiele hinausgehendes, universelles Ding. Himmel, manche Computerspiele fordern einen ja auch auf die anderen SPIELER umzubringen, obwohl deren Charaktere gemeint sein sollten. =O

    Ich bin sicher das es nicht als Gemeinheit gedacht war.

  • Dann nehme ich den letzten Punkt zurück, und verstehe wo das "Problem" liegt. Aus meiner Argumetation heraus dürfte klar werden, woraus sich mein Problem damit ergab.

    Danke für die Erläuterung ;)

  • EDIT: Haben wir jetzt geklärt. :) EDIT Ende


    Und? Dann läuft die Suche eben anders ab. Oder er kann gar nicht erst gut würfeln, weil bereits vorher feststand das er schlecht gewürfelt hatte.

    Ja, richtig. So wie ich es verstehe, ist dieser Hintergrund aber fest, weil es ein (wichtiger?) Baustein des AB ist.

    Wenn die Figuren in Spieler-Hand beeinflussen können, wie es ihnen gefällt, ist alles gut. Aber es ist eine Szene, die den SC erzählt wird, weil es offenbar wichtig ist, dass sie das wissen. Wenn die Szene anders abläuft, läuft womöglich der ganze Rest des AB anders ab.

    Fehlgeschlagenen Proben müssen doch nicht gleich bedeuten, dass das ein Unterfangen in Gänze scheitert?

    Müssen nicht, kann aber.

    Ich habe mal in einem FAB mitgespielt, in dem es eine Begegnung mit Raubrittern gab. Deren Raubritter-Baron hat seine Leute hinterher geschickt. Es gab eine Verfolgungs-Jagd. Es gab auf SC Seite jede Menge schlecht oder gar nicht gelungener Reiten-Proben. Die Verfolger, alle Ritter, haben aufgeholt. Also drehte der Krieger um, um sich dem Anführer im Lanzenreiten im Fluss (Grenzfluss zur Nachbarbaronie, von der gerade zufällig ein paar Ritter vorbei kamen) zu stellen. Er bekam eine bestätigte 1 ab und fiel fast tot ins Wasser.

    Das FAB lief OT die nächsten Monate mit einer ganz neuen Handlung ab, denn mit einem fast toten SC und Raubrittern, die Terz machten, war eine Fortführung der eigentlichen Handlung nicht zu rechnen. Der SL hat das großartig hingekriegt, es gab kleinere Nebenhandlungen und einige Komplikationen, bis das zwischen Räuber-Baron und seinem Grenznachbarn, der kein Räuber-Baron war, geregelt war.

    Aber es war nicht geplant, nicht beabsichtigt (eigentlich sollten wir entkommen, aber die reiten-Proben ...), und hat uns Spieler eben OT Monate anderweitig (weil FAB) und IT die SC mehrere Tage ganz anders beschäftigt.

    Du hattest im ersten Beitrag geschrieben, dass der König eine anschließende Hinrichtung möchte, und ich stellte in den Raum, dass die derzeitigen SC das vielleicht nicht ganz uneingeschränkt unterstützen würden, wenn anschließend gleich anschließend an die Gefangennahme meinten sollte.

    Für mich liest sich die Szenen so, dass das geschehen soll, was Du angegeben hattest: König auf der Jagd, mit seinen Mannen hinterher, stellen, hinrichten.

    Es kann - muss aber nicht - völlig anders ausgehen. Es können Spieler-Ideen aufkommen, ungünstige Probenergebnisse (bei Verfolgungen läuft halt einer weg und ein anderer möchte ich einholen, einer versteckt sich und der andere muss Sinnenschärfe machen, etc.) im falschen Moment ...

    Wenn das offen gesetzt gut ist: gut. Ich hatte halt nur verstanden, dass es bereits geschehen war, in dieser Form, und keine grundlegenden Änderungen unterliegen dürfen, damit der Rest Plot sicher funktioniert. Dann nämlich als meine ganz persönliche Meinung fände ich das wenig spannend oder bedeutsam, dafür nicht meinen eigenen SC spielen zu dürfen.

    Wenn Deine Spieler das anders sehen, um so besser. :) Ich kenne sie nicht. Du kannst sicherlich besser einschätzen, ob sie das reizvoll finden oder nicht.

    Gut möglich wird es auch ohnehin ablaufen wie geplant. Nur wenn man Spielern Entscheidungen überlässt, oder Proben, um es etwas spannender zu machen, kann da uU auch etwas ganz anderes bei herauskommen.

  • Mir geht's auch darum einfach mal auszuprobieren ob es bei den Spielern ankommt. Wenn nicht, is es auch okay.

    Die Ereignisse die dort bespielt werden sollen, sind grob beschrieben worden in nem Boten, tatsächlich nur aus ein paar Sätzen. Sie sind nicht Teil eines Abenteuers, sondern sollen einfach ein wenig Hintergrundwissen liefern:

    Spoiler anzeigen

    Der blinde Seher war wohl der Typ, der den Zornbolds vorraussagte, was ihnen alles furchtbares passiert, was dann am Ende auch stets passierte. Der Seher tauchte auch wieder auf, als Efferdan seinen Posten bezog. Den Seher zu verfolgen und auszuschalten gehörte wohl mit zu den ersten Dingen die Efferdan als König tat. Der Seher war Druide, was für den weiteren Verlauf nicht unwichtig ist ;)

    Wichtig ist nur das Ergebnis, dass der Seher am Ende das zeitliche gesegnet hat. Wie es sich am Ende zuträgt werden wir sehen... Und da der König mit an Board ist, hab ich ein gutes Werkzeug an der Hand zum lenken.

    Meine Pn solltest inzwischen auch gelesen haben. Ich vergrabe den Klappstuhl also wieder ;)

  • Ich finde die Idee persönlich sehr cool und spannend. Kennst du Witcher 3? Hier wird die Geschichte von einem Charakter, den man dort spielen kann, auch episodisch erzählt. Ich denke, das bietet sich hier auch an.

    Wie du es machen willst, bleibt natürlich dir überlassen, aber ich würde den König unter Umständen in die Rolle des Erzählers/Spielleiters setzen. Will heißen: er erzählt die Geschichte und greift ab und an mal ein, wenn etwas nicht so läuft, wie es soll. Eventuell würde ich den König noch von einer weiteren Person, die bei dem Jagdausflug mit dabei ist und auch bei der Jagd nach dem Druiden dabei war, reflektieren lassen. Das würde ich als Stilmittel erst am Anfang ein, zwei mal einstreuen ("und ich habe den Bären mit einem Schlag niedergemacht!" -"Verzeiht, mein König, aber war das nicht ein gemeinsamer Sieg der ganzen Truppe?") und dann später verwenden, wenn die Spieler in der Rolle der königlichen Soldaten zu sehr von der Geschichte abweichen, die du erzählen willst. Außerdem würde ich die Archetypen, die du den Spielern für diese Geschichte an die Hand gibst (falls du nicht komplett ohne Werte für die Leute spielen willst), heillos überzeichnen. Die Treue gegenüber dem König sollte unverbrüchlich sein, die jeweiligen (Kampf-)talente unerreichbar und die Lebensenergie jenseits von gut und böse. Immerhin erzählt hier der König eine Geschichte, da müssen keine realen Werte hinter stecken.

  • Hey, das ist vielleicht nicht so hundertprozentig wichtig, und ich glaube so richtig, gehört das hier auch nicht rein, aber ich glaube zu dem Seher gab es im Daedalic Adventure Satinavs Ketten eine Ausarbeitung. Da war der Seher einer der Antagonisten... Es gab dann auch eine Beschreibung der Leute die ihn gefangen hatten und ähnliches.

    Folgend ein Spoiler zu Satinavs Ketten:

    Spoiler anzeigen

    In Satinavs Ketten rächt sich ein Seher, der überlebt zu haben scheint, bei denen die ihn festgesetzt hatten und bringt diese nacheinander um...

    Also es kommt mir halt wirklich verdächtig bekannt vor. Ich weiß aber nicht, ob sich der zusätzliche Rechercheaufwand lohnen würde.