Was lest ihr im Moment!?

  • Ich sehe es als v.a. Kritik an vielem in unserer heutigen Zeit (Neonazis,Vormittagsfernsehen, BILD, der Medien- und Politikbetrieb im allgemeinen usw.), als Stilmittel wird dabei der Tabubruch durch die Person des Protagonisten eingesetzt. Ein, wie ich finde, gelungenes Experiment. Nachdenklich machte mich, dass er mMn in vielem im Buch "recht hatte", obwohl ich ja wusste, "wer" er war.
    Hitler muss auf viele Zeitgenossen sympathisch und/oder charismatisch gewirkt haben, sonst hätte er nicht über 40% der Stimmen bei Reichstagswahlen erhalten. Bei der Mehrheit verfing seine Methode nicht, aber doch bei einer sehr großen Minderheit - zumindest vor der Machtergreifung.
    Dieses satirische Buch funktioniert nur, wenn der Protagonist nicht als unsympathisches Arschloch dargestellt wird. Ob man diese Art Humor bei historischen Figuren wie Hitler oder Stalin für angemessen hält, muss wohl jeder für sich entscheiden.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • "Hitler" hat ja nicht die 40% erhalten. Dieser kleine Mann mit dem lustigen Bart war wohl den meisten egal. Die Ideen, die er vertrat und vor allem wie er es tat, waren entscheidend. Viele andere hätten die Macht in dieser Zeit übernehmen können, aber nur Hitler hat es, durch viel Glück und kluge Entscheidungen, geschafft, zweifelsohne ein Husarenstück der rigorosen Machtpolitik.

    Ich finde aber, dass die inneren Monologe der literarischen Person viel düsterer, kranker und "realistischer" hätten seien sollen, und im Kontrast dazu würde die Außenwelt dargestellt, die daraus, aus Dummheit/Einfalt/Bequemlichkeit nur das Gute herauspickt oder falsch interpretiert. Diese lasche, diffuse Trennung zwischen innen und außen, die Hitler wie einen Ottonormalmenschen wirken lässt, empfinde ich als vergebene Chance des Buches.

    - Es ist an der Zeit -

  • Ich halte es generell für schwer, aus Büchern etwas über die Persönlichkeit des Autoren zu erfahren. Meiner Meinung nach ist das nicht so einfach, wie häufig behauptet. Ich denke, Hitler als Manipulator wird sich durchaus bewusst gewesen sein, wie sein geschriebenes Wort wirkt und es auf seine Zwecke hin optimiert haben.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Auf jeden Fall wollte er beeinflussen, manipulieren und oktroyieren. Aber trotzdem, ein Einblick in Mein Kampf zeigt, dass Hitler schon früh extreme, menschenunwürdige und nahezu kranke Ideen geäußert hat. Dass er diese wirklich vertrat und diese aus seinem tiefen Inneren kamen, wurde in mehr als nur einer Publikation oder Gespräch deutlich.

    - Es ist an der Zeit -

  • Meinst du, ich verteidige gerade Hitler? Der Punkt ist nur, dass ich nicht weiß, was er so im Alltag gedacht hat, dass er Berichten nach ein angenehmer Gesprächspartner sein konnte (zumindest vor der Machtübernahme) und dass er im persönlichen Umfeld definitiv nicht so konsequent in der Durchsetzung seine wundertollen Einfälle zur war wie bei Menschen, die er nicht kannte. Kurz: Nach allem, was er getan hat, war er trotzdem kein überirdisches Monster, sondern ein Mensch. Und das finde ich ehrlich gesagt viel beunruhigender.

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  • Ich glaube nicht, dass du Hitler verteidigst. Ich denke eher, dass seine NS-Ideologie nicht einfach leeres Palaver eines politischen Kalküls sondern (zumindest in Teilen) tiefe eigene Überzeugung war. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber Hitler war kein "normaler" Mensch, er war krank, psychisch und physisch. Dass er bei der Disukssion über den neuen Hund nicht darüber gesprochen hat, alle Juden zu vergasen, ist mir klar. Und dass er, vor der Machtübernahme, in deutlich ruhigeren ideologischen Fahrwassern segelte (segeln musste) ist offensichtlich.

    Ich denke aber, dass jemand, der so einen großen Einfluss auf seine Mitmenschen ausübt, auch wirklich von dem überzeugt sein muss, was er sagt. Sonst wirkt das nicht echt und es braucht keinen Mentalist oder Dr Lightman um eine solche Farce zu durchschauen.

    - Es ist an der Zeit -

  • "Hitler" hat ja nicht die 40% erhalten. Dieser kleine Mann mit dem lustigen Bart war wohl den meisten egal. Die Ideen, die er vertrat und vor allem wie er es tat, waren entscheidend. Viele andere hätten die Macht in dieser Zeit übernehmen können, aber nur Hitler hat es, durch viel Glück und kluge Entscheidungen, geschafft, zweifelsohne ein Husarenstück der rigorosen Machtpolitik.

    Ich finde aber, dass die inneren Monologe der literarischen Person viel düsterer, kranker und "realistischer" hätten seien sollen, und im Kontrast dazu würde die Außenwelt dargestellt, die daraus, aus Dummheit/Einfalt/Bequemlichkeit nur das Gute herauspickt oder falsch interpretiert. Diese lasche, diffuse Trennung zwischen innen und außen, die Hitler wie einen Ottonormalmenschen wirken lässt, empfinde ich als vergebene Chance des Buches.

    Die Diskussion entfernt sich gerade etwas vom Fadenthema, befürchte ich.
    Natürlich stand die Person Adolf Hitler nicht alleine im luftleeren Raum und hat für die NSDAP >40% Wählerstimmen erzielt, es war eine Kombination aus Parteiprogramm und Charisma des "Führers der Bewegung". Ich vermute, dass die NSDAP ohne ihn nur eine der vielen bedeutungslosen Splitterparteien der Weimarer Republik geblieben wäre.
    Zum Buch: das was du kritisierst, ist ein Teil dessen, was mir an dem Buch gefällt. Das zeigt wie verschieden zum Glück die Geschmäcker sind. Es fehlt der direkt belehrende Aspekt, dieser wäre durch die deutlichere Darstellung Hitlers als Monster erzielbar gewesen, Material dazu gibt es aber schon zu hauf; der Versuch mit Humor an das Thema heranzugehen, hätte auf diese Art wahrscheinlich nicht funktioniert. Ob man Humor im Zusammenhang mit Hitler/Stalin/PolPot usw. verwenden sollte, wird seit Chaplins "der große Diktator" diskutiert, s.a. meinen Beitrag weiter oben.

    ich wäre ja perfekt, wenn ich nicht so bescheiden wäre....

  • Dass er bei der Disukssion über den neuen Hund nicht darüber gesprochen hat, alle Juden zu vergasen, ist mir klar. Und dass er, vor der Machtübernahme, in deutlich ruhigeren ideologischen Fahrwassern segelte (segeln musste) ist offensichtlich.

    Daran ist ziemlich wenig offensichtlich und klar. Natürlich ist es wahrscheinlich, aber vielen Leuten scheint nicht klar zu sein, dass da kein Dämon, sondern ein Mensch so abstruse Ansichten hatte - und blöderweise die Macht, diese durchzusetzen. Ich glaube nicht, dass dieses rücksichtslose, konsequente Verfolgen von Ideologien hitler-spezifisch oder auch nur selten ist, nur hat fast niemand die Möglichkeit dazu. Ja, es ist krank, denn eigentlich sollte irgendwo ein Gedanke á la "oh, meine Ideen schaden keiner diffusen Gruppe von Stereotypen, sondern Individuen" kommen, aber der kam in spürbarer Stärke anscheinend nur im persönlichen Umfeld.

    Und klar hat Hitler geglaubt, was er gesagt hat. Aber vermutlich nicht in der Intensität, die er bei Reden oder in seinem Buch an den Tag legt.

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  • Wie Eisvogel gesagt hat, entfernts sich hier vom Fadenthema...

    Ich glaube, wir alle kennen Hitler persönlich nicht gut genug um seine Überzeugung der propagierten Ziele zu beurteilen. Ich denke mal, an diesem Buch scheiden sich etwas die Geister. Dass einige es gut finden kann ich genausogut verstehen, wie ich es nicht mag.

    - Es ist an der Zeit -

  • Bitte hier keine Diskussion über Hitler und wie er damals auf seine Mitmenschen wirkte anfangen. Gibt es dahin gehend Diskussionsbedarf, dann bitte einen eigenen Thread in der Community aufmachen (bitte mit großem Fingerspitzengefühl).

  • Wie hat dir der DSA- Roman denn gefallen?

    Insgesamt recht gut vor allem mit Blick auf den ein oder anderen Einblick in Leben und Gedankenwelt bekannter NSC und die zukünftige Entwicklung der streitenden Königreiche. Aber ein paar Chancen diese Entwicklung weiter zu vertiefen, wurden aus meiner Sicht leider liegen gelassen. Auch sind die Protagonisten keine reinen Sympathieträger. Bei dem ein oder anderen Charakterzug oder Handlung, dachte ich dann doch, öhm ja, wirklich? Störend fand ich vor allem, dass der Druide beim Zaubern anscheinend immer vor sich hin murmelte. Ich dachte bisher immer, die brauchen keine Formel. Wenn das mit DSA5 also nicht geändert wird, hat Melanor sich wohl eine Feste Gewohnheit (Selbstgespräche) eingefangen. Mich hat der Roman jedenfalls neugierig auf den zu erscheinenden Andergast/Nostria-Regionalband gemacht.

  • Ich habe heute mal "Der Kaufmann von Köln" angefangen. Die Autorin erzählt, beginnend im Jahr 1066, die Lebensgeschichte eines ihrer Vorfahren und hangelt sich dabei an bekannten Fakten und Personen entlang, die Lücken werden mit guten Geschichten gefüllt. Ein bisher sehr interessantes, spannendes und vor allem gut recherchiertes Buch.


    "Die Wissenschaft hat keine moralische Dimension. Sie ist wie ein Messer. Wenn man sie einem Chirurgen oder Mörder gibt, gebraucht sie jeder auf seine Weise." - Wernher v. Braun

    #hexenfanclub

  • Aber ein paar Chancen diese Entwicklung weiter zu vertiefen, wurden aus meiner Sicht leider liegen gelassen.

    Ich glaube das war Absicht. Bei einer Lesung in Dreieich sagte Carolin, das in Zukunft Romane und Rollenspielprodukte mehr ineinandergreifen sollen. Sich sozusagen, gegenseitig ergänzen.
    Für den Roman habe ich es auch nicht als Mangel empfunden. Für mich ist er rund geworden, spannend und abwechslungsreich erzählt.

    Auch sind die Protagonisten keine reinen Sympathieträger.

    Das stimmt. Mir hat das aber gut gefallen. Ich mag etwas vielschichtigere Personen.

    hat Melanor sich wohl eine Feste Gewohnheit (Selbstgespräche) eingefangen

    So habe ich das auch empfunden. Als Speeln von ihm.

    Mich hat der Roman jedenfalls neugierig auf den zu erscheinenden Andergast/Nostria-Regionalband gemacht.

    Ich mag diese Region in Aventurien sehr. Meine liebste gleich nach dem Bornland. Bisher habe ich, glaube ich auch jeden Roman der dort spielt gelesen. Das Buch fängt die Amosphäre von Land und Leuten der Region gut ein. Ich finde das Buch in dieser Hinsicht stimmig.

  • Letzte Tage "Der letzte Zug von Gun Hill" gelesen, der Roman zum Film mit Kirk Douglas. Eigentlich eine interessante Story-Konstellation mit einem Touch von Tragik (der Sohn eines ehemals besten Freundes vergewaltigt und tötet die Ehefrau des Marshals und dieser fährt in dessen Heimatstadt, ihn festzunehmen, damit er vor Gericht gestellt werden kann. Der Vater, ein mächtiger Mann, dem quasi die ganze Stadt gehört, will das nicht zulassen, weil es sein einziger, innig geliebter Sohn ist und obwohl er weiß, dass er durch und durch verdorben ist).
    Leider ist mir überhaupt nicht klar, warum außer aus Plotgründen (es stehen nicht ganz 12 Stunden zur Verfügung, bevor der besagte Zug fährt) der Vater seinen Sohn statt auf seiner weit außerhalb liegenden Ranch inmitten all seiner Leute behält, ihn in die Stadt zu schickt unter Bedeckung von 2 Leuten und die zum Pokerspielen in einen der Saloons gehen, in der Annahme, da sei er vor dem in der Stadt weilenden Marshal sicher sei.

    Derzeitig dann die Romanvorlage zum Film, "Mein großer Freund Shane" von Jack Schaefer. Als ich das Buch vor über 20 Jahren gelesen habe, fand ich es langweilig, Jetzt empfinde ich es keineswegs so, obwohl ich nachvollziehen kann, warum ich es dröge fand. Die eigentliche Handlung setzt erst auf halber Strecke so allmählich ein, davor war es Definierung, Beschreibung und Festsetzung der Figuren zueinander und untereinander, was ich nun durchaus ganz interessant finde. Im Grunde könnten auch die knapp 120 Seiten (bei wenn auch kleinen und eng gesetzten Buchstaben) viel mehr sein, aber es wird relativ zusammenfassend aus der Sicht eines vermutlich etwa 10-jährigen Jungen erzählt. Wenn allerdings die Monate, die darüber ins Land gehen, tatsächlich detailliert wieder gegeben werden würden, würde es wohl doch langweilig werden. So ist es nun für mich gerade richtig.

  • @ Torshavn und Mehrer der Macht: Den meisten deiner Punkte kann ich zustimmen. Deshalb hat mir der Roman insgesamt ja auch gut gefallen. Ich wäre einfach nur neugierig gewesen, was für die Entwicklung der Charaktere bzw. Andergasts passiert wäre, wenn Wendelmir auf das Angebot des Königs eingegangen wäre und dieser erst 2-3 Jahre später umgekommen wäre.

    Aber ich muss mir noch mal die Botenartikel zu Gemüte führen, die Mehrer der Macht zur Thematik hatten. Insgesamt bin ich für die Entwicklung des Landes froh, dass im druidischen Andergast auch wieder ein König auf dem Thron sitzt, der die Sumudiener zu schätzen weiß.

    Der einzige Punkt, der mich an dem Roman wirklich gestört hat, war der murmelnde Melanor, hat er mich damit doch jedesmal aus meiner Immersion gerissen. Andere Punkte sind einfach Kleinigkeiten, die dem Roman ansonsten sein Sahnehäubchen aufgesetzt hätten.

  • Kürzlich habe ich u.a. auch den 9. und letzten Band der Skulduggery Pleasant-Reihe beendet. Ich fand ja von Anfang an, dass die Einordnung als Jugendbücher die Thematik und ihre Umsetzung nicht trifft, aber die letzten paar Bände haben mit den vielen Kämpfen und Gewaltszenen sich endgültig von "Jugendbüchern" verabschiedet.
    Was sie nicht schlechter macht, auch wenn ich es mit meinem Kurzzeit-Gedächtnis immer schwieriger fand, mir zu merken, was im letzten, vorletzten oder einem der Bände davor geschah, wer was gemacht hat und wer wer noch mal war, wenn es im Band drauf oder mehrere Bücher später wieder aufgegriffen wurde.
    Der übergeordnete Handlungsbogen ist da schon sehr komplex und aufbauend. Aber nun ist er erfolgreich beendet.