Moinsen.
Ich leite gerade ein Abenteuer, das meine Truppe am letzten Spieleabend auf das Mythraelsfeld geführt hat. Sie haben dort ziemlich viele Federn gelassen und das Feld erst einmal wieder verlassen, bevor sie am nächsten Spieleabend (zwischen den Feiertagen) einen neuen Anlauf nehmen wollen. Sie werden wahrscheinlich etwa eine Woche in Wehrheim verbringen, um wieder ausreichend fit für Runde 2 zu werden.
Neben Gegnern und anderweitig gefährlichen Situationen habe ich einen Magier auch einen Stein auf dem Feld finden lassen, den er dort als magisch erkennen konnte. Er hat den Verdacht, dass es sich um einem Mythraelsstein handeln könnte; er hat gehört, dass auf dem Mythraelsfeld durch die magischen Energien, die zur Verheerung des Feldes und Zerschrotung der Truppen des Mittelreichs und der Stadt Wehrheim geführt haben, Steine entstanden sein sollen, die mächtige Kraftspeicher sind. Das ist aber bisher gänzlich unerforscht und basiert nur auf Hörensagen. Wenn es sich bei dem Stein also um einen solchen Mythraelsstein handeln sollte, hält er ein magisches Artefakt in Händen, das noch keiner ergründet hat oder falls doch, dieses Wissen zumindest nicht schriftlich weitergegeben hat.
Er hat den Stein mitgenommen und möchte ihn in Wehrheim einer ersten Analyse unterziehen. Die Spielerin und ich haben vereinbart, dass wir das in einem Blog abhandeln, den wir als Ergänzung unserer Spieleabende nutzen; die Texte dort sind nicht nur bloße Zusammenfassungen der Geschehnisse, sondern erweitern diese oft um Einblicke in das Innere der Helden oder stoßen auch ganz neue Szenen an, wie in diesem Fall die magische Analyse.
Hier brauche ich Eure Hilfe, denn ich bin noch vergleichsweise neu im Meistergewerbe und insbesondere beim Thema Magie noch etwas schwach auf der Brust. Zuvor möchte ich Euch aber das Artefakt vorstellen, wie ich es bauen möchte, und dann um Eure Meinung bitten, wie weitreichend der Magier bei einer ersten Analyse das Artefakt bereits erfassen können sollte.
Das Artefakt. „Mein“ Mythraelsstein
Zunächst einmal: Es soll sich tatsächlich um einen Mythraelsstein handeln. Und da es zu diesen nur sehr allgemeine Beschreibungen gibt (Schild des Reiches, S. 184) und keine Regeln, möchte ich meinen eigenen erschaffen, wie er für das Universum gelten soll, in dem ich mit meinen Leuten spiele. Mal schauen, was ihr davon halten. Wahrscheinlich muss hier noch was ergänzt werden; für Vorschläge bin ich dankbar, gerade wenn ich was wichtiges vergessen haben sollte:
a) Der Stein soll ein Kraftspeicher sein, der 15 ASP halten kann. Das ist nicht viel, aber in SdR ist angegeben, die Steine seien von minderer Qualität; wobei ich mich frage, ob mindere Qualität sich auf die Struktur bezieht (Siehe 3.) oder worauf?
b) Der Stein lädt sich wieder auf. (1W6 alle zwei Tage)
c) In SdR ist beschrieben, dass ab und zu einer der Steine explodiert aufgrund seiner unzureichenden Struktur. Das möchte ich aufgreifen, allerdings möchte ich ihn nicht zu einer beständig tickenden Zeitbombe machen, sondern nur dann, wenn sich die astralen Energien bewegen: Bei Aktivierung des Steins wird gewürfelt und wenn XY fällt, explodiert der Stein und macht Schaden. Etwa uneins bin ich mir, ob ich beim Würfeln nur eine 20 als Auslöser setze oder ggf. eine kleine Range 17-20. Ebenfalls unklar ist für mich noch, welchen Schaden ein solcher Stein sinnvollerweise anrichten kann, wenn er hochgeht. Vielleicht habt ihr Vorschläge für mich?
d) Zur Aktivierung eines Kraftspeichers braucht man ein Schlüsselwort; hier stellt sich für mich die Frage, sollte ich (wenn er es irgendwann herausbekommt) der Spielerin ein Wort anbieten, oder reicht es, wenn ich weitergebe, der Char erfasst eine Art unaussprechliches Schlüsselwort, das in Gedanken zu formulieren, ausreicht, den Stein zu aktivieren o.a. Irgendwie finde ich die Idee eines konkreten Wortes so „na ja“ („Sesam öffne Dich“). Wie macht ihr das?
Der Magier: Seine Voraussetzungen. Was kann er kurzfristig mit Analys herausbekommen?
Dann zu den Voraussetzungen des Magiers und wie sich die Spielerin das wohl vorstellt; sie schrieb mir zunächst, sie gehe davon aus, dass der Magier nicht alle Details aus dem Stein rausprügeln könne, würde aber gerne die magischen Strukturen, die sie aus einer magischen Analyse ziehen könne, notieren und sortieren. Für weiteres brauche der Char Bücher. Sie hat mich gefragt, ob ich etwas auswürfeln möchte oder ob sie etwas auswürfeln soll. Ja, soll sie, aber was konkret, dazu komme ich später, wenn ich mir etwas klarer darüber geworden bin, wie weitreichend der Magier bei seiner ersten Analyse Erfolg haben kann bei seinen Fertigkeiten.
Denn auf Nachfrage, wofür sie glaube, dass der Magier Bücher brauche und wo ihm etwas fehle, ist sie konkreter auf seine Voraussetzungen eingegangen:
a) Zunächst einmal habe der Magier ein grundlegendes Verständnis von Artefakten (durch seine Heimatakademie, bei der das zum Grundwissen Magiekunde gehöre) und durch seine familiäre Herkunft; sein Vater war ein begnadeter Artefaktmagier und da sei das eine oder andere Wissen auch beim Spross angekommen. Zu diesem Spezialwissen zählt sie Kraftspeicher. Der Magier habe mehrfach welche benutzt, wisse, wie man sie aufladen könne und welche es gibt; herstellen könne er aber noch keine. Dazu fehlt die SF.
b) Seine Analysefähigkeiten seien unterer Durchschnitt (Analys 8, auf dem Bogen ergänzt mit +1SR); er sei kein besonders begabter Hellsichtmagier, dafür aber hartnäckig. Er werde für die entsprechenden Ergebnisse einfach länger brauchen als Analyse-Profis.
Herausbekommen werde er wohl: Struktur des Steins, ist es ein Kraftspeicher oder keiner, wenn ja, ob und wenn ja, wie man ihn anzapfen und/oder aufladen kann, wie stabil das Ding ist, ob es gefährlich ist; dazu gehöre auch, ob es beseelt sei oder Nebeneffekte aufweist. Wenn darin zauberähnliche Effekte verankert seien, könne er möglicherweise feststellen, welche Merkmale das sind und – bei gutem Ergebnis – auch, welcher Effekt wie hervorgerufen werden könne.
Eingeschränkt hat sie das: Alles, was mit metamagischen Strukturen zu tun habe, Effekte, die chaotisch durcheinanderwirbeln oder das Aufeinandertreffen klar erkennbarer aber nicht interpretierbarer Matrizen, dafür bräuchte er Fachliteratur, um Rückschlüsse zu ziehen aus ähnlich wirkenden Artefakten oder auch, um Muster nachzuschlagen, die ihm unbekannt sind. Sie stelle sich das so vor wie metaphysische Formeln, die man im Ansatz versteht, weil man sich da auskenne, aber spezielle nachschlagen muss, um zu verstehen, wie sie genau funktionieren, ohne es in der Praxis gleich testen zu müssen.
Meine Sichtweise
Dafür, dass sie schreibt, die Analysefähigkeiten seien "mehr so unterer Durchschnitt", ist das eine überraschend lange Liste der Dinge, von denen sie sicher annimmt, der Magier werde sie bereits bei der ersten Analyse in Wehrheim herausbekommen. Insbesondere, ob der Stein tatsächlich ein Kraftspeicher ist, aber vor allem auch, wie man ihn anzapfen oder aufladen kann (Schlüsselwort), sind Fragen, bei denen zumindest für mich nicht so klar ist, ob er das in der kurzen Zeit wirklich klären wird; das sind selbst bei einem grundlegenden Wissen über Kraftspeicher zumindest in meinen Augen keine Kleinigkeiten, zumal grundlegendes Wissen bescheidene Fähigkeiten nicht wettmacht (sonst wäre ich ein begnadeter Schachspieler).
Würde ich einen Roman über diesen Charakter schreiben und wissen, dass seine Fähigkeiten begrenzt sind, würde zumindest ich ihn bei diesem ersten Versuch eher nicht so weit kommen lassen, weil im Scheitern und der Auseinandersetzung damit oftmals die interessanteren Geschichten stecken. Wenn ich ausreichend Freiheiten dazu hatte, habe ich diese dramaturgische Sichtweise schon des Öfteren ins Spiel eingebracht, wenn es gepasst hat. Aber es handelt sich halt auch um ein Spiel und nicht um einen Roman. Und ich bin als SL natürlich auch eingebunden in die Regeln dieses Spiels; selbst wenn ich mir an einigen Punkten inzwischen unser eigenes Aventurien zurechtgebogen habe, man muss nicht immer alles 100% regelkonform machen, werde ich das ganz sicher nicht auf dem Feld der Magie versuchen, auf dem ich mich bisher so wenig auskenne.
Bevor ich zu der Frage komme, wie genau die Proben aufgebaut sein sollten, die ich für diese Sache raushaue, interessiert mich deshalb zunächst, wie Ihr die Reichweite der Erfolgschancen des Magiers bei seinen Voraussetzungen einschätzt? Wenn er sich ausreichend Zeit lässt, kann man es als ausgemachte Sache betrachten, dass er all die genannten Dinge herausbekommt oder gibt es auch bei diesem Setting ausreichend Spielraum dafür, dass der Stein manche dieser Dinge noch zurückhält?
Ich bin gespannt.