Was ist "der" Kanon? Was ist offiziell?

  • Was ist wahrer?

    Die Landkarten?

    Die Ortskarten?

    Oder Gebäudekarten?

    Dies mussten wir beim DG klären, da Ortskarten nicht sauber auf die Landkarten passen, oft mussten wir sie leicht drehen damit Flüsse und Strassen aufeinanderlagen.

    Und beim 3d-Projekt fiel auf das die Ortskarten seltsame Masse aufweisen, Gebäudebeschreibungen oder Karten von der Form und/oder Grösse vom Ortsplan abweichen.

    Und trotzdem sind alle Kanon. :)

    Aber das Gebäude siegt über den Stadtplan.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Die müssen nämlich wirklich leider auf jeden vermaledeiten Blumentopf achten. Die müssen sich an etwas halten und dürfen nicht davon abweichen, und das habe ich hier "Kanon" genannt.

    Diese Systeme sind dazu da, dass genau das nicht mehr der Fall ist. Im Gegenteil ist es jetzt sogar verboten, die Blumentöpfe aus anderen Texten zu referenzieren. Ebenso darf man jetzt auch nicht mehr einfach die Welt mit Blumentöpfen zustellen und erwarten, dass irgendwer anderes sich drum schert.

    Ich glaube, dass ich dich hier missverstehe, daher die Nachfrage: Wie meinst du das?

    In einem Abenteuer darf nicht auf Bestiarien und co. verwiesen werden. Klar. Also kein: Für die Werte eines Jaguars siehe Publikation X, Seite Y.

    Aber natürlich kann ich ohne Erklärung nicht einfach einen Jaguar in einem Windhager Wäldchen auftauchen lassen und der ist auch nicht auf einmal grün. Will ich den Jaguar in meinem Abenteuer, muss also die Beschreibung samt Regeln auch abgedruckt werden. Aber das hat ja nix mit dem Kanon zu tun. Jaguare sind kanonisch, Pumas nicht.

    Bei den Garadanfiguren bin ich voll bei Yelemiz.

    "Die Kinder des 23. Ingerimm"

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  • Ich glaube, dass ich dich hier missverstehe, daher die Nachfrage: Wie meinst du das?

    Damit z.B. das Garadan-System überhaupt funktionieren kann, müssten "Bauern" eigentlich für jegliche weitere offizielle Bezugnahme gesperrt sein. Wenn das nicht so ist (da weißt du sicher mehr drüber), dann frage ich mich, wozu das überhaupt da sein soll und welcher Teufel die verantwortlichen geritten hat.

  • Ah, so meinst du das. Ja, das sehe ich genauso. Yelemiz meinte da aber auch nichts anderes, denke ich.

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  • Damit z.B. das Garadan-System überhaupt funktionieren kann, müssten "Bauern" eigentlich für jegliche weitere offizielle Bezugnahme gesperrt sein. Wenn das nicht so ist (da weißt du sicher mehr drüber), dann frage ich mich, wozu das überhaupt da sein soll und welcher Teufel die verantwortlichen geritten hat.

    Ja, das habe ich eigentlich auch so gemeint. Aber: Nur weil ein Dieb eine Bauernfigur ist, und eine Autorin den Dieb in zukünftigen ABs nicht mehr erwähnen sollte, heißt das nicht, dass sie aus dem Kanon gestrichen wurde. Im Gegenteil darf ich auch gerade als Autor eben nicht in einer zukünftigen Publikation behaupten, der Dieb sei jemand ganz anderes gewesen, oder der Diebstahl hätte gar nicht stattgefunden, o. Ä.

    Obwohl ich die Blumentöpfe nicht mehr referenzieren darf, muss ich als Autor trotzdem auf sie achten, so gut es geht.

    Und hier sind wir, glaube ich, beim Springpunkt der Kontroverse zwischen mir und Yelemiz : Er glaubt, dass das "offzielle" Setting monolithisch aufgebaut ist und deshalb alle offiziellen Texte gleichermaßen "Kanon" sind (auch wenn er sich selber im Spiel nicht streng danach richten würde). LG-Punkte und Garadan-System wären dementsprechend nur dazu da, anzuzeigen, welche Änderungen auf Konsumentenseite den Monolithen in Schräglage bringen oder umkippen lassen würden und wie viel Arbeit es machen würde, in wieder geradezurücken.

    Das ist ungefähr meine Aussage, genau. Wobei das mit dem "monolithisch" natürlich nicht so ganz funktioniert, weil es sich widersprechende offizielle Quellen gibt. Wobei von offizieller Seite dann meistens eine Seite als "nicht-kanonisch" identitfiziert wird (Klassiker: Borbarads Raumschiff).

    Zitat von weltanschauer

    Mein Argument dafür ist denkbar einfach: In einem monolithischen "Alles ist Kanon"-Aventurien wären diese Systeme einfach komplett unnötig und sogar kontraproduktiv. Man denke das vor allem einmal von Produktionsseite her.

    Naja, in dem System, wie ich es beschrieben habe, hat das Garadansysystem schon einen Sinn, und zwar den, den du oben schon beschrieben hast: Es gibt die ganzen Blumentöpfe überall, und das System sagt dir, welche man gerne umwerfen darf, ohne sich schlecht fühlen zu müssen, bzw. in Probleme mit zukünftigen Abenteuern zu kommen. Das ist super, denn sonst weiß man -- als Meister, der sein eigenes AB zusammenbraut -- nie, ob man Wirt XYZ überhaupt in seinem Abenteuer zum Paktierer machen darf, weil man Gefahr läuft, dass der in einer zukünftigen Publikation aufgegriffen wird, und dann plötzlich eine ganze Gruppe in krassem Widerspruch zum offiziellen Kanon steht. Wenn hingegen der Wirt als (Bauer) gekennzeichnet ist, kann ich den also Meister in meiner Runde gefahrlos zum Paktierer machen.

    Der Sinn des Garadansystems ist es, glaube ich, auch dieses erdrückende Gefühl von "ganz Aventurien ist beschrieben", das es früher (?) gab, ein bisschen abzuschwächen. Auch deswegen, weil es (in meiner Wahrnehmung, aber das kann auch nur subjektiv sein) früher in Abenteuern eher zum guten Ton gehört hat, ganz viele Verbindungen zu anderen Abenteuern, Hintergrundinformationen, etc. einzubauen. Um eine möglichst plastische, eng verwobene und dicht beschriebene Welt zu haben. Das führt aber auch dazu, dass gefühlt "alles gleich wichtig" sein kann, und eben "alles unverrückbarer Kanon". Mit dem Garadansystem gibt es immer noch einen Kanon, aber es wird genauer aufgezeigt, wo man den gefahrlos durchbrechen darf. Das soll animieren, es auch zu tun (denn zu versuchen, als Meister in seinem eigenen AB sich an alles bisher Dagewesene zu halten, kann ziemlich stressig sein). Aber wie gesagt, als offizieller Autor hat man die Freiheit leider nicht (und das sage ich selbst als Heldenwerkautor).

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    7 Mal editiert, zuletzt von Yelemiz (28. Juli 2021 um 18:00)

  • Es fühlt sich falsch an, HW-Autoren zu widersprechen.

    Aber Widerspruch ist auch ein hohes Kulturgut. :saint:

    Ich kann besser weltanschauer in seinen Gedankengängen folgen.

    Eine "Bauer"-Figur ist tabu für weitere offizielle Veröffentlichungen. Das kann aber dem Autor solange egal sein - das sollte ihm solange egal sein - , wie es um die Sache oder Person geht. Hat also jemand einen grünen Jaguar im Farindelwald gesehen oder hat einmal eine Saba Sarumina böses getan in Samra, dann ist das für alle folgenden Geschichten in Farindel und Samra relativ egal.

    Erst wenn Figuren ein Amt, eine Funktion oder eine sonstige Beziehung zum Kanon bekleiden/einnehmen (z.B.: grüner Jaguar ist Biestinger-Boss im Farindel, Sarumina ist Tochter von Mara ay Samra) - dann sind sie natürlich nicht mehr egal für weitere Veröffentlichungen. Aber: dann sollten sie auch keine "Bauern" sein!

    Ein Bauer kann umgebracht und vor allem: ignoriert werden, ohne dass am erzählten Kanon ein Schaden entsteht.

    Und das müsste dann für Autoren auch gelten.

  • Ich sehe da gar keinen Widerspruch. Genau so habe ich das gemeint und genau so habe ich auch Yelemiz verstanden.

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  • Da das Garadan ja das irdische Schach zitiert ... ich weiß was alles aus einem Bauern werden kann, manchmal kommt es auf einem Bauern an ^^

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Damit z.B. das Garadan-System überhaupt funktionieren kann, müssten "Bauern" eigentlich für jegliche weitere offizielle Bezugnahme gesperrt sein. Wenn das nicht so ist (da weißt du sicher mehr drüber), dann frage ich mich, wozu das überhaupt da sein soll und welcher Teufel die verantwortlichen geritten hat.

    Ja, das habe ich eigentlich auch so gemeint. Aber: Nur weil ein Dieb eine Bauernfigur ist, und eine Autorin den Dieb in zukünftigen ABs nicht mehr erwähnen sollte, heißt das nicht, dass sie aus dem Kanon gestrichen wurde. Im Gegenteil darf ich auch gerade als Autor eben nicht in einer zukünftigen Publikation behaupten, der Dieb sei jemand ganz anderes gewesen, oder der Diebstahl hätte gar nicht stattgefunden, o. Ä.

    Obwohl ich die Blumentöpfe nicht mehr referenzieren darf, muss ich als Autor trotzdem auf sie achten, so gut es geht.

    Wenn man rein kanonisch spielen wollen würde, müsste man als Meister jede Bauernfigur nach seinem Auftritt umbringen.

    Denn da er kanonisch "zum Abschuss freigegeben" ist, ist jede Handlung nach seinem Auftritt oder Bezugnahmen auf Handlungen nach seinem Auftritt nicht mehr kanonisch.

    Einen Kanon rückwirkend zu erweitern, ergänzen oder zu verändern ist jedoch durchaus möglich. Bei radikalen rückwirkenden Änderungen nennen wir dies einen Retcon (retroactiv continuity). (Wie z.B. in DSA5 kann ein Zauberalchemist keine Spruchzauberei, in DSA4 konnte er dies aber durchaus)

    Bei innerweltlich durchaus logisch möglichen Veränderungen ist dies aber ja nur ein fortführen des Kanon. Beispiel:

    "Bauernfigur aus Abenteuer XY Alrik Alriksfurtner, hieß gar nicht Alrik Alriksfurtner und Bauernfigur Belrik Anderson aus Abenteuer YX war sein Bruder, der auf der Suche nach ihm war."

    (Hier wird rückwirkend der Kanon von Alrik Alriksfurtner verändert, denn er heißt in Wahrheit gar nicht Alrik Alriksfurtner und sein Kanon wurde erweitert; die Figur, welche sich als Alrik Alriksfurtner Ausgabe, hat einen Bruder, welcher ihn sucht. Dabei spielt es keine Rolle das Alrik Alriksfurtner eine Bauernfigur war, er kann von den Helden im Kampf getötet worden sein oder vielleicht nicht. So oder so sucht sein Bruder ihn und man erfährt nachträglich vom falschem Namen.)

    Solche Verknüpfungen zwischen Personen, Orten und Ereignissen herzustellen ist eigentlich eine der großen Stärken von DSA. Das sich in einigen Punkten verrannt wurde, kam vor und wird immer mal wieder vorkommen.

    Sollte jedoch Alrik Alriksfurtner noch einmal aktiv im Kanon in Erscheinung treten, so hätten wir ein Retcon, denn damit dürfte er nicht mehr als Bauernfigur im Garadan-System gelten, auch nicht in Abenteuer XY, welches ihn in den Kanon einführte.

    Edit:

    Ein Bauer kann umgebracht und vor allem: ignoriert werden, ohne dass am erzählten Kanon ein Schaden entsteht.

    Das sehe ich anders. Ignoriere ich eine Figur und sei es noch so eine kleine Bauernfigur, weiche ich vom Kanon ab, denn im Kanon wurde diese Figur nun verankert, sei ihre Rolle noch so klein. Selbst Figuren die im AB reine Zufallsbegegnungen sind, sind Kanon.

    Nerdismus trifft auf Boomer trifft auf Flachwitz-Humor

    Ergebnis 'Ich'

    2 Mal editiert, zuletzt von Sturmkind (29. Juli 2021 um 12:18)