Die Kraft der Elemente - Eis, Luft, Feuer, Erz

  • Tja, wenn die ganzen Gegner und Alpträume nicht wären, wärs n schönder Campingurlaub im Grünen, ähh Weißen.

    Aber um auf den Boden der Tatsachen zurückzukommen:
    Der Kampf liest sich wieder einmal sehr schön flüssig. Ich tu mich damit immer ein bisschen schwer, aber das hier gefällt mir wirklich gut.
    Und ach ja: bitte weitermachen. :lach:

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Mit großem Interesse hat Feldwebel Colon in der warmen Amtsstube am Pseudopolisplatz die neueste Ausgabe der JURINA-Geschichte gelesen. Mit der Bitte um Nachschub hatte er der Druckergilde wieder einmal eine Flasche Bärendrücker zukommen lassen. Dies zeigt jedoch nicht das gewünschte Resultat, da die nächste Fortsetzung auf sich warten lässt.

    Da entschließt sich der Feldwebel zu einem offiziellen Brief:
    ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
    An die Druckergilde von Ankh-Morpork!

    Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

    ich bedaurige, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ich bisher noch nicht die von Ihnen zugesagte Fortsetzung der JURINA-Geschichte erhalten. Ich bitte Sie herzlich, das Versäumte innerhalb von zwei Tagen nachzuholen und die gedruckte Geschichte umgehend hier abzuliefern. Ansonsten wird Feldwebel Detritus Ihnen gerne vorführen, was er unter DRUCK versteht.

    Hochachtungsvoll

    Feldwebel Colon
    Stadtwache Ankh-Morpork
    ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    Bevor er den Brief abschickt fragt er noch die Schildkröte zu seinen Füßen nach ihrer Meinung. "Was meinst du dazu?"

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Der große Gott Om schaut auf. "Klingt doch ganz gut", erwidert er. "Eine großartige Geschichte. Vielleicht sollte Detritus sie persönlich abliefern?"

    Nur weiter so :)

    Of course she's gay!

  • Den restlichen Tag über ruhten sie sich aus, schliefen viel, versorgten zwischendurch die Pferde und verrichteten ihre Gebete. Hier im Wald war Feuerholz nicht schwer zu finden. Zwar bestand die Gefahr, dass noch mehr marodierende Orks diese Gegend durchstreiften, aber diese Gefahr mussten sie eingehen, denn in ihrem Zustand war auch ein Ritt durch die Kälte des Winters nicht ungefährlich. Eine von beiden bemühte sich, jeweils wach zu bleiben.
    Als sie etwas Kräfte gesammelt hatten, zogen und schoben sie mühsam die toten Orks zusammen und überschütteten sie mit Schnee. Das war eine mit viel Pausen verbundene und langwierige Tätigkeit, aber eine notwendige, Delara sprach den Grabsegen, der verhinderte, dass die Orks als untote Widergänger hier ihr Unwesen treiben würden.
    Am nächsten Morgen hatten sie sich soweit erholt, dass sie den Weg fortsetzen würden ohne befürchten zu müssen, vor Schwäche aus dem Sattel zu kippen.
    Nach dem Morgengebet des darauffolgenden Tages und dem Lagerabbruch brachen sie wieder auf. Auffälligerweise begegneten sie nicht dem Schneemann im Laufe der nächsten Stunden. Während er sonst immer mal näher und mal ferne ihres Weges zu sehen war, lächelte er ihnen heute nicht ein einziges Mal entgegen oder war auch nur zu sehen.
    Gegen Mittag jedoch machten sie eine ganz andere Entdeckung: Rauchfahnen am Himmel deuteten menschliche Behausungen an. Auch ließen Spuren im Schnee und die Umgebung darauf schließen, dass hier Menschen lebten und arbeiteten. Beide blickten sich an und lächelten: sicherlich würden sie hier eine warme Mahlzeit an einem Feuer bekommen.
    Kurz darauf ließen sie erneut Bäume hinter sich und vor ihnen lag ein verschneites, kleines Dorf, das etwa acht Häuser, einige Pferche und Nebengebäude umfasste. Die Häuser waren einfacher Bauart, einstöckige Holzhäuser mit strohgedeckten Dächern, die nun aber völlig unter Schnee verschwunden waren. Der Schnee zwischen den Häusern war platt getreten, allerdings schien auf den ersten Blick das Dörfchen überaus leer und still, obwohl aus den Kaminen der Häuser Rauch stieg. Erst, als sie schon die ersten Häuser erreicht hatten, hörten Delara und Jurina die Stimmen, die hinter einem der Häuser hervorkamen. Sie bogen um die Hausecke und sahen, dass sich wohl so ziemlich alle Dorfbewohner hier vor einem Pferch versammelt hatten. Zwei junge Männer lagen blutend am Boden und wurden umsorgt, während die anderen Bewohner aufgeregt miteinander sprachen oder mit düsterem Gesicht in den Pferch blickten.
    Dort stand ein großer, kräftiger, schwarzer Stier, ein Puniner Hornochse, auch wenn die zwei Geweihten dies nicht wußten, mit ausladenden Hörnern in einer hinteren Ecke. Er schnaubte und stampfte unruhig und sein Kopf pendelte leicht hin und her, während er zu den versammelten Menschen hinblickte. In der Mitte des Pferches lag eine braun-weiße Bornländer Bunte Kuh am Boden, die vergeblich versuchte, wieder auf die Beine zu kommen und aus einer Wunde am Hals blutete. Ein Stallgebäude, an den der Pferch angebaut war, wies ein großes, zackiges Loch in der Wand auf.
    Die Geweihten erfassten diese Situation schnell und schwangen sich aus den Sätteln. „Was ist hier los?“ fragte Jurina dabei.
    Gleichzeitig wollte Delara wissen: „Was ist hier passiert?“
    Beide liefen sie zu den Verletzten und knieten jede bei einem von ihnen nieder. Offensichtlich waren sie von den Hörnern des Stieres attackiert worden, aber die Wunden waren nicht tödlich. Sie wurden bereits gut versorgt und Schnee war auf ihre Verletzungen geschaufelt worden, um die Blutung zu stillen und die Wunde zu säubern. „Bleibt ruhig liegen“, sagte sie zu dem Verletzten, der sich leise stöhnend die Verletzung hielt. Da kam auch schon eine bäuerlich gekleidete Frau angelaufen, die Verbandwickel in den Händen hielt. Schnell wurden die Verletzungen verbunden und die beiden Männer von Freunden davon getragen.
    Jurina und Delara erhoben sich wieder. Aus der Gruppe der Dörfler trat ein älterer Mann, bestimmt schon jenseits der fünzig, mit grauem Haar und bedrücktem Gesicht, auf sie zu. „Den Zwölfen zum Gruße“, grüßte er sie, sichtlich besorgt und aufgeregt wirkend. „Was hier geschehen ist? Thisdans Puniner ist wahnsinnig! Vor einigen Stunden brüllte er auf, trat und stieß gegen seine Boxenwände bis sie einrissen, verwüstete den Stall und brach durch die Wand nach draußen. Zum Glück in diesen Pferch und nicht etwa zwischen die Häuser. Lechdan und Tsafried wollten ihn einfangen ... sie haben es so gerade eben mit unserer Hilfe geschafft, herauszukommen. An die Bunte kommen wir nicht dran, weil der Stier auf jeden losgeht, der den Pferch betritt! Sowohl die Kuh als auch der Puniner stellen ein Vermögen für uns da, beide zu töten wäre ein herber Schlag.“
    Die beiden Geweihten hörten ihm aufmerksam zu. Sie erkannten die Notlage durchaus, deshalb zögerten sie auch nicht lange.
    „Rondra zum Gruße. Können wir helfen? Ich bin Delara von Donnerbach, Ritterin der Leuin.“
    „Der Donnernden zum Gruße. Ich bin Jurina von Keshal Rondra, eine Löwin der Donnernden!“ stellte auch Jurina sich vor.
    „Oh, entschuldigt, Euer Gnaden“, erwiderte der Mann betreten, obwohl Delaras dicke Jacke ihr Ornat verdeckte. „Ich bin Jergan Korber, Vorsteher von Waldfeld. Ihr kommt leider sehr ungünstig, wie Ihr merkt.“
    Offensichtlich erkannte er Jurina nicht als Geweihte, aber diese wusste mittlerweile auch, dass dies daran lag, dass sie kein Ornat wie die Geweihten der offiziellen Rondrakirche trug und ihr Titel den Menschen außerhalb ihres Ordens in den seltensten Fällen etwas sagte.
    „Im Gegenteil“, erwiderte Delara, „wir sind wohl sehr passend gekommen, befindet Ihr und Euer Dorf Euch doch in einer Notlage. Wir werden Euch helfen.“
    Korber sah sehr erfreut und erleichtert aus, ebenso wie die Umstehenden, die das gehört hatten.

  • Ganze 8 Tage mussten wir warten! ACHT TAGE! Da kriegt man ja graue Haare. :lach: schlechter Scherz am Rande.
    Joey... ich hab mich bei den letzten Abschnitten zurückgehalten, weil ich eh nichts anderes hätte schreiben können, außer dass ich die Kämpfe nicht so prikelnd fand. Steh da halt auf nen anderen Style. (Jedem das seine.)
    Im Moment will ich anmerken: Wie wichtig ist dieser Abschnitt? Eigentlich ist es das erste "abnormale" (in Anführungszeichen.) Ereigniss seit langem.
    Ich frage deshalb, weil es mir so vorkommt, als versuchst du gerade zu "spulen". Die beschreibungen der Örtlichkeit und Personen in disem Abschnitt ist nämlich recht spartanisch ausgefallen. So als versuchest du, wieder zu einer "richtig" spannenden Stelle zu kommen.So hab ich keine Ahnung, welcher Bauweise die Häuser des Dorfes sind, was für einen Eindruck es auf den ersten Blick macht. Ich kenn weder die Fellfarbe des Stieres (obwohl ich glaube das ist immer Schwarz.) noch die der Kuh. Auf das Aussehen der einzelnen Bewohner wird auch nicht näher eingegangen. Aber gerade soetwas ist mMn für eine geschlossene Atmosphäre wichtig. Natürlich weiß ich jetzt nicht, ob die Figuren die hier auftauchen jemanls wieder zu Wort kommen werden. Und wirklich a l l e Anwesenden zu beschreiben wäre doch zuviel verlangt. Aber von wichtigeren Personen fände ich eine genauere Beschreibung doch angebracht. Soviel dazu.
    Und lass und bitte nicht wie so "lange" schmoren, wird gerade spannend.
    mfg Asleif "der Kritiker" Jorgason.

  • Was beschwert ihr euch? Wenn keiner was schreibt, dann interessiert es auch keinen, oder? :lol:

    Menno, und dabei beschreibe ich die Kämpfe doch schon immer wenige detailliert (hoffe ich) und gerade den letzten habe ich mich wirklich bemüht mehr auf das allegemeine zu reduzieren... schließlich war nur der Ausgang wichtig. ;) :)

    Hm, wie sieht ein Dörfchen in Weiden aus? Ich vermute mal das übliche: einstöckig, einfach gehalten, strohgedecktes Haus und im Moment ziemlich zugeschneit.
    Ich werde die von Dir angesprochenen Punkte mal nachtragen.

    Du meinst, es sei gerade spannend? Na, dann warte mal ab! :cool2: *gemeineSachenmitJurinageschehenwerden*

  • Tja das mit den Kämpfen ist immer so eine Sache :cool2: Da kann man es eigentlich nie jedem recht machen. Für mich ist wichtig, das ich mir die Kampfaktionen vorstellen kann. Das geht natürlich mit deteilierten Beschreibungen, wobei man dabei drauf achten muss, das sich das ganze nicht zu krampfhaft ließt. Oder mit knappen einfachen Beschreibungen. (der Kampf tobte Heftig.)
    Desweiteren ist für mich die Spannung in den Kämpfen wichtig. Selbst wenn man den Ausgang eigentlich kennt, muss es immer Spannend bleiben.
    Nicht zuletzt die Atmosphäre der Kämpfe, Gefühle und Gefanken, richtig Subjektive eindrücke der Kampfbeteidigten etc.

    Und: *hauptcharsimmerleidenmüssenstandart!* :cool2:

  • Richtig, jedem das seine, und da einige sagen, sie mögen meine Kampfbeschreibungen, ist das wirklch individuell und nicht allgemein - zum Glück. :)

    So, ich habe jetzt mal ein nachträglich ein wenig "Farbe" ;) verteilt, ich hoffe, es ist genehmer so. Auch wenn die Rassenamen der Rindviecher auf den ersten Blick erheiternd wirken - sie sind offiziell.

    Wie spätestens, wenn diese Episode zu Ende ist oder zumindest etwas weiter geht, zu erkennen ist, haben die Dorfbewohner eigentlich gar keine Funktion, von daher ist Jergan Korber stellvertretemnd für sie alle, denn tatsächlich ist die Quintessenz dieser Episode eine andere ...

    *nurwerleidenmußkannHeldentumbeweisen* :lol:

  • Ich hatte an der Beschreibung des Dorfes eigentlich nichts auszusetzen. Für einen Platz, der ein Nebenschauplatz zu sein scheint, fand ich es genau richtig. Es liegt vielleicht auch daran, dass ich ja schon die "überarbeitete" Fassung gelesen habe.

    Persönlich finde ich es auch erfrischend, dass die beiden Heldinnen hier mal ein "Alltagsabenteuer" zu bestehen haben. Also helfen sie - wie es sich für echte Reckinnen und Recken und solche die es werden wollen gehört - der Bevölkerung eines Dorfes bei der Lösung eines Problems, das keinen Kampf auf Leben und Tod verlangt.

    Watt issn nu mit dem Schneemann? ;) *Endlich wissen will, was es mit ihm auf sich hat*

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Richtig, Du hast schon die überarbeitete Version gelesen und Alltagsabenteuer ... naja, warte mal ab, ein bißchen ja schon. *g*

    Der Schneemann - der ist immer da, lächelt meist freundlich und die eine oder andere Überraschung folgt noch, aber für eine richtig echte Aufklärung ist es doch noch zu früh in der Handlung, oder? :lol: (Ich weiß es übrigens mittlerweile.^^)

  • Zitat

    Der Schneemann - der ist immer da, lächelt meist freundlich und die eine oder andere Überraschung folgt noch, aber für eine richtig echte Aufklärung ist es doch noch zu früh in der Handlung, oder?

    Ach Manno! Immer diese Spannungsbögen. ;) Jetzt muss ich doch wieder warten...
    MOMENT, Spannungsbögen? Da fällt mir doch was ein.

    Spannungsbögen = spezielle Bögen
    Bögen = Fernkampfwaffen
    Fernkampfwaffen = PFUI für RONdra-Geweihte

    Logischer Schluss: Spannungsbögen = PFUI für RONdra-Geweihte (q.e.d) :lol:

    Als ergänzende Nebenbedingung ist noch zu berücksichtigen:

    Zitat

    (Ich weiß es übrigens mittlerweile.^^)

    Also kannst du es mir auch ruhig verraten. :lol::lol:

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Hallo Schattenkatze? Lass uns bitte nicht haengen! Wir wollen doch sehen, wie die beiden mit so einer Aufgabe fertigwerden (wenn sie sich mal mit vierbeinigen und nicht mit zweibeinigen Rindviechern rumschlagen muessen)!

    Bei den Orks war nicht zufaellig ein Brazoragh-Geweihter? :iek:

  • [Ihr habt ja recht, nur da ich kaum etwas geschrieben habe, hocke ich natürlich auf meinem Vorrat wie der Drache auf seinem Hort. :)
    Äh - nein, sindar. :lol: ]


    Jurina war unterdessen bereits an den Pferch getreten. Der Zaun bestand aus vier kräftigen, dicken Planken, die auf ebenfalls sehr stabile Pfosten genagelt waren und dessen oberster Querbalken ihr bis zu Brust reichte. Sie zog ihren Mantel aus, hängte ihn über einen Pfosten und stieg durch den Zaun.
    Der Stier beobachtete sie aufmerksam und begann, noch heftiger zu stampfen und den Schädel zu werfen. Jurina richtete sich im Pferch wieder auf. Leicht ließ der Wind ihren roten Umhang wehen. Nun waren deutlich die Verbände und die nicht verbundenen, weniger tiefen Verletzungen zu sehen, die sie sich beim Kampf gegen die Orks zugezogen hatten. Sie beobachtete da Tier, ging nicht auf ihn zu.
    „Jurina!“ rief Delara, als sie das sah. Doch Jurina reagierte nicht und blickte aufmerksam und konzentriert zum Stier hin. Jede Ablenkung von ihm, sollte er vorstürmen, könnte dann verhängnisvoll sein.
    Der schnaubte laut und Jurina sah in seinen blutunterlaufenen Augen selbst über die Entfernung Boshaftigkeit und eine ungewöhnliche Intelligenz. Noch einmal stampfte ein Vorderhuf heftig in den bereits zu Matsch zerstampften Schnee, dann warf sich der Stier nach vorne und rannte genau auf Jurina zu.
    Jurina wartete zwei Herzschläge, bis er nah dran war, dann wich sie reflexartig mit zwei Schritten zur Seite aus und schwang sich schnell zwischen zwei Querbalken hindurch. Der Stier versuchte abzubremsen, schaffte es aber nicht mehr rechtzeitig, ganz zum stehen zu kommen und krachte mit immer noch viel Schwung gegen den Zaun. Das Holz schien leicht zu knacken. Wütend brüllte der Stier auf und lief wieder in die gegenüberliegende Ecke, von der aus er die Leute am Zaun wieder beobachtete.
    Die Dorfbewohner waren einige Schritte zurückgewichen, als sie Jurina den Pferch betreten sahen. „Er ist völlig verrückt“, sagte Korber, wieder näher tretend. „Ihr habt Glück gehabt, dass er Euch nicht auf die Hörner nahm.“
    „Er ist sehr schnell“, stellte Jurina fest, die etwas tiefer atmete ob der Knappheit, „und sehr aggressiv.“ Überlegend schaute sie zum Stier hin und betrachtete den Pferch und die zersplitterte Stallwand. „Seile“, sagte sie dann, „mindestens drei. Ich werde ihn in eine Ecke locken. An jedem Eckteil wird eine mit einem Seil bereitstehen und es dem Stier über die Hörner oder noch besser seinem Kopf werfen. Auch auf dem Boden soll eine Schlinge ausgelegt werden, so dass eines oder noch besser beide Vorderbeine eingefangen werden. So können ihm die Beine weggezogen werden. Die anderen Enden der Seile müssen wirklich festgebunden werden, damit er in dieser Ecke gefangen ist. So ist er gesichert. Die Seile müssen schnell gestrafft werden, damit er wenig Bewegungsfreiheit hat.“
    Delara nickte zustimmend. Korber überdachte das kurz, dann nickte auch er. Er rief drei Leute herbei – zwei Frauen und ein Mann – und schickte sie los, möglichst viele Seile zu holen. Sie kamen kurz darauf zurück und hatten wohl tatsächlich die Seile Waldfeldes mitgebracht. Korber erklärte ihnen den Plan, sie nickten und brachten sich in Positionen.
    Eine Schlinge wurde auf dem Boden ausgelegt und ihr Ende wurde um einen Pfosten gewunden und verknotet. Auch die Enden der beiden anderen Seile wurden so befestigt. Die Werfer der Schlingen, von Korber als die Besten des Dorfes bezeichnet, stellten sich links und rechts von der Ecke auf. Die anderen Seile wurden bereit gemacht, zu Verstärkung ebenfalls über den Stier geworfen zu werden.
    Jurina versicherte sich, dass der junge Mann und die junge Frau bereit waren sowie der Bursche, der die Schlinge auf dem Boden zuziehen sollte und als sie nickten, stieg sie wieder in den Pferch.
    Der schwarze Stier hatte die Aufstellung weiterhin beobachtet. Noch immer hatten seine hell glänzenden Augen diesen intelligenten Ausdruck. Als Jurina wieder in sein derzeitiges Reich trat, hob er seinen Kopf und sah ihr, so hatte sie den unbehaglichen Eindruck, direkt in die Augen. Dann stürmte er ohne weitere Vorwarnung vor.
    Wieder wartete sie bis zum letzt möglichen Moment, den Körper angespannt, bevor sie sich zur Seite warf und schnell, aber nicht besonders würdevoll zwischen den Querbalken hindurchhechtete. Schneematsch von den Hufen des großen Stieres fiel auf sie, so dicht war er hinter ihr gewesen. Die beiden Werfer ließen ihre Schlingen wirbeln und dann losfliegen, während der junge Mann am Boden den rechten Moment abwartete, um ein oder beide Vorderbeine einzufangen.
    Er warf sich zurück und das Bein des Stieres wurde von dem plötzlichen Ruck nach außen gerissen und der Stier aus dem Gleichgewicht gebracht. Eine weitere Schlinge fiel zielsicher um ein Horn, während die andere ihr Ziel verfehlte.
    Schnaubend und äußerst zornig warf der Stier seinen schweren Körper herum, um sich aus dieser Falle zu befreien. Seine ausladenden, spitzzulaufenden Hörner stießen gefährlich nach denjenigen, die ihn gefangen hatten, aber die waren glücklicherweise außer Reichweite.
    „Schnell! Noch mehr Seile! Und die jetzigen so straff ziehen wie möglich!“ befahl Jurina, die sich eilig wieder erhoben hatte. Wieder flogen Schlingen in Richtung des Stieres, wurden sofort straff gezogen und um Pfosten gewickelt. Bald waren alle Seile gestrafft und der nur noch auf drei Beinen stehende Stier konnte sich kaum mehr bewegen.

  • Schön, schön, obwohl du mir trotz meiner lückenlosen Argumentationskette immer noch nicht verklickert hast, was es mit dem Schneemann auf sich hat. :lol:

    Um mal wieder den Schulrat aus der "Feuerzangenbowle" zu zitieren:

    Zitat

    Bitte fahren Sie fort fort

    :)

    Feldwebel Colon - Stadtwache Ankh-Morpork

  • Schön, sehr schön. Bei dem Verhalten des Stieres hab selbst ich, als Hobby-Laienbiologe und landwirtschaftliche Aushilfskraft nix zu meckern. *g* Nachdem ich einmal in ner DSA-Runde angemerkt habe, dass Kühe nicht zweimal im Jahr kalben können, lass ich sowas auch besser.

    Überaus ordentlich formuliert, in der Tat.

    ct2.gif[br][br]"Keuscheit ist die unnatürlichste aller sexuellen Perversionen."
    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Die Dörfler atmeten erleichtert auf, ebenso wie Jurina, die sich des schweren Körpers hinter ihr, der großen Hörner und des geradezu beunruhigend intelligenten Blickes nur zu bewusst gewesen war, als diese erste Gefahr gebannt war. Einige eilten zu der verletzten Bornländer Bunten Kuh hin, um sich um sie zu kümmern. Mit dem Stier ging jedoch eine seltsame Veränderung vor, kaum eine Minute, nachdem er gesichert worden war. Soweit es die Seile zu ließen, hing sein Kopf müde herab. Feuer und Blutlust waren aus seinen nun halbgeschlossenen Augen verschwunden, stumpf und ohne jene Intelligenz schienen sie zu sein. Kraftlos und müde stand er dort ohne jedes Zeichen von Widerstand.
    Überrascht, aber auch vorsichtig, traten Jurina und Delara näher an ihn heran. Doch auch dies erweckte keinen neuen Zornesausbruch oder Wildheit in ihm, weiterhin schien er ein zwar kräftiger, aber nun mehr müder Stier ohne jedes Zeichen von Aggressivität zu sein.
    „Jetzt ist er so, wie wir ihn kennen.“ Ein weiterer Dorfbewohner trat heran, ein Mann mittleren Alters, der ebenfalls in dicke und warme Kleidung gekleidet war. „Heute morgen war er noch friedlich wie immer, doch dann, plötzlich –„ Er machte eine etwas hilflose Handbewegung. „Ich weiß nicht, was er hat. Oder hatte“, fügte er angesichts des nunmehr ruhigen Tieres hinzu.
    „Wir auch nicht“, erwiderte Delara. „Aber jetzt ist er ruhig und gesichert. Ihr könnt den Stall reparieren und wenn er so bleibt, wieder hineinbringen. Ist es vielleicht eine Rinderkrankheit?“ schlägt sie dann vor.
    „Keine, von der ich je gehört hätte“, antwortete der Bauer ohne zu zögern. „Ich hoffe, er bleibt ruhig. Wenn ich ihn töten müsste – ich könnte mir keinen neuen leisten.“
    „Dann hoffen wir, dass er so bleibt“, stimmte ihm Delara zu. Nachdenklich sah sie den Stier an.
    Da trat Korber zu ihnen. „Wir danken Ihnen aufrichtig, Euer Gnaden, gnädige Frau“, sagte er respektvoll zu den beiden Geweihten.
    „Auch ich bin eine Geweihte der donnernden Himmelsleuin“, sagte da Jurina stolz.
    Korber erschrak. „Verzeiht, Euer Gnaden. Ich ... wir“, stammelte er hilflos.
    „Ist schon gut“, erwiderte Jurina.
    „Dürfen wir Euch zu einem warmen Essen einladen? Das ist das mindeste, wie wir unseren Dank zeigen können und das gebietet uns schon die Herrin Travia.“
    Das nahmen Delara und Jurina gerne an. Sie konnten ihre Pferde in zwei Boxen in einem Stall unterstellen. Während sie die Sättel abnahmen, sagte Jurina: „Ich habe die Augen des Stieres gesehen. Sie waren tückisch und sehr intelligent. Zu intelligent für ein Tier. Doch dieser Ausdruck war verschwunden, nachdem wir ihn eingefangen hatten.“
    Delara nickte. „Mir ist aufgefallen, wie plötzlich ihn alle Wut und die Kraft schlagartig verließ und auch ich habe den Ausdruck seiner Augen gesehen, als er gefangen wurde. Ich frage mich, ob er etwa von einer dämonischen Wesenheit besessen war. Vielleicht sollten wir noch bis morgen hier warten.“
    „Ja, dann können wir ihn beobachten und eventuell Gegenmaßnahmen ergreifen.“
    Eine Unterkunft für die Nacht wurde ihnen nicht verwehrt, im Gegenteil, man betrachtete es als eine große Ehre und Freude, zwei Geweihte bewirten zu dürfen. Jurina und Delara genossen es durchaus, an einem warmen Kamin zu setzen und diese Nacht nicht unter freiem Himmel verbringen zu müssen.
    Die Bewohner Waldfeldes begannen am gleichen Nachmittag, den beschädigten Stall zu reparieren, so dass sich am Abend der immer noch – oder wieder – friedfertige Stier hineinführen ließ. Vorsichtshalber wurde er jedoch dennoch mit mehreren Seilen gesichert. Auch die verletzte Kuh war wieder auf den Beinen und stand versorgt im Stall. Delara und Jurina sahen einmal am Nachmittag und ein weiteres Mal des Abends nach dem Tier, aber es verhielt sich nach Aussagen seines Besitzer so wie immer.

  • Nach dem langen Lesestau gibts endlich wieder ne Fortsetzung! :lol:

    Wobei ich mich frage:

    Zitat

    Die Bewohner Waldfeldes begannen am gleichen Nachmittag, den beschädigten Stall zu reparieren, so dass sich am Abend der immer noch – oder wieder – friedfertige Stier hineinführen ließ.

    Soll das ein Hinweis auf weitere Geschehenisse sein? Ist er noch friedfertig? Oder bleibt er es sogar? Da tun sich Rätsel auf, auf die wir (hoffentlich) bald Antwort geleistet bekommen. :lol:

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    [br]"Das Wesen eines Genies besteht zu 5 Prozent aus Inspiration und zu 95 Prozent aus Transpiration." [Albert Einstein]

  • Und hier der Rest des 6. Kapitels ...


    Als sie aus dem Stall nach der Abendfütterung ihrer Stuten traten, blieben beide gleichzeitig erstaunt stehen. Der Schneemann war wieder da – diesmal jedoch nur einen Spann klein, aber eine Miniaturausgabe seines größeren Bruders oder größeren Selbst. Freundlich lächelte der Mund aus Eiskristallen aus einem Gesicht von Eiskristallen den beiden Frauen entgegen. Der Schneemann stand auf einem Pferchpfosten und sie waren sich sicher, dass er bei betreten des Stalles nicht zu sehen gewesen war, wie er überhaupt sich den Tag über hatte nicht blicken lassen.
    Jurina starrte ihn an, doch selbstverständlich änderte sich sein Ausdruck nicht. Vorsichtig traten sie und Delara an ihn heran, doch er sah tatsächlich unverändert aus, außer, dass er nun sehr klein war.
    Delara blickte sich kurz um, ob vielleicht Kinder des Dorfes dafür verantwortlich waren, doch war kein Kindergelächter zu hören. Spuren, die Hinweise hätten liefern können, gab es nicht, denn hier in Waldfeld war der Schnee platt getreten.
    Jurina ihrerseits blickte unverwandt auf den kleinen Schneemann. „Ich weiß nicht, was hier vorgeht“, meinte sie zu Delara, ohne ihre grünen Augen abzuwenden, „aber irgendwie hat er etwas damit zu tun, da bin ich mir sicher. Mit meinem Traum, den erfrorenen Orks und dem Stier. Wenn ihn diese Magierin geschickt hat ...“ Sie knirschte mit den Zähnen.
    Delara legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. „Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er uns das Leben gerettet.“
    „Ja – vielleicht, weil sie nicht will, dass ihr jemand ihre Rache streitig macht?“
    Delara atmete tief ein und aus. „Wir sollten vorsichtig sein“, sagte sie dann.


    Delara war es auch, die eine Messe für die Dorfbewohner hielt, der alle beiwohnten. Anschließend nahm sie den Dorfvorsteher Korber zur Seite und fragte nach einem Geweihten, der diese Gemeinde betreute.
    „Seine Gnaden Refodean Ulfaran, Meister der Ernte, kommt einmal pro Madalauf hier vorbei, auch öfter, wenn wir nach ihm schicken. Das nächste Mal wird er im nächsten Siebenspann kommen.“
    „Wenn sich am Stier irgendetwas verändern sollte, wisst Ihr, wie er ihn versuchen könnt, zu fangen. Schickt auf jeden Fall dann nach dem Meister der Ernte.“
    „Meint Ihr, es besteht Gefahr?“ Korber wirkte außerordentlich besorgt.
    „Keine akute“, beruhigte Delara ihn. „Es ist nur für den eventuellen Fall.. Wenn sich das Tier bis morgen weiterhin ruhig und normal verhält, sollte wohl alles in Ordnung sein. Aber erzählt dem Perainegeweihten auf jeden Fall von dem Ereignis.“
    „Das werden wir sowieso tun.“
    Am nächsten Morgen war der Stier noch immer so, wie man ihn kannte und auch während der Nacht war er ruhig geblieben. Delara und Jurina hatte die Nacht unter einem Dach gut getan, so dass sie und ihre Pferde gut ausgeruht die Weiterreise antraten. Am Abend hatten sie noch angeregte Unterhaltungen geführt, denn die Dorfbewohnter interessierten sich doch für Neuigkeiten aus der Ferne. Sie waren sehr beeindruckt, als sie erfuhren, dass Jurina eine Amazone war. Einige von ihnen hatten schon von Amazonen gehört, aber sie eher für einen Mythos denn Realität gehalten. Jurina fand ein solches Denken seltsam, war jedoch bereit, die eine oder andere Frage zu beantworten.
    Es gab von Waldfeld einen Weg nach Süden, der zur Reichsstraße führte, wurde ihnen erzählt, die Eslamsroden und Wehrheim verband. Der lag jedoch unter einer dicken Schneeschicht, so dass er kein schnelleres Vorankommen ermöglichen würde.
    Nach einer freundlichen Verabschiedung brachen sie auf. Delara und Jurina hatten darauf bestanden, Korber etwas Geld zu geben dafür, dass sie und die Pferde zu Essen und einen Schlafplatz bekommen hatten. Der Dorfvorsteher hatte es erst nicht angenommen mit dem Verweis auf Gastfreundschaft und das einfangen des Stieres, aber wirkliche Widerworte wollte er einer Ritterin der Göttin und einer Angehörigen der legendären Amazone nicht geben. Zusätzlich hatten sie sich mit Proviant eingedeckt. Der kleine Schneemann stand noch immer auf dem Zaunpfosten und blickte zum Stall.