Michael Ende, ein romantischer Phantast

  • Michael Ende wäre heute 83 Jahre alt geworden.
    In Erinnerung an diesen großartigen Schriftsteller werde ich mir heute etwas Zeit nehmen und wieder einmal eine seiner Erzählungen lesen, wahrscheinlich das 'Gefängnis der Freiheit'.

    Welche seiner Bücher und Erzählungen mögt Ihr?

    Ein Toast auf den romantischen Phantasten.

    Michael Ende gemalt von seinem Vater Edgar:

  • Warum ich das Buch (ich rede vom ersten Band) so mag? Es hat Humor, Spannung. Ende mag seine Protagonisten, er denunziert selbst die "Bösen" nicht. Am schönsten ist das bei Frau Mahlzahn (schon der Name: wie sie nachts mit den Zähnen knirscht! Wie sie unter sich selbst leidet!) zu sehen: in jedem steckt ein goldener Drache, voller Weisheit, man muss ihn nur in sich entdecken. Oder Herr Tur Tur, der Scheinriese. Was für ein Bild! Man muss sich etwas, das einem Angst macht, nur nähern und wird feststellen, dass es gar nicht so gefährlich ist, wie es von weitem schien. Schlimmstenfalls macht Ende etwas lächerlich, entlarvt ein System, so z.B. eine phantasielose, engstirnige Bürokratie, verkörpert in der Gestalt des Herrn Pi Pa Po, oder nicht hinterfragte Hierarchien, wie im Land der tausend Vulkane, wo es Halbdrachen und "echte" Drachen gibt.
    Natürlich habe ich das Buch als KInd nicht so gelesen, sondern bin nur eingetaucht in eine phantastische Welt, habe mitgezittert in der Region der schwarzen Felsen, bin mit hinabgestiegen in Nepomuks Schlot, saß mit den anderen Kindern auf einer der harten Steinbänke in Frau Mahlzahns Klasse.
    Das Buch ist klug, ohne belehrend zu sein, etwas, was mir an der viel späteren Momo überhaupt nicht gefällt, da ist Ende der Versuchung erlegen, seine Kritik an der heutigen Zeit auf dem Silbertablett zu servieren, er schildert eine Schwarz-Weiß-Welt, hier die Guten, da die Bösen, ohne Brüche. Sowas finde ich langweilig.

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

    seebruecke.org

    mission-lifeline.de

    sea-watch.org

  • Momo liest Momo
    Radost Bokel, die 'Film'-Momo, liest gemeinsam mit Jean-Marc Birkholz am Sonntag 13.12.2015 aus Michael Endes berühmten Roman 'Momo'.

    Die Veranstaltung beginnt um 17.00 Uhr im Bürgerhaus Nieder Roden, Römerstraße 13, 63110 Rodgau. Der Eintritt kostet 7,- Euro.


    Karten sind im Vorverkauf über die Agentur für Kultur, Sport und Ehrenamt zu bekommen (Telefon: 06106-6931227 oder http://www.rodgau-theater.de )

  • Ich muss gestehen, dass ich von Michael Ende lediglich seine drei wohl bekanntesten Werke kenne und sehr schätze: Jim Knopf, Die unendliche Geschichte und Momo. Ich finde, dass die Geschichten sowohl etwas für Kinder als auch Erwachsene sind. Vor einem guten Jahr hatte ich erst Momo gelesen. Schön ist auch die nachdenklich stimmende Gesellschaftskritik eingebettet in ein fantastisches Setting sowohl bei der unendlichen Geschichte als auch bei Momo - für Jim Knopf kann ich das mangels Erinnerung nicht sagen.

    Falls jemand weitere Geschichten von Ende empfehlen kann, bin ich ganz Ohr.

  • Falls jemand weitere Geschichten von Ende empfehlen kann, bin ich ganz Ohr.

    Inspiriert von und mit Bildern seines Vaters Edgar die Erzählsammlung:
    'Der Spiegel im Spiegel'
    sehr zu empfehlen :)

    Immer wieder gerne lese ich auch die Erzählungen in
    'Das Gefängnis der Freiheit'

    Und eins meiner Lieblingsbücher von ihm ist
    'Der... Wunschpunsch'

    Aber am besten, du liest alles, was Ende geschrieben hat. So viel ist das eh nicht. Und lohneswert ist es alle mal :)

  • "Die Unendliche Geschichte", "Momo" (ja, Zeitdiebe gib t es weiterhin, die neuste "Erfindung" nennt sich Handy), "Jim Knopf", und "Zettelkasten". Hab auch eine gute Biographie ... ein traurig faszinierender Mensch.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Antwort auf Frage 2: Ja. (Ich fand die Bio so gut das ich nun die über Astrid Lindgren angefangen habe.)

    "Traurig" ist schwer zu verstehen - Ende war "gefangen" zwischen verschiedenen "Weltbildern" ... die Biographie geht auf die Person Ende sehr ein - aber auch auf die Zeit in der er lebte und schrieb. Somit ist die Bio auch etwas Zeitgeschichte über den deutschen Buchhandel und der Umgang mit "Fantasiegeschichten".

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Ende war "gefangen" zwischen verschiedenen "Weltbildern"

    So habe ich die Biographie nicht gelesen.
    Für mich war Ende eher ein Suchender, ein Leben lang. Er hat sich mit so vielen (esoterischen) Denkgebäuden beschäftigt. Und doch für sich nie ein eigenes ganzes gefunden.
    Was mir die Biographie vermittelt hat (mehr als ich bisher wahr haben wollte) ist, das die Zeit für einen Michael Ende nicht reif war. Das dürfte ihm sehr zu schafen gemacht haben.
    Ich fand das Buch von Dankert auch sehr gelungen. Sie hat mir auch wieder einmal gezeigt, das man Ende nicht einseitig denken kann, und das es noch viel über ihn zu entdecken gibt.

  • Seine Erziehung, das damalige Deutschland, seine Ehefrau - das sind für mich verschiedene "Weltbilder" und nimmt man noch seine Gedanken aus "Zettelkasten" hinzu war er ein sehr nachdenklicher Mensch.
    Ende wurde immer in eine "Leser"Ecke gedrängt oder gleich ins esoterische (oder nehmen sie etwas Drogen?) - und damit war er "gefangen".
    Ja, man sollte die Bio lesen um in etwa das zu verstehen und was ich in wenigen Worten ausdrücken wollte. Ende hätte dies sicherlich besser gekonnt - aber nicht kürzer :)

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Die unendliche Geschichte war das erst „richtige“ Buch das ich gelesen habe. (Also eines, dass nicht explizit Kinderbuch war und auch eine 3-stellige Seitenzahl hatte.) Das Exemplar habe ich heute noch (durfte es beim Auszug mitnehmen), inklusive des Blutflecks auf dem Einband, da ich beim langen Sitzen in der Sonne Nasenbluten bekommen hatte. Ich habe es damals in meinen ersten Sommerferien im Urlaub gelesen und seitdem noch viele Male.

    Was an dem Buch begeistert ist diese vollkommen Fantastische Welt, die man nicht nur als Kind, sondern auch als Erwachsener spannend finden kann.

    Meine Lieblingskapitel waren immer „Yggramul die Viele“ und „die Uyulala“ aus dem Ersten Teil und relativ viele aus dem zweiten. (Perelin der Nachtwald, Goab die Wüste der Farben, Graógramán, der Bunte Tod, Die alte Kaiserstadt und das Bergwerk der Bilder sind mir da am besten in Erinnerung.)

  • Er hat ja auch Jahrelang daran - mit Pausen - gearbeitet.

    Sehr schön ist die "Vorgeschichte" (Die Geheime Bibliothek) von Ralf Isau.

    In "Das große M.E. Lesebuch" befindet sich ein unveröff. Kapitel aus dem Manuskript "Unendl. Gesch.": Bastian erlernt die Zauberkunst (muß man aber nicht kennen).

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Bei Michael Ende darf man die Theaterstücke nicht vergessen (seine wahre Liebe galt wohl dem Theater) ... Die Sammlung "Magische Bühnenwelten" vom PIPER-Verlag enthält sämtliche Theaterstücke, u.a. auch das "Gauklermärchen" - zeitlos aktuell.

    Bei den Erzählungen möchte ich noch "Ophelias Schattentheater" (Theater!) anführen, die Ausgabe mit den Bildern von FRIEDRICH HECHELMANN (THIENEMANN Verlag) ist wunderschön.

    "Mut? Wenns nur das ist – Mut hab ich genug, um barfuß mitten durch die Hölle zu gehn." (SCHILLER: Die Räuber [1781/82], I.2)

    "Na, dann komm' mit nach Tharun ..."

  • In diesem Jahr wird Michael Endes 90.Geburtstag gefeiert.

    Es gibt eine Homepage, die alle Veranstaltungen und Events bündelt: 90.Geburtstag

    Eine Roman- Biographie ist schon erschienen und eine wunderschön illustrierte Ausgabe von 'Die Unendliche Geschichte'.

  • Michael Ende hatte das Pech - und wir Deutsche damit auch - das er in einer Vor-Harry-Potter-Zeit geboren wurde, wo Engstirnigkeit eine klare Linie zwischen Schund (also Comics), Märchen- und Kinderbücher und Erwachsenelitertur zog. Ende schrieb aber für alle, wie man im "Zettelkasten" und "Niemalsgarten" ersehen kann. Und er wurde oft mißverstanden bzw. falsch zitiert. Dürfe Erwachsene nicht träumen? Ist die Autorin von Harry-Potter eine Satanistin? Nein. Aber damlas war eine seltsame Zeit.

    Ende legte anscheiend großen Wert am Klang des Geschriebenen, das wird in der Unendlichen Geschichten - finde ich - deutlich. Und vom (u.a. farbigen) Aufbau ist die Unendliche Geschichte einmalig. Dabei ging er - wie er mal schrieb -nicht gezielt vor ... wußte nicht wohin das Ende zusteuerte.

    Und bei Jim Knopf tobte er sich so richtig aus - gerade im 2. Teil. ;)

    Während Momo sein ernstes -mir bekannte- Buch ist.

    Nebenbei, der Weg zu Ende war -weil ich es nciht wußte- die Ausgburger Puppenkiste mit Jim Knopf - sondern die Verfilmung der Unendlichen Geschichte, den Film hab sich seitdem nie wieder ansehen können, während ich das Buch mehrmals - und neu - gelesen habe.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Die Illustrationen sind wunderschön!

    Vielleicht auch für mich noch mal einen Kauf wert.

    Interessanterweise sind die zwei für mich magischten und schönsten Bücher die ich je gelesen habe noch immer zwei Jugendbücher, obwohl ich mittlerweile Mitte 30 bin.

    Und die Unendliche Geschichte von Michael Ende ist eines davon.

    (Das andere ist "Die Türme des Februar" von Tonke Dragt - das wird wohl für immer mein Lieblingsbuch bleiben.)

  • Wenn mehrere Menschen das gleiche Buch lesen, lesen sie dann wirklich dasselbe?

    Was tun die Personen in einem Buch, wenn es gerade niemand liest?

    Wo geschieht das, was zwischen einem Leser und seinem Buch vorgeht?

    (aus "Vierundvierzig Fragen an den geneigten Leser", abgedruckt im Zettelkasten, 1994)

    Alle 43 Fragen regen zum Nachdednken an, denn es geht nicht nur um Schriftstellerei; und die meisten dürften sich nicht (oder gar nicht) leicht beantworten lassen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Um auf die Eingangsfrage einzugehen, Die unendeliche Geschichte. Die ich aber kurioserweise gar nicht als Buch sondern als Hörspiel kennengelernt habe, damals in den 80ern. Damals noch auf Audiokasette. Habe ich rauf unter runtergespielt das Ding. Wieder und wieder und wieder.

    Wo geschieht das, was zwischen einem Leser und seinem Buch vorgeht?

    Und im Zusammenhang mit dieser Frage, war damals für mich ganz sicher eines wahr: Die wahren Abenteuer sind im Kopf ...