Von Slapstick bis Epik, von Finsternis bis Licht

  • Ich hätte da mal eine recht allgemeine Frage zum Spielstil, der in Euren Gruppen so vorherrscht:

    Wird bei Euch stillschweigend erwartet, das sich Eure Spieler moralisch verhalten, also zu echten Lichtgestalten heranwachsen, ein jeder also eine verkleinerte Prinzipientreue mit sich rumträgt... das typische Heldenspiel also, ....
    oder nehmt Ihr es als Meister auch locker hin, wenn die Herren Spieler zwischendurch einen ordentlichen Bruch auf eigene Rechnung durchziehen, im Zuge dessen eine ausgebrannte Hütte (ehemals Villa), vier nicht mehr ganz so gesunde oder lebendige Wachen und ein kleines Rudel an übrigen Kollateralschäden produziert werden.

    Mir ist schon klar, das wohl jeder Meister hier die Hand des Gesetzes auf das Spielszenario knallen lässt, ich würde nur gerne wissen, ob Ihr solche Situationen durch etwas übertriebenen Eifer der hiesigen Ordnungsmacht und/oder ungewöhnlich begabte Ermittler, erstaunlich rachsüchtige Banden und ähnliche Modifikationen für die Spieler bitterer gestaltet als es realistisch wäre, um Eurer Gruppe ein heldenhafteres Spiel nahezulegen.

    Und noch eine verwandte Frage:

    Verlangt Ihr Talentproben in dem Maße und mit der Erschwernis, die Euch realistisch erscheint, oder drückt Ihr vielleicht eher mal ein Auge zu, um einem noch nicht ganz so gereiften Helden auch einen eigentlich nicht machbaren Erfolg zukommen zu lassen...
    oder veranschlagt Ihr im Rahmen eines etwas humoristischen Spielstils auch in Alltagssituationen eine (realistisch betrachtet überflüssige) Talentprobe, um der Spielergruppe ein Lacherlebnis zu bereiten ?
    Ein Beispiel wäre die Amazone, die bei einem sehr natürlichen Vorgang, den man für gewöhnlich alleine und bei guter Belüftung vollführt, derart von einem zufällig vorbeihuschenden Luchs erschreckt wird, dass sie für einen (seeehhhr entscheidenden) Moment vergisst, sich am Ast festzuhalten und die in Folge dieses Zwischenfalls leicht übelriechend und nicht mehr ganz so sauber und appetitlich zum Lager zurückkehren muss.

  • Also Einbrüche und Diebstähle finde ich in Ordnung. Aber bei Mord würde meiner Meinung nach der Spaß aufhören. Ich habe keine Lust eine Gruppe aus Meuchelmördern und fanatischen Schwarzmagiern zu leiten.
    Die Gruppe, die ich im Moment leite besteht aus einem Stutzer, einem Theaterzauberer und einer Tsa-Geweihten. Und das Hauptaugenmerk liegt auf Humor, aber nicht zwangsläufig durch Talentproben, sondern wenn der Stutzer mal wieder mit dem Ehemann einer seiner Eroberungen konfrontiert wird, und ohne Hose durch das nächtliche Kuslik fliehen muss. :zwinker2:

  • Ich für meinen Teil richte mich stark nach meinen Spielern.

    Atm meistere ich eine Gruppe, wo ein Spieler einen Char spielt, der ehemals beim zweiten Finger Tsas war (Ist das der richte Name? oder zweite Hand von Tsa?) Das ist eine Vereinigung, welche vor Mord nicht zurückschreckt... Aber auch mal interessant, einen Bösen zu spielen.

  • Meine Gruppen sind für diverses ausgelegt.

    Eine Gruppe ist wie bereits erwähnt aus Leuten vom fahrenden Volk, eine andere aus "chaotisch-neutralen bis bösen" Charakteren.

    Zu letzterer Gruppe mal etwas:

    Nicht ganz zufälliger "Anführer" ist ein Schwarzmagier, der in seiner Ausbildung von seinem paranoiden Meister (der für einen Wahren Schwarzmagier zu gutmütig war um seinen Schüler einfach zu töten...) auf eine unmögliche (weil fiktive) Mission geschickt, mit der Anweisung diese zu erfüllen oder niemals mehr auch nur in die Nähe seines Turms zu kommen. Er ist naiv, zwanghaft böse und in seinem Fachbereich nicht sonderlich fähig. Dafür ist er um einiges gebildeter als der Rest der Gruppe.
    Muskeln werden der Truppe durch eine gesuchte Al'Anfanische Söldnerin und einen Deserteur der Kaiserlich Garethischen Armee gestellt. Sie ist die Hälfte der Zeit besoffen, macht Ärger und legt sich mit jedem an, er... naja, Wehrdienstverweigerer halt. Notwehr: OK, Angriff: Nee!
    Augen und Ohren sind eine tollpatschige Spitzelin. An sich ganz gut in ihrem Fach, aber mindestens einmal pro Lausch-/Beobachtungsaktion passiert ein Missgeschick. (Zertretener Zweig, umgestoßene Statue... Am besten war's als eine ganze Galerie von kleinen 1m-Ziersäulen im Dominoeffekt zu Bruch ging, weil sie beim Abzug von ihrem Auftrag über die Teppichkante stolperte... :lol: )
    Bleibt noch ein Halbelfischer Einbrecher. Intuitivmagier (Steigerung von Attributen, Heilung). Problem bei ihm: Er stiehlt kein Gold oder Silber, nein: Gebrauchsgegenstände, die er selbst gebrauchen kann, sowie Nahrung und Kleidung. In seltenen Fällen stiehlt er mal was anderes um es auf der Straße zu tauschen, oder er begeht einen Auftragsbruch und klaut was Spezielles.

    Allen ist gemein, dass sie entweder per allgemeiner Definition als böse gelten (Sei es Herkunft, Profession, Geschichte) oder als böse gelten wollen (Schwarzmagier), es aber irgendwie doch nicht sind oder eben nur kleine Rädchen im Getriebe der Dunklen Seite der Welt. Sie müssen auch irgendwie überleben, haben ähnliche Wünsche und Vorstellungen von einem schönen Leben wie alle anderen auch. Gut, ihre Methoden sind nicht immer ganz koscher und wenn ihre wahre Identität bekannt wäre, sie müssten untertauchen. An sich ganz witzig.

    Der Reiz bei der anderen Gruppe ist das Vorurteil. Es ist eine Randgruppe in sich, dazu von der Gesellschaft gebranntmarkte Berufe, tatsächlich etwas abweichende Moral- und Rechtsvorstellungen... Aber immer Lebenslustig und selbst noch am Pranger Grimassen schneiden! *ggg* Eignen sich natürlich nicht für Große Heldentaten, aber sind gut genug für Dorf-/Stadtabenteuer, wo's darum geht die Unschuld eines Gruppenmitglieds zu beweisen, oder anderen Ärger mit Banden, Zünften, womöglich dem Stadtrat... Die Charakter-Gruppe spielen wir ausschließlichn wegen dem Spaßfaktor, vor allem wenn das Letzte LARP etwas her ist. (Sind ja gleichzeitig, bis auf eine Anpassung auf Aventurien, unsere LARP-Charaktere.)

    Dùn do chlab! Fan sàmhach!

  • Ob die Helden lieb oder böse sind hängt ganz vom entsprechenden Charkonzept ab.
    Manchmal ist es schon interessant, Kaltblütige Killer oder Schwarzmagier zu spielen, aber für gewöhnlich haben all meine Helden enge Moralvostellungen...

    Aber mal was ganz anderes: ISt das wirklich eine DSA4- spezifische Frage oder würde es zum DSA allgemien nicht besser passen?

  • Einbrüche, oder Trickbetrügereien sind völlig in Ordnung und wer ein richtiger Dieb sein will, muß das auch tun, wie ich meine (ruhig außerhalb einer Spielsitzung, denn aus meiner Erfahrung dauert das OT länger als eine halbe Stunde und würde die anderen Spieler von daher langweilen, außerdem geht so etwas ja nicht unbedingt jedermann an).
    Allerdings sind Morde, Brandschatzereien, etc. auch nicht in mein Bild passend, was ein SC mit seinem eigenem Gewissen vereinbaren können sollte ... Also ich rede von dem typischen SC, der ja durchaus grau in seiner Ausrichtung sein kann (Strahlemänner/frauen in klinisch weiß finde ich ohnehin eher uninteressant für mich), oder mit dunklen Flecken versehen, nicht von "Wir spielen eine richtig echte böse Gruppe", das nur als Anmerkung.

    Was die Proben angeht: Ich als SL habe keine Hemmungen, schon mal unabhängig vom Würfelergebnis (für NSC) zu entscheiden, was für ein Ergebnis herumkommen sollte, aber nur, wenn ich auch meine, daß das angemessen ist in der jeweiligen Situation.
    Es kommt des Weiteren auf den Erfolg an, der erreicht werden soll. Einem Stufe 1 oder 3 Dieb gestehe ich nicht zu, erfolgreich in den Kaiserpalast einbrechen zu können, etwas zu stehlen und wieder zu entkommen.
    Davon abgesehen sollte man als SL natürlich eine Vorstellung davon haben, was für Fähigkeiten so ein SC hat und obendrein würde im Falle eines Einbruches wohl mit in die zu verlangenden Proben mit einfließen, wie das Vorfeld mir vom Spieler beschrieben wird: was Auswahl des Zielobjektes ist, was und wie ausgekundschaftet wird, was für Vorbereitungen getroffen werden, etc.

    Wenn im ZUge einer solchen Aktin aber zu ungewöhnlich harten Maßnahmen gegriffen werden sollte, würde ich OT wohl erst mal nachhaken, ob das tatsächlich so gemeint ist, ob klar ist, was man da gerade im Begriff ist zu tun. Sollte dann immer noch Mord und Totschlag geplant sein ... Was genau ich dann tun würde, kann ich jetzt nicht so sagen, da ich das noch nicht hatte. Unter der Prämisse, daß der Spieler aber der Überzeugung anhängt, daß er einen von den "Guten" anhängt, würde ich das aber nict durchgehen lassen. Vielleicht wird er entdeckt, weil er eine Probe versiebt und zu unachtsam ist, oder weil jemand besonders aufmerksam ist oder, sehr schlaue Ermittler - das könnte ich so nicht sagen, da es ja obendrein sehr situationsbezogen ist.

    Überflüssige Proben wenden weder ich noch die SL, bei denen ich spiele an- im Gegenteil, wenn man davon ausgehen kann, daß ein SC etwas verlangtes kann, dann wird nicht gewürfelt. Manchmal werden ganze Sitzungen gar nicht oder nur wenig gewürfelt, weil es keine Situationen gibt, da das nötig wäre und/oder alles durch das Rollenspiel umgesetzt wird.

    Denn im Endeffekt ist es nicht unbedingt lustig, an irgendetwas alltäglichem zu scheitern oder gar sich zu blamieren. z.B. finde ich das Bsp. der Amazone überhaupt nicht witzig (nicht mal, es zu lesen).
    Lustige Situationen können auch anders erreicht/umgesetzt werden.

    Leviathanas: Zweiter Finger Tsas ist schon richtig.

    Da Beug mit seiner Anmerkung Recht hat, werde ich diesen Thread denn auch verschieben.

  • Zitat

    Denn im Endeffekt ist es nicht unbedingt lustig, an irgendetwas alltäglichem zu scheitern oder gar sich zu blamieren. z.B. finde ich das Bsp. der Amazone überhaupt nicht witzig (nicht mal, es zu lesen).

    Echt nicht?

    naja, geschmunzelt hab ich schon... aber es stimmt schon, was Schattenkatze da sagt. Wenn solch eine Situation genutzt wird, um zu zeigen, dass die Amazone am ende doch "nur" ein Mensch ist, finde ich das Sympatisch. Aber, um den Spieler damit "eins auszuwischen" halte ich es für unangebracht. Ich glaube, das wollte Schattenkatze zum Ausdruck bringen, richtig?

  • Ich finde, es gibt weniger peinliche, beschämende und durchaus weniger 'herabwürdigende' Möglichkeiten, die Menschlichkeit einer Amazone oder eines Barbaren oder eines Adeligen (etc.) zu zeigen als durch ausgerechnet eine solche. Denn diese Situation ist genau das, hingegen lustig oder selbst Situationskomik etwas anderes für mich ist.

  • Zitat

    Manchmal ist es schon interessant, Kaltblütige Killer oder Schwarzmagier zu spielen...


    Das haben wir natürlich auch schon probiert, aber das Ergebnis war, dass uns nach ca. zwei Stunden langweilig wurde. Rumlaufen und Leute töten ist halt auf Dauer nicht so spannend (übrigens auch wenn es böse Leute sind :zwinker2: ).

  • Gnaa, ich will nicht auf dem Thema herumreiten, aber tortzdem ein reply zu Schattenkatze:

    Frage: Gibt es im Leben eines Adeligen, eines Barbaren oder einer Amazone keine Situation, die mal peinlich, beschämend oder 'herabwürdigend' ist? Ich gestehe natürlich zu, dass diese Situationen viel seltener auftreten, klar. Aber mit Fingerspitzengefühl eingebracht, einmal auf 6 Monate verteilt finde ich eine solche Angelegenheit gerade zu wie geschaffen für einen "hochgestellten" Char, da schadenfreude immer noch die beste Freude ist.

    Naja, ist auch egal. Wenn Schattenkatze in meiner Gruppe spielen würde, würde ich halt Rücksicht nehmen... So sollte man es übrigens auch halten. Wenn das gut ankommt, warum nicht, wenn nicht, warum schon...

  • Ich halte nun mal nichts von 'herabwürdigenden' Situationen.^^ Natürlich kann es zu solchen kommen, aber sie sollten nicht auf solche Art herbei geführt werden, meiner Meinung nach. Lustige Situationen (selbst, wenn der betroffenen Char nicht unbedingt drüber lachen kann) dagegen halte ich für völlig in Ordnung.
    Da mag zwar manchmal die Grenze sehr eng sein zwischen 'herabwürdigend' und lustig, aber ich denke, allein der Umstand, daß ein solches Erlebnis (und die mögliche Schadenfreude, wobei ich persönlich über solches Ereignis nicht lachen könnte, glaube ich) das persönliche Verhältnis zwischen den Chars negativ prägen kann im schlimmsten Fall, oder auch dem Betroffenen es schwer macht, ernst genommen zu werden, sollte mit bedacht werden bei so etwas.

    Danke. ;)

    Aber so langsam sollten wir mit dem Thema in der Tat aufhören, da es hier gar nicht hin gehört.

  • Jo, back 2 Topic (nachseh, was überhaupt im Topic steht)

    Ah, die zweite Frage:

    Ich handhabe es oft so, dass ich mir kurz überlege, ob eine Erschwernis überhaupt die hälfte des zu erwartenden Talentwertes übeschreitet....

    Wenn das nicht der Fall ist, verzichte ich meist auf das würfeln.

  • Upps, da hab ich ja was losgetreten...

    Schattenkatze: Die Situation gab's bei einer rein männlichen (und damit entsprechend wenig bis mäßig reifen... ich darf das sagen, ich bin auch einer) und nicht mehr ganz nüchternen Gruppe, die sich einstimmig etwa 30 Minuten lang an diesem kleinen Ausflug in den Kloaken-Humor erfreute... der Spieler der Amazone vorneweg. So was passiert auch nicht täglich, aber wenn eine Gruppe ein nicht so bierernstes Verhältnis zu ihren Charakteren hat, kommt da meiner Erfahrung nach kein Gefühl der Erniedrigung von Seiten der Spieler auf.

    Beug: Stimmt, mein Fehler, DSA ist ja nicht erst seit der 4. Edition den Dungeoncrawl-Schuhen entwachsen... glücklicherweise, wohlgemerkt !