Im Jahresendtaumel würde ich sagen:
Der Geweihte ist ein oder der Weihnachtsmann oder bloß Knecht Ruprecht, aber keine Kaufhaus-Plattform im Internet. Die Verlässlichkeit ist ähnlich, deshalb ist die Verwendung der gleichen Regeln für "kommt das Päckchen oder kommt es nicht" auch in Ordnung. Die Erklärungen für "kommt nicht!" entlarven den Unterschied: im einen Fall liegt zwischen Bestellplattform, Zentrallager und Endkunde ein technischer Fehler vor, und es gibt auch ein Qualitätsmanagement, das diesen Fehler ergründen kann - das meine ich mit "wissenschaftlicher Herangehensweise". Im anderen Falle - wer weiß es genau? War man unartig, wurde der Wunschzettel verbaselt, ist der Nordpol zugeschneit, sind gerade andere Kinder bedürftiger? ...
Wenn man hingegen annimmt, dass eine Liturgie nur eine übernatürliche Fähigkeit des Geweihten ist, zerstört man den Mythos vom Weihnachtsmann.
Ja genau da empfinde ich genau anders.
Wenn die Liturgie etwas ist, dass der Geweihte tut, verliert zwar das Liturgiewirken an Mystik, aber die Götter selbst gewinnen. Wenn die Liturgie nicht klappt und man kann sagen, dass wohl der Gweihte einen Fehler in der Ausführung gemacht hat, ist das verträglicher für das Spiel als wenn dies bedeutet, dass der Gott selbst gerade das Ansinnen des Priesters nicht billigt. Ebenso umgekehrt : Eine gelungene Liturgie, die der Geweihte vollbringt heißt nicht, dass der Gott dem Geweihten in der aktuellen Situation Recht gibt oder der Gott selbst Mist gebaut hat, wenn sich heraus stellt, dass die Liturgie an dieser Stelle eine eher blöde Idee war.
Wenn Liturgien nicht in den Händen der Geweihten liegen, muss der SL den Gott jedesmal Stellung beziehen lassen. Und da werden auch immer Fehlentschedungen dabeisein, die den Gott lächerlich aussehen lassen und ein Versagen des Geweihten wird öfter als Versagen des Gottes empfunden.
Wenn hingegen der Gott nur seine Geweihten aussucht (und zwar nach Potential, denn auch die Götter kennen nicht die Zukunft genau) und ihnen vertrauensvoll Mittel (Karma) in die Hand gibt, die diese dan im göttlichen Sinne eigenverantwortlich einsetzen müssen, dann ist ein unkluger/scheiternder/unmoralischer/irrender Geweihter einfach nur Jemand, der seinen Gott enttäuscht und den Hoffnungen nicht gerecht geworden ist. Der Gott bleibt von diesem Makel unberührt und so verehrungswürdig und entrückt wie zuvor.