Das Vademecum wurde OT geschrieben mit dem Ziel, mehr über den Schwertbund, seinen Glauben, seine Gebete, seine Denkweise mit all seinen Facetten zu erfahren und die IT-Sichtweise ist ebenfalls diese. Wenn also ein Rondra-Geweihte so über die Ehre schreibt, ist das in dem Kontext meiner Auffassung nach sicherlich nicht so verstehen, dass das die Sichtweise dieses einen und sonst von eher wenigen, bzw. nicht zwingend geteilt wird. Wie geschrieben, auch vor dem Vademecum habe ich den Rondra-Glauben und dessen Ehrkodex nie anders verstanden, nicht in DSA 3 und nicht in DSA 4.
Schon in WdG lautet die Überschrift für die Geweihten der Rondra "Ehre und Mut" (S. 50).
Dazu sind Schutz der Schwachen, Ritterlichkeit, Verteidigung des Glaubens, Säuberung von Übel recht eindeutig mit Kampf und Auftreten verknüpft, und Kampf und Auftreten wiederum mit Wahrung der Ehre, Tapferkeit, Großmut und Schwertmeisterschaft.
"Das Leben ist ewiger Kampf gegen den Unglauben und die Kräfte der Finsternis" (WdG, S, 46), das ist das Weltbild des Schwertbunds, und Feinbilder sind u.a. "Hinterlist, Feigheit und Ehrlosigkeit" (S. 46.), und das nicht nur im Umgang mit der Waffe dem Feind gegenüber, sondern ganz allgemein.
Ich finde nichts, dass Ehrenhaftigkeit im reinen Kampf mit der Waffe fordert und die nicht mehr gefragt ist, sobald man anders als mit der Waffe dasteht, denn alles für einen Rondrianer Kampf, und alles ist mit Ehrlichkeit und Ehrenhaftigkeit verknüpft, weshalb die Lehre der Kirche auch lautet: "Kämpfe mit Ehre, kämpfe mit Mut – kämpfe!" (WdG, S. 46).
Wie würde eine rondratreue Amazone in solch einer Situation reagieren?
Davon ab, dass wir die ganz genauen Umstände nicht kennen, wie sich die Szene zugetragen hat, wo das Gespräch geführt wurde und unter welchen Vorauszeichen, wer alles dabei war: In meinem Aventurien würde, wie schon oben geschrieben, keine von mir gespielte Amazone, Geweihte des Schwertbunds oder irgendeine Person mit rondrianischen Idealen in einem Jähzornanfall eine Waffe ziehen und die Person köpfen ohne Vorwarnung (weil bei uns Jähzorn nicht impliziert, dass man auch mal gerade trotz gegenteiliger Überzeugungen versucht umzubringen), ohne Anzeichen von Aggression oder gar einem Angriff. Und ohne den Jähzorn ebenfalls nicht.
Wenn zum Reden getroffen wird, wird geredet. Der Gegner muss mit der Aggression beginnen, gerade, wenn zum Reden getroffen wurde. Es gäbe z.B. kein Vortäuschen von "Lass uns reden - er ist da, nehmt ihn fest, ich lenke ihn durch reden ab". Wenn man festnehmen oder kämpfen möchte oder die Festnahme durch gebotene Maßnahmen untermauern möchte, wird daraus kein Hehl gemacht.
Es gibt natürlich Situationen, wie in der anderen Diskussion geschrieben, da es sich ergibt, dass der eine Aspekt zu Gunsten eines anderen zurückstehen muss. z.B. Schutz der Schwachen wird höher gewertet wird als eine der anderen. Meine Rondrianerin (damals noch IT die nächsten Jahre nicht geweiht), eine ehemalige Amazone übrigens mit PT, hat das zweimal in ihrem Leben gemacht. Es war ihre Entscheidung auf Grundlage der jeweils gegebenen Situation, den gefährlichen Schwarzmagier, der in einem Fall bekannt ein Paktierer war (im anderen Fall war es es auch, aber das war IT da noch unbekannt), dem anders nicht beizukommen war, von hinten anzugreifen ohne dass er darum wusste. Und obwohl das jeweils zwei Figuren waren, von großer Macht, gefährlich und die nachweislich und bekannt sehr, sehr vielen Menschen großen Schaden zufügten und in jenen Momenten es auch gerade weiterhin taten, hat der Zweck nicht die Mittel geheiligt, der Bruch der PT war da, und es wurde jedes Mal beschlossen, dass nie wieder nötig wäre (hat nach dem ersten Mal bekanntlich nicht so funktioniert).
Als Rondrianer nimmt man den schweren, steinigen, unbequemen Weg der Ehrenhaftigkeit, der sich oft findet, wen man danach sucht, auch wenn er deutlich aufwendiger und oft gefährlicher ist. Und wenn sich dieser Weg tatsächlich mal nicht findet, ist eine mehr als bedauerliche Sachlage für den/die Betroffenen, und mit "war ein böser Möpp, ich habe andere beschützt, also ist egal, wie ich mich dabei verhalte" ist es eben nicht getan, weil es das umfassende Ideal ist, alles mit Ehre und Anstand zu tun.
Nun sind Ideale eine Sache und derische Realität eine andere, und das wird jeder Rondrianer bald feststellen, und das wissen auch die Rondrianer, die ausbilden und lehren. Deshalb ist das Leben ein Kampf, deshalb soll gekämpft werden, und deshalb soll ehrenvoll gekämpft werden.
(Die Referenz auf den anderen Faden ergibt sich bereits über das Zitat, das ich von Dir oben zitiert habe.)