Aber ... was liest man bei beinahe jeder Stadtbeschreibung? Die Traviatempel sehen wie Armenhäuser aus und die Praiostempel haben goldene Kuppeln.
Da kommt es aber nicht nur darauf an, wie viel Geld du bekommst, sondern auch, was du damit machst. Die Travia-Tempel sehen oft wie Armenhäuser aus, weil sie oft Armenhäuser sind. Man nimmt verwaiste Kinder auf, speist die Hungernden usw. Und dabei entstehen halt keine goldenen Kuppeln, nur ein dreckiger Boden, den die Novizen wischen müssen. In Nord- und Mittelaventurien würde ich erwarten, dass die Travia-Kirche von allen Schichten, in der Stadt wie auf dem Land recht viele Zehnte empfängt.
Wenn ich mir folgende Punkte so ansehe...
"Politischer Einfluss: groß (Die Travia-Kirche herrscht in den kommenden Jahren über die KirchenmarkTraviamark,es gibt personelle Verflechtung mit der Familie Rabenmund und dem darpatischen Fürstenhaus; kein Adelshaus kann auf den Segen der Kirche verzichten, wenn die Erblinie legitim sein soll; über Bäcker und andere Zünfte Einfluss in vielen Stadträten), auf dem Land viele Anhänger" (WdG 67)
"Feindbilder: Missachtung der Gastfreundschaft, Ehebruch, Unzuverlässigkeit, Habsucht, Hoffart, Geiz, mangelndes Mitgefühl, Prostitution (und allgemein lockere Sitten), Bruch des Hausfriedens (zum Beispiel Ein- und Ehebruch), Prasserei" (ebd.)
"Bei der städtischen Bevölkerung in Nord- und Mittelaventurien ist Travia sehr beliebt, denn in ihren Tempeln findet jeder in der Not Zuspruch, ein warmes Plätzchen und einen Teller Suppe. Vor allem im Norden schätzt man zudem, dass Travia Sippe und Freundschaft, ohne die man in der rauen, unwirtlichen Natur kaum überleben kann, schützt und heilig hält. Das städtische Bürgertum achtet die Geweihten wegen ihres strikten Eintretens für Werte, wie sie auch die Zünfte vertreten, außerdem, weil viele Bürger als Wandergesellen oder Handelsreisende selbst oft auf Gastfreundschaft angewiesen waren. Dass sich viele Wirte Travia als Schutzpatronin ausgesucht haben, mag nicht weiter verwundern. Der Adel begrüßt es, dass die Travia-Kirche die Armen ruhig hält und nicht aufwiegelt. Weniger Anklang finden Aufrufe zu Milde und Abkehr vom Prunk sowie das Tempelasyl. In Horasreich, Südaventurien und besonders bei den Tulamiden ist die Kirche wenig angesehen, vor allem wegen ihres Eintretens für Einehe und eheliche Treue." (ebd.)
würde ich erwarten, dass die Travia-Kirche finanziell eigentlich gut dastehen müsste, das aber nicht für "Prunk" und "Prasserei" verwendet. Wenn man einen Vergleich mit Praios-Tempeln machen würde, würde ich auch sonstige Opfergaben mit einbeziehen:
Praios: "Opfergaben: Gold, Goldschmuck, Bernstein (auch als Brandopfer), Kerzen, Heiligenfigürchen aus Holz, Metall (möglichst vergoldet) oder Stein, Gelübde, Tempelschmuck, Weihrauch, duftendes Praiosandelholz" (WdG 35; Hervorhebungen durch mich)
Travia: "Opfergaben: Nahrungsmittel (vor allem Brot), Bier, Kerzen, Öl, Feuerholz. Geopferte Speisen und Getränke werden von den Gläubigen, Travias Gästen, verzehrt; nicht etwa verbrannt oder auf den Altar gegossen. Weit verbreitet ist es, Speise und die Sicherheit des Heims mit den Bedürftigen zu teilen." (WdG 67)
Wer wird wohl die eindrucksvolleren Gebäude und spektakuläreren Zeremonien auf die Beine stellen?
Praios hat seine Sympathisanten vor allem (wenn auch nicht nur) im Adel:
"Politischer Einfluss: immens im Mittelreich (Schutzgott des Reiches), groß in allen anderen Ländern des Zwölfgötterkults. Da Praios Herrschaft legitimiert, kann die Kirche Einfluss auf viele Adelshäuser ausüben. Empfehlungen oder anderweitige Einflussnahmen im weitliehen Bereich nehmen zu." (WdG 35)
"Bild des Glaubens in der Bevölkerung: Praios erhebt sich als Götterfürst unter den Göttern, wie die Herrschenden sich unter den Menschen erheben. Der einfache Handwerker oder die schlichte Bäuerin bringt seinen Priestern Ehrfurcht entgegen. Sie gelten in der Bevölkerung als streng, humorlos, hochmütig und unerbitdich. Und so kommt es, das die Priester vorsichtig und ohne überschwängliche Sympathie behandelt werden, aber doch tief verwurzelten Respekt genießen, wo sie ihre Vorbildfunktion erfüllen und jede Arroganz ablegen. Man kennt durchaus auch heitere Sonnenfeste und einen offeneren Umgang mit dem Leben spendenden Licht und der Suche nach Gerechtigkeit, insbesondere dort, wo die Geweihtenschaft sich den Menschen zuwendet und deren Probleme löst." (ebd.)
Dass die Travia-Kirche aber ebenfalls enormen Einfluss auf den Adel hat, wird im WdG geradezu überbetont:
"Nach weltlichem und kirchlichem Recht verbindet der Traviabund Familien, legitimiert die Nachfolge der Kinder und erwirkt bei Leibeigenen und Sklaven vielerorts das Recht, von der Herrschaft nicht voneinander getrennt zu werden." (WdG 27)
"Im Mittelreich, Nostria, Andergast und dem Bornland ist in allen Schichten die Einehe gebräuchlich, bezeugt von Travia und - in höheren Schichten - durch Praios, Rondra oder einen anderen der Zwölfe. Travias Treueeid besiegelt die Legitimität der Erben. In Weiden schwört man sich bei Rondra oder Travia Treue bis zum Tod, der Bruch dieses Schwurs gilt als todeswürdiges Verbrechen." (WdG 29)
"Für gewöhnlich werden Adlige nicht nur von einer Travia-Priesterin getraut, meist spendet ein Geweihter des Praios oder der jeweiligen Landesgottheit wie Rondra oder gar Boron den Segen (und die Eidformel), während die Priesterschaft der Travia den Eid für die Erblegitimation besiegelt (der übrigens auch nachträglich geschlossen werden kann)." (WdG 27)
"kein Adelshaus kann auf den Segen der Kirche [Anm. der Travia] verzichten, wenn die Erblinie legitim sein soll" (WdG 67)
Zusätzlich kann sie aber auf ihren Einfluss auf die bürgerlichen und gemeinen Schichten in Stadt und auf dem Land gleichermaßen zählen. Sie legt nur wert auf andere Güter als Gold und Schmuck und auf andere Werte als Pracht und Ruhm. Die finanziellen Mittel dürften an die der Praios-Kirche aber grundsätzlich heranreichen.