Uh, heilige Tiere, eines meiner absoluten Lieblingsthemen!
Erst mal ein paar Quellen, die ich kenne, damit alle mitreden können, auch wenn sie das alte Zeug nicht haben.
Einige Quelltexte
"Viele Tiere in Aventurien werden als Sendboten der Götter, Halbgötter oder Geister gesehen. [...] Diesen Tieren gegenüber verhält sich der Gläubige, wie es sich bei einem Heiligtum geziemt: resektvoll und ehrerbietig. Ausnahmen davon sind gebräuchliche Nutztiere wie das Pferd (den Rahjagläubigen heilig) [...]. Das Kräftemessen mit einem heiligen Tier gilt allgemein gemäß den Prinzipien der Gottheit als gottgefällig: Ein Wettschwimmen mit einem Delphin, ein rondranischer Kampf gegen eine Löwin oder die waidmännische Jagd auf einen Firunsbären sind also nicht etwa Frevel, sondern vielmehr Zeichen des Glaubens. [...] Bei anderen heiligen Tieren gilt es als Frevel, sie zu jagen oder zu töten. Die Jagd auf eine Wildgans wird noch toleriert, wenn man sonst Hunger leiden müsste - und wenn man vor allem einen jeden zu dem daraus bereitetem Mahl einlädt. Hingegen ist jegliche Form von Angriff auf auf Storch, Schwan, Delphin, Paradiesvogel, Einhorn, Greif, Adler, Falke und Rabe nach gängiger Sicht der Kirchen ein Frevel, durchaus vergleichbar mit dem Angriff auf einen Geweihten dieser Gottheit. Einen Fuchs mag der Bauer zum Schutz seiner Hühner mit Fallen zu Strecke zu bringen versuchen - gelingt es ihm, so hat der Furchs Phexens Schutz ebenso verwirkt wie ein Dieb, der sich erwischen lässt. Eine Treibjagd auf Füchse jedoch wäre ein Frevel, den niemand auf sich nehmen würde. [...] wer die blutige Schlacht mit einem Mantikor scheut, so er ihm begegnet, wird vor Kor Schande auf sich laden. In Almada dagegen ist es mancherorts traditionell üblich, Schlangen zu erschlagen - begründet wird dies angesichts der protestierenden Hesinde-Priesterschaft etwa so: "Wenn sie wirklich Hesindes heiliges Tier wären, wären sie klug genug gewesen, nicht hierher zu kommen." [...] Das genaue Gegenteil, die Anbetung der heiligen Tiere selbst, findet sich auch mancherorts, am wohl prominentesten im 'Serpentarium' der Hallen der Weisheit zu Kuslik (Hesinde) und im Tempel der heiligen Himmelsrösser zu Teshkal (Rahja). Im selben Zusammenhang ist auch das Greifenorakel im Orkland zu sehen, das immer wieder von Praiosgläubigen aufgesucht wird und dessen missverstandener Spruch sogar zu einer zeitweiligen Spaltung der Praios-Kirche führte. Des Weiteren sind heilige Tiere oft Bestandteil des Aberglaubens, gerade in der ländlichen Bevölkerung der zwölfgöttlichen Gebiete: Ein Rabe soll den nahen Tod verheißen, ein Storchennest Gesundheit bzw. baldigen Kindersegen und ähnliche Beispiele mehr. Der sicherleich größte Streitpunkt in der Behandlung heiliger Tiere ist jedoch das Pferd. Während ein großer Teil der Rahja-Kirche schon das 'Einbrechen' von Jährlingen statt einer fundierten Ausbildung für frevelhaft hält, sind die Meinungen zum Kampf zu Pferde höchst unterschiedlich. Innheralb des Rahja-Kultes gibt es sowohl Strömungen, dies als Einsatz im Sinne einer anderen Gottheit - nämlich Rondras - zu akzeptieren, als auch solche, die den Kämpfern am liebsten jeglichen Zugang zu Rössern abschneiden würden. Wieder andere unterscheiden hier zwischen Hengsten und Wallachen einerseits und Stuten andererseits. Die einen halten den Reiter für den Hauptverantwortlichen, wenn das Tier zu Schaden kommt, die anderen seinen Gegner. Ebenso wird auch die Ausbildung zum Streitross kritisiert, denn dass das Pferd im Schlachtgetümmel Ruhe bewahrt und zum Niederreiten taugt, ist dem rahjanischen Harmonie-Gedanken zuwider. Deutlich ist aber, dass sowohl der Ehrenkodex, im Kampf das Reitpferd so weit es geht zu verschonen, als auch die Entwicklung von Pferderüstungen den Versuch darstellen, den Einwänden der Rahja-Geweihtenschaft gerecht zu werden. So, wie der Rechtgläubige sich respektvoll gegenüber den heiligen Tieren verhält, so wird der Feind der Götter diese Gelegenheit nutzen, diesen Schaden zuzufügen. Die Opferung eines heiligen Tieres in besonders abscheulichen Riten und das anschließende Verbringen des Kadavers in ein Heiligtum der Gottheit ist eine der üblichen Methoden, dieses zu entweihen. Auch dies ist ein Grund, warum die Geweihtenschaft des Zwölfgötterglaubens ein Vergehen an einem heiligen Tier nicht auf die leichte Schulter nimmt." (Zoo-Botanica Aventurica S. 13)
"Nach Ansicht einiger Kirchen haben Tiere übrigens ebenfalls eine Seele, die durch Finstere Akte verdammt werden kann. Insbesondere gilt dies natürlich für die jeweils der Gottheit heiligen Tiere und einig halb-mythische Wesen. In manchen Kirchen ist es aber trotzdem nicht verpönt, sie zu töten (Duelle mit Löwinnen im Rondra-Kult, mit Firunsbären im Firun-Kult, geschickte Jagd auf einen Fuchs, rituelle Schlachtung einer Wildgans, um Hungernde zu nähren, etc.)." (WdG 21)
"Der Verzehr von Wildgänsen ist nur in Notlagen erlaubt, wenn alle weiteren Leidenden dazu eingeladen werden, in besonders frommen Häusern wird dieses Tabu auch auf Hausgänse ausgedehnt." (WdG 67)
"[Gänse sind] bekanntlich mit der Wildgänsen -den heiligen Tieren der Travia - verwandt und so mancher Bauer weiß nicht recht, ob er nicht einen Frevel begeht, wenn er eines der Tiere schlachtet." (ZBA 44)
"Da die Tempelweihc von der Gottheit selbst mit ihrer Kraft besiegelt wird, muss schon ein sehr gravierendes Verbrechen an den Lehren des Kultes begangen werden (die Schlachtung des Heiligen Tieres in unheiligen Riten, Mord an einem Geweihten, Zelebrierung namenloser Gottesdienste oder Beschwörung von Dämonen), um ihn wieder zu entweihen." (WdG 23)
Nun weiß ich nicht, ob es in rahjagläubigen Gebieten Wallache gibt (wäre vielleicht noch durch die Beschränkung der Heiligkeit auf Stuten zu rechtfertigen? Bei Nutztieren ist man da vielleicht pragmatisch, okay)
Ja, gibt es und es wird teilweise tatsächlich mit einer Beschränkung auf Stuten gerechtfertigt. Das ist aber ein wirklich kolplexes Thema und inneraventurische theologische Diskussion. (vgl ZBA13 oben)
Heiliges Tier einer Kirche ist heiliges Tier einer Kirche (auch wenn ein Einhorn nicht als Tier zählt), und es zu töten (das Einhorn wird explizit genannt) gibt ein Mal des Frevlers, weil das annähernd gleichzusetzen ist mit dem Angriff auf einen Geweihten
Zunächst mal würde ich bei der Quellenlage nicht sagen, dass heiliges Tier gleich heiliges Tier sei. Da gibt es enorme Unterschiede je nach Kirche und Region. Dann lese ich das auch so, dass die Kirchen, nicht unbedingt die Götter das als schweren Frevel sehen. Das Mal des Frevlers kann es durch eine Exkommunikation durch Geweihte geben, aber nicht unbedingt direkt durch die Gottheiten. In der Tempelentweihung sehe ich den einzigen Hinweis, dass die Gottheiten selbst sich überhaupt dafür interessieren.
"Wer einen durch Priester geschlossenen Heiligen Eid (siehe die Liturgie GROSSER EIDSEGEN auf Seite 255) bricht oder gegen bestimmte andere, aktuell auf ihn wirkende Liturgien verstößt, wer einen geweihten Tempel oder einen Geweihten eines der Zwölfe mutwillig angreift, dessen Seele erhält ein ‘Mal des Frevlers’. (Das heißt, der Frevler muss aktiv gegen eine bestehende karmale Wirkung handeln.) Unter Umständen - nach Willen und Aufmerksamkeit der Götter -kann ein Missetäter auch dann ein Mal des Frevlers erhalten, wenn er sich auf schlimmste Weise gegen die göttliche Ordnung vergeht. Eine einmalige Dämonenbeschwörung reicht hierfür sicher nicht aus, wohl aber z.B. ein lange geplanter, heimtückisch durchgeführter Mord an Wehrlosen." (WdG 24)
Das Mal des Frevlers gibt es automatisch nur für Angriffe gegen karmale Effekte wie Tempel, Geweihte und Liturgien. Bei nicht-karmalen Opfern KANN es mal vorkommen, dass die Gottheiten den Frevler zeichnen, muss aber nicht. Zumindest nach meiner Lesart. Die meisten heiligen Tiere haben keine KE in sich, also sind sie vom Automatismus nicht betroffen.
Die Kirchen sehen das freilich anders. Aber wie die zahlreichen Ausnahmen bei der Tötung heiliger Tiere wie z. B. Schlachtung von Gänsen oder Fuchsjagd oder eben der Einsatz von Pferden gerade auch im Krieg zeigen, ist das Thema in erster Linie ein komplexes menschlich-derisches Problem. Die diskutierten Bannstrahler würden darum meiner Meinung nach das Mal des Frevlers höchstens dann erhalten, wenn Nandus zufällig "aufmerksam" ist, aber eigentlich nur, wenn sie von einem Nandus-Geweihten exkommuniziert würden. Und ob es der nandischen Weisheit entspricht, bei dem ohnehin nicht ganz unkomplizierten Stand dieser Kirche eine solche Provokation zu begehen, sei dahingestellt. Und erfahren müsste der Nandusjünger diesen Vorfall auch erstmal.