• Artemis500

    Leider ist Dein gesamter Beitrag extrem ideologisch gefärbt. In nur einer Sache stimme ich Dir zu: der Übersetzer sollten im Zweifelsfall immer den Autoren fragen. Außerdem kann man bei einer Neuauflage Übersetzungsfehler korrigieren, was in Zeiten von eBooks deutlich einfacher geworden ist.

    Diese Ablehnung des generischen Maskulinums, ohne gleichzeitige Ablehnung des generischen Feniminum und Neutrums, die es schließlich beide auch gibt, ist ein extrem ideologischer Standpunkt, der nicht mit den Regeln der deutschen Sprache vereinbar ist. Unsere Sprache kennt nun einmal kein Utrum oder Generikum. In der Folge müssen sich Übersetzer festlegen. Studierte Übersetzer kennen diese Problematik und wissen, wie sie in solchen Fällen vorgehen müssen. Bei Quereinsteigern in den Beruf bin ich mir hingegen nicht so sicher.

  • Übersetzungen brauchten Regeln, nicht nur für Bücher auch für Filme.

    Sollten Eigennamen überstzt werden? Früher tat man das. Das fällt bei den Taschenbüchern zu den ersten StarWars (pardon Krieg der Sterne) auf. Im Film sagt mna Laserschwert, während in den Büchern es korrekt übersetzt wurde: Lasersäbel. Klingt nur doof.

    Heute beläßt man meist Eignennamen und Begriffe auf Englisch - mag auch am heutigen selbstverständlichen Umgang mit der Sprache liegen.

    Ich kann ja bei zwei Büchern gut vergleichen, u.a. The Magicians of Caprona von Diana W. Jones.

    Zwischen der Dressler-Ü. (1983) und der von Carlson (2001) fehlt bei Ö. der Satz "Will ma herausfinden, wer den Zauberspruch gemacht hat, muß man nur das Kuvert ansehen."

    Es gibt im Text nur wenig abweichungen:

    Ö: "Der schneidige Rinaldo M. z.B. ließ einmal 3 Tage lang Kuhfladen auf den Corso regnen, was den Touristen viel Ärger machte."

    C: "Der schneidige Rinaldo M. z.B. ließ einmal 3 Tage lang Kuhfladen auf den Corso regnen, was besonders für die Touristen sehr ärgerlich war."

    Außerdem vertrieb C. alle Bände um den Zuaberer Cherestomanti, während man bei Oettinger/Dressler nur dieses Einzelbuch herausbrachte. War mit "Die Macht der Mandola" nicht anders.

    Da diese einer eher witzige Geschichte ist, mögen die beiden Übersetzungen sich sehr ähneln. Ein Satz zum Ende ist so "und schnitten Gesichter." / "und zogen Grimassen".

    "Die Kraft der Mandola" (ebenfalls Diana W. Jones) ist komplexer, im Original "Cart And Cwidder". Bei Dressler hat man die Cwidder zu einer Mandola übersetzt, bei Bastei (2002) ist es Quidder.

    Nur die beiden letzten Sätze im Vergleich:

    "Tanamoril!", sagte Moril. "Ich heiß auch noch Osfameron", fügte er hinzu, um Hestefan zu locken.

    Hestefan lächelte. "Also gut", sagte er. "Komm mit."

    "Tanamoril", antwortete Moril. "Man nennt mich auch Osfameron", fügte er als weiteren Anreiz hinzu.

    Hestefan lächelte. "Also schön", sagte er, "dann komm mit."

    Welche Version dichter am Original ist, schwer zu sagen.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Welche Version dichter am Original ist, schwer zu sagen.

    Dazu muss man den Originaltext haben.


    Eine kleine Anmerkung zu meinen obigen Beitrag: Ich habe eben eine ehemaligen Diplon-Übersetzerin gefragt, wie man die Stellen übersetzen sollte, wo das Geschlecht einer Person nicht erkennbar ist. Ihre Antwort war, möglichst eine neutrale Formulierung zu finden.

  • Das dürfte selten sein das vom Gesamttext nicht auf ein Geschlechte festlegbar sei; und wenns nur eine einmalige Erwähnung ist die später bedeutungslos, ist es doch egal.

    Als meine ältere Schwester ihren Namen Kirsten (dänisch.) erhalten sollte, soll der Beamte gemeint haben das sei ein reiner Jungenname - meine Eltern setzen den Namen durch. Schon bei Namenswahl haben wir Deutsche ein "Porblem" mit der klaren Geschlechterbezeichnung. ;) Es gibt die niederdeutsche Variante zu Christian; Kersten.

    Bekanntliche hat der erste Übersetzer der Pratchett-Romane öfters den Autor gefragt, wie er etwas ins Deutsche passend übersetzen sollte - daher sind seine Übersetzung "freier" als die (deswegen umstrittenen?) Neuübersetzungen.

    In der Astrid-LIndgren-Bio findet sich ein schöner Eintrag (S.273):

    Fast alle Texte (bei Oettinger) habne schon durch Überareitung der ersten Übersetzung, aber auch durch Angleichung an neue Rechtschreibregeln oder die Einpassung in bestimmte Verlagsprogramme im Laufe der Jahrzehnte Veränderungen erfahren.

    Bie Schriftstellern der allgem. Belletristik wären entsprechende Eingriffe im Text durch Übersetzungen oder redaktionelle Bearbeitung nicht unbemerkt geblieben und wären vor allem weder stillschweigend erfolgt noch stillschweigend hingenommen worden. Deutsche Wissenschaftlerinnen (s. Surmatz 2005) haben Segmente dieses Übersetzungs. und Bearbeitungsprozesses - vor allem anhand der "Pippi-Langstrum"-Ausgaben - untersucht. ... Erst das Interview der Bundesministerin für Familie K. Schröder in der "Zeit" (25.12.2012) richtete das Augenmerk einer größeren Öffentlichkeit auf die Sprache in Kinderbüchern bzw. auf Fragen der Authentizität, Antiquiertheit und Political Correctness des Wortlautes von Kinderbüchern wie "Pippi Langstrumpf" (seit 1949) .

    Die Bearbeitung von Lindgrens Büchern strebte an, eine größere Nähe zum Originaltext herzustellen, die Texte dem aktuellen Sprachgebrauch anzugleichen, um heutige Leser eine größere Identifikationsmöglichkeit zu beiten und gesellschaftlich und politisch potentiell nicht konsensfähige Textpassagen (z.B. die Bez. "Negerkönig") zu bereinigen.

    Kurz was aus S.112:

    Pippis Vater ist im Originaltext ein "Negerkönig". Die US-Übersetzung (Pippi Longstrocking, 1954) macht ihn zum "Cannibal King". In der DDR- Ausgabe 1975 wurde der Begriff "Negerkönig" ganz weggelassen. Vor allem die Political Uncorrectness des ersten und dritten "Pippi"-Bandes wird angeprangert. Schon zu 1948 mußte sich Astrid ihre Pippi "als Verechterin der Rechte des Kindes" verteidigen; Pippi war in der Urpassung noch freier und frecher. Das Thema Kolonismus und Rassismus kam erst später.

    Pflicht des Historikers:
    das Wahre vom Falschen, das Gewisse vom Ungewissen, das Zweifelhafte vom Verwerflichen zu unterscheiden.

    (nach Johann W. von Goethe)

    Kinder deuten ohne Furcht in die Sterne, während andere, nach dem Volksglauben, die Engel damit beleidigen.

    (Vorrede der Grimms Märchen 1819)

  • Äh, nein. Wenn da die Rede von einem Individuum ist, und den Fall meinte ich, dann weist man diesem mit dem "generischen Maskulinum" im Deutschen das männliche Geschlecht zu. Das ist keine neutrale Entscheidung, damit hat man dann schon mal seine Weltsicht, das männliche Geschlecht sei der "normale Standard" in die Übersetzung eingebracht.

    Es tut mir leid wenn das jetzt zu direkt rüberkommt, aber diese Meinung ist sehr unintelligent. Die Deutsche Sprache zu verwenden ist keine Weltsicht.

    Und im Zweifel kommt man dann bei der Fortsetzung ins Schwimmen, weil die Autorin diese scheinbar unwichtige Nebenfigur plötzlich zu einer weiblichen Hauptfigur macht, und ihr eine Romanze mit dem Protagonisten andichtet, und dann ist der Protagonist plötzlich homosexuell, wenn man an der eigenen Entscheidung festhält. Was doch eine recht bedeutende Veränderung des Originals ist.

    Nein kommt man nicht, wenn man eine Nebenfigur (wobei Nebenfigur hier schon übertrieben wäre) im generischen Maskulinum erwähnt und sie sich als weiblich herausstellt, dann passt doch alles. Hier gibt es keine Entscheidung an die festgehalten werden müsste. Der Tierarzt ist dann halt eine Frau.

    Da ist am Anfang vielleicht nur "the vet" und diese Person steckt bis zur Schulter in einer Kuh (woraus man schließen darf, dass es sich um eine weibliche Kuh, und um eine Tierärztin oder einen Tierarzt handelt und keine Veteranin oder einen Veteranen), und die Romanze der männlichen Hauptfigur mit der Person, die damals seiner einzigen Kuh das Leben gerettet hat, kommt erst im Folgeroman.

    Also ich ignoriere mal den Teil mit den Geschlechtern weil er absurd und unlogisch ist. Aber die Gefahr Veteran und Tierarzt zu verwechseln besteht tatsächlich. Wenn das aus dem Kontext nicht kar wird muss man tatsächlich eine Entscheidung treffen (idealerweise fragt man einfach den Autor), aber das ist immer noch keine inhaltliche Änderung. Solange sich aus dem Text nicht ergibt was von beidem gemeint ist ist beides richtig. Schließlich ist es auch für die Leser des originals völlig unersichtlich was gemeint ist.

    Dass du in ein und demselben Post behauptest, mit generischem Maskulinum mache man ja nix falsch, und dann einen typischen Folgefehler dieser Annahme als offensichtlichen Fehler verdammst, finde ich gerade doch so ein bisschen amüsant.

    Ich bin leider kein Deutschlehrer sonst könnte ich dir das sicher besser ekrlären. Aber um es einfach zu halten, generisches Maskulin funktioniert nicht wenn eine Person namentlich genannt wird.

    Der Teirarzt = generisches Maskulinum, kann männlich und weiblich sein.

    Der schöne Ravenclaw = kein generisches Maskilnum, muss männlich sein.