Selbst Google kann es sich nicht leisten, auf den kompletten europäischen Markt zu verzichten.
Die Frage ist, wie lange können es sich Google und Co leisten auf diesen Teil des europäischen Marktes zu vertzichten (auf den ganzen verzichten sie nämlich nicht)? Und wie lange können es sich die nicht annähernd so großen Player aus der EU leisten auf den Rest des Weltmarktes zu verzichten? Ich zumindest bin mir ziemlich sicher, dass es nicht die europäischen Unternehmen sein werden, die den längeren Atem haben. Vor allem sind die europäischen Unternehmen nicht wirklich geeint. Wenns hart auf hart kommt, knickt irgend eines sicher vor den anderen ein (wenn es nicht von vorneherein mit offenen Armen auf die US Riesen zugeht um sich gegenüber der restlichen europäischen Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen). Und sobald ein Label oder ein Verlag einknickt sind die anderen angeschmiert.
Und was die Filter angeht, das stellen sich viele (inklusive Lobbyisten und Politikern) viel zu einfach vor. So ein Inhaltsvergleich ist weder für Bilder, noch für umfangreiche Texte trivial (wenn Urheberrechtsverletzungen sicher erkannt werden, aber zugelich nicht zu fiele flasche Meldungen produziert werden sollen). Das macht man nicht nebenbei mit einem kleinen Plugin für das Forum. Auf Anhieb würde ich eine funktionierende Umsetzung tatsächlich nur den Großen von der US-Westküste zutrauen. Wahrscheinlich halten die auch schon alle wesentlichen Patente in dem Bereich (Alphabet/Google/Youtube etwa für alles was mit Audio zu tun hat). In Europa traue ich noch nicht einmal den Nachrichtendiensten (vor allem nicht im deutschsprachigen Raum) den nötigen Mix aus Kompetenzen und Kapazitäten zu.
Und die Frage nach welchen Listen eine jede Plattform filtern soll ist immer noch nicht geklärt. Vor allem wenn die Nutzer (und nicht die Plattform!) die Themen und damit inhalte vorgeben um die es geht und diese sich somit jederzeit und plötzlich ändern können. Selbst hier, wo sich das meiste um Rollenspiel dreht wird auch allerlei anderes Thema. Das funktioniert alles nicht so einfach.
Aber gar nichts zu machen kann auch keine Lösung sein.
Gar nichts zu machen kann aber besser sein, als genau das falsche zu tun (aka repariere kein System das, zumindest für die meisten meistens, funktioniert). Ich sehe da nur eine Ausgeburt europäischer Selbstherrlichkeit und Inkompetenz, die das Leben für alle (für manche mehr als für andere) umständlicher, aber nicht besser machen wird. Das ist ein Großprojekt mit dem Potential das Internet für alle Nutzer sehr nachhaltig zu verändern. Das sollte sehr viel sorgfältiger angegangen werden und nicht in so einer heimlich getuschelten Hauruckaktion. Das sollte nicht beschlossen werden, bevor man die technische Umsetzung so gut wie fertig hat. Sonst wird das nichts.
Noch etwas Geläster. Wer in seinem Nationalstolz leicht gekränkt ist, möge dies nicht lesen
Wenn die Initiative dafür wenigstens von den Briten ausgegangen wäre, wo man zumindest ansatzweise die nötigen Nachrichtendienstlichen Kompetenzen für ein solches Vorhaben hätte ... aber es sagt mMn schon was, das die Initiative am Anfang nicht von einem Briten ausging, sondern von einem Deutschen. Wo man im deutschsprachigen Raum doch so viel gute Erfahrungen mit richtig großen Großprojekten hat.
Flughäfen? Bahnhöfe? Nord-Süd-Bahnverbindungen? Stromtrassen? Alles Quatsch! Wir stellen das Internet auf den Kopf! Hö! Hö! Die werden in hundert Jahren noch unsre Namen kennen! -Neuzeitlich, ein Schildbürger zum anderen