Zwergenbrot Dann frag ich mich sehr, wie die ganzen Urheber bisher nie ihre Macht ausgespielt haben, wenn sie anscheinend eine solche Politik jetzt bewirken können.
Desweiteren frage ich mich, wo die Beweise dafür sind, dass irgendjemand auf die Dummheit der Masse baut, wie du hier suggerierst. Solange es nichts in dieser Richtung gibt, bleibt das eine Theorie (ohne das böse V-Wort vorne dran hängen zu wollen).
Um dem aber auch sachlich entgegenzutreten: Niemand kann sich jetzt bereits ein Bild davon machen, wie die Folgen der Richtlinie aussehen werden. Jeder der das jetzt behauptet tut das aus einem ihm nützlich Grund, aber nicht, weil er die Zukunft geht. Das liegt daran, dass die nationalen Gesetze hier sehr wohl noch einen Gestaltungsspielraum haben, der beträchtlich ist.
Ein ganz einfaches Beispiel: Die Richtlinie sagt nicht aus, wie groß die Datenmenge sein muss, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt wird oder ab wann das Publikum groß genug ist, um überhaupt unter den Art. 13/17 zu fallen. Sollte der Bundestag jetzt auf die Idee kommen, dass eine einzelne Datei, die einmal am Tag von einem Nutzer angeschaut wird ausreichend ist, dann widerspricht das der Idee der Richtlinie vollkommen und dann hat es eventuell tatsächlich große Auswirkungen. Wenn es aber heißt, dass die eine Datei am Tag von 1 Millionen Leute angeschaut werden muss, dann fallen die meisten Plattformen überhaupt nicht mehr unter die Richtlinie.
Also ja bitte, die sollen das jetzt alle googeln. Und wenn sie es nicht verstehen (können), dann soll ihnen das jemand erklären. Aber bitte erst, wenn wir über die tatsächlichen Auswirkungen Aussagen treffen können und es tatsächliche Auswirkungen haben wird. Ich muss sagen, dass es mich in keinster Weise überrascht hat, dass es keine Änderungen mehr an der Richtlinie gab. Da sind auch ein paar Gründe dabei, die mit dem Aufbau der europäischen Institutionen und dem allgemeinen Vorgehen in diesem Fall zu tun haben. Vor allem aber glaube ich, dass eine dermaßen vage Formulierung die einzige ist, die überhaupt in alle europäischen Rechtssysteme eingepasst werden kann.
Und um noch eine andere Ebene zu benutzen: Irgendwo weiter oben waren Links zum Urheberrecht. Ein einzelner Blick darauf zeigt bereits, wie komplex das Thema allein in Deutschland ist. Da sind die anderen EU-Staaten noch überhaupt nicht mit einbezogen. Und genau solche komplexen Lagen sind der Sinn und Zweck der repräsentativen Demokratie, die wir in Deutschland und teilweise in der EU haben. Es muss sich nicht jeder einzeln mit solchen Themen befassen, denn das können nur ganz wenige Spezialisten.
Und da ist dann der Vergleich mit dem Brexit leider ein Eigentor. Denn das war der Versuch jeden über das Thema abstimmen zu lassen und das ist dann, erwartungsgemäß, gründlich daneben gegangen. Selbst in der Schweiz, wo sie wesentlich mehr Erfahrung damit haben, kommen immer mal wieder idiotische Entscheidungen raus. Und selbst wenn, ist die "Jugend", die jetzt befürchtet ihr Internet zu verlieren, rein zahlenmäßig tatsächlich noch eine Minderheit. Die Mehrheit sind Leute meines Alters oder darüber, denen es entweder tatsächlich egal ist, oder die das Internet auch nicht in dem Maße vermissen würden, wie die Generation nach mir (und je nach Definition gehöre ich bereits zu den Digital Natives). Also bleiben die lautstarken Gegner vermutlich nach jeder Berechnung eine Minderheit.
Dein Argument kann ich daher nicht wirklich als gut oder auch nur passend ansehen. Eher als Ausdruck des Misstrauens gegen das politische System allgemein, so wie auch einige andere hier. Und ja, da gäbe es bestimmt einige Verbesserungsmöglichkeiten, gerade auf der Ebene der EU, aber die Urheberrechtsrichtlinie ist da aus meiner Sicht ein ganz schlechtes Beispiel. Und bei den tatsächlich entscheidenden Dingen, sei es inhaltlich oder weil sie direkt geltendes Recht sind, äußert sich dieser Protest leider nicht mehr. Ich bin deswegen sehr gespannt, ob in zwei Jahren die Leute immer noch so protestieren, wenn es dann endgültig an die Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht geht.
@Havras Das ist nichts neues. Wenn man nach verschiedenen Umfragen zur sozialen Gerechtigkeit geht und diese mit den Wahlergebnissen vergleicht, dann wählen vermutlich 80% der Wahlberechtigten gegen ihre eigentliche Überzeugung.
Aber die Gründe dafür rauszufinden wären vermutlich mindestens eine Doktorarbeit in Soziologie wert.
Zum Orkenspalter:
Erstmal passiert gar nichts. In zwei Jahren wenn es nationale Gesetze gibt, kann man mal schauen. Und dann wirds auch noch ne Übergangsfrist geben, bis die Gesetze angewendet werden. Also voraussichtlich läuft die nächsten drei bis vier Jahre alles normal weiter wie bisher auch.
Danach... ich hab meine Meinung ein paar Seiten vorher dazu schon mal kund getan. Meiner Meinung nach ist der Orkenspalter von der gesamten Richtlinie nicht betroffen.
Sorcerer Dein letzter Absatz widerspricht allem davor in dem Post. Die Mehrheit der Wähler hat demnach keine Meinung, also kann man ihr auch nicht widersprechen. Abgesehen davon ignoriert es die Beiträge von Kulturschaffenden, die sich klar für die Richtlinie ausgesprochen haben, z.B. https://www.zdf.de/nachrichten/zd…filter-110.html
Und es wäre mal interessant, welche Unternehmen wieviel Lobby Arbeit gemacht haben. Am Ende kann es nämlich auch Netflix treffen, wenn es nämlich zu Pauschalabgaben führt. Immerhin zeigen die teilweise auch deutsche Produktionen (oder sollen sogar dazu gezwungen werden) und ob sie dann raus aus der Nummer sind, ist nicht ganz so sicher.