Hesinde zum Gruße,
irgendwie lässt mich die Frage nicht los, was man aventurisch unter einem Barbar versteht. Ich habe bisher mehrere Ansätze entwickelt:
Ansatz 1: Barbaren werden fantasytypisch als solche betrachtet, wenn sie Conans Volk aus den gleichnamigen Romanen und Filmen ähneln - folglich Trollzacker, Fjaninger, Gjalskerländer und rückständige Thorwaler. Im AB-Band "Unter Barbaren" gibt es aber neben einem Fjaninger- und einem Gjalsker-AB auch ein Ferkina- und ein Waldmenschen-AB. Die Redaktion scheint diesem Ansatz demnach nicht zu folgen.
Ansatz 2: Der altgriechische Begriff Barbaros bzw. der lateinische Barbarus bezeichnete Menschen, die nicht Griechisch (oder Latein) sprachen, von denen man nur "barbarbar" zu hören meinte. Man könnte den Begriff auch in DSA von der Sprache abhängig machen: Völker, die nicht Garethi oder Tulamidya sprechen sind Barbarenvölker. Viele Thorwaler sprechen schließlich auch Garethi und bei den fortschrittlicheren ist auch die Muttersprache mit Garethi durchsetzt. Bei den Menschen funktoniert das sogar gefühlt einigermaßen, aber Amboss-, Hügel-, Erz- und Briliantzwerge sind keine Barbaren, Brobim sollten dagenen wohl unter diesen begriff fallen und auch die Archaischen Achaz sind anders als die Stammesachaz definitiv keine Barbaren. Rogolan und Rssah in die Sprachen einzuordnen, die Nicht-Barbaren kennzeichnen lösen das Problem kaum.
Ansatz 3: Wer nach 12-göttlicher Ethik und Sitten (oder mittelreichischer, horaischer oder eines anderen "zivilisierten" Volkes Ethik) böse/schlecht handelt und insbesondere böse/schlechte Bräuche hat ist ein Barbar. Dieser Ansatz könnte sogar die Elfen größtenteils vor ihrer Einordnung unter die Barbaren (die aber im Aventurischen Arsenal ausdrücklich vorgenommen wird!) retten. Für eine OT-Definition des Begriffes scheint dies aber ungeeignet, da jede Kultur eine eigene Ethik hat, was einen einheitlichen Begriff unmöglich macht. Nach dem modernen irdischen Verständis wäre dann der ein Barbar, der sich "barbarisch" verhält.
Ansatz 4: Ein Volk, das eine "archaische" oder "primitive" Lebensweise pflegt und entsprechende Techniken vor allem im Handwerk benutzt ist ein Barbarenvolk. Hier sehe ich das Problem z.B. an den Stammesachaz, den Elfenkulturen und den Bukaniern. Sie gingen aus Hochkulturen hervor, ihre Lebensweise ist demnach nicht mehr "ursprünglich", demnach nicht archaisch und auch die Magie der Elfen ist derart hoch entwickelt (Vollzauberer, Zauberer primitiver Völker erhalten eher Halbzauberer wie z.B. Schamenen und Brobim-Geoden), dass sie kaum als primitive Technik gelten kann und kommt sehr häufig und selbstverständlich zum Einsatz. Auch hier könnte man, wie bei Ansatz 3, auf die Idee kommen, dass Elfen nicht den Barbaren zuzurechnen sind, obwohl dies in AA getan wird. Doch wo zieht man die Grenze? Viele Barbarenvölker beherrschen die Schmiedekunst, auch von Eisen (z.B. Gjalskerländer), kennen eine Schrift (dito) und ähnliches. Und, um einen kleinen Blick über den Tellerrand zu wagen, was ist mit der an den Azteken orientierten Kultur der Ipexco in Rakshazar, einer steinzeitlichen Hochkultur? Wie sind die Brobim zu beurteilen, die die hervorragende Technologie ihrer Ahnen durch einen Fluch verloren haben und noch einmal mit den Elfen, die ihren Lebensstil selbst so wollen, obwohl sie keine "Barbaren" sein müssten?
Auch interessant finde ich die Frage, ob man bei dem Begriff das Individuum selbst oder das Volk betrachten muss, aus dem es stammt. Ist der "Moha", der mit einer Abenteurergruppe jahrelang durch die Städte gezogen ist, Garethi und Tuamidya gelernt und alle Sitten, Gesetze und Ethik der "Zivilisierten" verinnerlicht hat, Metallwerkzeug und -Waffen verwendet noch ein Barbar? Oder wird ein spätgeweihter Firuni, der sich durch Härte, Kälte und seinen archaischen Kult und die damit einhergehende Lebensweise auszeichnet zum Barbaren? Ist man Barbar durch seine Abstammung (wohl kaum, da spricht der Hintergrund dagegen), durch seine Erziehung und Kultur oder die derzeitige Lebensweise? Was ist mit Nicht-Humanoiden denkfähigen Wesen wie Drachen - Barbaren oder nicht?
Ich bin gespannt auf eure Meinungen!
EDIT
Ansatz 5: Die Barbarenvölker sind identisch mit den Stammeskulturen, wie sie in WdH beim Stammesjäger (Variante des Jägers) erwähnt werden, also Völker, die sich nach Stämmen, Sippen, Klans o.ä. organisieren statt nach Reichen, Nationen, Städten Lehnsregionen usw.