Eh... warum sollte das ein wichtiges Kriterium sein, ob ich mit einem Blick abschätzen kann, wann eine Probe ge/mißlingt? Ob man ein Wagnis eingeht, sollte doch vielmehr davon abhängen, inwieweit sich das aus Situation und dem Umgang meines Charakters mit demselben rechtfertigt.
Sagen wir mal so, als Spieler und als SL sollte man doch schon einschätzen können wie wahrscheinlich eine Probe gelingt. Nehmen wir an, der SL will dass die Spieler eine morsche Brücke überqueren. Jetzt weiß dummerweise weder der SL wie die Wahrscheinlichkeit des Gelingens einzuschätzen ist noch die Spieler. Er sagt eine Probe -3 auf Körperbeherrschung an, weil es eben so "anspruchsvoll" sein soll. Die Spieler schauen auf ihre Werte, die Probe geht auf GE/GE/KK, der Krieger mit FW 8 fühlt sich recht sicher, er würfelt ja immerhin auf 14/14/15, das sollte doch sicher gelingen, oder? Klar, er hat einen Punkt Belastung, aber nun ja, er ist immerhin gut, nicht wahr? Die Streunerin der Gruppe würfelt auf 14/14/12, hat Körperbeherrschung sogar 9, allerdings durch einen unglücklichen Umstand hat sie ein paar SP erlitten und den Zustand Schmerz 1. Dem Magier hingegen geht es gut. Er ist zwar ungeübter, würfelt auf 12/12/11, hat aber keine weiteren Einbußen und hat immerhin Körperbeherrschung 6. Nun ist die Frage, wer von allen hat die höchste Wahrscheinlichkeit rüber zu kommen?
DSA4.1 Der Krieger hätte effektiv einen TaW von 3 (Abzug von 2 Punkte durch BE) zur Verfügung und würfelt auf 14/14/14, die Streunerin hätte einen TaW von 6 (noch kein Abzug von Punkten bei LE 3/4) und würfelt auf 14/14/12, der Magier hat keinerlei Abzüge und würfelt auf 12/12/11 mit 3 TaP* zum ausgleichen. Wer hat hier die höchsten Chancen?
Auflösung:
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Der Krieger in DSA5 hat knapp 54% Chance die Probe zu schaffen, er würfelt effektiv auf 10/10/10. Hätte man gedacht, dass er in beinahe der Hälfte aller Fälle von der Brücke fallen wird bei Werten von 14/14/14 und TaW 8? Die Streunerin hat eine Erfolgschance von 53% es ohne Zwischenfälle hinüber zu schaffen, sie würfelt auf 10/10/8. Der Magier hat eine Chance von gerade mal 30% sicher auf die andere Seite zu kommen.
DSA4: Krieger 58% Chance (noch recht ähnlich, nicht wahr?), Streunerin 77% Erfolgschance (eine ziemliche Abweichung von DSA5) und der Magier 57% Chance (auch hier fast doppelt so hoch wie im anderen Setting). Woran liegt das? Und kann man es intuitiv erkennen? Schwer. Denn mathematisch "explodiert" die Wahrscheinlichkeit Punkte zu verwürfeln, sobald man den Durchschnittswurf von 10,5 unterschreitet. Und das bedeutet, wenn man nicht 15 in seinen Attributen hat, verwürfelt man ganz schnell viele Punkte, wenn mal ein bisschen was an Zuständen UND Erschwernissen zusammen kommt. Es geht eben direkt auf die Eigenschaftswerte.
Hat man also kein "Gefühl" dafür (und ich sage ja, dass ist schwer abzuschätzen), schickt man seinen doch eigentlich so geschickten Charakter in den Tod, weil man die Wahrscheinlichkeit für einen Erfolg falsch einschätzt, sowohl von Seiten des SL als auch von Seiten des Spielers. Und zwar teilweise drastisch.
Der Basilisk aus dem Bestiarium zeigt gut die Problematik. Er hat Sinnenschärfe 7, würfelt auf 1/20/20. Gegen einen kompetenten Dieb, wie oft wird er da die Sinnenschärfe schaffen, bevor er den Spiegel vorgehalten bekommt und versteinert? Der Dieb mit FW 8 und EW 14/14/14 hat eine Chance von 85 % die Probe mit 2 oder mehr TaP* zu schaffen. Der Basilisk hat eine Chance von 30% das zu schaffen. Bedeutet, dass in 2/3 Fällen ein einfacher Dieb sich an den Basilisken anschleicht und ihm den Spiegel vorhalten kann. In 60% der Fälle sieht der Basilisk gar nichts (Probe misslungen), in den meisten Fällen wird er nicht mehr TaP* übrig haben als der Dieb. Sobald der Dieb ein wenig geübter wird, wird es fast eine sichere Kiste (er muss natürlich einen Heiltrank dabei haben, um dem Schaden aus der Umgebung des Basilisken ausgleichen zu können).
Hätte man das so eingeschätzt? Ich ohne Berechnung und Erfahrung, rein intuitiv nicht.