Amazon boykottieren?

  • Dis wird jetzt wohl länger...

    es gibt (noch) in fast jedem Ort eine Buchhandlung, die fast jedes Buch innerhalb 24 Stunden besorgen kann, und zwar zum gleichen Preis, aber ohne Porto.

    Da ist Amazon viel zu clever für: Bücher werden egal bei welcher Bestellsumme portofrei versandt. Ansonsten alles ab 20€. Amazon ist (noch) nicht auf Gewinn aus, sondern die wollen die Marktdominanz (inzwischen produzieren sie auch die ersten Serien, ähnlich, wie Netflix) und da sind sie auf dem besten Weg, dass sie das erreichen.

    Was den Streit der Autoren angeht...ein wenig wirkt das auf mich, wie das Mimimi einer kleinen, elitären Gruppe, die es einfach verpasst haben sich an die Zeit anzupassen (bzw. eben auf die Buchpreisbindung gesetzt haben, die nun im Zusammenhang mit E-Books eben bröckelt). Ähnlich dürften vor "einigen Jahren" mal Kutschenherrsteller auf das Auto reagiert haben . Dabei wird hier aber eine durchaus interessante Frage aufgeworfen: Ist das Buch an sich eigentlich noch ein kulturrelevantes, schützenswertes Medium? Wenn ich in einen durchschnittlichen Buchladen gehe, frage ich mich das manchmal durchaus. Da liegt ein und dieselbe Geschichte hundertfach erzählt mit wechselnden Autoren und Covern. Sei es die Teenie-Übernatürliches-Liebesschmonzette, die gewöhnliche Liebesschmonzette, der Historienschinken Die [Burfsbezeichung]IN, ein Krimi mit grummeliger ErmittlerIn, die obligatorische Familiensaga, neben dem neuesten Holbein usw. Bücher eben, die man so weg liest, wie man eben auch einen Film oder eine Serie so sieht (eigene Phantasie geschenkt, wenn sich immer nur die Namen, aber selten die Geschichten ändern). Ist das noch Kulturgut oder schon Konsumgut? Muss ich das also extra schützen? Wenn es ein Kulturgut ist, müsste ich dann nicht auch andere Kulturgüter extra schützen und über eine Preisbindung die Gewinne sichern? Wenn Nein, was macht das Buch dann heute noch besonders? In einer Zeit, wo mir das Internet einen schier unendlichen Zugang, auch zur Literatur (zeno.org oder das Gutenberg-Projekt für klassische Literatur) ermöglicht. Ich brauche keine künstlich-günstigen Bücher mehr um alle zu erreichen. Wozu dann also die Sonderbehanldung? Weil viele Existenzen daran hängen? Hängen sie das nicht auch am Film? Der wird zwar gefördert, aber eben nicht mit Preisgarantien versehen. Ist also eine schwierige Geschichte...

    Was aber nun mit Amazon? Sollte ich Amazon aufgrund seines Umgangs mit seinen Mitarbeitern boykottieren? Wenn man das macht, dann macht man für sich aber ein sehr, sehr großes Fass auf: Aldi, Lidl und Co., so ziemlich jeder (wirklich jeder) Bekleidungshersteller und -verkäufer, Elektro- und Baufachmärkte...die Liste ist endlos und macht solche Aussagen sehr schnell, leider, leider "scheinheilig"...da, wo es mich nicht weiter groß einschränkt, boykottiere ich die "bösen Buben", an anderen Stellen ist die Alternative zu teuer (Kleidung, Fleisch um mal zwei plakative Sachen zu nennen...und gegen die Sachen, die da abgeben, ist das was in den Logistikzentren bei Amazon abgeht, ja nahezu Zucker), zu aufwendig etc.pp. Das ist jetzt nicht als Vorwurf zu verstehen, sondern damit will ich lediglich sagen, dass man sich vielleicht an einer Stelle oder (je nach Möglichkeiten und Mitteln) mehreren Stellen dafür entscheiden kann hier mal einen Strich zu ziehen, aber man sich eben bewusst sein sollte, dass Amazon nur einer unter...ähm...naja, fast allen...ist.

    Und was ist mit dem Einzelhändler? Behandelt der seine Angestellten denn ordentlich, nur weil er Einzelhändler ist oder ist er "gezwungen" aufgrund des Konkurrenzdrucks oder beliebig anderer Begründung Hartz-IV-Aufstocker anzustellen, anstelle ordentlicher Vollzeitkräfte oder verlangt er ekelische Überstunden von ihnen, vielleicht sogar unbezahlt...? Das kann ich nicht erkennen, wenn ich bei ihm im Laden einkaufe, selbst wenn es gemütlicher aussieht und das werden mir die Angestellten unter Garantie nicht erzählen. Kleinerer Wirkkreis, kleinere Auswirkungen, kein Medienrummel, aber mit durchaus gegebener Wahrscheinlichkeit sehr ähnliche Mechanismen (man spart, wo man kann...und das ist am Ende beim Personal am "einfachsten"). Da muss man schon wirklich einen Buchhändler des Vertrauens kennen (oder diverse andere Einkaufsmöglichkeiten), wo man das ausschließen kann. Um hier etwas zu ändern, muss man leider wohl an ganz anderen Stellen ansetzen...und das verbraucht einiges an Zeit (und erneut Vertrauensvorschuss), um da Alternativen zu finden. Die gibt es aber Gott sei Dank immer, irgendwie.

    Und ist der etwa nicht auf Profit aus? Klar, berät der seine Kunden...er will ja, dass sie ihm was abkaufen. Ob Algorithmus oder "Fingerspitzengefühl", beides läuft auf "kaufte bereits X, mag sicherlich daher auch Y" hinaus. Das zweite ist mir auch etwas sympathischer, aber nicht weniger manipulativ. Nicht umsonst werden dann auch meistens die neuesten (und damit durchaus noch recht preisintensiven) Neuerscheinungen empfohlen und nicht das 4€ Reclam-Heftchen...kein Vorwurf an die Händler, die wollen auch leben. Man sollte nur nicht davon ausgehen, dass es ihnen primär um mein Wohlbefinden geht...das ist allerdings nötig, damit ich wieder komme...winwin, nennt sich das dann wohl .

    Ich persönlich bestelle über Amazon relativ wenig und dann eher im Elektrobereich (Unterschied zwischen MediaMarkt und Co. und Amazon dürfte vergleichsweise gering sein). Das liegt aber daran, dass ich generell wenig kaufe. Bis sich mal ein Buch, ein Film, ein PC-Spiel oder gar eine CD in meine Hände begibt...da muss ich schon sehr interessiert sein (und irgendwelche Geburtstag-und Weihnachtswünsche aufzuheben, freut doch die Verwandtschaft ) und dann ist das auch gleich mal ein Ereignis, was ich auch entsprechend zelebriere. Da ich vor allem ein Feind der Wegwerfgesellschaft bin, findet man mich dann tatsächlich eher auf dem größten Online-Trödelmarkt...also ebay ;) .

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Auf den längeren Post von Ehny möchte ich ein paar Dinge erwidern. Das wird dann auch wieder ziemlich lang. Sorry.
    Da wir hier ja gerade so etwas "moralisches" diskutieren bekommt so was leicht einen komischen Ton. Deswegen schon mal zu Beginn, ich bin weitgehend der selben Meinung wie Ehny, was seine Beschreibungen angeht, ziehe aber andere Schlüsse. Für mich perönlich sind es die richtigen, was sciherlich auch durchklingt, soll aber nicht heißen, dass andere Schlüsse "falsch", oder "moralisch verwerflich" oder so wären. Nur eben anders als meine. Hoffe das klingt auch durch durch das was ich schrieb, aber weil moralische Debatten schnell in so ein unerschwelliges "Du bist doof,böse,etc." abgleiten können, habe ich das hier mal voran gestellt. :) Außerdem höre ich mich so gerne reden ^^

    Muss ich das (Buch, T.P.) also extra schützen? Wenn es ein Kulturgut ist, müsste ich dann nicht auch andere Kulturgüter extra schützen und über eine Preisbindung die Gewinne sichern? Wenn Nein, was macht das Buch dann heute noch besonders? In einer Zeit, wo mir das Internet einen schier unendlichen Zugang, auch zur Literatur (zeno.org oder das Gutenberg-Projekt für klassische Literatur) ermöglicht. Ich brauche keine künstlich-günstigen Bücher mehr um alle zu erreichen. Wozu dann also die Sonderbehanldung? Weil viele Existenzen daran hängen? Hängen sie das nicht auch am Film? Der wird zwar gefördert, aber eben nicht mit Preisgarantien versehen. Ist also eine schwierige Geschichte...


    Der Vorwurf gegen die Buchpreisbindung es handle sich dabei um einen besonderen Schutz, den andere Kulturgüter nicht erhalten, also so zu sagen eine Extrawurst, läuft irgendwie ins leere. Es ist richtig, dass es nur beim Buch eine Preisbindung gibt, aber alle allgemein als Kulturgüter anerkannten Medien / Institutionen erhalten eine Förderung. Theater und Oper werden anders gefördert als Tanz und Musik, Bücher werden anders gefördert als bildende Kunst und Film, aber jeder dieser Bereiche unterleigt besonderem Schutz und besonderer Förderung. Jetzt kann man sich Gedanken machen, ob sich die Förderung des Kulturgutes Buch nicht auch anders bewerkstelligen ließe, aber das wäre dann auch schon eine ganz andere Frage. Ich finde die Buchpreisbindung da ein ganz gelungenes Instrument und ziehe es (Analog zum Theater) auch möglichen direkten Subvention von Verlagen alle mal vor.

    Ist das Buch an sich eigentlich noch ein kulturrelevantes, schützenswertes Medium? Wenn ich in einen durchschnittlichen Buchladen gehe, frage ich mich das manchmal durchaus. Da liegt ein und dieselbe Geschichte hundertfach erzählt mit wechselnden Autoren und Covern. Sei es die Teenie-Übernatürliches-Liebesschmonzette, die gewöhnliche Liebesschmonzette, der Historienschinken Die [Burfsbezeichung]IN, ein Krimi mit grummeliger ErmittlerIn, die obligatorische Familiensaga, neben dem neuesten Holbein usw. Bücher eben, die man so weg liest, wie man eben auch einen Film oder eine Serie so sieht (eigene Phantasie geschenkt, wenn sich immer nur die Namen, aber selten die Geschichten ändern). Ist das noch Kulturgut oder schon Konsumgut? Muss ich das also extra schützen?


    Erst mal bin ich hier ein ganzes Stück weit deiner Meinung, aber diese Meinung / Wahrnehmung zur Grundlage einer "Gesetzegebung" (Und dabei handelt es sich ja bei der Buchpreisbindung und auch bei deren Abschaffung) zu machen, bringt doch einige Probleme mit sich:
    Wer bestimmt wie was ein Kulturgut ist?
    Ist Rosamunde Pilcher Kultur im schützenswerten Sinne? Eher nicht ..., oder?
    Ist ein Comicbuch Kultur? In Deutschland nicht in Frankreich schon.
    Ist der Marquis de Sade Schund oder Kultur?
    Und Jules Verne?
    Uwe Kolbe, Elfriede Jelinek, Thomas Kling. Kultur?
    Günter Grass, finde ich furchtbar und war früher mal Schund, heute hohe Literatur.
    Und wenn wir schon damit anfangen, warum ist es Kultur wenn die Institution Oper für unfassbare Summen Jahr für Jahr, Tag für Tag Stücke aufführt, die noch aus monarchistischer Zeit stammen und für unsere Gesellschaft so gut wie keine Bedeutung haben. Ich möchte argumentieren, dass eine Kunstform, die nichts neues von Bedeutung mehr hervorbringt schlicht tot ist und man möge sie doch bitte sterben lassen, weil es eben keine Kultur mehr ist. Unfug? Wer kann das entscheiden.
    Wo ziehen wir die Grenze? Und wer tut das?
    Ich glaube das können wir nicht; und sollten wir auch nicht; und um Himmels willen sollten wir keine Behörde schaffen die glaubt das zu können (Hat Ehny nicht vorgeschlagen, ich deute nur Konsequenzen an), das wäre allerings vermutlich die Konsequenz, wenn man denn das förderungswürdige vom nicht zu fördernden unterscheiden will.
    Also kann nicht zwischen kulturell wertvoll und nicht kulturell wertvoll unterschieden werden. Das hat dann aber zur Konsequenz, dass man (wie in anderen Medien der Kultur auch) auch Unsinn / Schrott mitfördert, um sicherzustellen, dass das wertvolle auch erhalten bleibt.

    Noch ein anderer Punkt: In meinen Augen geht es bei der Buchpreisbindung nicht um den Schutz der Autoren, sondern um den Schutz des Verlagswesens, mit allen Instrumenten der Talentförderung und der Qualitätssicherung (Auswahl der zu publizierenden Texte und Lektorat) die das Verlagswesen so mitbringt.

    So weit ein par Einwände gegen die vorgebrachten Argumente gegen die Buchpreisbindung.


    Was aber nun mit Amazon? Sollte ich Amazon aufgrund seines Umgangs mit seinen Mitarbeitern boykottieren? Wenn man das macht, dann macht man für sich aber ein sehr, sehr großes Fass auf: Aldi, Lidl und Co., so ziemlich jeder (wirklich jeder) Bekleidungshersteller und -verkäufer, Elektro- und Baufachmärkte...die Liste ist endlos und macht solche Aussagen sehr schnell, leider, leider "scheinheilig"...da, wo es mich nicht weiter groß einschränkt, boykottiere ich die "bösen Buben", an anderen Stellen ist die Alternative zu teuer (Kleidung, Fleisch um mal zwei plakative Sachen zu nennen...und gegen die Sachen, die da abgeben, ist das was in den Logistikzentren bei Amazon abgeht, ja nahezu Zucker), zu aufwendig etc.pp. Das ist jetzt nicht als Vorwurf zu verstehen, sondern damit will ich lediglich sagen, dass man sich vielleicht an einer Stelle oder (je nach Möglichkeiten und Mitteln) mehreren Stellen dafür entscheiden kann hier mal einen Strich zu ziehen, aber man sich eben bewusst sein sollte, dass Amazon nur einer unter...ähm...naja, fast allen...ist.


    Zunächst einmal bin ich wieder deiner Meinung, aber nicht in gänze
    1. Ich bin nicht der Auffassung, dass es nur Unternehmen gibt, die ihre Mitarbeiter*innen schlecht behandeln. Das kein Unternehmen Geschenke an seine Mitarbeiter verteilt bringt die marktförmige Organisation der Wirtschaft so mit sich. Ich erkenne aber schon noch Unterschiede zwischen den Arbeitsbedingungen / Entlohnung bei Amazon und Volkswagen (Ich weiß das sind Äpfel und Birnen, aber ich habe in Arbeitsbedingungen bei Amazon-Konkurrenten keinen EInblick, deswegen habe ich ein Unternehmen gewählt, dass ich besser kenne). Und natürlich kann ich mich nicht über jedes Unternehmen ,dessen Dienstleistunge / Waren ich nutze, informieren, aber wenn ich denn die Informationen habe, dann kann ich darauf auch reagieren. Das ist mir schon deswegen wichtig, weil es indirekt Mitarbeiter*innen schützen kann. Weil sie wenn viele so Handeln notfalls die Möglichkeit haben in die Öffentlichkeit zu gehen, wenn das dem Unternehmen schadet, dann wird es eher darauf achten, seine Leute gleich angemessen zu behandeln (zumindest verbinde ich damit diese idealistische Hoffnung). Also, das es schwer wird ein "habt euch alle lieb, friede freude Eierkuchen" Unternehmen zu finden, heißt noch nicht, dass es keine Unterschiede gibt, auf die ich reagieren kann. Natürlich immer nur im Rahmen der Informationen die ich habe.
    2. Es ist vermutlich den wenigsten von uns möglich, alle Unternehmen zu meiden die sie jetzt eher problematisch finden. Besipielsweise lassen es meine finanziellen Mittel gar nicht zu, alle Produkte die ich so Esse auch so zu kaufen, dass ich mit den Produktions- und Verkaufsbedingungen einverstanden sein könnte. Daher kaufe ich recht regelmäßig auch bei Aldi, obwohl ich auch deren Umgang mit ihrer Belegschaft zum Teil zum ...
    Aber diese Einsicht, dass ich nicht alles "richtig" machen kann, wird all zu leicht zur Entschuldigung, dass ich gar nicht mehr versuchen muss irgendwas "richtig" zu machen. Aus Gründen die ich jetzt nicht länger dalegen möchte habe ich mich dafür entschieden zumindest bei Fleisch, Kaffee, Zucker und noch ein paar anderen Dingen darauf zu achten, dass Produktion und Vertrieb so sind, wie ich mir wünschen würde, dass sie sein sollten. Das ist natürlich meine persönliche Auswahl, getroffen Aufgrund der Dinge die mir am wichtigsten sind und auf Grund meiner finanziellen Möglichkeiten.
    Der Witz an Amazon ist dabei: Es kostet mich keinen Cent mehr, meine Bücher (Und in der Regel auch Computerspiele und Filme) nicht bei Amazon zu erwerben, dank der Buchpreisbindung übrigens. Es hält mich also nichts davon ab, bei Büchern darauf zu achten, dass Produktion und Vertrieb unter Bedingungen stattfnden, wie ich sie mir wünschen würde, wenn ich in diesem Bereich tätig wäre. Und da ist es egal, dass ich es mir gleichzeitig nicht immer leisten kann meine Tomaten dort zu kaufen, wo ich weiß, von wo und wie die Dinger in mein Gemüsefach kamen.


    Und was ist mit dem Einzelhändler? Behandelt der seine Angestellten denn ordentlich, nur weil er Einzelhändler ist?


    Auch hier gebe ich dir in allem was du zu dem Punkt schreibst auch recht. Aber, obwohl ich in einer Großstadt lebe, kennt man sich nach einer Weile doch ganz gut, wenn man häufiger beim selben einkauft. Das garantiert natürlich erstmal für nix, aber so eine Stadt ist dann am Ende doch wieder ein Dorf, Nachbarin Else ist die Freundin von Trude, die die Oma von Irma ist, die als Buchhändlerin im Laden von der Schmidt angestellt ist. Will sagen, ich weiß nicht was abgeht in dem Laden in dem ich einkaufe, aber ich bekomme eher einen persönlichen Eindruck und weil es eben Umfeld ist, auch mal so was mit. Im übrigen handel ich hier nach der gleichen Regel wie oben: Ich weiß, dass ich nicht alles weiß, was ich wissen müsste um eine "richtige" Entscheidung zu treffen, daher treffe ich sie auf Grundlage der Informationen die ich habe, wohl wissend, dass ich auch da irren kann. Aber alle mal besser als einfach vor dem Elend in der Welt zu kapitulieren, weil es eh überall schlimm ist.


    Man sollte nur nicht davon ausgehen, dass es ihnen primär um mein Wohlbefinden geht...das ist allerdings nötig, damit ich wieder komme...winwin, nennt sich das dann wohl


    Auch da stimme ich dir zu, möchte aber darauf hinweisen, dass du selbst mit "winwin" darauf hinweist, dass du neben dem Buch, oder was auch immer, noch etwas anderes erhalten hast. Zum Beispiel ein nettes Gespräch darüber wie sich Numenera denn nun spielt und ob Leute von der Runde die das getestes haben Lust ahben das weiterzuspielen und vll. noch eine Mitspielerin suchen, etc.etc. Aber ja, es ist wahr, dass der nicht mit mir befreundet sein will, sondern das ich gerne wiederkomme und weiterhin Unsummen in seinen Laden trage.


    Kurz um, diese Welt ist nicht gerade gut. Und sie wird auch nicht zu einem guten Ort in dem ich / wir unser Kaufverhalten ändern, oder gar in dem wir jetzt nicht mehr bei Amazon einkaufen. Aber, durch die Entscheidung wo und was ich kaufe kann ich - im Rahmen meiner (finanziellen) Möglichkeiten und meines Wissens über ein Produkt oder Unternehmen - zumindest ein kleines bisschen dazu beitragen die Welt ein wenig weniger ätzend sein zu lassen. (Man oh man, dass klingt jetzt mal nach Hippie, Gras und Gitarrenmusik am Lagerfeuer. Egal ...)
    Obwohl ich Ehny in fast allem recht gebe, aber weil ich von den dortigen Arbeitsbedingungen weiß und weil es mich so gut wie nichst kostet:

    Ich kauf nichts mehr bei Amazon.

    "Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen." (Karl Popper)

    "Im Fall Wissenschaft gegen Religion erlasse ich eine einstweilige Verfügung: Die Religion muss sich immer 500 Meter von der Wissenschaft entfernt halten." (Die Simpsons)

    About sex

    Einmal editiert, zuletzt von teddypolly (26. August 2014 um 19:31)

  • [...]ich bin weitgehend der selben Meinung wie Ehny, was seine Beschreibungen angeht, ziehe aber andere Schlüsse.[...]

    Und das ausgerechnet aus der Ecke, die hier nicht müde wird durchzugendern und auf korrektes Anreden aller Beteiligten bedacht ist...tststs. Jetzt fühlt sich die Ehny aber beleidigt :D . Gut, da muss schon einiges mehr geschehen, aber...nur der Form halber *schnüff*. Und ich finde es gerade sehr interessant eine Diskussion zu führen, bei der beide Seiten die gleiche Meinung vertreten, aber den Weg dahin unterschiedlich betrachten. So etwas freut doch das kleine Schildkrötenhirn und lässt es freudig in die Tasten hauen.

    Bei der Buchpreisbindung hast du mich, glaube ich etwas missverstanden. Es ging mir nicht darum anzudeuten, dass einige Bücher förderwürdig sind, andere dagegen nicht. Die Buchpreisbindung wird damit begründet, dass das Buch an sich mehr als alle anderen Medien ein förderwürdiges Kulturgut ist. Die Frage, die ich dahingehend stelle ist, ob das Buch an sich (alle Bücher insgesamt) wirklich noch ein besonderes Kulturgut ist, wenn es unterm Strich eine Massenware wie alle anderen geworden ist. Dass man Verlage, Autoren etc. fördern sollte, da bin ich durchaus auch deiner Meinung. Das Problem, was ich aber sehe ist, dass man hier einem Medium eine Sonderstellung "andichtet", welche nicht mehr wirklich gegeben ist. Mir geht es hier also eher um die Würdigung anderer Medien, als eine "Kulturpolizei", die Dinge in kulturwürdig und kulturunwürdig einteilt. So etwas braucht und will sicherlich keiner...zumal wie du schon geschrieben hast, da jeder seine eigenen Ansichten hat. Über Geschmack lässt sich eben nicht streiten...OK, doch es lässt sich sogar sehr gut darüber streiten, aber nur mit fehlender Überzeugungsabsicht ;) .

    Bei der Diskussion um Amazon an sich, bin ich auch bei dir. Hier war meine Absicht auch lediglich darauf hinzuweisen, dass man es sich gerade bei Amazon teilweise recht einfach macht und die Scheuklappen aufsetzt (damit ist hier auch nicht direkt ein Diskutant angesprochen) und halt boo zum einen sagt, aber munter und ohne große Reflexion dann zum nächsten geht, der dann auch nicht besser ist. Das bedeutet nicht, dass ich es nicht gut finden würde, wenn wenigstens an einer Stelle mal was passiert. Wenn man sich aber erst einmal wirklich bewusst wird, was alles schief läuft in unserem lieben, guten "Markt", dann hat man ja auch erst einmal die Chance da für sich drüber nachzudenken und Möglichkeiten für sich auszuloten, was man angehen kann für sich und was nicht. Was geht finanziell, was geht zeitlich, was geht ohne halbe Weltreisen. Wo muss ich zähneknirschend etwas in Kauf nehmen (hier mal wieder auf die Kleidungsindustrie hingewiesen) und wenn ich das schon in Kauf nehmen muss, kann ich dann nicht vielleicht die Frequenz verringern, in der ich das in Anspruch nehme? Das Beispiel Amazon mag hier aber durchaus mal als Sprungbrett dienen sich wirklich nach Optionen umzuschauen.

    Zu den Arbeitsbedingungen: Daher schrieb ich ja auch fast alle. Es gibt genug Firmen, die auch ordentlich produzieren lassen. Aber wenn wir bei Amazon sind, dann ist man eben bei Konsumgütern. Und in dem Bereich: Kleidung, Elektronik, Nahrungsmittel, Bücher (hier dürfte der Kasus knaxus in der Produktion das Papier an sich sein, wo es spätestens finster wird...) o.ä. muss man schon wirklich Recherchearbeit investieren um Firmen zu finden, wo man halbwegs sicher sein kann, dass es da nicht zugeht, wie im Wilden Westen.

    Zitat

    Auch da stimme ich dir zu, möchte aber darauf hinweisen, dass du selbst mit "winwin" darauf hinweist, dass du neben dem Buch, oder was auch immer, noch etwas anderes erhalten hast. Zum Beispiel ein nettes Gespräch darüber wie sich Numenera[...]

    Mit dem Winwin bezog ich mich lediglich darauf: Ich kriege gutes Buch, der Typ sein Geld. Ich bin halb Nordlicht halb Preuße. Gespräche sind was für Quasselstrippen und Wichtigtuer. Ich komme in einen Laden und weiß, was ich will oder ich gehe nicht in einen Laden. So sieht es doch aus. Und...was ist Numenera? ;) Das ist jetzt nicht ganz ernst gemeint, manchmal stromere ich auch einfach gerne durch ein Geschäft und unterhalte mich mit den Verkäufern. Bei ersterem möchte ich aber in der Tat für mich sein und Eindrücke aufnehmen (nichts sagen eröffnet einem an vielen Stellen Welten, die man sonst überhört hätte), beim zweiten habe ich das zu kaufende Produkt meist schon in den Händen und überlasse es dem Verkäufer, ob oder ob nicht er/sie ein Gespräch anfangen möchte oder nicht...in meinen Stammläden ergibt sich das eh von selbst ;) . Ich mag den Einzelhandel und möchte ihn nicht missen. Schon schlimm genug, dass ich für meinen Fleischer erst mal Tram fahren muss...und Bäcker hab ich auch nicht mehr in der Nähe :( .

    Zitat

    Kurz um, diese Welt ist nicht gerade gut.

    Doch, doch, das ist sie. Die Welt ist sogar sehr gut und sehr schön. Menschen dagegen...die machen es sich immer selbst schwerer, als es sein müsste :)

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Alte SL Weis­heit :„Wür­fele eine Zahl von Wür­feln, die sich gut anfühlt, gegen einen Mindest­wurf, der sich gut anhört, igno­riere das Ergeb­nis und sage das, was der Story am besten dient“

  • Amazon boykottieren? Hmmm... vielleicht...

    Was mich angeht:
    ich befasse mich seit meinem 10. Lebensjahr mit Computern (habe mit dem guten alten C-64 angefangen), bin seit ich '97 ein Inormatikstudium begonnen hatte im Internet aktiv - alles in allem also jemand, den man durchaus als "Computeraffin" bezeichnen könnte.

    Dennoch habe ich in all der Zeit nie auch nur einen einzigen Einkauf per Internet getätigt. Bücher, Spiele, Rollenspielartikel, DVDs, CDs kaufe ich in den entsprechenden Läden. Bisher bin ich noch nie auf die Idee gekommen, so etwas über irgendeinen Internetversand zu bestellen. Ich persönlich finde diese Entwicklung zum "ich-bin-zu-faul-meinen-Arsch-von-der-Couch-zu-heben"-Konsumenten erschreckend. Solange es noch entsprechende Läden gibt und ich rein phyisch in der Lage bin, mich dorthin zu begeben, werde ich das auch machen und einen Teufel darauf geben, das bei amazon oder bei werauchimmer so viel "bequemer" ist. Auch sagen mir rein digitale Medien nicht zu - ich möchte ein Buch, ein echtes, mit Seiten aus Papier, kein besch*****es e-book, das ich ungemütlich am Rechner oder Tablet lesen muss (was dann dazu führt, das eines der neueren DSA-Abenteuer, das aus einem Anfall völliger geistiger Umnachtung und kollektiver Dummheit seitens Ulisses nur in limitierter Auflage und nicht über den Einzelhandel verkauft wurde, eben nicht den Weg in meinen Besitz findet. Die digitale Version, die man mir als Alternative angeboten hat, werde ich garantiert nicht kaufen).

    Dieser ganze "alles muss einfach und toll über Internet gehen"-Wahn trägt ja noch weitere Früchte wie dieses unsägliche "Steam" im Computerspielebereich (so sehr mich z.B. "Skyrim" reizt, solange es keine Version davon gibt, die keine Internetautorisation und kein Anmelden bei fu***ng Steam benötigt, werde ich das halt nicht kaufen) - aber damit schweife ich vom Thema ab, das ist eine ganz andere Baustelle.

    Zusammengefasst - ja, man könnte sagen ich boykottiere amazon. DInge wie "ihr Umgang mit Verlagen/Autoren" und "Umgang mit Mitarbeitern" mögen da mit rein spielen, aber bei mir ist es ganz schlicht und ergreifend eher aus dem Grund, dass ich - Computeraffinität hin oder her - diesen ganzen Internetbestell-Scheiß einfach nicht mag. Ich bin da einfach "old-school" - ich kaufe ausschließlich physisch ein. Nichts gegen Neuerungen, aber nicht jede Neuerung ist automatisch gut und/oder sinnvoll.

  • solange es keine Version davon gibt, die keine Internetautorisation und kein Anmelden bei fu***ng Steam benötigt

    Ich habe ebenfalls etwas gegen Steam und dennoch hunderte Stunden Skyrim gespielt. Du kannst diese Version nur nicht kaufen. :blaeh:

    "ich-bin-zu-faul-meinen-Arsch-von-der-Couch-zu-heben"-Konsumenten

    Zu faul? Die meisten sind wohl eher zu faul, gefühlte tausend Läden abzuklappern, bis jemand mal das gewünscht wasauchimmer in der gewünschten Versio hat... für Bücher gilt das nicht, aber die Auswahl an Elektronik und Zubehör ist selbst bei Arlt und Conrad um Welten geringer als online.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Wenn, man von dem Informatik Studium absieht, trifft fast alles was @Turajin geschrieben hat auch auf mich zu, mit nur einer winzig kleinen Ausnahme. Fachliteratur hab ich auch ganz gerne auf dem Tablet, weil ich einfach keine Lust hab diese dicken Wälzer zu schleppen, wenn ich mal wieder etwas länger Zug fahre und dabei noch lernen will.

    insane inside

  • Teddypollys Beitrag spricht mir aus der Seele und ich kann dem kaum etwas hinzufügen. Mit Ehnys Beitrag geht es mir ähnlich wie Teddypolly: ich ziehe andere Schlüsse, auch wenn ich vielem, was Ehny schreibt, zustimme.
    Einen interessanten Aspekt hätte ich allerdings noch zu den E-Books.

    Zitat von Börsenverein

    Amazon setzt für seine hauseigenen Reader auf ein eigenes E-Book-Format (AZW). Ohne entsprechende Reader-App können bei Amazon erworbene E-Books daher nicht auf anderen Endgeräten genutzt werden. Umgekehrt können EPUB-Dateien nicht auf dem Amazon-Reader gelesen werden. Im Gegensatz zu diesem geschlossenen System setzen die meisten anderen Anbieter bewusst auf eine offene Content-Strategie: Der Endkunde entscheidet selbst, wo er seine E-Books kaufen möchte. Er ist somit nicht an einen bestimmten Anbieter und ein spezifisches Endgerät gebunden. Dieses offene System ermöglicht auch dem stationären Buchhändler, am Verkauf von E-Books im Laden und über den eigenen Web-Shop teilzuhaben.

    Klar, andere Firmen machen das auch (die mit dem Apfel sind da ganz groß drin), nur ist es eben für mich ein Hinweis, wohin die Reise gehen soll: der E-Book-Kunde hängt wie ein Junkie an Amazon, wenn er mal damit angefangen hat.

    Und jetzt stellt euch noch mal vor, wie viele Bücher damit beginnen, dass ein Mensch eine Buchhandlung betritt…
    Die Unendliche Geschichte, Der Schatten des Windes, Die Stadt der träumenden Bücher… , um nur die zu nennen, die mir spontan einfallen, und wie gerne lassen wir uns entführen von solchen Sätzen:

    „Ich erinnere mich noch genau an den Morgen, an dem mich mein Vater zum ersten Mal zum Friedhof der vergessenen Bücher mitnahm…“

    Ich weiß, ich bin eine unverbesserliche Romantikerin, aber wenn uns solche Sätze so faszinieren, dass wir sie immer wieder gerne lesen, warum nehmen wir nicht etwas davon mit in die reale Welt? Klar, meistens sind Antiquariate oder kleine Buchhandlungen, die keiner Kette angehören, die letzten Refugien, in denen man noch wirklich Entdeckungen machen kann, und nicht unbedingt die großen, aber trotzdem.

    Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Buch mit dem folgenden Satz beginnt:

    „XY rief die Seite von Amazon auf und betrat eine geheimnisvolle Welt…“ ?

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

    seebruecke.org

    mission-lifeline.de

    sea-watch.org

  • Hmm, dann mache ich jetzt mal den Advocatus diaboli und führe mal einen anderen Aspekt an (von der Dateiabhängigkeit mal abgesehen, aber da gibt es durchaus auch Tricks drum herum...Dateiformate kann man ja ändern, ne ;) ) :

    Diese Faulheit der Massen, das unpersönliche Internetportal und das "seelenlose" Ebook eröffnen Menschen eine Tür, die für sie vorher verschlossen war. Menschen mit einer Behinderung erringen durch diese Formate plötzlich eine Art der Unabhängigkeit, die ihnen vorher verschlossen war. Mal an meinen kleinen Bruder denke: Die Seiten eines Buches umzublättern und das Buch überhaupt zu halten, fällt ihm sehr schwer (Rollenspielbücher aufgrund von Größe und Schwere gleich mal hier die richtig fiesen). Er muss dazu meist an einem Tisch sitzen und die Hand verkrampft nach einer Weile...nicht sehr gemütlich. Mit einem Ebook kein Problem und er kann in diesen Welten eintauchen, die vorher in größerem Umfang nur über Hörbücher zugänglich waren. Weiter geht es damit behindert zu werden (Merke: Man ist nicht behindert, man wird behindert). In einen Buchladen kommt er nicht ohne weiteres: der Weg dort hin, Stufen (gerade bei den kleinen Läden), enge Gänge (selbst in größeren Märkten muss man immer mal wieder Umwege mit dem Rolli fahren), der Regalinhalt für ihn nicht erreichbar und über die teilweisen kruden Begegnungen der 3. Art mit Mitmenschen müssen wir uns nicht weiter unterhalten. Es ist hier immer auf Begleitung angewiesen und auch, wenn ich sehr gerne mit dem Knopp herum strolche, immerhin ist er mindestens genau so nerdig, wie ich...hat sich halt nur die guten Sachen von seiner Schwester abgeguckt ;) ...Es sei gesagt, dass das auch für mich (und andere) eine sehr anstrengende Angelegenheit ist. Gleiches gilt übrigens auch für Steam und Co. Mein Bruder kann schwer bis gar nicht CDs aus ihren Hüllen befreien: Und wieder ist er auf Hilfe angewiesen. Mit Steam braucht er die nicht und kann sich auch hier freier bewegen.

    Wären die Massen nicht so faul und würden nicht alle online bestellen...der Markt wäre nie wirklich entstanden, denn wer würde so etwas schon für ein paar Hanseln im Rollstuhl oder anderen Behinderungen so etwas erfinden bzw. es könnte sich aufgrund geringer Rentabilität nicht etablieren. Aus Sicht meines Bruders ist diese Entwicklung hin zu mehr online also eine Positive, die es ihm erlaubt ein Stück Selbstständigkeit zu gewinnen. Und auch, wenn das für Außenstehende vielleicht nicht nachvollziehbar ist: Das ist sehr, sehr viel wert (kein Vorwurf, wirklich nicht. Ich bin da natürlicher Weise sensibilisiert für, aber es ist vollkommen normal, wenn das bei anderen nicht so ist).

    Eine Minderheit profitiert ausnahmsweise mal von einer Mehrheit. Das ist also prinzipiell erst einmal nichts schlechtes. Vielleicht ist es wie bei allem: Die Dosis macht das Gift. Wenn ich sowohl "digital", als auch "analog" kaufe und das so viele, wie möglich machen, dann haben alle Seiten etwas davon (gleiches gilt auch für Großmarkt vs. Einzelhandel). Zumindest profitieren erst einmal Kunde und Einzelhändler. Der Einzelhändler, weil nun ja, bei ihm gekauft wird. Der Kunde dadurch, dass er selbst Monopolbildungen und damit Preisdiktate etc. verhindert (außer bei Büchern natürlich ;) ). Das Problem der Arbeiter bei Großmärkten...da muss noch was ganz anderes geschehen, dass sich das einregeln kann.

    Der Himmel hat dem Menschen als Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

    - Immanuel Kant

  • Könnt ihr euch vorstellen, dass ein Buch mit dem folgenden Satz beginnt:
    „XY rief die Seite von Amazon auf und betrat eine geheimnisvolle Welt…“ ?


    Ja.
    Zum Einen die Dinge, die es auf Amazon alles zu kaufen gibt, sind teilweise mehr als nur geheimnisvoll und man fragt sich welches Hirn derartige Produkte ersonnen hat. Da kann sehr vielfältige Welten betreten, von denen man eigentlich gar nichts wissen wollte.
    Zum Anderen macht die menschliche Vorstellungskraft genug wieder wett. Man braucht dafür nicht zwingend den Geruch von vergilbten Papier - zumal der Geruch auch nur uns alten Säcke an andere Bucherlebnisse erinnert.

    Meiner Meinung nach ist der große Vorteil von einem Buch, dass man es noch nach der Apokalypse lesen kann oder in der Badewanne. Ich brauche die Kenntnis der Sprache und Schrift sowie Licht. Für ein eBook brauche ich neben Strom und Gerät noch die passende Software. @Leonore hat neulich erst hier ihre Bücher verlinkt, die es sogar kostenlos gab und ich dachte mir: "Oh eine Geschichte im orientalischen Setting." Und dann dachte ich mir - "Oh, ich muss diese Software installieren, tja dann nicht." Wobei ich ja glaube, dass gerade Computeraffine Leute online Angebote eher meiden, weil sie wissen, was man sich da alles auf den heimischen Rechner holen kann. Wobei Steam da noch relativ harmlos ist und gerade den Indi-Computerspieleherstellern eine Plattform bietet. So wie Amazon Autoren wie Leonore: als eBook kann man mal schneller etwas veröffentlichen als die Druckmaschinen zum Hochfahren brauchen.


    Ehnys Einwurf, während ich hier herum geschrieben habe ist natürlich ebenso ein interessanter Aspekt. Die 'eCap', mit welcher man alles Mögllche nur noch mit den Gehirnwellen steuert kommt bestimmt. Im Grunde kann man da den Hardcore-Gamern danken, die kaufen immer schnellere und bessere Hardware. Dass man diese Hardware, wenn sie denn schon mal entwickelt ist bzw. Ansätze geliefert wurden, im medizinischen Bereich einsetzt ist eher der Nebeneffekt, wenn auch ein sehr toller. Inzwischen kann man Hüftgelenke mit dem 3D Drucker herstellen - pass genau. Mit jedem gewünschten Muster...


    Aber um wieder den Bogen zu Amazone zu schlagen. Mein Konsum durch Online-Shops wurde durch das Eltern werden durchaus größer. Mit Kleinkind fährt man nicht mal eben irgendwo hin, um etwas zu kaufen und ist ganz glücklich, wenn man die Weihnachtseinkaufstour ohne viel aus dem Haus gehen erledigen kann. Interessanterweise sind es allerdings kaum Bücher, die über Amazon bei uns gekauft werden - wenn Bücher dann eher internationale, die man in der Kettenbuchhandlung im Einkaufszentrum genauso erst bestellen müsste. Besonderes wenn man von Ehemann nach sehen des Films "Die Tribute von Panem" aufgefordert wird die Bücher zu lesen, damit Frauchen ihm mehr vom Setting erzählen kann und man dann die Wahl zwischen 'deutsch, Hardcover, Trilogie im Schuber für 150€' und 'englisch, Softcover, Trilogie im Schuber für 15€' hat... und so literarisch wertvoll waren sie jetzt auch nicht. :rolleyes:

    I ♡ Yakuban.

  • Aus Sicht meines Bruders ist diese Entwicklung hin zu mehr online also eine Positive, die es ihm erlaubt ein Stück Selbstständigkeit zu gewinnen.

    Ich zitiere mal Turajin:

    Zitat

    und ich rein phyisch in der Lage bin, mich dorthin zu begeben

    Es steht wohl außer Frage, dass onlin bestellen deinem Bruder nützt und er nicht zu den "ich-bin-zu-faul-meinen-Arsch-von-der-Couch-zu-heben"-Konsumenten gehört. Aber... für Leute ohne körperliche Einbußen kann dieses Beispiel keine Entscheidungs- oder Argumentationshilfe bieten.

    "Oh eine Geschichte im orientalischen Setting." Und dann dachte ich mir - "Oh, ich muss diese Software installieren, tja dann nicht."

    Ganz genau das gleiche ist mir auch passiert. Ich war schon auf halbem Wege, den hier

    Zitat

    aber da gibt es durchaus auch Tricks drum herum...Dateiformate kann man ja ändern, ne

    zu machen, aber das war mir dann doch zu dreist.

    und so literarisch wertvoll waren sie jetzt auch nicht.

    Hatte ich neulich nicht mal von Fight Club und Heuchelei gesprochen? Diese Filme sind noch schlimmer: Man kann die härteste mögliche Castingshow mit gutem Gewissen angucken.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Ich persönlich finde diese Entwicklung zum "ich-bin-zu-faul-meinen-Arsch-von-der-Couch-zu-heben"-Konsumenten erschreckend.


    Für mich ist es wichtig, bei einem Kauf eine Informationsquelle zur Verfügung zu haben, um eine fundiertere Kaufentscheidung treffen zu können. Bestelle ich Online, habe ich das Internet. Kaufe ich im Laden, habe ich einen Verkäufer, der sehr viel oder sehr wenig Ahnung haben kann - Glückssache. Ich habe auch schon aus China oder Kanada bestellt - auf die lokale Verfügbarkeit bin ich nicht angewiesen. Mit Faulheit hat das gar nichts zu tun, und ich glaube auch nicht, dass das die Motivation der Mehrheit der Amazon-Käufer ist. Und: Nur weil man sich für die bequemere Variante entscheidet, heißt das doch nicht, dass man faul ist.

    It's hard to light a candle, easy to curse the dark instead.
    •••
    The trouble with having an open mind, of course, is that people will insist on coming along and trying to put things in it. -- Terry Pratchett

  • Klar, andere Firmen machen das auch (die mit dem Apfel sind da ganz groß drin), nur ist es eben für mich ein Hinweis, wohin die Reise gehen soll: der E-Book-Kunde hängt wie ein Junkie an Amazon, wenn er mal damit angefangen hat.


    Schlimmer: Amazon hat schon mehrfach Leuten Ebooks vom hauseigenen Lesegerät gelöscht (!). Der erste groß publik gewordene Fall war ausgerechnet Orwells 1984… Muß ich da noch kommentieren, warum mir so ein Gerät nicht ins Haus kommt? Einen wirklich offenen Ebook-Reader fände ich wirklich praktisch, aber so?

    Hmm, dann mache ich jetzt mal den Advocatus diaboli und führe mal einen anderen Aspekt an (von der Dateiabhängigkeit mal abgesehen, aber da gibt es durchaus auch Tricks drum herum...Dateiformate kann man ja ändern, ne ) :


    Kann man, ist aber illegal, wegen DRM. :paranoia: Außerdem will ich nicht für Sachen bezahlen, die der Verkäufer gezielt kaputt macht (siehe „Defective by Design“), auch wenn ich sie vielleicht noch retten kann. Die Stöberkiste im Laden mit beschädigten Produkten ist was anderes. :zwinker:

    „Ich habe ja durchaus Verständnis dafür, daß die Beschwörung eines Humus-Elementars nicht ganz so funktioniert, wie man sich das vorstellt. Aber wie, bei allen Zwölfen, kann man versehentlich einen Elefanten beschwören?“ (aus dem DSA4 Forum)


  • Schade das es sich nur um einen technischen Fehler handelt.
    Wie auch der Autor des Artikels hätte ich es sehr begrüßt, wenn sich die Verlage auf diese Weise gegen Amazon stellen würden.
    (Mal ganz abgesehen, dass mir als Linux-Userin Adobe ohne hin furchtbar auf die ...)

    "Unser Wissen ist ein kritisches Raten, ein Netz von Hypothesen, ein Gewebe von Vermutungen." (Karl Popper)

    "Im Fall Wissenschaft gegen Religion erlasse ich eine einstweilige Verfügung: Die Religion muss sich immer 500 Meter von der Wissenschaft entfernt halten." (Die Simpsons)

    About sex

  • Hui, spannend, wohin so eine Frage führen kann.

    Ehny: deinem Punkt kann ich natürlich nicht widersprechen. Zumal dein nerdiges, liebenswertes Brüderchen ;) mir viel zu sympathisch ist, um ihm nicht zu wünschen, dass er Zugang zu jedem Buch hat, das er lesen möchte :)

    Ich hoffe nicht, dass hier der Eindruck entstanden ist, dass ich eine Maschinenstürmerin bin, die alles Neue erstmal ablehnt. So ist es nicht. Dazu nutze ich das Internet viel zu häufig und zu gerne (unter anderem um mich hier auf dem Ork herumzutreiben). Ich plädiere nur dafür, dort wo zu viel Macht angehäuft wird misstrauisch zu sein und solche Entwicklungen zu hintertreiben.

    Die Infos von euch (danke dafür) zur Löschbarkeit von eBooks und zu RDM bestätigen mich darin. Stellt euch nur mal vor, ihr kommt nachhause, und eure Bücherregale sind leer! Und wenn ihr dann einen Einbruch anzeigen wollt, wird euch gesagt, dass die Bücher nur geliehen waren, und der Besitzer sie in eurer Abwesenheit abgeholt hat. Absurd.

    Meiner Meinung nach ist der große Vorteil von einem Buch, dass man es noch nach der Apokalypse lesen kann oder in der Badewanne.


    …oder im Urlaub (in meiner Art Urlaub zu machen gibt es nach Einbruch der Dunkelheit nur noch Mond- und Kerzenlicht, mit einem eBook wäre ich aufgeschmissen :) ).

    wir halten noch immer / die wolkenfäden fest in den händen / das versprechen: ich webe dir ein kleid aus traum und dunst und zuversicht / damit du es schön warm hast / im augenblick der zählt

    seebruecke.org

    mission-lifeline.de

    sea-watch.org


  • Für mich ist es wichtig, bei einem Kauf eine Informationsquelle zur Verfügung zu haben, um eine fundiertere Kaufentscheidung treffen zu können. Bestelle ich Online, habe ich das Internet. Kaufe ich im Laden, habe ich einen Verkäufer, der sehr viel oder sehr wenig Ahnung haben kann - Glückssache.


    Was hält dich davon ab, dich erst im Internet zu informieren und dann in die Buchhandlung zu gehen? Es ist ja nicht so dass dir das Informationsmedium Internet nur zur Verfügung steht, wenn du es dann auch zum Einkauf nutzt - zumindest wäre mir da kein derartige Abhängigkeit bekannt.

    Nur weil man sich für die bequemere Variante entscheidet, heißt das doch nicht, dass man faul ist.


    Kommt drauf an - meiner Meinung nach haben die Aussage "ich finde es bequemer, online zu bestellen" und "ich bin einfach zu faul, für den Einkauf aus dem Haus zu gehen" keinen inhaltlichen Unterschied und sagen zu 100% das exakt gleiche aus.

    Sofern also die nächste Buchhandlung nicht zig Kilometer entfernt ist, sondern im eigenen Ort liegt und binnen halbstündigem Fußweg oder mittels Öffis in vergleichbarer Zeit erreichbar ist... in dem Fall würde ich persönlich schon sagen, das man dann zu faul ist.

    Sicher, es gibt Ausnahmen:
    Manche Leute sind aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht in der Lage, mal eben in die Buchhandlung zu gehen (siehe Ehnys Bruder). Wiederum andere haben besch*****e Arbeitszeiten, bei denen man es eher selten schafft, während der regulären Öffnungszeiten eine Buchhandlung/einen Rollenspielladen etc. zu erreichen. Oder man wohnt wirklich so weit ab vom Schuß, dass man für den Einkauf eines einzelnen Buches nicht zig Kilometer fahren möchte (wobei man dass dann aber mit anderen notwendigen Einkäufen zusammen legen kann, und das somit nur bedingt ein Argument ist). Aber auf die Mehrheit dürfte das vermutlich nicht zutreffen - die sind dann schlicht "zu faul". Kann man sich natürlich mit Euphemismen wie "es ist bequemer, es so zu machen, ich bin nicht faul" schön reden, aber unterm Strich läuft es, wenn man alles Schönreden weglässt und ehrlich zu sich ist, auf "Faulheit" hinaus.

  • aber unterm Strich läuft es, wenn man alles Schönreden weglässt und ehrlich zu sich ist, auf "Faulheit" hinaus.

    Ja. Und? Nenn mir irgendeine Erfindung, die nicht auf Faulheit hinausläuft. Ich sehe das Problem nicht wirklich - wenn etwas bequemer ist, dann ist es die Zukunft, das unbequemere unterliegt.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Was hält dich davon ab, dich erst im Internet zu informieren und dann in die Buchhandlung zu gehen? Es ist ja nicht so dass dir das Informationsmedium Internet nur zur Verfügung steht, wenn du es dann auch zum Einkauf nutzt - zumindest wäre mir da kein derartige Abhängigkeit bekannt.


    Ich weiß nicht, ob die entsprechende Ware in der Buchhandlung (oder einem beliebigen anderen Geschäft, es geht ja nicht nur um Bücher) verfügbar ist. Die eigentliche Frage ist aber doch: Was habe ich für einen Mehrwert dadurch, dass ich zur Buchhandlung gehe, wenn ich mich bereits entschieden habe und keine Beratung benötige?

    Faulheit ist, wenn man im Übermaß auf dem Sofa rumhängt und nichts tut / passiv den Fernseher etc. konsumiert. Ich kann mit der Zeit, die ich spare, aber genauso gut etwas produktives anfangen, deshalb finde ich die Behauptung, wer aus freien Stücken nicht in den Buchladen geht, sei faul, falsch.

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    •••
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