Dis wird jetzt wohl länger...
es gibt (noch) in fast jedem Ort eine Buchhandlung, die fast jedes Buch innerhalb 24 Stunden besorgen kann, und zwar zum gleichen Preis, aber ohne Porto.
Da ist Amazon viel zu clever für: Bücher werden egal bei welcher Bestellsumme portofrei versandt. Ansonsten alles ab 20€. Amazon ist (noch) nicht auf Gewinn aus, sondern die wollen die Marktdominanz (inzwischen produzieren sie auch die ersten Serien, ähnlich, wie Netflix) und da sind sie auf dem besten Weg, dass sie das erreichen.
Was den Streit der Autoren angeht...ein wenig wirkt das auf mich, wie das Mimimi einer kleinen, elitären Gruppe, die es einfach verpasst haben sich an die Zeit anzupassen (bzw. eben auf die Buchpreisbindung gesetzt haben, die nun im Zusammenhang mit E-Books eben bröckelt). Ähnlich dürften vor "einigen Jahren" mal Kutschenherrsteller auf das Auto reagiert haben . Dabei wird hier aber eine durchaus interessante Frage aufgeworfen: Ist das Buch an sich eigentlich noch ein kulturrelevantes, schützenswertes Medium? Wenn ich in einen durchschnittlichen Buchladen gehe, frage ich mich das manchmal durchaus. Da liegt ein und dieselbe Geschichte hundertfach erzählt mit wechselnden Autoren und Covern. Sei es die Teenie-Übernatürliches-Liebesschmonzette, die gewöhnliche Liebesschmonzette, der Historienschinken Die [Burfsbezeichung]IN, ein Krimi mit grummeliger ErmittlerIn, die obligatorische Familiensaga, neben dem neuesten Holbein usw. Bücher eben, die man so weg liest, wie man eben auch einen Film oder eine Serie so sieht (eigene Phantasie geschenkt, wenn sich immer nur die Namen, aber selten die Geschichten ändern). Ist das noch Kulturgut oder schon Konsumgut? Muss ich das also extra schützen? Wenn es ein Kulturgut ist, müsste ich dann nicht auch andere Kulturgüter extra schützen und über eine Preisbindung die Gewinne sichern? Wenn Nein, was macht das Buch dann heute noch besonders? In einer Zeit, wo mir das Internet einen schier unendlichen Zugang, auch zur Literatur (zeno.org oder das Gutenberg-Projekt für klassische Literatur) ermöglicht. Ich brauche keine künstlich-günstigen Bücher mehr um alle zu erreichen. Wozu dann also die Sonderbehanldung? Weil viele Existenzen daran hängen? Hängen sie das nicht auch am Film? Der wird zwar gefördert, aber eben nicht mit Preisgarantien versehen. Ist also eine schwierige Geschichte...
Was aber nun mit Amazon? Sollte ich Amazon aufgrund seines Umgangs mit seinen Mitarbeitern boykottieren? Wenn man das macht, dann macht man für sich aber ein sehr, sehr großes Fass auf: Aldi, Lidl und Co., so ziemlich jeder (wirklich jeder) Bekleidungshersteller und -verkäufer, Elektro- und Baufachmärkte...die Liste ist endlos und macht solche Aussagen sehr schnell, leider, leider "scheinheilig"...da, wo es mich nicht weiter groß einschränkt, boykottiere ich die "bösen Buben", an anderen Stellen ist die Alternative zu teuer (Kleidung, Fleisch um mal zwei plakative Sachen zu nennen...und gegen die Sachen, die da abgeben, ist das was in den Logistikzentren bei Amazon abgeht, ja nahezu Zucker), zu aufwendig etc.pp. Das ist jetzt nicht als Vorwurf zu verstehen, sondern damit will ich lediglich sagen, dass man sich vielleicht an einer Stelle oder (je nach Möglichkeiten und Mitteln) mehreren Stellen dafür entscheiden kann hier mal einen Strich zu ziehen, aber man sich eben bewusst sein sollte, dass Amazon nur einer unter...ähm...naja, fast allen...ist.
Und was ist mit dem Einzelhändler? Behandelt der seine Angestellten denn ordentlich, nur weil er Einzelhändler ist oder ist er "gezwungen" aufgrund des Konkurrenzdrucks oder beliebig anderer Begründung Hartz-IV-Aufstocker anzustellen, anstelle ordentlicher Vollzeitkräfte oder verlangt er ekelische Überstunden von ihnen, vielleicht sogar unbezahlt...? Das kann ich nicht erkennen, wenn ich bei ihm im Laden einkaufe, selbst wenn es gemütlicher aussieht und das werden mir die Angestellten unter Garantie nicht erzählen. Kleinerer Wirkkreis, kleinere Auswirkungen, kein Medienrummel, aber mit durchaus gegebener Wahrscheinlichkeit sehr ähnliche Mechanismen (man spart, wo man kann...und das ist am Ende beim Personal am "einfachsten"). Da muss man schon wirklich einen Buchhändler des Vertrauens kennen (oder diverse andere Einkaufsmöglichkeiten), wo man das ausschließen kann. Um hier etwas zu ändern, muss man leider wohl an ganz anderen Stellen ansetzen...und das verbraucht einiges an Zeit (und erneut Vertrauensvorschuss), um da Alternativen zu finden. Die gibt es aber Gott sei Dank immer, irgendwie.
Und ist der etwa nicht auf Profit aus? Klar, berät der seine Kunden...er will ja, dass sie ihm was abkaufen. Ob Algorithmus oder "Fingerspitzengefühl", beides läuft auf "kaufte bereits X, mag sicherlich daher auch Y" hinaus. Das zweite ist mir auch etwas sympathischer, aber nicht weniger manipulativ. Nicht umsonst werden dann auch meistens die neuesten (und damit durchaus noch recht preisintensiven) Neuerscheinungen empfohlen und nicht das 4€ Reclam-Heftchen...kein Vorwurf an die Händler, die wollen auch leben. Man sollte nur nicht davon ausgehen, dass es ihnen primär um mein Wohlbefinden geht...das ist allerdings nötig, damit ich wieder komme...winwin, nennt sich das dann wohl .
Ich persönlich bestelle über Amazon relativ wenig und dann eher im Elektrobereich (Unterschied zwischen MediaMarkt und Co. und Amazon dürfte vergleichsweise gering sein). Das liegt aber daran, dass ich generell wenig kaufe. Bis sich mal ein Buch, ein Film, ein PC-Spiel oder gar eine CD in meine Hände begibt...da muss ich schon sehr interessiert sein (und irgendwelche Geburtstag-und Weihnachtswünsche aufzuheben, freut doch die Verwandtschaft ) und dann ist das auch gleich mal ein Ereignis, was ich auch entsprechend zelebriere. Da ich vor allem ein Feind der Wegwerfgesellschaft bin, findet man mich dann tatsächlich eher auf dem größten Online-Trödelmarkt...also ebay .