Faustische Wissenschaftler - Forschung und Ethik

  • Hallo Leute,

    im Z&H-Forum gibt es einen Thread über Schwarzmagier, in dem die Frage nach der moralischen Verantwortung von Wissenschaftlern aufgekommen ist. Da der andere Thread eigentlich für DSA-spezifische Fragen reserviert, das Thema andererseits sehr interessant ist, habe ich diesen Thread eröffnet. So kann der andere Thread ontopic bleiben und wir können trotzdem Diskutieren. Hier der Übertrag vom anderen Thread.

    Zitat von "Ronald_Saveloy "


    Weißmagier, Graumagie oder Schwarzmagier - das ist in Aventurien zunächst eine Frage der Gildenzugehörigkeit. Jeder der drei Gilden (Weiße Gilde, Graue Gilde, Schwarze Gilde) hat unterschiedliche Auffassung, wie Magie eingesetzt werden soll:

    - Die Weißen wollen Magie nur zum wohle der Menschen und des Landes einsetzen.
    - Die Grauen wollen das Gleichgewicht der Kräfte mit der Magie aufrechterhalten
    - Die Schwarzen sehen die Magie als Werkzeug, daß in jeder erdenklichen Weise genutzt werden kann, wenn sie den eigenen Zielen nützlich ist.

    Deshalb sind alle Schwarzmagier aber noch lange keine verdorbenen, bösartigen Dämonenbeschwörer, die Bauern tyrannisieren, Jungfrauen den Dämonen opfern und kleinen Kindern ihre Lutscher wegnehmen (Ausnahmen gibt es immer). Die meisten Mitglieder der Schwarzen Gilde sind ausgesprochene Freidenker, ehrgeizige Forscher, denen die Freiheit der Forschung über alles geht. Vom Charakter dürfte einem aventurischen Schwarzmagier am ehesten ein Dr. Heinrich Faust (Goethes Faust) oder ein Victor Frankenstein entsprechen. Beide literarischen Charaktere haben ihren Forscherdrang unbegrenzt ausgelebt. Dabei waren sie nicht in erster Linie darauf aus, ihre Machtgier auszuleben, sondern wollten (zunächst) der Menschheit einen Dienst erweisen. Frankenstein wollte z.B. den Tod überwinden, indem er einen künstlichen Menschen schuf. Ähnliche Ambitionen finden sich auch in Faust I. Da beide in ihrem Streben aber die Moral zurückgedrengt haben, ist letztendlich aus ihrem Streben nur Unglück entstanden.

    Das Credo der Schwarzmagier lautet: Alles was denkbar ist sollte auch gedacht werden. Jeder Fortschritt der realisierbar ist, sollte auch realisiert werden. Dies ist aber genau jene Geisteseinstellung, die zur Entwicklung von Giftgas (Fritz Haber) und der Atombombe (Teller, Oppenheimer) geführt hat. Alle drei Wissenschaftler hatten den Auftrag, neue, furchtbare Waffen zu entwickeln. Ihnen war klar, was diese Waffen anrichten konnten und ihnen war auch klar, daß diese Waffen eingesetzt werden. Sie hätten die moralische Pflicht gehabt, ihr Handeln zumindest zu überdenken. Natürlich haben auch die Umstände (beide Male ein Krieg, in dem moralische Schranken nicht mehr galten) einen großen Einfluß auf die Entscheidung der Forscher gehabt, aber das Grunddilemma bleibt: Freie Forschung ist wichtig, da sie eine Grundlage unserer freiheitlichen Gesellschaft ist. Aber ohne Kontrolle durch Moral und Ethik kann die Forschung Ergebnisse erbringen, die grauenhafte Auswirkungen auf alle Menschen haben.

    Zitat von "Istarina "


    Das Problem deines Beispiels geht problematischerweise noch viel weiter. Hätten die U.S.A. die Bombe nicht abgeworfen, wäre der Krieg nicht so schnell zu Ende gewesen und vielleicht hätten viel mehr Menschen sterben müssen. Und dann dreht man sich im Kreis.

    Sry, ich schäme mich wegen Offtopic!

    Zitat von "Variel "


    Ist die Aussage dein Ernst? :paranoia:

    Ja nur dafür sterben heute noch Menschen dort - weil immer noch im Umkreis schwerbehinderte zur Welt gebracht werden weil die Gene total verpfuscht sind, und zum teil nicht mal lebensfähig sind! 45% leiden an Erkrankungen an der Schilddrüse! Besonders die Krebsrate ist dort exobitant höher, und fast alle Krebserkrankten befanden sich in der Stadt als die Bomben eingeschlagen sind!

    <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/wissenschaft/m…,403752,00.html">http://www.spiegel.de/wissenschaft/mens ... 52,00.html

    Sorry aber das konnte ich nicht unkommentiert stehen lassen ;)

    Da muß ich mich Variel anschließen. Meines Wissens wollten die Japaner bereits im Juli 45 über eine Kapitulation verhandeln und hatten deshalb Kontakt zu den Sowjets aufnehmen. Dies Sowjets ließen die Japaner jedoch abblitzen, da Stalin selbst in den Krieg gegen Japan eingreifen und sich so ein Stück vom Japanischen Kuchen sichern wollte.
    Die Amerikaner wollten zudem die Bombe einsetzen, damit die Auswirkungen am lebenden Objekt untersucht werden konnten. Und sie wollten die Sowjets einschüchtern. Egal wie man das jetzt sieht, wer schon mal in Hiroshima oder Nagasaki war und die Museen besucht hat, kann nur zu dem Schluß kommen, daß die Amerikaner durch die Bombenabwürfe sich moralisch auf eine Stufe mit Nazideutschland gestellt haben.

    Aber genau das ist das Problem: Einstein hatte vor der Möglichkeit der Atombombe in einem Brief an Roosevelt gewarnt und damit erst das Manhatten-Projekt gestartet. Dabei wollte er nie, das die Bombe gegen Menschen eingesetzt wird. Teller, Oppenheimer und die anderen Wissenschaftler in Los Alamos haben die Bombe gebaut und damit ihrem Land gedient. Dennoch sind sie für den Tod von 500.000 Japanern verantwortlich. (Diese Zahl setzt sich aus ca. 250.000 Toten in beiden Städten direkt durch die Bombe und weitere 250.000 Toten durch die Langzeitfolgen zusammen). Doch wer trägt welche Verantwortung? Einstein entwickelte die theoretischen Grundlagen, Teller und Oppenheimer bauten das Ding. Truman befahl den Einsatz. Wer trägt welche Schuld am Tod der Opfer? Ich kann diese Frage nicht eindeutig beantworten. Sicher ist nur, daß Gehorsam und Patriotismus niemanden von der moralischen Verantwortung seines Tuns befreien. Niemals!

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Ich sollte Schwarzmagier spielen :D

    Ich sehe das ganz ähnlich: Was erforschbar ist, sollte erforscht werden, egal, was dabei herauskommt. Alles kann man zum guten und zum schlechten verwenden, die Verantwortung trägt der Benutzer, nicht der Forscher (übrigens imho auch nicht der Hersteller!)

    Zu den Bombenabwürfen will ich keine Stellung beziehen. Natürlich war das ein Verbrechen von Amerika an der Menschheit. Natürlich ist eine Atombombe eine schreckliche Sache... Können Zahnstocher übrigens auch sein. Hängt immer davon ab, wer damit was tut.

  • Die Aussage bleibt mein Ernst. Was keinesfalls heisst das ich das rechtfertige oder gutheiße.

    Was wäre wenn Japan damals nicht so angegriffen worden wäre? Der japanische Kaiser wusste zwar, das die U.S.A militärisch überlegen waren, darum gab es ja den Angriff auf Pearl Harbour.
    Jetzt muss man die sich die militärischen Strategien der Zeit und die geographie Japans ansehen.
    Der damals übliche Stellungskrieg ging extrem auf Kosten der Soldaten beider Seiten bei meißtens recht kleinen Gebietsgewinnen. Beispielsweise kann man hier Verdun in Frankreich nennen, leider habe ich vergessen wie viele dort gestorben sind, aber bei der Zahl kann einem schlecht werden. Und das war nur eine einzige Festung. Desweiteren erschwert die gebirgige und unzugängliche Beschaffenheit Japans einen Krieg und erleichtert Guerillaatacken seitens der heimischen Armee. Reguläre Truppen haben es zumeißt schwer gegen solche Verbände, vor allem weil Sanktionen häufig die Zivilbevölkerung treffen. Dann darf man die imperialistischen Bestrebungen Japans nicht außer acht lassen. Immerhin haben die ziemlich auf dem Süd-Ost-Asiatischen Festland gewütet, worunter vor allem Chinesen zu leiden hatten.
    Dann muss man noch Folgeerscheinungen berücksichtigen, die nach jedem Krieg herrschen. Viele arbeitsfähige Männer sind tot, verwundet oder traumatisiert, vor allem ehemalige Kriegsgefange trifft letzteres. Unzureichende Hygiene in umkämpften Gebieten sorgt für Seuchengefahr und wenn ein Angriff auf die Nahrungsmittel produzierenden Gewerbe geflogen wird, um ein Land in die Knie zu zwingen kommt auch Hunger noch dazu. Natürlich wiegt kein einzelner der Punkte so extrem wie eine (oder gar 2) Atombombe(n), aber in der Masse sollte man diese Faktoren nicht zu leicht nehmen.
    Letztens habe ich einen interessanten Punkt gelesen, und zwar das man genauso gut einen unbewohnten Landstrich hätte bombardieren können, zusammen mit der Drohung, als nächstes eine Stadt zu treffen. Hätte vielleicht gereicht.
    Aber da spielt ja leider der Punkt mit rein, das man Atomwaffen - wie man es immer mit neuer Kriegsmaschinerie macht - ausprobieren will.
    Alles natürlich meine Meinung, ich lasse mich gern widerlegen

  • Zitat von &quot;Istarina &quot;


    Natürlich wiegt kein einzelner der Punkte so extrem wie eine (oder gar 2) Atombombe(n), aber in der Masse sollte man diese Faktoren nicht zu leicht nehmen.

    Woha, das ist ne Aussage....

    Was wiegt denn so schwer wie eine Atombombe? Wann darf ich einen Menschen töten? Wenn ich dafür einen anderen Rette? 10? 1000? Was, wenn das Leben der Getetteten vermurkst ist? oder nur ein bisschen vermurkst?

    Ich würde sagen, so einfach kann man keine Vergleiche ziehen....

  • Verdun war im ersten Weltkrieg und aber seit der Entwicklung besser gepanzerter und motorisierter Fahrzeuge (sprich Panzer) waren andere Taktiken möglich, die den Stellungskrieg deutlich verändert haben (z.B. die deutsche Blitzkriegstaktik).

    Ein Guerilla-Krieg oder ein Krieg gegen lauter einzeln zu erobernde kleine Festungen (Inseln) wäre langwierig gewesen. Allerdings wäre es ein militärisches Vorgehen gegen militärische Ziele, das die Operationen bestimmt hatten (natürlich gäbe es eine Menge "Kolateralschäden" aufgrund der gemeinsamen Nutzung von Anlagen (z.B. Häfen) zu zivilen und militärischen Zwecken), nichtsdestotrotz ist ein Bombenkrieg ein Krieg gegen die Bevölkerung! Gerade im 2. WK waren die Bombenangriffe sogar ganz explizit zur Demoralisierung des Gegners gedacht, und zwar der Zivilbevölkerung, nicht des Militärkorps. Da ist die A-Bombe nur die extremste Variante davon, Vernichtungswaffen gegen die Zivilbevölkerung einzusetzen. Das nebenbei 2 A-Bomben völlig unnötig waren ist sowieso unbestritten. Der nicht vollständig geklärte Mythos, dass die Piloten die A-Bombe über Nagasaki abwerfen mussten (eigentlich hatten sie ein anderes Ziel), da sie sonst nicht genug Sprit hatten zurückzukehren ist ein weiterer Punkt und man kann von Glück reden, dass sie das Zentrum der Stadt um Kilometer verfehlt haben.

    Ich bin Wissenschaftler, ich schneide Tiere auf, zum reinen Erkenntnisgewinn, aber dennoch bin ich verdammt vorsichtig, welche Mittel wir bei der Forschung wählen dürfen und welche nicht. Das Ergebnis der Forschung ist für mich in der praktischen Anwendung nicht sonderlich relevant, und vielleicht könnten die Daten mißbraucht werden (z.B. um Militärroboter zu bauen, oder ferngesteuerte Ratten-Handgranaten oder was weiß ich, auf was für kranke Ideen Rollenspieler und Militärs kommen), aber die Forschung ist soo weit weg von der Anwendung, dass man kaum darüber zu urteilen vermag. Grundlagenforschung halt. Für mich ist die Wahl der Methoden während der Forschung wesentlich entscheidender, als die Wahl des Forschungsziels.

  • Was die Risiken eines US-Angriffs auf Japan angeht, so sagt Istarina einiges, das durchaus ernstzunehmen ist. Das Japanische Kaiserreich hat es geschafft, junge Piloten dazuzu bewegen, sich mit ihren Flugzeugen in feindliche Schiffe zu stürzen. Wenn dies schon mit jungen Piloten möglich war, dann können wir ruhig annehmen, daß auch der Rest der Bevölkerung sich mit Selbstmordangriffen den US-Truppen entgegengestellt hätte. Ein solcher Krieg hätte wohl so ausgesehen, wie das derzeitige Chaos im Irak. Von daher war es schon verständlich, daß die US-Regierung eine Invasion Japans um jeden Preis verhindern wollte. Da aber Japan bereits über eine Kapitulation verhandeln wollte, macht es nun wirklich keinen Sinn, eine Atombombe zu werfen.
    Hier tritt mMn das grundlegende Dilemma der Amerikanischen Außenpolitik hervor: Die USA sind nicht bereit, mit ihren Kriegsgegnern zu verhandeln. Sie wollen immer die totale Unterwerfung. Daher auch die Forderungen nach bedingungsloser Kapitulation im 2. WK. Und deshalb sind die USA heute auch nicht bereit, mit Nordkorea oder dem Iran direkt zu verhandeln. Beim Iran haben die USA uns Europäer vorgeschickt und wir sind gescheitert. Bei Nordkorea haben die USA auf China gesetzt, sind aber auch nicht weitergekommen. Unter diesen Umständen macht die Logik von Kim-Jong-Ill und Achmadinejad (hoffentlich richtig geschrieben) schon sinn. Nur wer über Atomwaffen verfügt und in der Lage ist, die USA zu bedrohen, wird von diesen ernstgenommen. Eine erschreckende Erkenntnis.

    Zu Nagasaki: Soweit mir bekannt, hatte der Bomber ein anderes Ziel an der Nordküste der Insel Kyushu. Das Ziel lag jedoch unter Wolken und so konnte die Bombe nicht abgeworfen werden. Also flog der Bomber zu seinem Sekundärziel Nagasaki. Aber auch dort war die Sicht von Wolken verkleistert. Erst als der Bomber schon abdrehen wollte, riß die Wolkendecke auf und die Bombe konnte auf einen nördlichen Vorort von Nagasaki geworfen werden. Soweit die offizielle Version. Interessant ist aber auch, daß die Mizubishi-Schiffswerften in Nagasaki durch den Bombenabwurf kaum beschädigt wurden. Sie liegen am Südrand der Stadt.

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Das die Japaner bereits über ihre Kapitulation verhandelt wollten, wusste ich nicht.
    Von dem her werde ich meinen Standpunkt noch einmal überdenken und weitere Informationen einziehen.

    Ich poste morgen noch einmal.

  • Also, dass Japan kapituliert hat, bzw. bereits darüber verhandeln wollten ist meiner Meinung nach immer noch umstritten.

    Nach Aussagen der U.S. hat dies nur den Krieg verkürzt, der ansonsten noch Monate gedauert hätte. Nach den Aussagen Japans haben sie aber, wie Ronald erwähnte, über ein Ende der Feindseeligkeiten sprechen wollen. (Quelle/ Link: Wikipedia )

    Was soll eine Signatur, wenn selbst kleine Bilder nicht darin sein dürfen :-/

  • Ende der Feindseligkeiten = Erhalt des Status Quo (also mit den Landgewinnen Japans)... ist aber auch egal. Darf ich darum bitten zum Thema zurückzukehren? Und das ist:

    Was darf/soll/muss erforscht werden.

  • Als großes Problem sehe ich aber, dass man in der Wissenschaft kaum zwischen weiß und schwarz unterscheiden kann weil es das meiner Meinung nach fast nie gibt.

    Nehmen wir das Beispiel Radioaktivität. Ihre Entdeckung durch das Ehepaar Curie und die theoretischen Grundlagen von Einstein und anderen sind sicherlich die Grundlagen die eine Erforschung der Atombombe erst ermöglichten, logischerweise will man sagen. Sie als Schuldige zu betrachten? Das wäre für mich schlichtweg falsch. Denn die Grundlagen, die letztlich zum Bau der Bomben führten, sind gleichzeitig die Grundlagen für Techniken wie Röntgen oder Strahlungsanwendungen allgemein die aus der modernen Medizin nicht mehr wegzudenken sind und unzählige Menschenleben retten und gerettet haben. Ungezielte Strahlung (wie nach den Bombenabwürfen oder z.B. nach Unfällen) ist gefährlich, gezielte kann dagegen ein Heilmittel sein. Jetzt kann man sich natürlich fragen ob man die Gezielte überhaupt brauchen würde hätte man die Ungezielte nicht selber in Umlauf gebracht. Dann drehen wir uns aber im Kreis. Fakt ist, dass Technologien gerne missbraucht werden. Ist das dann die Schuld des Wissenschaftlers? Ich denke nicht.

    Im Fall Oppenheimer ist das dann schon etwas anders, denn er war mit dem Auftrag unterwegs eine Waffe zu bauen. Der Bau oder schon die Entwicklung einer Waffe implizieren für mich die Möglichkeit, damit Menschen zu töten oder ihnen zumindest Schaden zuzufügen. Das ist nun einmal der Zweck einer Waffe. Daraus kann man sich meines Erachtens auch nicht mehr herausreden, selbst wenn man selber davon ausgeht dass die Waffe nur zur Abschreckung verwendet wird. Waffe bleibt Waffe. Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen dass der Wehrindustrie zahlreiche Errungenschaften zu Gute kommen ohne die unsere Welt nicht wäre wie sie ist. Raketentriebwerke entstammen dem Streben nach Fernwaffen ohne Bemannung (von Braun und die Entwicklung von V1 und V2). Düsenflugzeuge gibt es, weil man dem Gegner in der Luft überlegen sein wollte (Messerschmitt). Radartechnik und Funk wären heute nie so ausgereift wären sie nicht so interessant für das Militär. Das Gleiche gilt für GPS.

    Ein anderes Beispiel ist Penicillin. Es war ein wahres Wundermittel als es erfunden wurde und ein wirklicher Segen, Antibiotika im Allgemeinen. Das galt auch lange Zeit und könnte noch immer gelten würde man es nicht in einem Maße missbrauchen wie es leider geschieht. Antibiotika sind fast schon Standard in Tiernahrung und das in immer größer werdenden Dosen, als Profilaxe wie man so nett sagt. Der Effekt des Ganzen ist der, dass die abzuwehrenden Bakterien immer resistenter und aggressiver werden um gegen das Mittel anzukämpfen. Viele Krankheiten wären heutzutage weitaus harmloser oder in diesem Maße gar nicht erst vertreten würde man das Medikament eben auch nur dann verabreichen wenn es benötigt würde. Bei Pestiziden ist es fast das Gleiche. Kann man aber ihre Erforschung verdammen? Ich denke nicht, die Erforschung war gut und wichtig.

    Wissenschaft und Forschung versucht immer Neues zu erschaffen. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt. Die Verwendung des Wissens und sein Missbrauch durch Dritte sind für mich die Knackpunkte, und ich fürchte da hat der Wissenschaftler wenig zu melden.

  • Was Tassadar ganz richtig beschreibt, wird in der Technikgeschichte als "Janusköpfigkeit der Technik" beschrieben. Jede Technologie kann sowohl zum guten, als auch zum schlechten verwendet werden. Eine Technologie, also die Naturgesetze und ihre grundlegenden Anwendungsmöglichkeiten, ist werde gut noch böse. Erst die letztendliche Andwendung kann moralisch bewertet werden. Eine Kanonen ist sicherlich ein Mittel der Kriegsführung und deshalb moralisch bedenklich (sofern man den Krieg nicht als Naturzustand ansieht - aber dann wäre die ganze Diskussion unnötig!) Eine Feuerwerksrakete hat hingegen den Zweck, Unterhaltung zu bieten. Hier ist nichts moralisch verwerfliches zu sehen. Beide Anwendungen beruhen auf der Technologie des Schießpulvers.
    Die Frage der Moral ziehlt daher mehr auf Techniker und Wissenschaftler ab, die an den Endandwendungen arbeiten. Ein aktuelles Beispiel ist die Gentechnik. Da werden die Gene von Pflanzen und Tieren gemischt in der Hoffnung, besonders ertragsreiche oder gegen Krankheiten resistente Tiere und Pflanzen zu erschaffen. Langzeitfolgen, z.B. die Übertragbarkeit des veränderten Genguts auf natürliche Pflanzen oder die Auswirkungen auf den Verbraucher werden dabei einfach ignoriert. Die Verantwortung liegt also bei den Gentechnikern, die diese Manipulationen durchführen.

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  • Zitat von &quot;Ronald_Saveloy &quot;


    . Und sie wollten die Sowjets einschüchtern. Egal wie man das jetzt sieht, wer schon mal in Hiroshima oder Nagasaki war und die Museen besucht hat, kann nur zu dem Schluß kommen, daß die Amerikaner durch die Bombenabwürfe sich moralisch auf eine Stufe mit Nazideutschland gestellt haben.

    sorry, dass ich nochmals auf das thema zurück komme, aber als angehender historiker kann ich diese aussage nicht unkommentiert stehen lassen. zwar kann man moralische kategorien aufgrund ihrer subjektivität nur sehr schwer definieren, aber die usa aufgrund der atombombenabwürfe moralisch auf eine stufe mit nazi deutschland zu stellen, ist meiner meinung nach einfach nicht korrekt. versteh mich bitte nicht falsch, natürlich war vorallem die bombadierung nagasakis ein schweres kriegsverbrechen und bei weitem nicht das einzige, welches die alliierten im WK2 verübt haben. ABER sie deshalb auf eine stufe mit dem ns-regime zu stellen, dessen ziel es immerhin war ganze völker komplett zu vernichten oder zu versklaven und die immerhin diesen krieg überhaupt begonnen haben, geht dann meiner meinung nach doch ein wenig zu weit.

    I AM THE MONKEY ON YOUR BACK!!!

  • Brujo

    Dann habe ich noch etwas für dich zu denken: Wußtest du, daß kein hochrangiger Nazi in Nürnberg wegen der Bombardements von Städten (z.B. Warschau, Rotterdam, Coventry) angeklagt wurde? Warum wohl? Weil dann auch Bomber-Harris und die amerikanischen Entscheidungsträger der Luftangriffe auf Japan auf die Anklagebank gehört hätten. Entweder, man verurteilt Bombenangriffe - dann darf man dieses Mittel auch nicht selbst einsetzen. Oder man bombardiert selbst und gibt keine Wertung dieser Aktionen ab. In punkto Bombenangriffe haben es die Alliierten wesentlich schlimmer getrieben, als die Nazis. Und in diesem Punkt haben sie sich auf Augenhöhe mit den Nazis begeben.
    Man kann es auch so sagen: Die grauenerregendsten Kriegsverbrechen des zweiten Weltkriegs waren der Massenmord an den europäischen Juden sowie die Bombardierungen von Dresden, Hiroshima und Nagasaki. Und so wie der Holocaust für alle Zeiten eine historische Schuld der Deutschen sein wird, sind die Amerikaner bis heute das einzige Volk, das Atomwaffen gegen Zivilisten eingesetzt hat.

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Zitat von &quot;Tassadar &quot;


    Als großes Problem sehe ich aber, dass man in der Wissenschaft kaum zwischen weiß und schwarz unterscheiden kann weil es das meiner Meinung nach fast nie gibt.

    Gleichzeitig darf man aber nicht vergessen dass der Wehrindustrie zahlreiche Errungenschaften zu Gute kommen ohne die unsere Welt nicht wäre wie sie ist. Raketentriebwerke entstammen dem Streben nach Fernwaffen ohne Bemannung (von Braun und die Entwicklung von V1 und V2). Düsenflugzeuge gibt es, weil man dem Gegner in der Luft überlegen sein wollte (Messerschmitt). Radartechnik und Funk wären heute nie so ausgereift wären sie nicht so interessant für das Militär. Das Gleiche gilt für GPS.

    Wissenschaft und Forschung versucht immer Neues zu erschaffen. Das ist grundsätzlich nicht verkehrt. Die Verwendung des Wissens und sein Missbrauch durch Dritte sind für mich die Knackpunkte, und ich fürchte da hat der Wissenschaftler wenig zu melden.

    Der Krieg ist der Vater aller Dinge... heißt es ja. Und in der Tat ist es nicht ganz falsch zu sehen, dass eine Menge technologische Durchbrüche durch Kriege erst ermöglich wurden, die dann auch ganz unkriegerische positive Folgen hatten. Also muss man nicht nur denken, dass die "positiven" Entdeckungen auch "Mißbraucht" werden können, sondern auch, dass die "negativen" Entwicklungen auch "richtig" (sprich gutartig nützlich) eingesetzt werden können.

  • Hierzu ist das Buch "Die Physiker" sehr zu empfehlen. Es behandelt eine ähnliche Thematik. Ein Physiker (Möbius) findet Dinge heraus, durch die die jeweiligen Länder die nach ihm trachten sehr viel mehr Macht bekommen. Damit dies nicht geschieht, lässt er sich in eine Klinik für Geisteskranke einweisen ohne die Tatsache zu beachten, dadurch seine Frau und Kinder in den Ruin zu treiben.
    Ich würde es einmal so sagen, jeder Forscher sollte - ebenso wie Politiker - nach freiem und unbeeinflusstem Wissen und Gewissen handeln müssen und dürfen. Salopp gesagt, kommt es grundsätzlich auf die gute Absicht an. In oben genanntem Beispiel handelt Möbius moralisch 2 mal richtig, zum einen erlangt er Wissen, ohne explizit eine Waffe erforschen zu wollen, zum anderen ist er bereit, die Konsequenzen für sein eigenes Wohl (und das seiner Familie) zu tragen, damit das nicht an die Öffentlichkeit gerät. Doch hier stellen sich 2 elementare Fragen.
    1: Darf er das Wohl vieler über das eines einzelnen (der nicht er selbst ist) stellen, ohne das dieser davon weiß und es billigen würde?
    Da kann man anfügen, was

    Zitat von &quot;Leviathanas &quot;

    Woha, das ist ne Aussage....

    Was wiegt denn so schwer wie eine Atombombe? Wann darf ich einen Menschen töten? Wenn ich dafür einen anderen Rette? 10? 1000? Was, wenn das Leben der Getetteten vermurkst ist? oder nur ein bisschen vermurkst?

    Ich würde sagen, so einfach kann man keine Vergleiche ziehen....


    gesagt hat. Hier könnte man die Eigenverantwortlichkeit appellieren, nicht nur der Wissenschaftler, auch jener, die die Möglichkeiten des Missbrauchs haben. Denn wenn ein Staat etwas tun möchte, kann dem kein Wissenschaftler ernsthaft an den Karren fahren. Mahnen ja, verhindern nein.
    Stellt sich die Frage nach dem Preis des Fortschritts. Die zunehmende Zerstörung der Umwelt, die Veränderungen des Klimas, neue Technologien die die Welt verändern, Ausrottung von Tierarten,das Verschwinden kultureller Eigenheiten und ganzer Sprachen ..... ist es das wert? Ich glaube ja, man muss eben versuchen das beste daraus zu machen und nachfolgenden Generationen kein Erbe zu hinterlassen, das sie nicht aufarbeiten können.

  • Zitat von &quot;Ronald_Saveloy &quot;



    Man kann es auch so sagen: Die grauenerregendsten Kriegsverbrechen des zweiten Weltkriegs waren der Massenmord an den europäischen Juden sowie die Bombardierungen von Dresden, Hiroshima und Nagasaki. Und so wie der Holocaust für alle Zeiten eine historische Schuld der Deutschen sein wird, sind die Amerikaner bis heute das einzige Volk, das Atomwaffen gegen Zivilisten eingesetzt hat.

    Sehe ich nicht so. Nur weil ich in einem Land, das vor 70 Jahren viiiiel Scheisse gemacht hat lebe. soll ich Schuld sein?
    Vergiss das mal ganz schön.
    Ich verachte die Sachen, die damals geschehen sind, aber wer mir ankommt mit so Sachen "Die Deutschen sind heute noch Schuld", der darf mir getrost den Buckel runterrutschen. Der Hat in der Schule nichts gelernt, sondern nur das nachgeplappert, was die Lehrer einem vorgekaut haben.
    Ich weiss jetzt grade nicht wo das war, aber es hat in der geschichte schon viele "Säuberungsaktionen" (ekliges Wort) gegeben, und es soll sogar welche gegeben haben, die noch schlimmer waren, als die des NS-Regimes (Ich habe das mal gehört, sollte ich mich hier irren, bitte vergesset den Satz. Aber macht Euch bei entsprechenden Historikern kundig...richtigen Historikern, nicht Wiki^^)
    Das große Problem ist immer: Der Sieger schreibt die Geschichte.
    Die USA haben immer recht gehabt in der vergangenheit, wenn sie eien Krieg gewonnen haben (Ich glaube, die USA sind eines der wenigen Länder, die sich über Kriege profilieren müssen, weil sie keine weitreichenden Vergangenheit haben)
    In den USA schreibt sich selber ja auch keiner einer Erbschuld an, weil die die ganzen Nordamerikanischen Ureinwohner vertrieben und auch getötet haben. Im Gegenteil..die Herrschaften fühlen sich ja im Recht...

  • Narne

    Ich habe mit keinem Wort behauptet, daß du eine persönliche Schuld trägst. Ließ mal ganz genau, was ich geschrieben haben:

    Zitat von &quot;Ronald_Saveloy &quot;


    Und so wie der Holocaust für alle Zeiten eine historische Schuld der Deutschen sein wird, sind die Amerikaner bis heute das einzige Volk, das Atomwaffen gegen Zivilisten eingesetzt hat.

    Entscheidend ist das Wort historisch. Du kannst doch nicht ernsthaft behaupten, das deutsche Volk sei nicht schuld an dem, was unter den Nazis passiert ist. Hitler wurde vom Deutschen Volk gewählt und ein beträchtlicher Teil war bis zum Ende glühende Anhänger von Hitler. Und es waren Deutsche, die die Massenmorde in den KZs und viele Kriegsverbrechen begangen haben. Wer trägt also die Schuld, an dem was passiert ist? Persönliche Schuld hat jeder, der Hitler unterstützt oder selbst Kriegsverbrechen aus überzeugung begangen hat (Mildernde Umstände müssen natürlich auch beachtet werden, z.B. die Konsequenzen von Befehlsverweigerung, die Repressalien des NS-Regimes gegen die eigenen Leute etc.) Aber diese persönliche Schuld stirbt mit jedem Täter.

    Historisch Schuld hat nun mal das Deutsche Volk auf sich geladen. Doch da ist das deutsche Volk nicht alleine: Stalins System Gulag (das Vorbild für die deutschen KZs) hatte in den 30ern mehr Menschen getötet, als die Nazis während ihrer 12 jährigen Herrschaft. Und die USA sind für die Ausrottung von 100 Mio. amerikanischer Ureinwohner verantwortlich. Und dies ist nur der Beginn einer langen Reihe von Verbrechen, einschließlich der Sklaverei, der Bombardements gegen Zivilisten während mehrerer Kriege bist hin zu den Foltercamps während der aktuellen Bushkriege. Auch für andere Staaten und Völker lassen sich ähnliche Listen aufführen, aber das würde jetzt zu lange dauern.
    Wenn du aber auf diese Verbrechen hinweisen willst, dann kannst du nicht die historische Schuld des eigenen Volkes leugnen. Im Grunde hast du nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder du leugnest jegliche historische Schuld. Dann bleibt dir nichts anderes üblich, als die Ereignisse der Nazizeit totzuschweigen, denn die Schuldfrage kommt immer wieder auf. Dann ist es kein langer Weg mehr zur Ausschwitzlüge und der Gefahr, daß sich die Geschichte wiederholt.
    Oder du kennst die historische Schuld an und sorgst dafür, daß die Erinnerung an jede Art von Kriegsverbrechen nicht verloren geht. Dann verhinderst du, daß sich die Geschichte wiederholt.

    Seid wachsam gegenueber den Maechtigen und der Macht, die sie vorgeben, fuer euch erwerben zu muessen! (Kurt Tucholsky)

  • Dann erklär mir doch bitte mal, warum "MIR" immer die "Historische Schuld Deutschlands" vorgeworfen wird.
    Auch ist nicht das deutsche Volk von HEUTE Schuld, sondern die Volksangehörigen von damals.
    Wenn man Zeitzeugen darauf anspricht, warum sie denn nichts gegen A.H. unternommen haben:
    Sie hatten schlicht und ergreifend Angst. (Abgesehen von den verblendeten natürlich)
    Viele haben damals eingesehen, dass die Wahlen (die iirc in D immer noch etwas besonderes waren) scheixx ghelaufen sind, aber im Nachhinein konnten sie nichts mehr tun, wollten sie nicht ebenfalls so enden, wie die "Verbrecher"
    Und gewählt haben sie den östereichischen Import damals, weil der ihnen eine Bessere Zukunft versprochen hat, Arbeit und Wohlstand, alles Dinge, die man nach dem ersten Weltkrieg entbehren musste.

    Zu Schulzeiten haben wir im Unterricht in einem Schuljahr in der Regel in den Fächern Deutsch, Geschichte, Politik und teilweise auch Religio das Gleiche thema behandelt, und jedesmal kam von de Lehrkörpern der erhobene Zeigefiunger und zwischen den Zeilen die Aussage "Wir sind Schuld".
    Wenn mir also heute jemand mit "Schuld unseres deutschen Volkes" ankommt, der kann sich in der Regel gleich zu meinen Lehrkörpern stellen, und wird vo mir entsprechend behandelt.
    Ich gehöre zwar dem deutschen Volke an, aber nicht dem, das vor 70 Jahren Ausländer und "andersartige" verfolgt hat und einen Kirge gegen eine Nation angefangen hat, die noch nicht mal in der Lage war, sich zu wehren.
    ICH gehöre zu einem deutschen Volk, das halbwegs aufgeklärt ist, und sich eine eigene Meinung bilden kann. Einem "deutschen Volk" das nichts mehr mit dem gemein hat, dass vor 70 Jahren Verbrechen an ganzen Völkern begünstigt hat.
    Es gibt leider genug Volldeppen, die es heute noch nicht kapiert haben (siehe Wahlen in den neuen Bundesländern)
    So, genug OT...

  • Nun, wenn ich mich recht erinnere, dann IST Ronald Historiker ;)

    Anyway, dürfte ich einmal wieder darum bitten zum Thema zurückzukehren?

    EDIT: Ach so, und per se ist an Lehrern nichts auszusetzen.