Verzaubernde Feenblicke

  • Eine Geschichte, die zu erzählen mein SC Simka Nachtschatten in der Taverne gebeten wurde ... Die Geschichte, wie es dazu kam, daß ihre braunen Augen zu einem grünen und einem blauen Auge wurden.
    Hier ausgekoppelt und durchgehend zu lesen.
    Hermes, der vereinzelt erwähnt, bzw. ermahnt wird, ist übrigens ihr Moosaffe.
    Ich habe die Geschichte in drei Postings aufgeteilt, damit sie halbwegs lesbar ist, aber die einzelnen Stücke sind immer noch sehr lang ... na ja, ich kannmich halt nicht kurz fassen. ;)


    Vielleicht werde ich diesen Thread nutzen, später noch andere, kürzere Geschichten zu posten ... mal schauen. :)

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    "Geboren wurde ich mit braunen Augen", beginnt sie mit dem angemessenen Gesichtsausdruck für eine Erzählung von solchen Auswirkungen.
    "Schöne braune Augen, wie einhellig meine Eltern und die Nachbarn meinten. Ich war mit ihnen auch so weit zufrieden. Nun begab es sich aber, daß die ältere Schwester einer meiner besten Freundinnen von Kindheit an, sich in einen Mann verliebte ... Nichts ungewöhnliches, werdet ihr jetzt sagen und ich dem nicht widersprechen. Ein junger Mann mit guten Absichten und einfacher Herkunft, ganz so wie die Braut. Aber der Vater Raminas war damit ganz und gar nicht einverstanden, hatte er doch schon längst einen Bräutigam ausgesucht, der doch ein wenig wohlhabender und das war, was man gemeinhin als "gestanden" bezeichnet. Er hatte sogar so sehr etwas gegen diese Verbindung, daß er sie glatt verboten hat!
    Raminas Tränen, die Beteuerungen Jobdans, alles nutzte nichts, der Alte blieb dabei!"

    Simka macht eine Pause und trinkt einen weiteren kleinen Schluck von dem Wein. Dann schnalzt sie mit der Zunge. "Hey, Hermes!" ruft sie halblaut und das Äffchen hält inne damit, an dem Apfel zu knabbern statt ihn hoch zu werfen.
    Sie greift nach zwei Äpfeln und beginnt, geschickt mit ihnen zu jonglieren, sehr zu Hermes' Freude, der dem aufmerksam zusieht.
    Weiterhin die beiden Äpfel jonglierend, nimmt Simka die Geschichte wieder auf.

    "Doch schlußendlich war auch er nur ein Vater und um den Tränen und dem Flehen ein Ende zu machen, war er bereit, wie er sich ausdrückte, etwas "entgegenzukommen": Würde ihm bis Ende des Madamallaufes Wasser aus einer Feenquelle gebracht werden, würde er seinen Segen und seiner Erlaubnis zu dem Traviabund geben.
    Aber, natürlich, dies war nur vordergründig ein Entgegenkommen, konnte er doch in der Tat davon ausgehen, daß Wasser aus einer Quelle der Feenlande innerhalb der wenigen Siebenspannen nicht zu bekommen wäre.
    Raminas Tränen quollen noch heftiger und auch Jobdan war der Verzweiflung nah.
    Lilith, meine Freundin und jüngere Schwester Raminas, war ebenfalls sehr bedrückt und das tat mir fast noch mehr Leid als Raminas Herumgejammere.
    Da fiel mir ein, daß doch angeblich ein Tor zur Feenwelt nicht all zu weit entfernt sein sollte! Ich komme aus Gareth, müßt ihr wissen - im Herzen des Mittelreiches liegend und umgeben von Feldern und Wiesen. Nur von Feldern und Wiesen? Nein, wir haben doch den riesigen, düsteren und geheimnisvollen Reichsforst. Viele Geschichten und Legenden ranken sich um ihn und eine davon erzählt von einem Monolithen, der, wenn man gewisse Rituale durchführt, den Eingang zu einer Feenwelt freigibt.
    Ich erzählte also von meinem Plan Lilith. Die hatte erst Zweifel ... vermutlich machte diee Aussicht, für einige Tage von zu Haus zu verschwinden und diesen Wald zu betreten, ihr etwas Angst, aber ich redete lange auf sie ein, zusehends selber von meiner Idee begeistert."
    Simka grinst etwas verlegen, während die beiden Äpfel noch immer gleichmäßig aufsteigen und fallen.
    "Ich machte ihr das schmackhaft, erzählte davon, wie großartig es doch wäre, wenn wir beide die persönlichen Heldinnen von Ramina und Jobdan wären, wie neidisch alle Nachbarskinder sein würden ... Naja, am Ende war sie dann genauso begeistert wie ich. Wir nahmen uns ein paar Tage Zeit und strolchten etwas durch die Gegend und fragten alle möglichen Leute möglichst "unauffällig" nach Feen und der Feenwelt und die Geschichten darüber aus ... was man machen müßte und so, um das Tor zu öffnen.
    Als wir dann meinten, genügend mit Mut und Begeisterung ausgerüstet zu sein, stahlen wir uns eines Nachts davon, jede von uns mit einem Laib Brot und einem verschließbaren Krug mit Wasser ausgerüstet und machten uns auf gen Reichsforst.

    Wir kamen uns vor wie ... na ja, wie Helden der Legenden, als wir des Nächstens uns davon stahlen, um jenes Wasser aus einer Feenquelle zu bringen.
    Das änderte sich jedoch schnell, nachdem wir eine Zeitlang gelaufen waren, wir Gareth hinter uns ließen, uns die Füße weh taten und wir unsere Strohsäcke vermißten. Noch aber waren wir entschlossen und liefen weiter die Reichsstraße entlang. Mit der Morgendämmerung ruhten wir am Wegesrand, dann zogen wir weiter ... Bis wir schließlich tatsächlich den Reichsforst erreichten."

    Noch immer fliegen die 3 Äpfel und landen mit einem leisen klatschen in Simkas Händen, nur um sogleich wieder hochzufliegen. Auch wenn zuweilen zwei bedenklich nah aneinander vorbei fliegen, havarieren sie nicht.
    Zumeist mit einem Auge folgt Simka ihnen, wenn ihr Blick auch manchmal zu den anderen huscht.

    "Dunkel, düster, grün vor allem und geheimnisvoll erschien er uns. Lilith und ich blieben stehen und sahen uns an. Da wollten wir hinein gehen? Genügend hatten wir davon gehört, was dort nicht an Räubern, wilden Bestien und anderen Seltsamkeiten hausen sollte. Fast schon waren wir bereit, wieder umzudrehen, doch wollten wir das nicht vor der anderen zugeben.
    'Na, komm, gehen wir' sagte ich. 'denk nur, wie Ramina sich freuen wird.'
    "'Und Vater schauen' fügte Lilith hinzu.
    Dennoch faßten wir uns unwillkürlich an den Händen, als wir die ersten Äste zur Seite bogen und den Wald betraten.

    Da waren wir nun, ein wenig bang und ängstlich, jede für sich, aber dennoch entschlossen, das Tor zur Feenwelt zu finden. Ungefähr wußten wir ja, wo wir hin mußten, hatten wir uns doch vorher klugerweise, wie wir meinten, schlau gemacht und die uns bekannten Geschichtenerzähler aufgesucht, um uns über diesen Monolithen und die Anderwelt berichten lassen.
    Tatsächlich fanden wir ihn auch. Ein riesiger Stein, gewiß drei Mannslängen hoch, schwarz und dunkel, nach oben hin schmaler werdend, stand er zwischen drei Eichen, die ein Dreieck bildeten. Obwohl im Schatten der ausladenden Kronen stehend, war der Fels merkwürdig warm. Zeichen und Symbole, uns völlig unbekannt, waren hinein gekratzt, außerdem Pflanzen und Tiere und ganz seltsame Kreaturen, geflügelte kleine Menschen oder Mischungen aus Mensch und Tier, menschlicher Oberkörper und Beine einer Ziege ...

    Uns überkam ein ganz eigenartiges Gefühl, als wir so davor standen. In den Reichsforst aufbrechen ist ja eine Sache, aber das Tor zu einer Feenwelt zu finden etwas ganz anderes. Denn es ist ja nicht so, daß es in dem Sinne eine Tür war, denn dieses mußte ja erst durch ein Ritual geöffnet werden.
    Für dieses hatten wir uns gut vorbereitet, wie wir meinten. Bis zur nächsten Mitternacht warteten wir, dann entledigten wir uns der Kleidung, nahmen uns an den Händen und tanzten um den Stein herum, ganz so, wie wir es von verschiedenen Seiten gehört haben. Jeder hatte etwas anderes gesagt, so machten wir einfach alles, zur Vorsicht. Dazu sagten wir immer wieder auf: 'Ist gut dein Ohr, wirst du geheime Pfade gehen, kommst durch ein Tor, in die geheime Welt der Feen.'
    und näherten uns in unserem Tanze immer näher dem Stein. Wir schlossen die Augen, während unser Kreis sich immer enger zog, Hand in Hand sangen und tanzten wir, und dann, plötzlich - "

    Nacheinander fängt Simka die Äpfel wieder ein und hält sie in der Hand fest.

    "Durch die geschlossenen Lider sah ich ein helles Leuchten, fast wie flüssiges Gold erschien es mir, obwohl meine Augen fest zugekniffen waren und von einem Moment auf den nächsten spürte ich Sonnenlicht auf meiner Haut, ich hörte Vögel zwitschern und unter meinen Füßen fühlte ich Gras, statt Waldboden, ein lachen und zwitschern lag in der Luft. Ganz langsam öffnete ich meine Augen ..."

  • "Ich öffnete also meine Augen", fährt Simka fort, "und sah es ... diese Welt, diese Anderwelt, die wahrlich anders war. Um Mitternacht, in Dunkelheit, hatten wir das Ritual begonnen, und doch standen wir nun, einen Herzschlag, nachdem wir noch um den Stein getanzt waren, im hellen Tageslicht auf einer Wiese so grün, wie ich es seitdem nie wieder gesehen habe.
    Erstaunlicherweise - oder auch nicht - war der Stein auch hier vorhanden.
    Lilith und ich sahen uns staunend um, mit Augen, die gewiß so groß wie ein Teller waren. Da erstreckte sich diese Wiese, es war warm und angenehm, nicht zu heiß, aber auch nicht kühl. Schmetterlinge flogen herum, bis wir nach ein paar Herzschlägen erkannten, daß es nicht nur Schmetterlinge waren, bzw. nicht unbedingt solche, wie wir sie kannten. Einige waren unglaublich groß und das Farbenspiel ohne Gleichen, aber einige waren tatsächlich jene Feen, die diesen Welten ihren Namen geben - kleine, zarte Wesen mit Flügeln, die weitestgehend so aussahen wie wir Menschen, nur eben so klein und mit schimmernden Flügeln."
    Zu Größenangabe hält sie die Hände etwa einen Spann weit auseinander.
    "Sie hatten uns schon gesehen und umkreisten uns langsam, in etwas Abstand, aber sichtlich sehr neugierig und aufgeregt, während noch weitere dazu kamen. Wir hörten leises Zirpen, wie ein rauschen im Wind, wie eine Melodie.
    Als nächstes sah ich das Schloß. In unserer Welt wäre es wohl riesig gewesen, vergleichbar mit dem Kaiserpalast zu Gareth, doch in jener Feenwelt angepaßt auf die Größe der Bewohner. Doch was wirklich außerordentlich war, war der Umstand, daß es - mit dem Dach nach unten gebaut war!
    Es war auf einer Felsklippe erbaut, doch eben nicht mit dem Fundament auf der Oberfläche, sondern an der Unterseite. Die Türme und Zinnen ragten gen Boden ..."

    Nacheinander fängt Simka die Äpfel, mit denen sie jonglierte, wieder ein und blickt ihre Zuhörer an.
    Sie schüttelt den Kopf, als sie sich scheinbar beeindruckt erinnert.
    "Noch während ich also dieses Schloß anstaunte, sagte Lilith: 'Da, sieh, die Feenquelle!'
    Und wirklich, ich hatte es fertig gebracht, für einen Moment zu vergessen, warum wir hergekommen waren und das plätschern des Wassers gar nicht wahrzunehmen. Die Felswand, unter deren einer Klippe das wundervolle Gebäude errichtet war, hatte nämlich an anderer Stelle ein Loch, aus dem in etwa 2 Schritt Höhe sich silbrig glänzendes Wasser in ein darunter liegendes Becken, aus weißem Marmor gemeißelt, ergoß, aus dem das Wasser in einem Rinnsaal sanft davon floß.
    Dies also war die Feenquelle, die zu finden wir hergekommen waren, um Wasser daraus zu entnehmen und zu Liliths Vater zu bringen, damit Ramina Jobdan ehelichen konnte."

    In aller Seelenruhe greift sie nach dem Becher vor sich, aus dem sie bisher stets getrunken hat, nimmt einen Schluck, beißt noch etwas von dem belegten Brot ab, kaut, und blinzelt dann vergnügt die anderen an.
    "Ach ja, meine Geschichte", grient sie fröhlich.
    "So standen wir dort", fährt Simka dann aber umgehend fort, "und starrten diese Quelle an, und dann, wie auf ein unsichtbares Signal hin, eilten wir beide zu dem Becken hin, blieben aber beide auch etwa einen Schritt vorher abrupt stehen. Da waren wir also, am Ziel unsere Wünsche angekommen - unglaublich, daß wir überhaupt den Obelisken gefunden hatten, von allem anderen einmal ganz zu schweigen - und trauten uns nicht, das Wasser anzufassen.
    Wie Liliths Vater überhaupt ausgerechnet auf Feenwasser gekommen war, wußten wir nicht, wären wir doch gar nicht auf die Idee gekommen, daß es anders sein könnte also unser Wasser.
    So aus der Felswand sprudelnd, ins Becken fallend von dort das überschüssige Wasser abfließend, sah es immer noch silbrig aus. Zwar auch irgendwie klar und durchscheinend, aber mit so einem Silberhauch, der wenn es nicht nur das Licht war, es tatsächlich etwas anders aussehen ließ als unser Wasser.
    Und wir starrten es an, als würde Kaiser Hal vor uns stehen. Und während wir da standen, hörte ich mich fragen: 'Wo tun wir das Wasser eigentlich hin?'
    Denn wir hatten uns zwar sehr farbenprächtig ausgemalt, wie es sein würde, das Wasser Liliths Vater zu überreichen und wie ihm vor Staunen die Augen herausfallen würden, wie Ramina aufjuchzen würde vor Freude, wir hatten sogar in weiter Vorausplanung für uns selber Krüge mit etwas zu trinken mitgenommen, aber kein Extra-Behältnis.
    Ich sah Lilith an, und sie mich. Ich konnte mir nicht helfen, ich brach in haltloses Gelächter aus, auf Liliths Gesicht erschien langsam erst ein Lächeln, ein Grinsen, dann kicherte auch sie, aber ich hielt mir den Bauch vor lachen. Es war aber auch zu komisch, wie wir beiden da standen, an einem Ort waren, wo wohl keiner geglaubt hätte, daß wir da überhaupt hingelangen würden, auch tatsächlich eine Feenquelle da war, wir aber nichts dafür mitgebracht hatten, um es heimzubringen.
    Mittlerweile hatten sich mehr und mehr Feen um uns versammelt, fast wie die Bienen, möchte ich sagen, summten und flogen sie um uns herum, immer näher kommend, durch das Gelächter noch mehr angelockt, uns vereinzelt sacht an Haarsträhnen zupfend und uns sogar anstupsend, auch wenn das kaum zu bemerken war. Ich denke, sie fanden uns äußerst faszinierend und ungewöhnlich, was ja umgekehrt ebenfalls der Fall war, auch wenn Lilith und ich gerade etwas überhäuft wurden mit den seltsamsten Bildern und Begebenheiten. Allein dieses nach unten gebaute Schloß ...
    Als ich mich langsam wieder faßte, streckte ich, wenn auch erst zögerlich, die Hand nach ihnen aus. Kaum wahrnehmbare Berührungen, denn so recht trauten sie sich wohl nicht an uns heran.
    'Dann nehmen wir einen von unseren Krügen', sagte Lilith schließlich. Etwas anderes blieb uns auch nicht übrig, auch wenn es ein harter Rückweg werden würde, das Quellwasser wollten wir nicht trinken, da es nicht für uns bestimmt war und das würden wir uns auch gar nicht trauen.
    Als wenn die Feen dies verstanden hätten, wurde ihr Treiben noch dichter, geradezu ärgerlich und sie ballten sich zwischen uns und der Quelle.
    Sollten sie gar etwas dagegen haben, daß wir an ihr Wasser wollten? Diese Idee war uns gar nicht gekommen und einmal mehr sahen wir uns fragend und etwas unsicher an.
    'Wir - wollen nur etwas Wasser mitnehmen', sagte Lilith leise. 'Für meine Schwester.' Sie hob ihren Krug etwas, ohne einen Schritt nach vorne zu machen.
    In die Feen kam wieder etwas Bewegung und eine einzelne flog vor, nicht so nah, daß wir sie hätten greifen können - was wir ohnehin nicht getan hätten - , erweckte aber doch den Eindruck, eine Sprecherin zu sein, was sich auch sofort bewahrheitete.
    'Unsere Quelle', wisperte sie, es klang wie eine Melode, ein bißchen, ohne Musik. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie es sagte auf Garethi, oder wir es nur so verstanden. "Was wollt ihr mit unserem Wasser, Menschen?'
    'Wir', setzte Lilith an und war irgendwie gänzlich eingeschüchtert, 'das Wasser, weil meine Schwester den Traviabund eingeht', erklärte sie ganz wirr, so daß ich mir ans Herz faßte und ihr ins Wort fiel und die Sache schnell mit ein paar Worten umriß.
    'Ihr Menschen, ihr lacht', sagte die Fee als nächstes und verwirrte mich damit arg, hatte es doch so gar keinen Bezug zu dem, weshalb wir da waren.
    'Ja', erwiderte ich, 'weil', und diesmal fand ich es gar nicht lustig, sondern sehr peinlich, 'weil wir extra den weiten Weg auf uns genommen haben und keinen Krug für das Wasser mitbrachten.'
    Sie schwieg etwas und flog etwas näher. Weil wir einfach so stehen blieben und uns nicht rührten, waren die anderen Feen ruhiger geworden und wirbelten nicht mehr aufgeregt herum. Es schien sie zu beruhigen und von unserer Friedfertigkeit zu überzeugen.
    'Deine Schwester? Gute Freundin?' erkundigte sie sich bei Lilith, dicht vor ihr nun fliegend, Lilith machte fast einen kleinen Schritt zurück. 'Meine Schwester ist, äh, so wie ich Tochter meiner Eltern', versuchte sie dann zu erklären.
    Die Fee flog zu mir. 'Und du?'
    'Ich bin Liliths Freundin. Keine Schwester', antwortete ich. Irgendetwas bei mir schien sie sehr zu faszinieren, denn sie flog sehr nah an mich heran und schaute ganz intensiv in mein Gesicht.
    'I-ist etwas?' fragte ich bang.
    'Deine Augen haben eine Farbe, die wir nicht kennen in Augen', sagte die Fee und ich war ganz verblüfft. Scheinbar gab es keine braunen Augen bei diesen Feen.
    'Das Wasser ist nicht für euch?' erkundigte sie sich dann. 'Ihr lacht?'
    Mir dämmerte langsam, worauf das hier hinaus lief. Nun, von unserer Arglosigkeit sollten wir sie überzeugen können, da es nichts als die nackte Wahrheit war. 'Es ist nicht für uns', versicherte ich, 'es ist für eine guten Zweck, so daß viele Leute glücklich werden und lachen werden', fügte ich noch hinzu.
    Sie schien es zu glauben, denn sie fragte nicht weiter nach, flog aber einmal um meinen Kopf, und dann den von Lilith herum.
    'Wir geben euch etwas Wasser', sagte sie schließlich. 'Gibst du uns deine Augenfarbe?'
    'W-was?' stotterte ich und machte einen Schritt zurück und auch Lilith schaute ganz erschrocken.
    'Du hast schöne Augen. Du gibst die Farbe mir, und du bekommst meine dafür.'
    'Das geht doch gar nicht!'
    Sie wirkte etwas verwundert darüber, dann sah ich sie den Kopf schütteln. 'Doch.' Dann kam ihr eine Idee, und sie sagte: 'Es ist nichts Schlechtes. Es verjagt dein Lachen nicht.'
    'Ich bin mit meinen Augen aber sehr zufrieden!' versicherte ich und rückte näher zu Lilith.
    Die Fee wirkte enttäuscht und traurig und warf einen sehnsüchtigen Blick in meine Augen.
    'Nehmt etwas Wasser', sagte sie traurig. Dann hatte sie wohl eine weitere Idee, und sie fuhr fort: 'Es ist gutes Wasser. Wenn du mir deine Augenfarbe gibst, bekommt ihr ein Behältnis mit, in dem es sich für immer hält und niemals seinen Glanz verlieren wird. Auch ihr könntet hier euch satt trinken und stärken für den Heimweg.'
    Na, dachte ich mir, die macht Phex aber alle Ehre! 'Wir haben noch Wasser', eilte ich mich zu versichern, 'und das von hier füllen wir in einen unserer Krüge.'
    'Es ist Feenwasser. Vielleicht hält es sich nicht lange in eurer Welt.' Das war dann natürlich ein guter Punkt und das Unbehagen in mir nahm schlagartig zu. Wenn das Wasser verschwand oder einfach nur aussah wie ganz normales Wasser ... dann würde uns weder Liliths Vater noch sonst wer glauben, daß es Feenwasser war, und unser Unternehmen wäre ganz umsonst gewesen. Dennoch spürte ich kein Verlangen, eine Fee an meinen Augen herum zaubern zu lassen. Es waren schließlich meine Augen."

  • Simka greift einmal mehr nach dem Becher, um sich ihre Kehle für den letzten Teil ihrer Erzählung anzufeuchten und verlagert ihr Gewicht auf der Bank etwas, um bequemer zu sitzen.

    "Ich warf Lilith einen hilflosen Blick zu und stand wahrlich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Zunehmend kam mir der ganze Plan von Anfang dumm und großtuerisch vor.
    'Bist du traurig?' wollte die Fee wissen und ich nickte. 'Warum?' wollte sie wissen und klang dabei weder spöttisch noch überheblich, sondern schien es wirklich nicht begreifen zu können.
    'Weil - weil', stotterte ich, 'weil wir Ramina und Jobdan zu ihrem Traviabund verhelfen wollten, das nur mit dem Wasser geht und wenn es sich nicht hält, war alles umsonst. Weil du meine braunen Augen haben willst und ich Angst habe, wo es doch meine Augen sind', erklärte ich ihr etwas stotternd und bereits heftig schniefend.
    Die Fee schwieg ein paar Herzschläge und versuchte wohl, meine Nöte zu verstehen. 'Du hast Angst, daß deine Augen eine andere Farbe haben werden? Deine Freundin hat auch grüne Augen. Nicht deine Augen ändern sich, sondern nur die Farbe. Ich kann das tun, es ist leicht. Es wäre schön', sagt sie da so völlig unschuldig. 'Aber du sollst nicht traurig sein. Wir hören euch gerne lachen.'
    'Ich würde es tun, für Ramina', sagte da Lilith ganz entschlossen. Die konnte gut reden, war mein erster Gedanke, war sie doch fein außen vor. Aber ihr Tonfall klang so entschlossen, daß ich es ihr glaubte und mich für meinen Gedanken zuvor schämte.
    'Tut es weh?' fragte ich zaghaft.
    Die Fee schaute mich verständnislos an.
    'Macht es Schmerzen, die Augenfarbe zu ändern? Muß ich davon weinen?'
    Nun schaute sie mich geradezu entsetzt an. 'Wir wollen niemanden weinen sehen. Auch dich nicht. Wir geben nicht jedem unser Wasser, aber ihr lachtet, als ihr kamt, und habt erklärt, warum ihr ein wenig haben wollt.'
    Allmählich begriff ich, daß sie mir wohl wirklich nichts wollten, daß sie ganz und gar friedfertig waren und mich auch nicht zwingen würden, auch wenn das Angebot eines Gefäßes wohl durchaus als Lockmittel gedacht war.
    'Und wir könnten so etwas Wasser nehmen und wieder gehen?'
    'Natürlich.'
    Das machte es mit zugleich einfach und schwer, dies auch so zu tun. Leicht, weil es völlig in Ordnung schien, es zu tun, und schwer, weil offenbar völlige Unschuldigkeit und Freude an braunen Augen hinter der Bitte lag und es ja so ein Tausch werden würde, oder ein Geschenk mit einem Gegengeschenk erwidern, anstatt daß wir eines bekommen und dann wieder gehen.
    Aber es war eben Magie, und wer weiß, was das bedeuten würde ...
    Ja, und dann, mit meinem kindlichen Gemüt, schoß mir der Gedanke durch den Sinn, daß eine andere Augenfarbe wohl zusätzliche Beweiskraft liefern würde, wo wir waren und daß das Wasser echt ist und daß das sehr großen Eindruck auf meine Freunde machen würde ... und daß, vielleicht, eine andere Augenfarbe durchaus seine Reize haben würde!
    'Kann ich mir eine Farbe aussuchen?'
    'Ja.'
    Wieder grübelte ich, wog die Verlockungen und meine Befürchtungen gegeneinander ab. Nicht, daß die Feen das nur so sagten, und es in Wirklichkeit doch weh tat oder ich danach nicht mehr richtig sehen könnte. Aber dann, sagte ich mir, hätten sie es ja auch ungefragt machen können, aber das lag ihnen ja nun gänzlich fern.
    Die Fee sah mir wohl an, wie unentschlossen ich wurde, und wartete einfach ab, mich aber beobachtend. Naja, viel Menschen zu sehen bekommen sie wohl auch nicht ...
    Es gab also gar keinen Grund - oder je nachdem, wie gut sich das Wasser halten würde, obwohl ich mittlerweile den Eindruck gewann, daß sie uns das Behältnis auch so mitgeben würden, wenn wir nur fragten und dabei auf Raminas davon abhängendes Glück verwiesen, nur vielleicht einen Grund - darauf einzugehen, weshalb es mir also ziemlich frei stand, zu entscheiden und ich mich auch gleich weniger unter Druck gesetzt fühlte. Was den Vorschlag ja nun wirklich in anderem Licht erschienen ließ und damit wesentlich anziehender für mich machte.
    Oder zumindest muß es so gewesen sein, denn ich erwischte mich dabei, zu meiner eigenen Überraschung, daß ich sagte: 'Gut, ich mache es. Ich möchte blaue Augen haben.'
    Lilith sah mich zutiefst beeindruckt an, ich sie dafür ganz erschrocken, wie sie später sagte, weshalb sie anfing, zu lachen. Erst wollte ich sie finster anfahren, weshalb sie denn nun mich auslachen würde, aber dann erleichterte mich ihr Lachen ungemein.
    Die Fee ihrerseits gab einen Freudenlaut von sich. 'Ich danke dir! Ich danke dir sehr!' freute sie sich.
    Jetzt gab es keinen Weg zurück mehr - oder gab es eben doch, weshalb ich wenig Anlaß sah, ihn zu beschreiten, auch wenn ich mir im Stillen nicht soooo sicher war, das richtige zu tun."

    Simka macht eine kurze Pause, um einmal tief zu atmen.
    "Und wirklich tat es nicht weh, ich merkte sogar überhaupt nichts und mein Blickfeld verändert sich nicht. Aber dann sah ich der Fee, die fast auf meine Nase hockte und irgendwelche Bewegungen mit ihren winzigen Händen gemacht hatte und etwas gesummt hatte, ins Gesicht und bemerkte, daß sie nun tatsächlich braune Augen hatte - aber auch sehr bestürzt drein blickte!
    Sie ihrerseits war etwas bestürzt.
    'Was?' fragte ich, tastete wild und sinnlos in meinem Gesicht herum und konnte natürlich nichts entdecken. 'Was ist passiert?!'
    'Das ist mir noch nie passiert ... vielleicht, weil du ein Mensch bist.'
    Ich stammelte wild herum, da trat Lilith vor, zog mir meine Hände aus meinem Gesicht und ich sah nur ihre großen Augen.
    'Du hast ein blaues Auge', sagt sie ganz leise, 'das andere ist grün.'
    Ich stammelte noch etwas mehr, unter anderem: 'Mach es weg! Mach es richtig!', doch die Fee erklärte, daß das nicht ginge. Mir zuliebe - sie war da selber ganz entsetzt drüber - versuchte sie es dennoch, doch es änderte sich nicht ..."

    Sie atmet einmal tief ein und aus.

    "Schlußendlich bekamen wir ein großes Gefäß mit dem Wasser mit auf den Weg. Es war durchsichtig, wie aus Glas, sollte aber nicht kaputt gehen können und war versiegelt, so daß es nicht zu öffnen war. Das Wasser hielt auch weiterhin seinen silbrigen Schimmer bei und inne drin schwebten ganz winzige kleine Sterne, oder Flocken, wenn man es schüttelte, die auch silbern schimmerten.
    Und wenn ihr nun wissen wollte, was Liliths Vater sagte - nun, Raminas und Jobdans Traviabund stand nichts mehr im Wege!“

  • Wie ich dir ja schon gesagt habe, doch nun auch hier niedergeschrieben.

    Eine genialer Geschichte, doch noch viel schöner finde ich, wie du sie erzählt hast!

    Das ist das Schöne auf Reisen
    dass auch das Gewöhnliche
    durch Neuheit und Überraschung
    das Ansehen eines Abenteuers gewinnt
    (Goethe)

  • Ich erzähle doch gar nicht! :lol2: :lach:
    Nein, ernsthaft: Ich danke auch hier für das Lob, was ja schlußendlich mit ein Grund war, die Geschichte 'auszukoppeln'.
    Ich für meinen Teil kann immerhin sagen, daß ich erstaunt bin, wie lang sie tatsächlich ist. ;)

  • Ich kann mich da KusmanHussbekIII nur anschließen. Eine sehr schöne Geschichte.

    Und da sie hier steht kommt man auch dazu sie zu lesen. Im Ursprungstreat hätte ich sie nie gesehen. :zwinker:

  • eine sehr schöne geschichte!!!
    das ist einen dicken applaus wert :angel: :angel: :angel: :laugh: :laugh: :laugh:

    mfg ecuvaro

    Qui labores, pericula, dubias atque asperas res facile toleraverant, iis otium, divitiaeque, optanda alias, oneri miseriaeque fuere. (Sallust, Cat 10)