Schamanohexer

  • Satuaria zum Gruße,

    seit einiger Zeit hat ein Spieler in meiner Gruppe einen etwas ungewöhnlichen Charakter. Zunächst mal: Er ist nicht "zu gut" oder gar "optimiert" oder "PG", er ist nur ein derart tiefes AP-Grab, dass er den Mariannengraben als tiefsten Ort der Welt abgelöst hat. Er hat einen tollen Hintergrund, eine tolle Geschichte und liefert viel geheimnisvolles Rollenspiel. Ich mag diesen Charakter und werde ihm den Spieler sicher nicht mehr "wegnehmen", ich frage einfach aus ehrlichem Interesse an eurer Meinung und ob die Erstellung so tatsächlich regelkonform war.

    Hintergrundtechnisch ist er ein Waldmensch, der während der Ausbildung zu Schamanen von seinem Meister getrennt wurde und früh genug Obhut bei einer Hexenschwesternschaft (schwarze Witwe) fand, dass diese an die Vorarbeit des Schamanen anschließen und ihn zum vollwertigen Hexer ausbilden konnten.

    Zu diesem Zweck wählten wir Rasse Waldmensch, Kultur Waldmenschen-Stamm (Keke Wanag - Passend zum Spinnenhexer!) und Profission Hexer mit BgB Schamane mit abgebrochener Ausbildung. Durch die Abgebrochene Ausbildung fielen Zeitaufwendig (was BgB mit Hexer verboten hätte) und Halbzauberer, sowie AsP (magische Profissionen können keine Zweitprofission sein; der Schamane steht ja nicht unter den magischen Profissionen und dort stünden auch profane Alchemisten und Tänzer wie der Gauklertänzer, bei denen ich eine Erklärung zur magischen Profission alber fände - sie stehen nur da, weil sie magische Varianten haben) weg. Von den AP aus BgB durfte er nun die SF des Schamanen, insbesondere Ritualkenntnisse und Rituale aktivieren, von den Start-AP hat er sich die Kulturkunde (Südaventurien) und auch alle Talentsteigerungen des Schamanen geholt. Die Ritualkenntisse des Schamanen haben wir, nach langem Abwägen, als keine Fremden angesehen, da er ja die Profission des Schamanen (wenn auch in abgebrochener Form) hat und Schamanen nun mal keine Repräsentation haben.
    Mit seinen 5 Ritualkenntnissen, seinen Zaubern, den vielen SF, Ritualen und Flüchen die er noch so anstrebt ist er, wie gesagt, ein AP-Grab und kann im Grundenoch nichts wirklich gut - mit "In Stimmung bringen", "Sich-Zeit-Lassen", Regeneration auf durch Pflanzenkunde aufgespürten Kraftlinien und -Knoten hält er sich mehr oder weniger über Wasser und schafft auch mal was - seine AP muss er ja so weit aufteilen, dass nichts wirklich hoch wird. Hauptsächlich macht er sich durch Kräutersuche und Verarbeitung zu Heilmitteln und Giften und günstiger Lagerplatzsuche auch für andere Magiekundige(auf Kraftlinien), sowie als halbwegs kompetenter Wildniskundiger (Dank Kultur Dschugelstämme) nützlich und ist ansonsten hauptsächlich geheimnisvoll.
    Aus den Weltsichten und Religionen der Waldmenschen und der Hexen hat er sich eine spannende Mischung zusammengestellt, die kürzlich noch um einige Aspekte eines Ferkina-Stammes erweitert wurden, die ihn als einen Auserwählten Ras´Raghs erkannten und bei denen er ein Jahr lang zubrachte...

    Es ist vermutlich der Abgefahrenste Charakter, den ich je gesehen habe und eine echt tolle Bereicherung für unser Rollenspiel (vielleicht etwas weniger IG, wo er noch nicht so viel reist), aber was meint ihr Hintergrundtechnisch und Regeltechnisch dazu?

  • Meine (subjektive) Meinung: Rollenspiel soll vor allem eins, nämlich Spaß machen. Und zwar nicht nur dem Spieler des SCs, sondern auch dem Rest der Gruppe. So weit, so gut.

    Dieser Spaß wird dann merklich beeinträchtigt, wenn ein SC sich auf Grund überpowerter Fähigkeiten dauernd in den Vordergrund drängt, weil er/sie alles besser kann und weiß als die anderen. Ist das bei dem von dir geschilderten SC der Fall? - Offensichtlich nein, eher im Gegenteil.

    Da sei mal die Grundsatzfrage gestellt, ob die DSA-Erschaffungsregeln geeignet sind, ob o. g. Situation eines übermächtigen SCs wirkungsvoll zu verhindern? - M. E. n. nur eingeschränkt, weil es genug Regelschlupflöcher gibt, den Mechanismus "gleiche Start-GP resultieren in einigermaßen ausgewogen mächtigen SCs" auszuhebeln.

    Ergo: Selbst ein regelkonform erstellter SC kann das Spiel total killen.

    Die Fragen sollten also vielmehr lauten: Hat der Spieler ein stimmiges Konzept vorgelegt, auf Grund dessen seine TaW, ZF und sonstige Stats erklärlich sind (ja, hat er); ist der Held damit übermächtig und sprengt jeden Plot (offenbar nicht) und sind SL und die anderen Spieler bereit, das ungewöhnliche Konzept mitzutragen (offenbar schon).

    Also, kurz, ich finde den SC, wie du ihn schilderst, sehr cool und hätte keine Probleme damit.

    EDIT: Wobei man als SL ja normalerweise genügend disziplinarische Maßnahmen zur Verfügung hat, Powergamer auszuhebeln :D

    Stell dir vor, es ist Klimawandel, und keiner tut was - dann kommt der Klimawandel zu dir.

  • Konzept klingt interessant, vermutlich scheitert es aber an der Umsetzung, bei dem es schließlich an AP fehlt, die man dann auch noch im weiten Feld versickern lässt. Das schlimmste an einem guten Konzept ist, wenn es nicht zündet, weil man es "verskillt", sprich man hat tollen Flair, tolle Ideen, aber umsetzen lassen sie sich nicht mehr, weil komplett die Fertigkeiten fehlen. Und da scheint es mir im Moment Besserungsbedarf zu geben. Zumal ich nicht verstehe, wieso er generell ein AP-Grab sein sollte. Das muss ja nicht so sein, vor allem nicht in Sachen magische Aspekte. Wenn er natürlich alles können will, wird es schwer, aber sobald man hingeht und Prioritäten setzt, sollte das Konzept generell schon aufgehen. Z.B. braucht man bei weitem nicht alle Ritualkenntnisse. Manche sind häufig, andere selten sinnvoll. Hier würde ich zuerst ansetzen. Dann braucht man keine drei magischen Lösungen für eine Sache, sprich entweder schamanistische Geistheilung oder satuarisches Tiere besprechen/Hexenspeichel.
    Ähnlich sollte man auch mit profanen Dingen vorgehen. Dinge, die ich profan kann, brauche ich nicht noch einmal in magisch, Dinge die ich magisch kann, nicht nochmal in profan. Meistens liegt das AP-Problem darin begründet, dass man sich nicht bewusst macht, wohin der Fokus soll und das man keine Redundanzen vermeidet.^^ Ich kenne das von mir selbst ebenfalls allzu gut.

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  • Profission Hexer mit BgB Schamane mit abgebrochener Ausbildung

    Die Reihenfolge müsste meiner Meinung nach umgekehrt sein. Und ich würde behaupten, dass magische Professionen solche sind, die AE erhalten. Außerdem - warum sollte eine Abgebrochenen Ausbildung eine magische Profession unmagisch machen? Weil der Vorteil verloren geht? Das halte ich für weit hergeholt.

    Ja, das ist ein AP-Grab, ähnlich wie der Druido-Hochschamane, aber auf lange Sicht erhält man einen äußerst mächtigen und vielseitigen SC.

    Non serviam!

    Beherrscher des Kophtanischen Imperavi nach Zant...
    und lobet Thargunithread, die Herrin der Threadnekromantie!


  • Der Zauber-Vorteil fällt weg, damit die AsP, und wenn du sagst, magische Profissionen sind solche, die AE erhalten... ;)
    Regeltechnisch ist es halt nur so herum möglich. Es ist auch nicht festegelegt, dass die regeltechnische Erstprofission die sein muss, die der Held auch als erstes im Leben erlernt hat, so weit ich weiß...

  • Da die Regeln nur dazu dienen sollen, ein Charakterkonzept darzustellen, würde ich das auch genau so handhaben (wenn ich keine freie Generierung nutzen würde). Es sind eben die Werkzeuge mit denen man hantieren muss.

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  • Die Regeln sind aber auch dafür da, bestimmte Charakterkonzepte nicht darzustellen, und hintergrundtechnisch halte ich diesen SC für... gerade so noch möglich, vielleicht. Die magischen Differenzen zwischen Spruchzauberern und Schamanen sind himmelhoch.

    Der Zauber-Vorteil fällt weg, damit die AsP, und wenn du sagst, magische Profissionen sind solche, die AE erhalten...

    Den Smiley ignorierend: Ich postuliere einfach mal, dass eine abgebrochene, magische Profession keine eigenständige, nichtmagische Profession ist.

    Regeltechnisch ist es halt nur so herum möglich. Es ist auch nicht festegelegt, dass die regeltechnische Erstprofission die sein muss, die der Held auch als erstes im Leben erlernt hat, so weit ich weiß...

    Wie gesagt: Das halte ich für sehr bemüht und nicht durch Indizien gestützt. Aber klar, wenns niemand stört - warum bitte nicht. :lol2:

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  • Du hast natürlich recht. Die Regel mit "nichts magisches oder geweihtes als Zweitprofission" sah ich eher als regeltechnische Notwednigkeit, der nach den Regeln von BgB die damit verbundenen Vorteile, AsP, KaP etc. etc. nur schwer zu handhaben wären - die abgebrochene Ausbildung löst all diese Probleme. Zudem heißt es ja auch, genauer, dass wenn eine von den beiden Profissionen eine magische oder geweihte ist, diese die erste sein muss - zwei magische oder eine magische und eine geweihte mindeinander zu kombinieren - dass jemand auf diese Idee kommen könnte, wurde wohl nicht bedacht. ;)
    Vom Hintergrund her ist die Sache sehr unwahrscheinlich, aber da reiht er sich zwischen meinen Phobomanten (selbst gebastelte Magierprofission im Downloadarchiv), eine weibliche Ferkina-Kopfgeldjägerin als Blutgeist-Besessene ("fast nur Männer" - fast) und einen Halbwelfischen Hippogriffreiter langsam ein... In meiner Gruppe herrscht momentan eine Vorliebe für das Extravagante.

  • Wie früh ist er denn "früh genug" zu den Hexen gegangen, wenn es trotzdem reicht, sich Rituale und Ritualkenntnisse zu kaufen, aber auch ein Hexen-Vollzauberer zu werden (was wiederum bedeutet, dass wohl mit 12 oder um den Dreh diese Ausbildung begonnen hat, außerdem wurde die schamanische Ausbildung so früh abgebrochen, dass der Halbzauberer nicht (zuerst) ausgebildet wurde).

    Da beides gleichwertig hochzuziehen ist natürlich das angesprochene AP-Grab, zugleich sollte aber das (relativ) frühe Ende der einen Ausbildung mit sich bringen, dass da so viel nicht mitgenommen wurde.
    Wie will er das später auch weiter steigern und erlernen? Er hat keinen schamanischen Lehrmeister, der ihm etwas beibringt und das aus Selbststudium zu machen, dürfte eher nicht möglich sein, da ja, wie schon erwähnt wurde, Schamane und Spruchzauberer so erst mal nicht unbedingt eine gemeinsame Frequenz teilen.
    Dazu dürfte sein selbstgebasteltes Welt- und Glaubensbild es schwer machen, einen toleranten Schamanen zu finden.

    Wenn aber erst mal genügend AP drin stecken, was länger dauern mag als bei anderen Professionen (immerhin werden ja doch irgendwo zwei magische Professionen bedient^^), dann hat er natürlich Zugriff auf beides und das macht die ohnehin schon sehr gute Magie gleich doppelt gut, da Schamanen, wenn sie denn genügend Zeit haben, nicht zu unterschätzen sind + Möglichkeiten der Hexe (zu der Sprüche, fliegen und Flüche gehören).

  • dass jemand auf diese Idee kommen könnte, wurde wohl nicht bedacht.

    Als ich WdH zum ersten Mal gelesen habe kam ich auf die Idee. :blaeh: Aber du hast natürlich recht, Abgebrochene Ausbildung fühlt sich für mich an, als wäre sie kurz vor knapp noch dazugefügt worden. Regeltechnisch ist das vergleichsweise diffus.

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  • @Schattenkatze du hast natürlich recht - die Sache mit Lehrmeistern gerade im schamanistischen Bereich wird sicher noch zum Problem werden. Ansonsten wurde in seiner Erstausbildung seine magische Begabung so weit gefördert, dass sie nicht verkümmerte und später zum Vollzauberer weiter ausgebildet. Seine Schamanische Fähigkeiten sind am Anfang natürlich auf sehr niedrigem Niveau - er hat halt nur die ersten Grundkenntnisse erworben und keine volle Ausbildung genossen. Selten wie wir spielen vermute ich aber auch, dass seine zwei magischen Fähigkeiten nie weit genug ausgebildet sein werden, dass er zum Problem wird. ;)