Ritter, Kriegerbrief und Offizierspatent (der unterschied?)

  • Ich glaube, wir haben beide Recht, da Garderegimenter im aktuellen Aventurien Regimenter mit einschließt, die vor 1028 noch nicht zu jenen zählten.

    Offiziere sind von der Profession her Fähnriche von entsprechenden Ausbildungsstätten. Krieger können nur optional in die Armee eintreten und dort Offiziersposten übernehmen.

    Je nach Region werden bei Turnieren auch Schwertgesellenringe akzeptiert oder auch nicht. Entsprechende kämpfende Geweihten werden auch akzeptiert.
    Wie mit Offizieren dabei verfahren wird, ist in den Hintergrundsetzungen irgendwie vergessen worden, daher werfen wir hier ja in den Pott, wer da warum welche Vorstellung zu hat.

  • Nene, das Heer bestand aus den Garderegimenter, die vor der Ochsenbluter Urkunde dem Kaiser selbst unterstellt waren, den provinzherrlichen Regimentern und den Landwehrregimentern, die nur im Bedarfsfall ausgehoben wurden, aber als Strukturen schon von vornherrein fest eingeplant waren.

    Mit der Ochsenbluter Urkunde Verschwinden die meisten Garderegimenter (die ja eh zum Großteil nicht mehr existent waren) oder wurden zu provinzherrlichen Regimentern, behielten aber auch ihre Titel bei.

    Im MR gibt es 1030 noch 14 provinzherrliche und 4 Garderegimenter, nominell also 9000 Männer und Frauen die dauerhaft unter Waffen stehen(!). Hinzu kommt die in vielen Teilen des Reiches noch immer starke Tradition der Landwehrregimenter, die nun als Aufgebot der Provinzherren zu verstehen sind. Allein Rohaja hat so 2000 Gardesoldaten und (nehmen wir für jede ihr unterstellt Provinz 2 Landwehrregimenter an) noch einmal 3000 Kämpfer minderer Qualität (aber durch Pflichtdienst/Übungen immerhin besser als die Bauern aus dem Gefolge von Ritter Alrik)

    Nehmen wir nur die festen Regimenter und rechnen für jedes Banner einen Hauptmann/Frau, zwei Leutnannte, zwei Fähnriche und für das Regiment einen Obristen, kommen wir auf 18 Obristen, 180 Haupttleute, 360 Leutnannte und 360 Fähnriche in den Kampfeinheiten, hinzu kommen unzählige Stäbe, Adjutanten, Stadtoffiziere, Festungsbesatzungen und Reservisten, die für die Landwehr eingeplant bleiben.

  • Naja, das aventurische "Banner" hat oft eine Sollstärke von 50 Mann/Frau, auf die wenigstens ein Hauptmann (oder wenigstens ein Leutnant eines solchen) und ein Fähnrich kommen.
    Auf 1000 Mann/Frau Gardetruppen kämen ohne Stäbe mindestens 40 Offiziere.
    Auf 9000 entsprechend 360.
    Mit Stäben vielleicht 450, maximal 500.

    Und sowas hat Aventurien zuletzt in Aktion gesehen als Reto mit 2 Legionen a 5000 Mann/Frau Maraskan eingenommen hat.
    Die späteren dem Reich aufgezwungenen Kriege waren nicht so schön durchorganisiert und zunehmend abhängiger von der mit modernem Heereswesen überhaupt nicht zu vergleichenden feudalen Heerfolge.
    "Landwehr" ist ein Begriff aus der Reto- und Hal-Ära in der die feudale Heerfolge diese Nebenrolle spielte.
    Inzwischen ist man wieder auf die Strukturen der eslamidischen Zeit zurückgefallen.

  • Naja, nach der "offiziellen" Einteilung wird eben jedes Banner von einem Hauptmann angeführt, Halbbanner unter ihm dann von Leutnanten und diese werden noch einmal von Fähnrichen und Unteroffizieren unterstützt. So kommt man schon schnell auf eben diese große Zahl an Offizieren, dass das mit irdischem Militär wenig gemein hat, dürfte jedem klar sein.

    Die letzte große Mobilisierung dürfte im Orkensturm gewesen sein, als nahezu alle mittelreichischen Regimenter und dazu die Weidener, Garethische, Greifenfurtsche und Teile der Darpatischen Landwehr mobilisiert wurden. Allein vor Gareth kämpften fast 9000 Gardelsoldaten, unterstützt von mehreren Tausend Land/-Bürgerwehren und noch mal einige Tausend freiwillige und Adlige in loser Gruppierung. Dabei waren da immer noch große Teile des mobilisierten Heeres vor Wehrheim und in Weiden.

    Natürlich sind die oben genannten Zahlen Sollstärken, so wohl bei der Regimentsgröße, als auch bei der Offizierszahl. Aber es fehlen eben auch die hunderten Posten die auf Burgen, Zollstationen und in den "Garden" kleinerer Adelshäuser existieren.
    Ich würde mal schätzen, dass es im ganzen MR etwa 2000 Stellen für aktive Offiziere gibt und noch mal einige Dutzend, die bei der Aushebung der Landwehren oder eben des Bauernaufgebots benötigt werden.

  • Die Frage ist aber ob ein von einem Hauptmann befehligtes Banner intern wirklich noch mal in 2 Halbbanner mit 2 Leutnants geteilt wird, insbesondere bei der Aufstellung großer Heere.
    Ein Leutnant ist ja erst mal nur ein "Stellvertreter" eines Hauptmanns; das kommt im heutigen Sprachgebrauch des Englischen noch besser durch als im sehr vom modernen Kriegswesen geprägten Begriffsverständnis im Deutschen.
    Ich behaupte der Hauptmann kann das Banner mit dem Fähnrich, 2 Weibeln und 5 bis 6 Corporalen wunderbar allein führen, wenn es als Einheit operiert.
    Leutnants für 25 Mann sind meinem Verständnis nach eher eine Erscheinung aus kleineren Fehdekriegen und Schmarmützeln oder bei besonderen Elitetruppen wo 20 bis 25 Mann allein operieren.
    Sowohl das Halbbanner als auch das Banner entsprechen in unserer Welt dem "Zug" oder dem "Platoon", das normalerweise die kleinste von einem Feldoffizier geführte Einheit ist.
    So habe ich oben die Rechnung aufgemacht.

    Das über die Heerfolge ausgehobene Heer wird außerdem meist von den jeweiligen Lehnsherren selbst geführt.
    Junker und Barone sind auch zur persönlichen Heerfolge verpflichtet und führen ihre Truppen meist selbst.
    Dafür hält (erst recht nach 1028 BF) niemand (mehr) Berufsoffiziere in Reserve.

    Über die absolute Anzahl von Soldaten stehender Heere oder Offizieren im Mittelreich kann ich mir aber nicht wirklich eine Meinung bilden.
    Dafür fehlt mir der Überblick.

  • Wie gesagt, die nominelle Stärke und Aufteilung ist eh sehr fantasievoll und natürlich sind das Maximalwerte.

    Reserveoffiziere gibt es immer wieder, Hauptleute und Obristen im Ruhestand in der Regel. Im Jahr des Greifen befehligt ein ältlicher Graf ein Regiment der freiwilligen Garether und in so manchem Abenteuer ist der Herr des Hauses pansionierter Rittmeister.

    Hinzu kommen Burgoffiziere und Wachoffiziere der Barone etc. Natürlich hat Ritter Alrik, der in einem Wehrhaus lebt und mit 5 Getreuen zur Heerfolge zieht, keinen echten Bedarf an einem Burgoffizier oder Hauptmann der Garde. Aber ein garetischer Baron, dem sich ein Dutzend Ritter mit Gefolge anschließen und der selbst noch einige Dutzend Kämpfer aufbietet, der braucht dann schon jemanden der das ganze für ihn organisiert.

  • @ Mantelmann:

    Das stimmt natürlich.
    Und gerade in Garetien ist nicht jeder Baron und Junker ein großer Kämpfer, trotz der Renaissance des Rittertums unter Rohaja.

    Ich finde aber man sollte den Grad an Organisation den die regulären feudalen Hierarchien dabei übernehmen nicht unterschätzen.
    Die Barone und Junker höchstpersönlich, ihre Ehepartner, Söhne und Töchter, die Vogte, Dorfschulzen, Stadtmeister, Zunftmeister, Büttel und ihre Familien und Vetrauensleute.
    Die sind das Rückrad der feudalen Ordnung in Krieg und Frieden.
    Zumindest inzwischen wieder.

    Dazu kommt aber selbstverständlich in Garetien, Almada, den Nordmarken und Albernia noch genug weniger rondrianischer Adel der sich von Rittmeistern und Hauptmännern vertreten lässt.
    In Almada kommen ja auch noch große Söldnereinheiten dazu.

    Man sollte finde ich einfach grundlegend differenzieren zwischen dem Jahr 1000 und dem Jahr 1040.
    Da hat sich im Mittelreich so viel getan wie in unserer realen Welt in den 40 Jahren zwischen 1914 und 1954.
    Nicht nur, dass von der Reichsarmee nicht mehr viel übrig ist.
    Offiziere die in den überreichlichen, guten Jahren vor der Invasion der Verdammten ausgebildet wurden und im Dienst gestanden haben, sind (so weit sie überhaupt noch leben nach endlosen Kriegen) heute 40 bis 60 Jahre alt.
    1010 BF, vor dem Orkensturm, 15 Friedensjahre nach Hals Maraskanfeldzug, sieht es mit den leicht verfügbaren "Rittmeistern in Pension oder Reserve" an jeder Ecke völlig anders aus als 30 Jahre später.

  • Stimmt natürlich, ich bin da vielleicht auch etwas voreingenommen, weil mein Jahr des Feuers - Charackter eben zu jener Generation gehört. 990 geboren, vom Vater zur Ausbildung nach Ragath geschickt, 1003 in die Ogerschlacht "geschummelt", im Orkensturm als junger Leutnant gekämpft, aus der Borbaradgeschichte als Rittmeister hervorgegangen und dann am Ende des Jahr des Feuers zum Obristen befördert und nun als Baron von Retogau und Waffenmeister der Kaiserin gut beschäftigt.
    Da wir all diese Ereignisse in kurzen Episoden bespielt haben (was unsere Gruppe, die sich 997BF kennen lernte echt zusammengeschweißt hat) hab ich mich recht viel mit dem Militär des MR in dieser Zeit beschäftigt, aber natürlich durch die Charackterwahl und Entwicklung auch einen sehr eingeengten Blick. So ist mein Cha, trotzdem er Ritter war und nun Baron ist, von der Renaissance des Rittertums und der zu Grunde liegenden Ochsenbluter Urkunde alles andere als begeistert.

    Durch seine erzwungene Reisetätigkeit und die große Baronie war er natürlich gezwungen das Kommando über die fast 2 Banner Soldaten/Gardisten (die Baronie liegt eben immer noch am Rand der Wildermark) einem fähigen Offizier zu übergeben, wobei der natürlich keinen leichten Stand bei seinem Herren hat. Der Rest des Personals ist mit der Verwaltung der Baronie durchaus beschäftigt.
    Natürlich erlaubt der Reichtum Retogaus eben auch ganz andere Aufgebote als sich andere Barone leisten können. So hab ich im Budget einen festen Posten an Dukaten pro Jahr als "Reserve" um damit etwa ein Banner Söldner (oder eine Gruppe Abenteurer) einen Mond lang zu bezahlen und so kurzfristig reagieren zu können. Im Falle des Heerbanns, dem er ja folgen muss, kann er somit locker mit einer dreistelligen Zahl bewaffneter aufwarten und das ohne(!) die Aufgebote der ihm unterstellten Edlen und Ritter oder der Stadt Nattersquell.
    Natürlich verleiht ihm das (und seine durch die Kampagne entstandenen Kontakte zu Kaiserin und hohen Offizieren etc.) dann auch besonderes Gewicht, wenn es zum Heerzug kommt.

  • @ Mantelman:

    So ist das eben mit den Baronen in der goldenen Au; mehr Macht, Einfluss und Reichtum (oder sogar Untertanen und Leibeigene) als anderswo Grafen. ;)

    Ich glaube niemand der im Reich vor 1019 BF ein einigermaßen ruhiges und abgesichertes Leben hatte ist froh über die Entwicklungen der letzten 20 Jahre.
    Abgesehen von einigen Hochadeligen die ihre große Stunde für gekommen halten.
    Aber es soll ja eben auch uns Spielern gefallen und nicht den fiktiven Einwohnern.

    Vor allen Dingen laufen uns ältere Zeiten ja zum Bespielen nicht weg.
    Ich sehe die verschiedenen Jahrzehnte vor allem als Subsettings mit unterschiedlichen Stilrichtungen und Möglichkeiten.
    Genau wies bei einem Setting in der echten Welt die "50er" oder "70er" wären.
    Letztendlich spielen sehr viele Leute in der Hal-Ära: Vorabenteuer zu G7, Phileason, Löwe und Rabe etc.

    Das muss man bei solchen Diskussionen immer im Hinterkopf behalten und die verschiedenen Zeiten unterscheiden.